Gesundheit heute

Sprunggelenksverletzungen

Außenbandriss (Außenbandruptur): Teilweiser oder vollständiger Riss eines oder mehrerer der drei Bänder, die den Außenknöchel mit dem Sprungbein und dem Fersenbein verbinden. Eine Vorform ist die Außenbänderzerrung (Distorsion der fibulo-talaren Bänder), bei der mikroskopisch kleine Risse in der Bandstruktur entstehen. Ursache dieser häufigsten Band- und Sportverletzung des Menschen ist eine Sprunggelenksüberdehnung durch Übertreten (Umknicken) nach außen (Umknickverletzung, Supinationstrauma). Die Therapie besteht in mehrwöchiger Schienung, nur ausnahmsweise auch in einer operativen Behandlung durch eine Naht; beide zeigen gute Langzeitergebnisse.

Außenknöchelbruch (Außenknöchelfraktur, Fraktur der distalen Fibula): Bruch des Wadenbeins (Fibula) an seinem körperfernen Ende, das den Außenknöchel bildet. Zweithäufigster Bruch beim Menschen, meist verursacht durch eine Umknickverletzung (unten), selten durch direkte Gewalteinwirkung. Tritt gelegentlich auch als zweifacher Bruch (bimalleoläre Fraktur) in Kombination mit einem Innenknöchelbruch (Fraktur des malleolus medialis) auf, seltener als dreifacher Bruch (trimalleoläre Fraktur) mit einer zusätzlichen Absprengung an der hinteren Schienbeinkante. Bei unverschobenen Wadenbeinbrüchen unterhalb der Verbindungsbänder zum Schienbein (Syndesmosen) reicht zur Behandlung eine 6-wöchige Schienung und Entlastung, bei allen anderen Bruchformen ist eine operative Therapie erforderlich. In beiden Fällen lässt sich die Belastbarkeit des Gelenks vollständig wiederherstellen.

Leitbeschwerden

  • Schwellung und Bluterguss über dem Außenknöchel oder im gesamten Knöchelbereich
  • Starke Schmerzen am Außen- oder Innenknöchel, die Gehen oder Stehen unmöglich machen
  • Oft das Gefühl, dass etwas „kaputtgegangen“ ist
  • Manchmal Gelenkfehlstellung bei einem Bruch.

Wann zum Arzt

Sofort bei allen Beschwerden, die Stehen oder Gehen unmöglich machen.

In den nächsten Tagen bei allen Beschwerden am Knöchel, die innerhalb von 3 Tagen nicht verschwunden sind.

Die Erkrankung

Im Sprunggelenk bilden die unteren Enden von Schien- und Wadenbein eine knöcherne Gabel, die das Sprungbein als obersten Knochen der Fußwurzel umspannt . Das Gelenk wird durch drei Außenbänder verstärkt, die vom Außenknöchel zum Sprung- und Fersenbein verlaufen. Weitere Bandstrukturen, die Syndesmosen, schaffen im Sprunggelenk eine straffe Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein. Trotz dieser Stabilisierung ist das Sprunggelenk stark verletzungsgefährdet, insbesondere durch Übertreten nach außen. Eine solche Umknickverletzung ereignet sich häufig bei sportlichen Aktivitäten, die schnell wechselnde Bewegungsabläufe enthalten, z. B. Fußball, Volleyball oder Tennis. Besonders gefährdet sind auch Jogger, v. a. bei beginnender Ermüdung nach längeren Laufstrecken. Im Alltag sind es häufig Unachtsamkeiten beim Treten auf Bordsteine, Stufen oder Bodenvertiefungen, die zu Umknickverletzungen führen. Art und Umfang der Verletzung hängen dabei nicht nur vom Unfallmechanismus ab, sondern auch von der Beschaffenheit des Bindegewebes und der Knochensubstanz. Eine anlagebedingte Bindegewebsschwäche stellt, entgegen verbreiteter Meinung, einen relativen Schutz vor Bänderrissen dar.

Wenn sich der Fuß beim Übertreten über das normale Bewegungsausmaß hinaus nach innen dreht, überdehnt er die Außenbänder und übt einen starken Zug auf die Spitze des Außenknöchels aus. Die entstehenden Verletzungen reichen von einer einfachen Zerrung über einen teilweisen oder vollständigen Riss des vorderen oder mehrerer Außenbänder bis hin zum vollständigen Abriss der Außenknöchelspitze.

Zerrungen und Risse des Innenbands am Sprunggelenk oder isolierte Brüche der Innenknöchelspitze entstehen durch ein Übertreten nach innen mit Umknicken des Fußes nach außen (Pronationstrauma). Diese Verletzungen treten jedoch nur selten auf.

Bei stärkerer Gewalteinwirkung kommt es manchmal auch zu einer Durchtrennung der Syndesmose, einem Bruch des Innenknöchels oder einer Knochenabsprengung an der gelenkbildenden Schienbeinkante. Von einer Luxationsfraktur sprechen die Ärzte, wenn das gebrochene Gelenk zusätzlich ausgerenkt ist. Heilt ein Außenknöchelbruch nicht in anatomisch korrekter Stellung, verursacht er chronische Belastungsschmerzen und/oder eine mangelhafte Stabilität des Sprunggelenks, die letztlich oft zu einer Arthrose führt. Eine unerkannte oder unzureichend behandelte Verletzung der Bänder mündet meist in eine chronische Bandinstabilität. Wer von dieser Langzeitfolge betroffen ist, fühlt sich beim Gehen auf unebenem Gelände unsicher und neigt zu wiederholten Umknickverletzungen. Zudem droht längerfristig ebenfalls eine Arthrose im Sprunggelenk.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung

Eine übermäßige Verschieblichkeit des Fußes nach vorne (vordere Schublade) und eine verstärkte seitliche Aufklappbarkeit weisen auf einen Bänderriss hin; eine Fehlstellung oder ein Knirschen beweisen einen Bruch. Nahe dem Sprunggelenk liegt das körpernahe Ende des fünften Mittelfußknochens, das bei einem Bruch oft ähnliche Beschwerden verursacht wie das Sprunggelenk. Ein kurzer Druck auf diesen Knochen klärt, ob er verletzt ist.

Den Verdacht auf einen Knöchelbruch bestätigen Röntgenaufnahmen, im Zweifelsfall (oder zur Therapieplanung) ergänzt durch CT oder Kernspin. Verletzungen der Bänder lassen sich meist gut im Ultraschall und gegebenenfalls im Kernspin nachweisen.

Behandlung des Außenknöchelbruchs

Bei einem unverschobenen, stabilen Bruch (meist Weber-A-Fraktur) besteht die Therapie in einem Unterschenkelgehgips über 6 Wochen. Bereits nach 2 Wochen ist eine zunehmende kontrollierte Belastung des verletzten Fußes erlaubt. Kleinere Knochenabsprengungen lassen sich manchmal auch mit einer speziellen Schiene (Sprunggelenksorthese) behandeln, die von Anfang an eine teilweise Belastung und geführte Bewegung des verletzten Gelenks erlaubt (funktionelle Behandlung).

Ein verschobener oder instabiler Außenknöchelbruch vom Schweregrad Weber B oder C erfordert immer eine Operation, wenn möglich innerhalb der ersten 6 Stunden, bei starker Schwellung nach 3 bis 5 Tagen. Über einen etwa 10 cm langen Schnitt am Außenknöchel richtet der Arzt den Bruch unter Röntgenkontrolle ein und fixiert ihn anschließend mit einer Platte und mehreren Schrauben. Nach dem Nähen einer gerissenen Syndesmose sichert eine zusätzliche lange Schraube (Stellschraube) den Abstand zwischen Schien- und Wadenbein. Einen mitverletzten Innenknöchel fixiert der Arzt mit ein bis zwei Schrauben oder Drähten über einen zusätzlichen kleinen Schnitt.

Bis zur Wundheilung nach etwa 10 Tagen stellt ein Verband aus Gips oder Kunststoff das Sprunggelenk ruhig. Sofort nach der Operation beginnt ein Gehtraining, zunächst mit vollständiger Entlastung durch Gehstützen, 6 Wochen später nach Entfernung der Stellschraube mit stufenweise zunehmender Belastung des Sprunggelenks. In der Regel heilt der Außenknöchelbruch folgenlos und führt zu keinerlei bleibenden sportlichen Einschränkungen. Manchmal bestehen jedoch über mehrere Monate leichte Restbeschwerden wie Schwellneigung, Taubheitsgefühl oder Wetterfühligkeit.

Bereits 6 Wochen nach der Operation entfernt der Arzt die Stellschraube in örtlicher Betäubung, da zu diesem Zeitpunkt die Syndesmose bereits eine ausreichende Festigkeit erreicht hat und die Schraube unter der nun erlaubten Belastung brechen könnte. Platten, Drähte und übrige Schrauben verbleiben mindestens 6 Monate im Fuß.

Behandlung von Außenbandrissen

Einen Außenbandriss behandelt der Arzt in der Regel ohne Operation, selbst dann, wenn alle drei Bandteile betroffen sind. Die Therapie besteht in einer 6-wöchigen Sicherung und Teilentlastung in einem Stützverband, einer Orthese oder einer speziellen Schiene. Entlastende Spezialschuhe (z. B. Vacuped) kommen für diesen Zweck ebenfalls infrage; sie werden jedoch von den Krankenkassen nur für andere Indikationen (z. B. Achillessehnenriss) bezahlt. Selbstständig durchgeführte Gymnastikübungen kräftigen die Bein- und Fußmuskeln, die zur Gelenkstabilisierung beitragen. Sie verbessern außerdem die Bewegungskoordination und trainieren die Eigenreflexe, um das Risiko wiederholter Umknickverletzungen zu reduzieren. Nach 8 bis 12 Wochen Sportpause sind wieder die gewohnten sportlichen Aktivitäten erlaubt, in den ersten 4 bis 6 Monaten allerdings möglichst mit einem geeigneten Gelenkschutz, z. B. einem Tape-Verband. In seltenen Fällen verbleibt eine Bänderschwäche, die bei deutlicher Instabilität des Sprunggelenks eventuell eine spätere Operation erforderlich macht, meist in Form einer Bandplastik, die das geschädigte Gewebe durch körpereigene Strukturen (z. B. Bänder, Sehnen) verstärkt oder ersetzt.

Auch bei einem frischen Außenbandriss ist eine Operation möglich, allerdings nur selten empfehlenswert. Im Normalfall sind mit einer funktionellen Behandlung ähnlich gute Langzeitergebnisse zu erreichen wie mit einer Operation.

Eine Zerrung lässt sich wie ein Bänderriss behandeln, allerdings reicht zur Stabilisierung meist ein Tapeverband aus. Zudem ist der Heilungsprozess – je nach Schweregrad und Schmerzen – deutlich kürzer als beim Bänderriss. Als Maßstab zählt die Beschwerdefreiheit: Erlaubt ist, was keine Schmerzen bereitet. Die Verletzung heilt immer folgenlos.

Selbsthilfe

Als Erste Hilfe dienen bei Sprunggelenksverletzungen die Maßnahmen des P.E.C.H.-Schemas. Die Erstbehandlung von offenen Brüchen und Verletzungen mit Fehlstellung gehört allerdings in die Hand des Arztes.

Komplementärmedizin

Magnettherapie, Homöopathie und Akupunktur bieten individuell abgestimmte Behandlungen an, um Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen zu lindern sowie den Heilungsprozess zu unterstützen bzw. zu beschleunigen.

Vorsorge

Insbesondere bei den Risikosportarten ist das Tragen von richtigem Schuhwerk sehr wichtig. So verwenden Basketballer Stiefel, deren Schaft deutlich über das Sprunggelenk hinausreicht, um sich vor Verletzungen zu schützen. Viele Sportler legen Stützverbände an, wenn sie zum Umknicken im Sprunggelenk neigen. Letztlich ist aber eine äußere Stabilisierung durch Schienen oder Spezialschuhe nie so wirkungsvoll wie eine gut trainierte Muskulatur. Auch Koordinationsübungen und Reflextraining senken das Risiko einer Umknickverletzung.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Außenknöchelbruch: Ärztliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie eines Bruchs des Außenknöchels.
  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Außenbandruptur: Ärztliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie eines frischen Außenbandrisses des oberen Sprunggelenks.
  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Sprunggelenksverletzung: Ärztliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie der Erkrankung.
  • www.bsnmedical.de – Stichwort Tape: Kommerzielle Internetseite der BSN medical, einem Verbandsmaterialhersteller aus Hamburg: Ausführliche Anleitung verschiedener Tape-Verbände.
  • www.brooksrunning.de – Suchwort Außenbandläsion: Kommerzielle Internetseite der Brooks Sports GmbH, einem Laufschuhhersteller aus Münster: Sehr ausführliche Darstellung der Erkrankung, besonders unter dem Aspekt des Laufens.

Von: Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps