Gesundheit heute

Oberschenkelbruch

Oberschenkelbruch (Femurfraktur): Bruch des Oberschenkelknochens, im engeren Sinn des Oberschenkelschafts (Femurschaftfraktur). Die Verletzung entsteht hauptsächlich bei Einwirkung großer Kräfte, z. B. infolge eines Verkehrsunfalls oder Sturzes aus großer Höhe. Bei sofortiger Operation heilt sie meist folgenlos.

Leitbeschwerden

  • Stärkste Schmerzen am Oberschenkel
  • Belastung des Beins nicht möglich
  • Schwellung des Oberschenkels, manchmal auch des Kniegelenks
  • Fast immer von außen sichtbare Fehlstellung des Oberschenkels, oft Verkürzung und Außendrehung des Beins
  • Oft schwere Allgemeinreaktionen, Bewusstlosigkeit, Schock.

Wann zum Arzt

Sofort den Notarzt rufen bei starken Schmerzen oder Fehlstellungen im Oberschenkel nach einem Unfall.

Die Erkrankung

Der Schaft des Oberschenkels ist sehr kräftig ausgebildet und stabil, er bricht daher nur bei großer Krafteinwirkung. Da er gut in die Muskulatur des Oberschenkels eingebettet ist, sind offene Brüche selten; Trümmerbrüche kommen dagegen häufig vor. Meist bestehen zusätzlich schwere bis lebensbedrohliche Begleitverletzungen, insbesondere an Schädel, Bauch und Brust; sie entscheiden über das Schicksal des Patienten. Jedoch führen auch isolierte Oberschenkelbrüche manchmal zu gefährlichen Komplikationen, z. B. starken Blutungen, Thrombosen, Embolien oder Fettembolien (der Embolus besteht hier aus Fett). Nach Überstehen der ersten Tage ist die Prognose recht gut, wenn auch gelegentlich langwierige Infektionen der Markhöhle, Osteomyelitis, auftreten. Langfristig heilen Oberschenkelbrüche meist folgenlos, insbesondere bei jungen Menschen. Ist bei Brüchen am unteren Ende des Oberschenkels (distale Femurfrakturen) die Gelenkfläche des Kniegelenks mit betroffen, bleiben allerdings in 20 % der Fälle Bewegungseinschränkungen zurück. Zudem besteht – wie bei allen Knochenbrüchen mit Gelenkbeteiligung – in etwa gleicher Häufigkeit das Risiko einer frühzeitigen Arthrose.

Das macht der Arzt

Die klinischen Zeichen lenken in Verbindung mit der Vorgeschichte meist schnell den Verdacht auf einen Oberschenkelbruch. Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose, manchmal unterstützt durch ein CT.

Als Behandlung ist in der Regel eine sofortige Notfalloperation erforderlich. Stehen allerdings bei lebensbedrohlichen Mehrfachverletzungen dringlichere Eingriffe im Vordergrund, wird der Oberschenkelbruch zunächst nur provisorisch versorgt und erst später definitiv operiert. Diese provisorische Stabilisierung erfolgt meist mit einer äußeren Spannvorrichtung (Fixateur externe); auch offene Brüche werden damit häufig versorgt.

Ansonsten werden Oberschenkelbrüche in der Regel mit einem langen Marknagel stabilisiert, der den Markraum des Schafts über die gesamte Länge ausfüllt und mit Querschrauben gegen Verdrehen und Verschieben gesichert ist. Bei gelenknahen Brüchen und Begleitverletzungen bietet sich als alternative Operationsmethode an, die Knochenfragmente mit einer langen Platte und Schrauben zu verbinden.

Ist der Bruch nicht stark getrümmert, beginnt schon wenige Tage nach der Operation ein Gehtraining an Unterarmgehstützen mit allmählich zunehmender Belastung. Ein Gipsverband ist überflüssig, da die Implantate den Knochen ausreichend stabilisieren. Bei einer Marknagelung ist es üblich, einen Teil der Querschrauben bereits nach 6 bis 12 Wochen zu entfernen. So lässt sich das Körpergewicht nutzen, um die Knochenfragmente einzustauchen und damit die Bruchheilung zu beschleunigen. Der Nagel selbst verbleibt wenigstens 1,5–2 Jahre im Knochen, wird aber oft auch belassen, wenn er keine Beschwerden verursacht. Auch eine Plattenentfernung erfolgt frühestens nach 1,5 Jahren.

Bei Kleinkindern wird ein Oberschenkelbruch in der Regel nicht operiert, sondern in einer Overheadextension (Streckverband) behandelt (siehe Abb). Ab dem 5. Lebensjahr ist jedoch eine operative Stabilisierung erforderlich, entweder mit elastischen Nägeln, die der Chirurg in den Markraum des Knochens einschiebt, oder mittels eines äußeren Spanners (Fixateur externe). Die Kinder können rasch wieder laufen, je nach Bruchform mit Teil- oder sogar Vollbelastung des betroffenen Beins.

Von: Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hilfe fürs Arthroseknie

Wenn das Arthroseknie schmerzt kann man sich auch äußerlich behelfen.

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Schmerzgele und -pflaster

Kniearthrose ist schmerzhaft – doch nicht immer ist der Griff zur Tablette nötig. Denn schmerzende Kniegelenke lassen sich auch von außen effektiv behandeln. Und zwar mit Schmerzpflastern und Schmerzgelen.

Von außen ins Gelenk

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Piroxicam hemmen Entzündungen und lindern Schmerzen. Doch müssen die Wirkstoffe immer auch geschluckt werden? Wahrscheinlich nicht, ergab nun eine neue Meta-Analyse. Diese zeigte, dass äußerlich aufgetragene NSAR ebenso bis in das Gelenk eindringen. Sie reichern sich dort z. B. in den Menisken und in der Gelenkflüssigkeit an und lindern vermutlich dadurch den Arthroseschmerz.

Am stärksten wirksam erwies sich der Wirkstoff Diclofenac als Pflaster, gefolgt von Ibuprofen, Piroxicam, Diclofenac-Gel und Ketoprofen. Auch die Gelenkfunktion wurde durch die lokal aufgetragenen NSAR verbessert. Hier war Piroxicam Spitzenreiter, gefolgt von Ibuprofen, Diclofenac-Pflaster und Ketotifen. Wer sich nicht sicher ist, welcher Wirkstoff für ihn geeignet ist, bespricht das am besten mit seiner Apotheker*in oder Ärzt*in.

Nebenwirkungen an der Haut möglich

Der große Vorteil der Pflaster und Gele: Häufige Nebenwirkungen von NSAR in Tablettenform wie Sodbrennen und Magenschmerzen lassen sich wahrscheinlich vermeiden. Und während die Tabletten auf Dauer das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können, ist dieser Effekt bei Gelen oder Pflastern nicht zu erwarten. Da die analysierten Studien jedoch nicht länger als 12 Wochen dauerten, ist eine Aussage zur Sicherheit bei längerfristiger Anwendung noch nicht möglich.

Ganz ohne Nachteil sind aber auch die äußerlichen Präparate nicht. Manche Patient*innen zeigten Hautirritationen wie Trockenheit, Juckreiz oder allergische Reaktionen. Vor allem beim Wirkstoff Ketoprofen sollte man darauf achten, die behandelten Hautpartien keiner UV-Bestrahlung auszusetzen. Das eingeschmierte Knie sollte also bedeckt werden. Denn sonst droht schlimmstenfalls eine Fotodermatitis.

Quelle: Arzneiverordnung in der Praxis

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: agefotostock/imago-images.de