Gesundheit heute

Fußdeformitäten

Fußdeformität: Anlagebedingte Verformung der Füße mit Fehlstellung der Knochen und typischer Veränderung der Fußgewölbe.

Häufigste erworbene Deformität ist der Spreizfuß mit Absenkung des Quergewölbes, begünstigt durch Fehlbelastung des Fußes. Beim Plattfuß ist das Längsgewölbe abgeflacht. Er ist entweder angeboren oder erworben, manchmal als Restzustand eines normalen kindlichen Knick-Senkfußes. Der Hohlfuß zeigt eine Überhöhung des Längsgewölbes, in schwerer Form als Folge von Lähmungen der Fußmuskeln. Sichelfuß und Klumpfuß sind meist angeborene Fehlbildungen.

  • Sichtbare Fehlstellung des Fußes, besonders bei angeborenen Deformitäten
  • Belastungsabhängige Fußschmerzen
  • Druckschmerzhafte Schwielen und Hühneraugen, Druckgeschwüre und Zehenverformungen bei Spreiz,- Platt- und Hohlfüßen
  • Verstärkte X-Bein-Stellung bei Knick-Senkfüßen
  • Einwärtsgerichteter Gang bei Sichelfüßen
  • Vermehrtes Ablaufen des äußeren Schuhrands bei Spreizfüßen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen bei allen unklaren Schmerzen am Fuß.

Die Erkrankung

Der gesunde Fuß ist einem Dreibein-Stativ sehr ähnlich. Die Ferse und die Ballen der äußeren Zehen bilden die drei Beine, zwischen die das Fußgewölbe gespannt ist. Im Vorfuß liegt zwischen den Ballen von großem und kleinem Zeh das Quergewölbe. Zwischen Vor- und Rückfuß befindet sich das Längsgewölbe, das maximal am inneren Fußrand zwischen Ferse und Großzehenballen ausgeprägt ist. Bänder und Sehnenplatten halten die Spannung in den Fußgewölben aufrecht. Für eine normale Fußform ist außerdem eine korrekte Stellung der Fußwurzelknochen erforderlich. In diesem komplizierten Lastenverteilungssystem ergeben sich mehrere Möglichkeiten einer Störung:

  • Spreizfuß (Pes transverso planus): Bei dieser am häufigsten erworbenen Fußdeformität senkt sich das Quergewölbe ab. Das Körpergewicht ruht dadurch nicht mehr auf den äußeren Zehenballen, sondern auf den körperfernen Enden der zweiten bis vierten Mittelfußknochen, die bei einem gesunden Fuß den Boden nicht berühren. Die Anlage zum Spreizfuß ist erblich, kommt jedoch oft erst durch äußere Einflüsse zum Tragen, z. B. durch übermäßiges Stehen im Beruf, rasche Gewichtszunahme (z. B. in der Schwangerschaft), Heben schwerer Lasten oder durch modische Schuhe mit hohen Absätzen und schmaler Spitze. Oft macht auch ein ausgeprägter Spreizfuß keinerlei Beschwerden. Wird er jedoch schmerzhaft, ist manchmal von einem entzündlichen Spreizfuß die Rede – eine irreführende Bezeichnung, da den Beschwerden keine Entzündung zugrunde liegt. Eine typische Komplikation des Spreizfußes ist die Metatarsalgie, eine ebenso häufige wie unangenehme Erkrankung, die durch mechanische Reizung kleiner Nervenäste entsteht. Sie äußert sich in attackenartigen, brennenden oder elektrisierenden Schmerzen und/oder Kribbeln am Vorfuß, meist zwischen dem dritten und vierten Zeh.
  • Senkfuß,Knickfuß (Pes valgus): Diese Fußvarianten sind im Kleinkindalter sehr verbreitet und treten meist gemeinsam als Knick-Senkfuß auf. Sie werden bei Gehbeginn auffällig und zeigen sich in einer verstärkten X-Stellung der Ferse (Knickfuß) und einer Abflachung des inneren Fußgewölbes bei Belastung des Fußes (Senkfuß). Im unbelasteten Zustand zeigt der Fuß eine normale Form. Ein Knick-Senkfuß findet sich gehäuft bei Kindern mit Sehnen- und Bänderinstabilität, O-Beinen oder X-Beinen und Übergewicht. Er macht in der Regel keine Beschwerden und wächst sich meist folgenlos aus. Nur selten entwickelt er sich zu einem Plattfuß.
  • Plattfuß (Pes planus): Auch diese Deformität zeichnet sich durch eine Abflachung des Längsgewölbes aus, die jedoch auch im unbelasteten Zustand bestehen bleibt, also fixiert ist. Die seltene angeborene Form ist auch unter dem Namen Tintenlöscherfuß bekannt. Der hochschmerzhafte Lehrlingsplattfuß entwickelt sich gelegentlich aus einem kindlichen Senkfuß, tritt aber meist erst in der Pubertät auf. Unbehandelt geht er oft in einen Erwachsenenplattfuß über, wobei typischerweise die belastungsabhängigen Fußschmerzen wieder abnehmen.
  • Hohlfuß (Pes excavatus): Hier ist das innere Längsgewölbe zwischen Ferse und Großzehenballen überhöht; dadurch nimmt die Ferse meist eine nach innen gerichtete Stellung (O-Stellung) ein. Neben einer leichten anlagebedingten Variante gibt es eine schwere Form, die sich über mehrere Jahre als Folge von Bein- und Fußmuskellähmungen entwickelt, z. B. bei amyotropher Lateralsklerose, schweren Schädel-Hirn-Verletzungen oder Rückenmarktumoren.
  • Sichelfuß (Pes adductus): Mittelfuß und Zehen sind bei dieser Deformität verstärkt nach innen gewölbt. Die angeborene Form des Sichelfußes wird oft über beide Elternteile vererbt und ist gelegentlich fixiert, also nicht aktiv zu korrigieren. Die erworbene Sichelstellung entwickelt sich im Lauf des 1. Lebensjahrs, oft bei Säuglingen, die sich überwiegend in Bauchlage befinden. Wird der äußere Fußrand immer wieder mit einem Finger bestrichen, verliert der Fuß die Sichelhaltung und richtet sich gerade ein.
  • Klumpfuß (Pes equinovarus adductus): Diese schwere Deformität, die bei einem von 1 000 Neugeborenen auftritt, besteht aus einer Kombination von Hohlfuß, Sichelfuß, Spitzfußstellung und extremer O-Stellung im Sprunggelenk. Die Fußsohle ist nach innen gekehrt, in schweren Fällen sogar nach oben gerichtet. Es handelt sich dabei um eine komplizierte Fehlbildung des gesamten Fußes, die insbesondere die knöchernen Fußwurzeln, Bänder und Sehnen betrifft. Auch die Wadenmuskulatur ist deutlich unterentwickelt. Im Gegensatz zu einer der Form nach ähnlichen, jedoch unbedenklichen Gewohnheitshaltung von Säuglingen ist der Klumpfuß weitestgehend versteift und lässt sich nur durch starken Druck korrigieren. Selten entsteht ein Klumpfuß auch im späteren Alter als Folge schwerer Verletzungen oder neurologischer Erkrankungen (z. B. Verletzung von Beinnerven).

Spreiz-, Platt- und Hohlfüße führen unbehandelt gelegentlich zu zunehmenden belastungsabhängigen Schmerzen, langfristig auch zu Zehenverformungen wie Ballenzehen oder Hammerzehen und zu frühzeitigen Arthrosen in der Fußwurzel. Durch die unnormale Lastenverteilung und die veränderte Oberflächenform entstehen Schwielen, Hühneraugen und Druckstellen.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Die genaue Untersuchung des Fußes (stehend, gehend und liegend) ergibt die wichtigsten Hinweise auf die Erkrankung. Im Stehen beurteilt der Arzt die Form des Fußes unter Belastung, beim Gehen erkennt er dynamische Störungen, etwa beim Aufsetzen des Fußes oder während des Abrollvorgangs. Im Liegen lässt sich der Fuß ohne Belastung untersuchen, z. B. auf die Beweglichkeit der Fußgelenke oder die Hautdicke und Schwielenbildung an der Fußsohle. Viele Deformitäten haben ein charakteristisches Verschwielungsmuster, das sie eindeutig erkennbar macht. Ebenso aufschlussreich ist es für den Arzt, wenn Schuhe schief gelaufen oder Absätze einseitig abgetragen sind.

Fußform und Belastungszonen lassen sich am einfachsten durch Abdrücke auf speziellem Blaupapier dokumentieren. Dem gleichen Zweck dienen Spezialuntersuchungen wie die Podografie, die elektronische Fußabdrücke auf dem Monitor erstellt, oder die Podoskopie, die mit einer Glasplatte und Spiegeln arbeitet. Röntgen und CT zeigen die Fußknochen und deren Stellung zueinander. Insbesondere bei schweren und operationspflichtigen Fehlstellungen sind sie unerlässlich.

Therapie. Die Behandlung der Fußdeformitäten ist ebenso unterschiedlich wie ihre Ursache. Knick-Senkfüße bei Kindern erfordern meist keine spezifische Therapie; nur sehr ausgeprägte Fehlstellungen profitieren von Schuheinlagen. Die dazu verwendeten Schaleneinlagen richten das Fußgewölbe mit einem hochgezogenen seitlichen Rand und einem Fersenkeil auf. Im späteren Alter helfen Einlagen, Fußbeschwerden bei Spreiz-, Platt- und Hohlfüßen zu lindern. Durch Wulste im Mittelfußbereich unterstützen sie das Quergewölbe (Spreizfuß) oder Längsgewölbe (Plattfuß). Bei schmerzhaften Hohlfüßen kommen Stufeneinlagen zum Einsatz. Lassen sich die Beschwerden trotz konsequenter Benutzung der Einlagen nicht reduzieren, ist zusätzlich eine Therapie mit Schmerzmitteln (NSAR) indiziert.

Schwere Fehlstellungen, deren Ursache neurologische Erkrankungen sind, lassen sich ebenso wie angeborene Klump- oder Sichelfüße nicht ausreichend durch Einlagen behandeln. In diesen Fällen gelingt es nur durch orthopädische Spezialschuhe, den deformierten Fuß weich zu betten und dabei doch so straff zu führen, dass ein beschwerdefreies Gehen möglich ist. Entscheidend für den Erfolg ist die individuelle Anfertigung nach Maß durch einen Orthopädieschuhtechniker.

Bevor angeborene Klumpfüße mit orthopädischen Schuhen versorgt werden, haben sie bereits eine langwierige Behandlung hinter sich. Diese beginnt wenige Stunden bis Tage nach der Geburt mit einer Gipsbehandlung, die sich unter mehrfachem Gipswechsel über mehrere Wochen hinzieht. Anschließend erhalten die Kinder Lagerungsschalen, um den Korrekturerfolg aufrechtzuerhalten.

Ein ähnliches Behandlungsschema gilt für den angeborenen fixierten Sichelfuß. Bei einer nicht fixierten oder erworbenen Sichelstellung reicht es dagegen meist aus, den Fuß wiederholt in eine Normalstellung zu drücken. Auch regelmäßiges leichtes Bestreichen des äußeren Fußrands fördert die normale Ausrichtung des Fußes. Schaumstoffringe für die Unterschenkel helfen in der Bauchlage, eine Sichelhaltung durch Aufliegen der Füße auf dem Außenrand zu verhindern.

In seltenen Fällen ist bei angeborenen oder erworbenen Fußdeformitäten auch eine operative Behandlung erforderlich, z. B. bei angeborenen Klump-, Sichel- und Plattfüßen, schweren Hohlfüßen oder Plattfüßen aufgrund von Arthrosen.

Vorsorge und Selbsthilfe

Die wichtigste Maßnahme ist eine Kräftigung der Sehnen, Bänder und Muskeln von Kindesbeinen an, z. B. durch häufiges Barfußlaufen und spielerisches Gehen auf Zehenspitzen oder Ferse. Um Fehlbelastungen zu vermeiden, ist bei Schuhen auf eine ausreichend weite Zehenkappe zu achten. Wer nicht auf hohe Absätze verzichten will, wählt möglichst eine Sohlenform mit waagrechter Stellung im Absatzbereich; je steiler nämlich der Neigungswinkel im Fersenteil des Schuhs ist, desto höher ist die Belastung für den Vorfuß.

Komplementärmedizin

Auch wenn sie keinen Einfluss auf die Fußfehlstellung selbst haben, scheinen begleitend eingesetzte komplementärmedizinische Methoden wie Magnettherapie, Akupunktur und Homöopathie in einigen Fällen die durch die Fehlbelastung hervorgerufenen Schmerzen zu lindern.

Von: Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps