Gesundheit heute

Mittelhandbruch

Mittelhandbruch (Metakarpalfraktur): Bruch einer der fünf Mittelhandknochen, meist durch Sturz auf die Hand oder einen starken Anprall, z. B. bei einem Faustschlag gegen die Wand. Der Mittelhandbruch macht sich mit starken Schmerzen und geschwollenem Handrücken bemerkbar, betroffen sind vor allem junge Männer. Zur Behandlung reicht häufig eine mehrwöchige Ruhigstellung. Ist der Bruch allerdings verdreht, verschoben oder befindet er sich in Gelenknähe, muss operiert werden, um Fehlstellungen zu vermeiden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Druck- und Bewegungsschmerz
  • Meist ausgeprägte Schwellung
  • Starke Bewegungseinschränkung
  • Schmerzen beim Bewegen des Unterarms (bei Bruch des Daumengrundgelenks)
  • Sichtbare Fehlstellung.

Wann in die Arztpraxis

Gleich nach dem Unfall, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Die fünf Mittelhandknochen (Metakarpalknochen) befinden sich zwischen den Knochen der Finger und der Handwurzel. Häufigste Ursache für Brüche sind starke Gewalteinwirkung wie Faustschläge im Rahmen gewalttätiger Auseinandersetzungen, aber auch Stürze auf die Hand oder Sportunfälle. Bei Hobbyboxern ist aufgrund mangelhafter Technik oft der Mittelhandknochen des kleinen Fingers betroffen, weshalb man diesen Bruch auch Boxerfraktur (Boxer´s fracture) nennt.

Nicht immer ist starke Gewalt nötig, damit die Mittelhandknochen brechen. Bei verringerter Knochendichte (Osteoporose) genügen schon Lappalien.

Formen und Einteilung

Brüche an Mittelhandknochen haben die Besonderheit, dass sie oft schräg oder spiralförmig verlaufen. Die Bruchflächen verschieben sich dadurch häufig gegeneinander oder verkippen sogar.

Je nach Lage teilt man Mittelhandknochenbrüche folgendermaßen ein:

  • MC-Basisfraktur: Bruch des basisnahen (handwurzelnahen) Teils eines Mittelhandknochens (Metakarpalknochens, Abk. MC)
  • MC-Schaftfraktur: Bruch im Schaftbereich des Mittelhandknochens
  • Metacarpale Köpfchenfrakturen: Bruch im zu den Fingern zeigenden Bereich des Knochens.

Basisnahe Brüche des Daumengrundgelenks (Metakarpalknochen 1 oder MC1) werden nach Lokalisation und Verlauf zusätzlich eingeteilt:

  • Winterstein-Fraktur. Dieser gerade oder schräge Bruch verläuft außerhalb der Gelenkkapsel.
  • Bennett-Fraktur. Hier handelt es sich um einen schrägen Bruch im Bereich der Gelenkkapsel des Daumengrundgelenks.
  • Rolando-Fraktur. Dieser Bruch zeichnet sich durch einen Y-förmigen Verlauf aus, d. h., die Basis des Daumengrundgelenks ist in 3 Teile gebrochen.

Komplikationen

Mittelhandbrüche werden oft von Verletzungen der dort verlaufenden Sehnen, Gefäße oder auch Nerven begleitet. Bei geschlossenen Verletzungen und starker Ödembildung tritt manchmal ein Kompartmentsyndrom auf.

Langfristig drohen vor allem zwei Komplikationen: Das Einsteifen des Gelenks (begünstigt durch nicht ausreichende Physiotherapie) und die Entwicklung einer Arthrose, im Fall des Daumens einer Rhizarthrose.

Diagnosesicherung

Die oben genannten Beschwerden und klinischen Befunde lenken sofort den Verdacht auf einen Mittelhandbruch. Oft lassen sich die Schmerzen verstärken, wenn die Ärzt*in den betroffenen Finger in seiner Längsachse staucht – ein einfacher, aber nicht ganz sicherer Test.

Zur Diagnosesicherung sind Röntgenaufnahmen erforderlich, bei komplizierteren Verletzungen mit Gelenkbeteiligung auch eine CT zur besseren Beurteilung. Um begleitende Verletzungen von Gefäßen und Nerven nicht zu übersehen, prüft die Ärzt*in Durchblutung, Beweglichkeit (Motorik) und Sensibilität von Hand und Fingern. Besteht diesbezüglich ein Verdacht, hilft ein MRT weiter.

Differenzialdiagnosen. Schmerzen und Schwellungen im Bereich der Hand werden auch durch Prellungen und Zerrungen sowie Sehnen- oder Bandverletzungen verursacht. Des Weiteren ist abzuklären, ob andere Brüche vorliegen, z. B. ein Handwurzelbruch oder Kahnbeinbruch oder ein Speichenbruch.

Behandlung

Sofortmaßnahmen: Die nötigen Sofortmaßnahmen sind in der PECH-Regel zusammengefasst:

  • Pause: Hand sofort ruhigstellen und schonen.
  • Kühlen (Eis): Gelenk 15 bis 20 Minuten lang kühlen. Dabei dürfen Eiswürfel und Coolpacks nicht direkt, sondern nur in ein Tuch gewickelt auf die Haut kommen, da sie sonst Kälteschäden hervorrufen.
  • Kompression (compression): Ein Kompressionsverband lindert das Anschwellen. Achtung, nicht zu stramm anlegen, damit Blutzu- und abfuhr gewährleistet bleiben!
  • Hochlagern. Das Hochlagern von Hand und Arm verhindert eine zu starke Durchblutung des Fingers und wirkt ebenfalls dem Anschwellen entgegen.

Hinweis: Bei Verletzungen der Hand sind Ringe, Armbänder und Uhren abzulegen, da das Anschwellen der Finger droht.

Nachsorge. Je nach Verfahren beginnen die physiotherapeutischen Übungen ohne Belastung schon ab dem 1. bis 3. Tag nach Operation. Ab der 4. Woche darf die Hand uneingeschränkt bewegt, ab der 8. auch wieder belastet werden.

Konservativ

Sind die Knochenbruchstücke nicht oder kaum verschoben oder verdreht, ist eine konservative Behandlung ausreichend. Die Ärzt*in richtet den Bruch bei Bedarf in lokaler Betäubung oder Kurznarkose ein und stellt den Knochen gemeinsam mit dem Nachbarfinger anschließend für 4 Wochen ruhig. Dazu verwendet sie einen Unterarm(kunststoff)gips oder eine individuell angepasste Gipsschiene mit Fingereinschluss. Manchmal kommen auch vorgefertigte Schienen zum Einsatz, z. B. Mittelhandschienen aus Kunststoff oder Fingerschienen aus Aluminium.

Nachsorge. Nach Abnahme des Gipses oder der Schiene muss die Patient*in einen Kompressionshandschuh tragen, der die Hand weiter stabilisiert und Schwellungen entgegenwirkt. Gleichzeitig beginnt die Physiotherapie. Zunächst stehen aktive Bewegungen auf dem Plan, später kommen Belastungen hinzu. Ab der 6. Woche nach dem Unfall ist der Finger meist wieder belastungsstabil, nach einem halben Jahr darf wieder geboxt werden.

Operativ

Folgende Brüche machen in der Regel eine Operation erforderlich:

  • Brüche mit einer Verdrehung im Bruchbereich (Drehfehler, Rotationsfehler, sie führen beim Faustschluss häufig zu einem Überkreuzen der Finger)
  • Stark verschobene Brüche oder Brüche mit einer Verkürzung des Mittelhandknochens > 0,5 cm
  • Brüche in Gelenknähe
  • Instabile Brüche
  • Offene Brüche oder vorhandene Begleitverletzungen
  • Basisnahe Brüche des Daumengrundgelenks (hier sind die Bruchstücke aufgrund des starken Zugs der Sehne des langen Daumenstreckers ohnehin meist verschoben).

Zur operativen Versorgung dieser Brüche gibt es verschiedene Verfahren. Winterstein-Frakturen oder einfache Brüche an der Basis eines Mittelhandknochens (MC-Basisfrakturen) lassen sich oft geschlossen einrichten und zur Stabilisierung mit einem Kirschner-Draht versorgen. Ansonsten werden die Brüche offen eingerichtet und die Knochen mit Schrauben, Miniplatten oder Drähten stabilisiert. Im Anschluss an die Operation ist eine Gipsruhigstellung für 1 bis 3 Wochen erforderlich.

Prognose

Mittelhandbrüche heilen in der Regel gut. Bei komplizierteren Formen können nach der Operation manchmal Fehlstellungen und Bewegungseinschränkungen, z. B. beim Greifen, zurückbleiben.

Was Sie selbst tun können

Übungen zu Hause. Damit die Hand wieder voll funktionstüchtig wird, sind die in der Physiotherapie erlernten Übungen am besten dreimal täglich zu Hause durchzuführen. Hier zwei Beispiele:

  • Faustschluss. Hand wiederholt zur Faust schließen und öffnen.
  • Kirschen klauen. Arme mit geöffneter Hand nach vorne heben, über dem Kopf ausstrecken, Handfläche zeigt nach oben. Hand zur Faust einrollen. Gestreckten Arm senken und an die Seite nehmen, dabei die Faust im Handgelenk nach hinten beugen. Mehrmals wiederholen.

Einfetten der Operationsnarbe. Harte, feste Operationsnarben können in der Handinnenfläche sehr stören. Cremen Sie die Narbenhaut mehrmals täglich mit einer fetthaltigen Creme ein, um sie geschmeidig zu halten.

Handbäder. Nach Abnahme der Schienen lässt sich die Hand besonders gut im warmen Wasserbad mobilisieren, z. B. durch wiederholtes Öffnen und Schließen der Hand zur Faust. Empfohlen werden 5-mal täglich etwa fünfminütige Bäder in angenehm handwarmem Wasser. Welche Bewegungen in welchem Ausmaß erlaubt sind, ist mit der behandelnden Ärzt*in abzuklären.

Vorsicht mit Sport

Wie schnell nach der Behandlung eines Mittelhandbruchs wieder Sport getrieben werden darf, hängt von der Form der Behandlung und von der Sportart ab.

  • Nach konservativer Behandlung dauert es meist 3 Monate, bis Low-Impact-Sportarten erlaubt sind. Das ist Sport ohne starke Gelenkbelastung und Kraftspitzen wie etwa Radfahren, Schwimmen oder Wandern. Bei Kontaktsportarten oder Sport mit ausgeprägter Gelenkbelastung durch Drehungen oder Sprünge (High-Impact-Sportarten) rät die Ärzt*in meist zu einer Pause von mindestens einem halben Jahr.
  • Wurde der Bruch operativ versorgt, ist Sport oft früher wieder möglich. Bei Low-Impact-Sportarten meist nach etwa 2, bei High-Impact-Sportarten nach etwa 3 Monaten.

Richtig boxen. Der Boxerbruch ist bei Profis selten, bei Hobby-Boxern dagegen häufig. Hier hilft es, die richtige Technik zu erlernen, damit die Kraft auf die stabileren Mittelhandknochen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger gelenkt wird.

Weiterführende Informationen

Von: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps