Gesundheit heute

Knieschmerz, vorderer

Vorderer Knieschmerz: Sammelbegriff verschiedener Erkrankungen, die Beschwerden im vorderen Gelenkanteil des Kniegelenks verursachen. Betroffen sind oft sportliche Menschen unter 60 Jahren. Zu dem häufigen Krankheitsbild zählen viele entzündliche und überlastungsbedingte Erkrankungen im Bereich Kapsel, Sehnen, Bänder und anderer Weichteile des Kniegelenks.

Leitbeschwerden

  • Schmerzen hinter, neben oder unterhalb der Kniescheibe
  • Belastungsschmerzen insbesondere beim Trepp- oder Bergabgehen und beim Aufstehen aus der Hocke, eventuell auch generell beim Gehen
  • Beschwerden oft am schlimmsten zu Beginn (Anlaufschmerz) und/oder nach Abschluss einer Belastung
  • Schwellungen in Höhe oder unterhalb der Kniescheibe
  • Bewegungseinschränkungen durch Schmerzen oder Spannungsgefühl.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei Schmerzen im Knie, die länger als 3 Tage dauern.

Die Erkrankung

Der vordere Knieschmerz ist ein sehr häufiges Krankheitsbild bei jüngeren, sportlich aktiven Menschen. Seine Ursache liegt meist in einer Fehl- oder Überlastung von Teilen des Kniegelenks oder seines Sehnen- und Bandapparats, besonders häufig in einer Sehnenansatzentzündung. Seltener ist er Ausdruck einer verschleißbedingten Erkrankung des Kniescheibenknorpels oder des Kniegelenks (Kniegelenksarthrose). Welche Erkrankung einen vorderen Knieschmerz auslöst, ist oft schwer zu erkennen, zumal die Krankheitsbegriffe sich teilweise überlappen. Typische Diagnosen sind:

Springerknie (Jumper’s Knee, Patellaspitzensyndrom): Diese häufigste Sehnenansatzentzündung des Kniegelenks tritt v. a. bei Basketball- und Volleyballspielern auf, gelegentlich auch bei Gewichthebern, Radfahrern, Hoch- und Weitspringern. Anlagebedingte Veränderungen wie ein Hochstand der Kniescheibe oder eine angeborene Bandschwäche begünstigen die Erkrankung, ebenso ein zurückliegender Morbus Osgood-Schlatter. Die schmerzhaften Veränderungen finden sich am unteren Pol der Kniescheibe (Patella) und an der Vorderkante des Schienbeins, wo das Kniescheibenband (Ligamentum patellae) am Knochen ansetzt und extreme Zugbelastungen auszuhalten hat. In 20–30 % der Fälle tritt das Springerknie beidseitig auf. Häufig entwickelt es sich zu einem chronischen, über viele Monate bis Jahre anhaltenden Krankheitsbild mit beschwerdearmen Phasen, aber häufig wiederkehrenden Schmerzen nach Belastungsspitzen.

Läuferknie (Entzündung des Tractus iliotibialis): Wenn nach längerem Laufen oder Radfahren Beschwerden an der äußeren Seite der Kniescheibe auftreten, ist dafür oft eine Entzündung des Tractus iliotibialis verantwortlich. Diese Sehnenplatte verläuft von der äußeren Hüfte über Oberschenkel und Knie bis zur Außenseite des Schienbeinkopfs. Beim Beugen und Strecken des Beins gleitet sie über die Gelenkrolle an der Außenseite des Kniegelenks. An dieser Stelle kommt es zu Reibungen, wenn die Sehnenplatte durch ein muskuläres Ungleichgewicht unter erhöhter Spannung steht. Die verstärkte Reibung führt längerfristig zu Reizerscheinungen und Entzündungen am knienahen Teil der Sehnenplatte. O-Beine und Fußdeformitäten wie Spreizfüße oder Hohlfüße fördern die Erkrankung.

Ansatztendinose des Pes anserinus: Neben dem inneren Rand der Kniescheibe setzen mehrere Oberschenkelmuskeln in einer gemeinsamen Sehnenplatte, dem Pes anserinus (wörtlich „Gänsefuß“), am Schienbeinkopf an. Zu schmerzhaften Entzündungen kommt es insbesondere bei Joggern und älteren Menschen mit einem künstlichen Kniegelenk. Oft führen starke Belastungen erst am nächsten Tag zu Beschwerden.

Erkrankungen des Hoffaschen Fettkörpers: Hinter und unterhalb der Kniescheibe befindet sich Fettgewebe, das als Hoffascher Fettkörper bezeichnet wird. Dieser ist schmerzhaft zu spüren, wenn er durch Gewalteinwirkung (z. B. Sturz auf das Knie) einreißt oder sich bei (sportlicher) Überlastung des Knies entzündet. Im ersten Fall tritt der stechende vordere Knieschmerz plötzlich auf, im zweiten nimmt er langsam zu.

Parapatellares Schmerzsyndrom (Chondropathia patellae): Diese häufig gestellte Diagnose beschreibt belastungsabhängige Schmerzen hinter der Kniescheibe, die besonders beim Bergab- oder Treppabgehen und beim Aufstehen nach längeren Sitzpausen auftreten. Die Schmerzen entstehen nicht durch Schäden am Kniescheibenknorpel, wie früher angenommen wurde, sondern im Wesentlichen durch überlastungsbedingte Reizzustände von Sehnen und Bändern, die an der Kniescheibe ansetzen oder seitlich davon verlaufen. Auch das Springerknie gehört zum parapatellaren Schmerzsyndrom, ebenso die Ansatzentzündung der Quadrizepssehne, die in den oberen Pol der Kniescheibe einstrahlt. Als Ursache vermuten die Ärzte einen Fehllauf der Kniescheibe in ihrem Gleitlager, das von den beiden Gelenkrollen des Oberschenkelknochens gebildet wird (Abb. Knie). Betroffen sind oft sportlich aktive Jugendliche während des pubertären Wachstumsschubs oder Menschen, die viel in Kniebeugung arbeiten. Da keine Strukturen geschädigt sind, heilt die Erkrankung folgenlos.

Die Chondromalazia patellae wird wegen der Ähnlichkeit der Begriffe, Ursachen und Symptomatik oft mit dem paratatellaren Schmerzsyndrom verwechselt oder gleichgestellt. Sie ist aber eine Form der Kniegelenksarthrose.

Zu einem vorderen Knieschmerz führen im weiteren Sinn auch die Osteochondrosis dissecans und die Schleimbeutelentzündung am Knie, die beide in einem eigenen Abschnitt besprochen sind.

Das macht der Arzt und Selbsthilfe

Diagnosesicherung. Durch eine klinische Untersuchung erfasst der Arzt, wann die Beschwerden auftreten, wo der Schmerzpunkt liegt, ob eine Schwellung vorliegt, ob die Sehnen verdickt sind und ob Kniescheibe oder Sehnen sich im Gleitlager reiben. Mit Ultraschall lassen sich Verdickungen und Entzündungszeichen an Sehnen und Sehnenansätzen erkennen. Vermutet der Arzt Schädigungen am Kniescheibenknorpel, weil er z. B. bei einem Patienten im mittleren Lebensalter ein deutliches Reiben der Kniescheibe (Krepitation) festgestellt, ordnet er spezielles Röntgen oder Kernspin an, um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Auf Röntgenbildern werden auch manchmal Verkalkungen sichtbar, die als mögliches Spätsymptom bei chronischen Sehnenansatzentzündungen auftreten.

Schonung. Da die meisten Ursachen des vorderen Knieschmerzes auf momentaner Überlastung der beteiligten Strukturen beruhen, ist Schonung die Grundmaßnahme jeder Therapie. Nur selten ist dazu eine kurzfristige Ruhigstellung erforderlich, z. B. durch einen

Was jedem Sportler klar sein sollte: Je länger er unter Schmerzen trainiert, desto länger wird es dauern, bis sich sein geschädigtes Knie wieder vollständig erholt.

Sonstige Therapien. Verschiedene physiotherapeutische Verfahren, z. B. Ultraschall, Elektrotherapie, manuelle Therapie, Anwendung von Kälte, Sehnenmassage und gezielte Dehnübungen ergänzen die Therapie. Bei Bedarf ergänzen Schmerzmittel (NSAR) und Sportsalben (z. B. Diclofenac-ratiopharm® Gel) die Therapie. Bei Sehnenansatzentzündungen bringen oft lokale Injektionen mit einem Betäubungsmittel eine sofortige, wenn auch nicht anhaltende Schmerzerleichterung.

Bei anhaltenden Beschwerden stehen Bewegungsübungen im Vordergrund. Besonders für Sportler entwickeln Physiotherapeuten und Sportlehrer ein geeignetes Trainingsprogramm, um durch spezielle Übungen und Anleitungen zur korrekten Technik künftige Überlastungen zu vermeiden. Manche Sportler profitieren von Bandagen, die auf eine stabilisierende und schmerzlindernde Wirkung ausgelegt sind. Allerdings ist umstritten, ob die Wirkung über einen psychologischen Effekt hinausgeht.

Bei chronischen Beschwerden wird auch zunehmend die extrakorporale Stoßwellentherapie eingesetzt; allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht die Kosten, da ein wissenschaftlicher Beweis der Wirksamkeit bei dieser Anwendung noch aussteht. Ebenfalls umstritten ist der Nutzen von Knorpelschutzmitteln (z. B. Hyaluronsäure) bei Schädigung des Kniescheibenknorpels: Hinter die Kniescheibe gespritzt sollen sie längerfristig Schmerzen lindern.

Operationen spielen bei der Behandlung des vorderen Knieschmerzes erst dann eine Rolle, wenn die konservative Therapie dauerhaft versagt. Bei starkem Fehllauf der Kniescheibe bietet sich eine operative Versetzung an. Der Engriff erfolgt meist im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie), die in gleicher Sitzung eine Glättung von aufgerautem Knorpel ermöglicht. Auch ein schmerzhaft erkrankter Hoffascher Fettkörper lässt sich arthroskopisch behandeln.

Komplementärmedizin

Komplementärmedizinische Verfahren wie Akupunktur, Magnettherapie und Homöopathie berichten von Behandlungserfolgen, wenn die Therapie auf das individuelle Beschwerdebild abgestimmt ist. Entspannungstherapien wie Autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson können helfen, mit schmerzverstärkenden Anspannungen des Alltags besser umzugehen und sich auch dann entspannen zu können, wenn sich die Schmerzen besonders stark bemerkbar machen.

Vorsorge

Vorsorge beim vorderen Knieschmerz bedeutet im Wesentlichen, sportartspezifische Überlastungen zu vermeiden. Gezielte Dehnübungen und eine dosierte Steigerung der Trainingsintensität bereiten die betroffenen Sehnen und Bänder auf die Belastung vor. Sportartgerechtes Schuhwerk sorgt für die Vermeidung von Belastungsspitzen. Ersetzen Sie Laufschuhe nach spätestens 600 km, da die Dämpfungswirkung und Führung durch die Sohle dann zunehmend nachlassen. Achten Sie außerdem darauf, Laufstrecke und Tempo häufig zu wechseln, um einer einförmigen Belastung vorzubeugen.

Im Alltag empfiehlt sich für Frauen mit vorderem Knieschmerz das Tragen von flachen Schuhen. Gegebenenfalls sind auch „Roots-Schuhe“ mit negativem Absatz sinnvoll, da auf diese Weise der Bandapparat des Kniegelenks entlastet wird. Wichtig ist auch, wann immer möglich Knien, Hocken und Sitzen mit überschlagenen Beinen zu vermeiden – diese Körperpositionen sind nämlich Gift für die Kniescheiben.

Weiterführende Informationen

  • www.dr-gumpert.de – Privat unterhaltenes Informationsportal von P. Gumpert, Taunusstein: Für das Suchwort Knieschmerz erhalten Sie ausführliche Darstellungen verschiedener Ursachen von Knieschmerzen, unter der Rubrik Knie hilfreiche Hintergrundinformationen.
  • www.rheuma-online.de – Rheumatologische Informationsplattform, Neuss: Bietet umfangreiches, ärztlich geleitetes Forum sowie zum Suchwort Knieschmerz zahlreiche Informationen. Verständliche Darstellung mit vielen Details.
  • U. Wegner: Sportverletzungen. Symptome, Ursachen, Therapien. Schlütersche, 2002. Kurze verständliche Beschreibung der gängigsten Sportverletzungen mit vielen Bildern.
  • M. Marquardt et al: Die Laufbibel. Spomedis, 2007. Standardwerk zu Lauftechnik, Ernährung, Trainingsplänen, Schuhwerk und Verletzungsprophylaxe.

Von: Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps