Gesundheit heute

Quadrizepssehnenriss und Patellarsehnenriss

Quadrizepssehnenriss (Quadrizepsruptur) oder Patellarsehnenriss (Patellarsehnenruptur): Riss der Sehne oberhalb der Kniescheibe (Quadrizepssehne) oder des Bands unterhalb der Kniescheibe zum Unterschenkelknochen (Patellarsehne oder Ligamentum patellae). Die Verletzung unterbricht den Streckapparat des Beins. Kleinere Einrisse lassen sich ohne Operation in einer speziellen Schiene behandeln, während vollständige Risse immer eine Naht erfordern. Bleibende Folgen sind nicht zu erwarten.

Leitbeschwerden

  • Oft spürbarer Riss
  • Anschließend mäßige Schmerzen ober- oder unterhalb der Kniescheibe
  • Anfangs oft tastbare Delle ober- oder unterhalb der Kniescheibe, später eher Schwellung
  • Gehen ist meist noch möglich, jedoch deutlicher Kraftverlust beim Kniestrecken (z. B. beim Treppensteigen) und beim Anheben des Unterschenkels im Sitzen oder Liegen.

Wann zum Arzt

Sofort bei allen Schmerzen im Bereich der Kniescheibe, die einem spürbaren Riss folgen.

Die Erkrankung

Aus dem unteren Ende der kräftigen vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizepsmuskel) entspringt die Quadrizepssehne. Sie setzt am oberen Pol der Kniescheibe an, verläuft als dicker Strang über deren Vorderseite und geht schließlich in die Patellasehne über, die den unteren Pol der Kniescheibe mit der Vorderseite des Schienbeins verbindet. Quadrizeps- und Patellasehne sind, wie auch die Kniescheibe, Teil des Streckapparats, der die Kräfte des Quadrizepsmuskels auf den Unterschenkel überträgt. Obwohl sie starke Zugkräfte auszuhalten haben, sind sie im normalen Zustand durch ihre feste Struktur vor Rissen geschützt. Diese treten nur an Sehnen auf, die bereits vorgeschädigt sind, etwa infolge von Stoffwechselerkankungen, z. B. Diabetes, Gicht, wiederholten Kortisoninjektionen, z. B. zur Behandlung eines Läuferknies, Transplantatentnahmen, z. B. bei Operationen einer Kreuzbandverletzung oder wiederholten, kleineren Verletzungen, die eventuell unbemerkt blieben. Betroffen sind daher vorwiegend ältere oder sportlich aktive Menschen. Direkter Anlass ist immer eine direkte oder indirekte Krafteinwirkung, die oft banal scheint. Beim Joggen kann etwa schon ein Tritt in eine Vertiefung zu einer plötzlichen Belastungsspitze führen und dadurch einen Riss verursachen.

Das macht der Arzt

Der Arzt wird meist schon durch Abtasten der Sehnen, insbesondere im Vergleich zur Gegenseite, den Riss erkennen. Einen wichtigen Hinweis gibt die Stellung der Kniescheibe: Bei gerissener Quadrizepssehne steht sie tiefer, bei gerissener Patellasehne höher als auf der unverletzten Seite. Ein Ultraschall oder Kernspin macht die Unterbrechung der Sehne sichtbar. Röntgenuntersuchungen sind nur notwendig, um einen begleitenden Kniescheibenbruch oder einen knöchernen Ausriss am Sehnenansatz auszuschließen.

Bei kleineren Rissen an nicht oder wenig vorgeschädigten Sehnen erhält der Patient eine Schiene, die er so lange trägt, bis Schmerzen und Schwellung abgeklungen sind. Mit anschließender Krankengymnastik ist die Verletzung innerhalb von 3 Monaten meist so weit geheilt, dass sie wieder normale sportliche Belastungen erlaubt.

Vollständige Sehnenrisse erfordern immer eine Operation, da die Sehnenstümpfe auseinanderweichen und deshalb keine Heilung ermöglichen, die zu einer ausreichenden Stabilität und Funktion des Streckapparats führt. Die Operation sollte schnellstmöglich durchgeführt werden, da der zunehmende Rückzug der gerissenen Sehnenteile die Operation erschwert und das erreichbare Endergebnis verschlechtert. Nachdem der Riss mit einer speziellen Technik (Durchflechtungsnaht) vernäht ist, beginnt eine Nachbehandlungsphase mit Krankengymnastik und Schienen. Nach 3 Monaten ist das Kniegelenk in der Regel wieder (sportlich) voll belastbar.

Von: Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hilfe fürs Arthroseknie

Wenn das Arthroseknie schmerzt kann man sich auch äußerlich behelfen.

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Schmerzgele und -pflaster

Kniearthrose ist schmerzhaft – doch nicht immer ist der Griff zur Tablette nötig. Denn schmerzende Kniegelenke lassen sich auch von außen effektiv behandeln. Und zwar mit Schmerzpflastern und Schmerzgelen.

Von außen ins Gelenk

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Piroxicam hemmen Entzündungen und lindern Schmerzen. Doch müssen die Wirkstoffe immer auch geschluckt werden? Wahrscheinlich nicht, ergab nun eine neue Meta-Analyse. Diese zeigte, dass äußerlich aufgetragene NSAR ebenso bis in das Gelenk eindringen. Sie reichern sich dort z. B. in den Menisken und in der Gelenkflüssigkeit an und lindern vermutlich dadurch den Arthroseschmerz.

Am stärksten wirksam erwies sich der Wirkstoff Diclofenac als Pflaster, gefolgt von Ibuprofen, Piroxicam, Diclofenac-Gel und Ketoprofen. Auch die Gelenkfunktion wurde durch die lokal aufgetragenen NSAR verbessert. Hier war Piroxicam Spitzenreiter, gefolgt von Ibuprofen, Diclofenac-Pflaster und Ketotifen. Wer sich nicht sicher ist, welcher Wirkstoff für ihn geeignet ist, bespricht das am besten mit seiner Apotheker*in oder Ärzt*in.

Nebenwirkungen an der Haut möglich

Der große Vorteil der Pflaster und Gele: Häufige Nebenwirkungen von NSAR in Tablettenform wie Sodbrennen und Magenschmerzen lassen sich wahrscheinlich vermeiden. Und während die Tabletten auf Dauer das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können, ist dieser Effekt bei Gelen oder Pflastern nicht zu erwarten. Da die analysierten Studien jedoch nicht länger als 12 Wochen dauerten, ist eine Aussage zur Sicherheit bei längerfristiger Anwendung noch nicht möglich.

Ganz ohne Nachteil sind aber auch die äußerlichen Präparate nicht. Manche Patient*innen zeigten Hautirritationen wie Trockenheit, Juckreiz oder allergische Reaktionen. Vor allem beim Wirkstoff Ketoprofen sollte man darauf achten, die behandelten Hautpartien keiner UV-Bestrahlung auszusetzen. Das eingeschmierte Knie sollte also bedeckt werden. Denn sonst droht schlimmstenfalls eine Fotodermatitis.

Quelle: Arzneiverordnung in der Praxis

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: agefotostock/imago-images.de