Gesundheit heute

Hüftgelenksarthrose

Die Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose, Coxarthrose) ist ein krankhafter Verschleiß des Hüftgelenks mit Abnutzung und entzündlichen Folgeerscheinungen vor allem des Gelenkknorpels.

Sie entsteht entweder aus unbekannter Ursache (primäre Koxarthrose), durch andere Erkrankungen wie angeborene oder erworbene Fehlstellungen (Coxa valga), oder infolge von Knorpelverletzungen (sekundäre Koxarthrose). Am häufigsten ist die primäre Koxarthrose, die begünstigt wird durch Sport, starkes Übergewicht oder berufliche Überlastung des Gelenks. Bei fortgeschrittener Arthrose ist eine Heilung nicht möglich. Bei dauerhaft starken Schmerzen bleibt nur die künstliche Hüfte (Hüftgelenksendoprothese).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anfangs Steifigkeitsgefühl im Hüftgelenk
  • Schmerzen in der Leiste, oft auch im Gesäß oder Oberschenkel, bis zum Knie ziehend
  • Nächtliche Schmerzen
  • Anlaufschmerzen nach Bewegungsruhe, z. B. morgens nach dem Aufstehen
  • Ermüdungsschmerzen nach längerem Laufen, Stehen oder Arbeiten
  • Einschränkung der Hüftbeweglichkeit: Als erstes sind davon die Innenrotation (das Bein einwärts zum anderen Bein drehen) und die Abduktion (das Bein auswärts schwingen wie ein Hampelmann) betroffen – sowie komplexe Bewegungen wie das Sockenanziehen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • Schmerzen in der Leiste länger als 3 Tage anhalten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Ausgangspunkt der Verschleißerscheinungen ist ein Missverhältnis zwischen belastungsbedingtem Knorpelabrieb und körpereigenen Reparaturmaßnahmen. Deshalb zeigt sich der Zerstörungsprozess zunächst v. a. am Gelenkknorpel und anderen knorpeligen Gelenkstrukturen. Später greifen die Veränderungen auch auf den Knochen über, der direkt unterhalb der Knorpelschicht liegt.

Bei allen Ursachen nimmt der Verschleiß schleichend über Jahrzehnte zu, sodass Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen meist erst ab dem 60. Lebensjahr zum Arztbesuch führen. Wenn sich auf den kontinuierlichen Prozess der Knorpel- und Knochenzerstörung entzündliche Reaktionen aufpfropfen, z. B. aufgrund einer Überlastung des Gelenks – etwa bei einem Umzug oder Urlaub –, nehmen die Beschwerden zeitweilig zu. Man spricht in diesem Fall von einer aktivierten Arthrose. Anfällig für Arthrosen sind insbesondere die Gelenke in Schulter, Hand, Hüfte, Knie und Fuß.

Es gibt aber noch einen weiteren Krankheitsmechanismus, nämlich Passungenauigkeiten (Inkongruenzen) zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf. Diese Inkongruenzen führen bei bestimmten Bewegungen zu einem "Einrammen" des Hüftkopfs in die Gelenkpfanne und damit über Jahrzehnte zu einer langsam fortschreitenden Abnützung des Gelenks (Impingement). Das Impingement soll für einen Teil der sogenannten "primären" Koxarthrosen verantwortlich sein.

Ausgehend vom Konzept des Impingement, gibt es seit etwa 15 Jahren Operationsmöglichkeiten, die die Inkongruenzen beseitigen und die Gelenkmechanik verbessern. Diese Operationen sind aber nur in den Anfangsstadien der Erkrankung, d. h. bei jungen Patienten zwischen 20 und 40 Jahren sinnvoll. Bereits eingetretene Knorpelschäden lassen sich dadurch nicht mehr beheben. Ob sich damit, wie erhofft, die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose verhindern lässt, werden die nächsten Jahre und Jahrzehnte zeigen.

Sekundäre Koxarthrosen sind meist Folge von angeborenen (z. B. Hüftdysplasie), in der Kindheit nach Hüfterkrankungen erworbenen (Hüftkopfgleiten und Morbus Perthes) oder Folge von unfallbedingten Inkongruenzen von Hüftkopf und Hüftpfanne (z. B. nach Brüchen der Hüftpfanne). Außerdem gehören in weiterem Sinne in diese Gruppe die Hüftkopfnekrosen nach medialer Schenkelhalsfraktur sowie nach unfallbedingter Hüftausrenkung.

Klinik

Die Hüftgelenksarthrose beginnt mit unspezifischen Beschwerden – oft nur einem Gefühl mangelnder Lockerheit im Hüftgelenk oder einem gelegentlichen Ziehen in der Leiste. In diesem Stadium ist der Gelenkknorpel leicht angegriffen, die Hüftmuskulatur verspannt.

Im weiteren Verlauf wechseln Phasen mäßiger Beschwerden mit Phasen, in denen die Schmerzen akut zunehmen. Für Letztere sind Entzündungsreaktionen verantwortlich, die sich z. B. als Folge einer zeitweilig verstärkten Belastung entwickeln (aktivierte Arthrose). Wird der Knorpel weiterhin mechanisch abgerieben und verbraucht, kommt es schließlich zum direkten Kontakt der knöchernen rauen Gelenkanteile. Dies führt oft zu massiven Schmerzen und einem Verlust der Beweglichkeit bis hin zur Versteifung der Hüfte (Ankylose).

Risikofaktoren

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Koxarthrose klinisch manifest wird und ärztliches Eingreifen erfordert, steigt mit:

  • Zunehmendem Alter
  • Übergewicht
  • Angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen im Hüftgelenk
  • Früheren Verletzungen im Hüftgelenk und früheren operativen Eingriffen an der Hüfte
  • Per se kein Risikofaktor ist eine "chronisch" höhere Belastung des Hüftgelenks durch Beruf oder Sport. So sind Briefträger und Langstreckenläufer nicht häufiger von einer Hüftgelenksarthrose betroffen. Ist das Hüftgelenk aber vorgeschädigt, etwa durch eine Gelenkfehlstellung im Kindesalter, beschleunigt eine höhere Belastung im Alltag das Voranschreiten der Koxarthrose.

Komplikationen

Obwohl der Einbau einer künstlichen Hüfte (TEP = Totalendoprothese) eine Standardoperation ist, lassen sich Komplikationen nicht ausschließen, wie die gefürchtete TEP-Luxation: Trotz optimaler Operationstechnik rutscht manchmal der Hüftkopf aus der Pfanne und es kommt zur Auskugelung (Luxation). Die Muskulatur ist dabei durch den Eingriff so stark geschwächt, dass sie den Kopf nicht fest genug in der Pfanne halten kann, insbesondere bei Überkreuzen und Außendrehung der Beine. Plötzliche starke Schmerzen in der Leiste und eine Beinverkürzung wecken beim Arzt den Verdacht auf eine TEP-Luxation; ein Röntgenbild sichert die Diagnose. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, ist die sofortige Wiedereinrenkung erforderlich, meist in Narkose. Bei wiederholten Luxationen hilft oft nur eine erneute Operation mit Austausch der Gleitflächen von künstlicher Pfanne und Gelenkkopf.

Eine weitere schwerwiegende Komplikation ist die Prothesen-Infektion. Sie heilt nicht ohne Therapie, da durch die Prothese die Abwehrzellen des Körpers den Infektionsprozess nur teilweise in den Griff bekommen. Nur durch eine aufwendige und viele Wochen dauernde Behandlung kann die Infektion bekämpft werden. Zum Therapiekonzept gehören eine operative Ausräumung des Infektionsherds, Spülungen über Drainagen und eine lang dauernde Antibiotikatherapie. Häufig lässt es sich trotzdem nicht vermeiden, die Prothese zu entfernen. In diesem Fall ist es erforderlich, die entstandene Lücke mit einem Platzhalter aus Kunststoff zu überbrücken. Der Platzhalter verhindert eine Verkürzung des Beins durch den Muskelzug so lange, bis der Patient nach Ausheilen des Infekts einen neuen Gelenkersatz erhält.

Diagnosesicherung

Die genannten Beschwerden und die sich daraus ergebenden schmerzhaften Bewegungseinschränkungen bis hin zum Hinken geben dem Arzt erste Hinweise.

Die Bewegungseinschränkungen lassen sich leicht im Liegen prüfen:

  • Schmerzen bei Drehung des Beins nach außen oder bei Schütteln des Hüftgelenks erhärten den Verdacht auf eine Koxarthrose.
  • Eine Beinverkürzung lässt sich durch Messen der Beinlängen feststellen.

Ferner wird der Arzt die Schmerzlokalisation, -intensität und -auslöser erfragen. Die noch vorhandene Leistungsfähigkeit der Hüfte wird anhand der maximalen Gehstrecke eingeschätzt.

Röntgenaufnahmen der Hüfte ergänzen die klinische Diagnostik. Oft stimmt aber die Heftigkeit der Beschwerden nicht mit der Schwere der im Röntgenbild sichtbaren Arthrose überein. Hier gilt der Grundsatz: Behandelt werden Patienten, nicht Röntgenbilder. Nur in seltenen Fällen ist zur Bestätigung der Diagnose und insbesondere zur Therapieplanung ein CT oder Kernspin erforderlich.

Behandlung

Die Behandlung basiert darauf, Schmerzen zu lindern und die Gelenkbeweglichkeit soweit wie möglich aufrechtzuerhalten. Nur wenn das nicht mehr ausreichend ist, steht die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks an.

Konservative Therapie

Dazu zählen:

  • In leichten wie fortgeschrittenen Fällen hilft Physiotherapie. Der Patient lernt, seine Beweglichkeit mit gezielten Übungen im Sinne einer Gang-, Haltungs- und Koordinationsschulung zu verbessern und beteiligte Muskeln zu kräftigen.
  • Physikalische Maßnahmen wie Wärme- oder Kälteanwendungen, Massagen, Elektrotherapie und Bäder ergänzen die Physiotherapie.
  • Gehhilfen, z. B. ein Stock, Unterarmstützen oder ein fahrbarer Gehwagen (Rollator) erhalten die Mobilität im Alltag.
  • Auch orthopädische Einlagen oder Schuhzurichtungen unterstützen die Fortbewegung, z. B. gummigepufferte Absätze, Erhöhungen des Schuhaußenrands oder Erhöhungen der Ferse zum Beinlängenausgleich. Orthopädische Stützapparate (Orthesen) können das Gelenk führen und entlasten.
  • Hilfsmittel. Bei fortgeschrittener Arthrose bringen medizinische Hilfsmittel wie Keilkissen, Sitzerhöhungen (Toilette), Strumpfanzieher oftmals eine große Erleichterung.

Schmerzmittel. Jeder Betroffene laboriert zu Beginn mit Schmerzsalben oder -gelen, stellt aber fest, dass diese kaum helfen. Besser sind oral eingenommene Schmerzmittel in Form von Tabletten, Dragees, Tropfen, Saft oder Zäpfchen, oder Injektionen in Muskel oder Vene. An erster Stelle kommen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz, z. B. Diclofenac oder Ibuprofen. Sie wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern auch abschwellend und schmerzlindernd. Aufgrund möglicher Wechsel- und Nebenwirkungen, zum Beispiel auf den Magen-Darm-Trakt, sollten sie jedoch nur kurzfristig und möglichst niedrig dosiert zum Einsatz kommen. Eine Ausnahme ist Paracetamol. Es kann bei leichten Schmerzen aufgrund seiner guten Verträglichkeit auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden – oft ist aber seine Wirkung nicht sehr stark. Das Medikament Metamizol ist oft sehr wirksam, aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen aber nur Mittel der 2. Wahl, so bei akuten Verschlimmerungen der Schmerzen z. B. nach einem Sturz.

Die parallele Einnahme von sog. Cox-2-Hemmern zu einem NSAR kann die die Nebenwirkungen von NSAR mindern, da sich so deren benötigte Dosis senken lässt. Allerdings wird dies mit dem Risiko seltener, aber gravierender Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf-System erkauft. Die Anwendung ist deshalb der sorgfältigen Abwägung im Einzelfall vorbehalten.

Sehr starke Schmerzen lassen sich durch Opiate lindern.

Kortison-Injektionen. Injektionen mit Glucocorticoid-Kristallsuspensionen sollen längerfristig schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Es wird empfohlen, maximal 4 Injektionen jährlich pro Gelenk durchzuführen. Eine kurzfristige Wirkung tritt zwar fast immer ein, ein Langzeiteffekt ist jedoch fraglich – manche Spezialisten vermuten, dass sich das Fortschreiten der Arthrose sogar beschleunigt. Außerdem bergen Kortisonspritzen das Risiko von Nekrosen, wenn nicht der freie Gelenkraum, sondern der Knorpel getroffen wird. Insgesamt sind die Kortison-Injektionen deshalb umstritten.

Medikamente zum Knorpelaufbau. Auch der Nutzen von Medikamenten zum Knorpelaufbau ist fraglich. Allenfalls können Spritzen direkt in das Gelenk die Gleiteigenschaften des erkrankten Gelenks etwas verbessern, so etwa Injektionen mit Hyaluronsäure, einer Substanz, die natürlicherweise im Knorpel vorkommt. Ein positiver Langzeiteffekt ist aber, wie gesagt, nicht sicher belegt. Gleiches gilt für die Wirkstoffe Glucosamin, Oxaceprol und Chondroitin-Sulfat.

Operative Therapie

Frühe gelenkerhaltende Eingriffe. Im Frühstadium der Hüftgelenksarthrose können gelenkerhaltende Operationen die Inkongruenzen im Hüftgelenk beseitigen und so das Fortschreiten der Arthrose aufhalten. Zu diesen Operationen gehören intertrochantäre Osteotomien am Oberschenkelknochen zur Verbesserung der Hüftkopfposition, Becken-Osteotomien zur Korrektur der Hüftpfannenposition, chirurgische Hüftluxationen zur Rundung des Hüftkopfes oder zur Korrektur des Hüftpfannenrandes und arthroskopische Operationen am Hüftgelenk. Diese Operationen werden in der Regel bei Kindern und jungen Erwachsenen durchgeführt. Arzt und Patient müssen die schwierige Frage abwägen, ob eine größere Operation in einem frühen Stadium der Hüftgelenksarthrose Sinn macht, in dem zwar nur wenige oder keine Beschwerden bestehen, aber die Manifestation einer Arthrose womöglich noch verhindert werden kann. Auch können die Langzeiteffekte gelenkerhaltender Operationen im Einzelfall nicht vorhergesagt werden.

Hüft-Totalendoprothese. In der Regel sind Hüftgelenksarthrosepatienten über 60 Jahre alt und der Verschleiß ist bereits weit fortgeschritten. Da sich verbrauchter Knorpel trotz intensiver Forschung bisher nicht ersetzen lässt, kommt nur der Einsatz einer künstlichen Hüfte infrage. In der Regel handelt es sich dabei um eine Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP), die aus Pfanne und Schaft mit aufsitzendem Kopf besteht.

Oft ist der Anlass für den Einsatz einer Hüft-TEP eine Schenkelhalsfraktur. In diesem Fall ersetzt der Operateur unter bestimmten Umständen lediglich den Schenkelkopf und verzichtet auf den Ersatz der nicht beschädigten Hüftpfanne. Weil aber der ersetzte künstliche (und harte) Hüftkopf über Jahre die Hüftpfanne schädigt und ins Becken durchwandern kann, kommt diese Prothese nur bei alten Patienten mit einer Lebenserwartung von höchstens noch zehn Jahren in Frage.

Wird nur eine Hälfte des Hüftgelenks ausgetauscht, sprechen Mediziner von einer Hemiendoprothese (HEP).

Oberflächenersatzprothese. Eine neuere Entwicklung ist die Oberflächenersatzprothese (Birmingham Hip Resurfacing, BHR, McMinn-Prothese), bei der ebenfalls die Pfanne und der Kopf ersetzt werden. Im Gegensatz zur konventionellen Hüft-TEP wird aber der Schenkelhals nicht abgesägt, sondern nur der eigentliche Hüftkopf zurecht gefräst und durch eine aufzementierte Metallkappe gleichsam überkront. Dieses Verfahren verbreitet sich zunehmend, weil weniger eigener Knochen entfernt werden muss. Sinnvoll ist es für jüngere Patienten, die eine ansonsten gute Knochensubstanz haben. Ob die Langzeitergebnisse dieses Prothesentyps aber gleich gut sind wie diejenigen der konventionellen Hüft-TEPs, steht heute noch nicht fest.

Der Arzt kann die Operation über einen Schnitt von vorne, von hinten oder von der Seite durchführen. In der konventionellen Technik ist der Schnitt 15–20 cm lang, bei minimal-invasiven Verfahren fällt der Hautschnitt mit 6–10 cm wesentlich kleiner aus. Um das künstliche Gelenk im Knochen zu verankern, stehen 2 grundsätzliche Verfahren zur Auswahl:

  • Die zementfreie Implantation mit präziser Einpassung und gegebenenfalls Verschraubung der künstlichen Gelenkanteile
  • Die zementierte Implantation mit Verwendung einer Kittsubstanz (Knochenzement).

Bei älteren Patienten kommen häufiger zementierte Systeme zum Einsatz. Wie zementfreie künstliche Gelenke halten diese bis zu 20 Jahre. Die Prothesen bestehen aus mehreren verschiedenen Metalllegierungen, speziellen Kunststoffen und Hightech-Keramiken.

Ob die Belastung schon wenige Tage nach der Operation möglich ist oder ob eine Teilbelastung von mehreren Wochen unter krankengymnastischer Anleitung notwendig ist, hängt von der Einstellung und Einschätzung des Chirurgen, der Art der Fixierung (zementiert bzw. nicht-zementiert; bei zementierten Prothesen darf früher mobilisiert werden) und der Art des Schnitts ab. Langfristiges Ziel der Operation ist in jedem Fall eine schmerzfreie Beweglichkeit und Belastbarkeit der Hüfte, die es erlaubt, den Alltag zu meistern.

Transplantation von Knorpelgewebe. Ein neuer Therapieansatz ist die Transplantation von gesundem Knorpelgewebe, das die Funktion des geschädigten Knorpels ersetzt. Damit könnte nach Meinung von Experten dem Verschleiß und dem Funktionsverlust des Gelenks erfolgreich entgegengewirkt werden. Bislang wird dieses Verfahren nur von wenigen Spezialisten in Deutschland angewendet. Darüber hinaus eignet sich die Therapie nur für jüngere Patienten, bei denen der Knorpelschaden lokal begrenzt auftritt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Regelmäßige Bewegung. Kaum eine Koxarthrose lässt sich "heilen", also ursächlich therapieren – aber alle Koxarthrosen lassen sich in ihrem Fortschreiten verzögern.

Das Wichtigste dazu ist die regelmäßige sportliche Betätigung nach dem Motto: Bewegen ist gut, Belasten ist schlecht. Hervorragend geeignete Sportarten sind z. B. Radfahren, Schwimmen und Wandern. Weniger anzuraten sind dagegen Joggen oder Fußballspielen, da hierbei stoßartige Bewegungen das Hüftgelenk belasten.

Grundsätzlich ist Sport auch bei künstlicher Hüfte sinnvoll. Riskant sind allerdings sportliche Aktivitäten, die mit abrupten Drehbewegungen, häufigem Kreuzen der Beine und vielen Belastungsspitzen verbunden sind – wie Tennis, Ballspiele, Reiten oder alpiner Skilauf: sie erhöhen nämlich die Gefahr einer Auskugelung oder Lockerung des künstlichen Gelenks. Unkritisch dagegen sind Radfahren, Wandern, Schwimmen (Kraulen), Skilanglauf, Gymnastik und Rudern.

Ernährung und Abbau von Übergewicht. Der therapeutische Nutzen einer Beseitigung von Übergewicht zur Linderung von Hüftgelenksbeschwerden ist wissenschaftlich belegt. Was die beste Ernährung betrifft, so profitieren Arthrosepatienten besonders von einer ausgewogenen fleischarmen Kost. Nützlich soll ein hoher Anteil an Fisch sein, da den Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird; außerdem sollen sie den degenerativen Prozessen an den Gelenken entgegenwirken.

Nahrungsergänzungsmittel. Der Markt bietet vielerlei Nahrungsergänzungsmittel, denen knorpelschützende bzw. die Knorpelregeneration anregende Wirkungen zugeschrieben werden. Sie werden meist in Form von Kapseln eingenommen. Nach einigen Studien sollen Avocado-Soja-Öle, die sich durch einen besonders hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren auszeichnen, sowie Grünlippmuschelextrakte das Voranschreiten einer Arthrose (im Frühstadium) aufhalten, wenn die Präparate mindestens 3 Monate im Jahr eingenommen werden. Der vorgeblich knorpelregenerierende Effekt des Grünlippmuschelextrakts wird v. a. dem hohen Gehalt an Mangan, Methylsulfonylmethan, Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat zugeschrieben. Wie alle Therapieansätze, die direkt auf den Gelenkknorpel selbst Einfluss nehmen (sollen), haben sie keinen Effekt mehr, wenn der Knorpel bereits stark geschädigt bzw. kaum oder gar nicht mehr vorhanden ist.

Komplementärmedizin

Phytotherapie. Häufig eingesetzte standardisierte Pflanzenextrakte basieren auf Heilpflanzen, die sich v. a. durch stoffwechsel- oder durchblutungsfördernde sowie schmerzlindernde Wirkungen auszeichnen, allen voran Brennnesselblätter, Ackerschachtelhalmkraut und Löwenzahn. In vielen Fällen bietet sich eine längerfristige Anwendung an, z. B. in Form einer Teekur (z. B. Gerner Rheumatee). Ansonsten kommen zur Linderung abnutzungsbedingter Gelenkschmerzen die gleichen Phytotherapeutika in Betracht wie zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis.

Homöopathie. Die Homöopathie nennt neben einer individuell abgestimmten Konstitutionsbehandlung u. a. Causticum, Calcarea phosphorica, Mercurius solubilis, Phosphorus und Sulfur als hilfreich zur Linderung von Gelenkabnutzungsbeschwerden. Bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß und den damit verbundenen Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen ist eine Kombination mit anderen Therapieformen angezeigt.

Physikalische Therapie. Wärmeanwendungen wie feucht-warme Umschläge oder erwärmte Heublumensäckchen lindern die Beschwerden im chronischen Stadium. Wegen ihrer muskelentspannenden und durchblutungsfördernden Wirkungen sind auch Vollbäder mit Badezusätzen wie Schwefel, Sole oder Fichtennadeln empfehlenswert.

Bei einer aktivierten Arthrose stehen dagegen Kälteanwendungen wie kalte Umschläge oder Kältepackungen in Form von eis- oder kühlschrankgelagerten Quark- bzw. Moorpackungen im Vordergrund, die mehrmals täglich direkt auf die Hüfte gelegt werden. Besteht eine aktivierte Arthrose, dürfen keine warmen Vollbäder durchgeführt werden.

Akupunktur. Dass Akupunktur Gelenkabnutzungsbeschwerden mindert, gilt inzwischen als gesichert. Ob mit dem Verfahren eine langfristige Besserung erreicht werden kann, ist aber noch offen.

Magnettherapie. Es gibt Hinweise, dass die Magnettherapie den Knorpelaufbau stimuliert bzw. einen knorpelregenierenden Effekt hat. Es kann deshalb einen Versuch wert sein, das Verfahren bereits in einem frühen Stadium in einem mehrwöchigen Therapieintervall einzusetzen, also dann, wenn noch genug Gelenkknorpel vorhanden ist. Nachteilig sind die erheblichen Kosten.

Mind-Body-Therapien. Yoga, Autogenes Training oder die Progressive Muskerelaxation nach Jacobson haben sich – wie bei allen chronischen Schmerzen des Bewegungsapparats – auch zur Linderung von Arthrosebeschwerden bewährt.

Enzymtherapie. Sie ist v. a. eine Option, wenn die Neigung zu häufigen Entzündungen (aktivierte Arthrosen) besteht. Zur Eindämmung der Entzündung wird das Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung einzeln oder in Kombination mit anderen Enzymen (z. B. mit dem Pankreasenzym) in Tabletten- oder Pulverform eingenommen.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Koxarthrose: Ärztliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie der Hüftgelenksarthrose.
  • www.deutsches-arthrose-forum.de – Nicht kommerzielle, von der Deutschen Arthrose Stiftung unterstützte private Internetseite, Pforzheim: Sehr umfassend und informativ, bietet auch Regionalgruppen und eine Arthrose-Datenbank ("Zugang zum Arthrose Forum"). Wählen Sie über die Rubrik Arthrose-Archiv die Coxarthrose.
  • J. Heisel: Die Endoprothesenschule. Schüling, 2006. Ratgeber zweier Orthopädiechefärzte, bietet guten Überblick.

Von: Dr. Ute Koch, Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Arne Schäffler, Sandra Göbel
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps