Gesundheit heute

Handwurzelbrüche und Kahnbeinbrüche

Handwurzelbrüche (Handwurzelfrakturen, Karpalfrakturen): Brüche eines, selten mehrerer der acht Handwurzelknochen, in der Regel durch einen Sturz auf die im Handgelenk überstreckte Hand. 75 % der Fälle sind Kahnbeinbrüche (Skaphoidfrakturen) an der Daumenseite der Handwurzel. Kahnbeinbrüche werden meist operiert; Brüche der übrigen Handwurzelknochen werden in der Regel konservativ behandelt.

Leitbeschwerden

Druck- und Bewegungsschmerz sowie Schwellung im Bereich des Handgelenks oder der Handwurzel nach einem Sturz oder Unfall.

Wann zum Arzt

Noch am gleichen Tag, wenn nach einem Unfall schmerzhafte Schwellungen an der Hand bestehen

Die Erkrankung

Bei Brüchen der Handwurzelknochen ist meist das Kahnbein betroffen. Es hat eine besonders spärliche und verletzungsanfällige Blutversorgung. Insbesondere bei verschobenen Kahnbeinbrüchen besteht deshalb die Gefahr, dass ein Bruchstück von der Blutversorgung abgeschnitten wird, der Bruch nicht heilt (Kahnbeinpseudarthrose) und der betroffene Kahnbeinanteil abstirbt. Chronische Schmerzen und eine Arthrose von Handwurzel und Handgelenk sind die typischen Folgen.

Als weitere Komplikation tritt gelegentlich eine Sudeck-Erkrankung auf. Oft wird der Kahnbeinbruch anfangs nicht erkannt, weil die Patienten der Meinung sind, unter einer simplen Verstauchung der Hand zu leiden, und deshalb nicht zum Arzt gehen. Manchmal wird der Bruch auch übersehen, weil er auf einer ersten Röntgenaufnahme nicht so deutlich zu erkennen ist. Eventuell ist eine CT- oder Kernspin-Aufnahme notwendig, um den Bruch sichtbar zu machen.

Das macht der Arzt

Die oben genannten Symptome weisen den Arzt auf einen möglichen Handwurzelbruch hin. Starke Indizien für eine Kahnbeinfraktur sind ein räumlich begrenzter Druckschmerz in der Tabatière (Foveola Radialis, auch anatomical snuff box, also Schnupftabakdose, genannt) – eine sichtbare Vertiefung zwischen Daumen, Daumenstrecksehne und Handgelenk bei Überstreckung des Daumens – und Schmerzen in der Handwurzel bei Stauchung von Daumen und Zeigefinger. Der Arzt sichert die Diagnose durch Röntgen, im Zweifelsfall auch durch ein CT oder Kernspin.

Brüche des Kahnbeins werden meist operiert, um das Risiko von späteren Kahnbeinpseudarthrosen zu minimieren. Dabei richtet der Arzt den Bruch ein und presst die Bruchstücke mit einer speziellen Schraube (Herbert-Schraube) möglichst eng zusammen. Zur Nachbehandlung empfehlen manche Ärzte eine 2 bis 4-wöchige Ruhigstellung im Gips, andere verzichten darauf. Nach 6 bis 8 Wochen ist die Handwurzel wieder voll belastbar, der Patient ist uneingeschränkt arbeitsfähig. Die Herbert-Schraube verbleibt normalerweise im Kahnbein.

Nur völlig unverschobene Kahnbeinbrüche werden konservativ durch Ruhigstellung im Unterarmgips mit Daumeneinschluss in dieser Form für 12 Wochen behandelt.

Alle übrigen Handwurzelbrüche stellt der Arzt für 6 bis 12 Wochen im Unterarmgips ruhig. Nur wenn sie verschoben oder von Verrenkungen begleitet sind, erfordern diese Verletzungen eine operative Therapie. Je nach Verletzungsart besteht sie in einer Verdrahtung oder Verschraubung der Bruchstücke, gegebenenfalls zusätzlich in einer Rekonstruktion von gerissenen Bandstrukturen.

Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Knie-OP: Physio geht auch per Video

Mit einer genauen Anleitung lässt sich eine Physiotherapie auch per Video erfolgreich durchführen.

Knie-OP: Physio geht auch per Video

Nach der Knie-Prothesen-OP

Nach dem Einpflanzen einer Knieprothese ist erstmal die Rehabilitation angesagt. Ein wichtiger Teil davon ist die Physiotherapie. Die klappt auch gut mit virtueller Anleitung.

Ohne Reha geht es nicht

Damit ein künstliches Kniegelenk (Knie-TEP) gut einheilt und funktioniert, ist eine Rehabilitation nötig, also eine spezifische Anschlussheilbehandlung. Sie beginnt direkt nach der Operation und wird dann in Rehakliniken oder ambulant fortgesetzt. Neben Schmerzbehandlung und Beratung ist die Physiotherapie der wichtigste Bestandteil der Maßnahme. Durch spezielle Übungen wird dafür gesorgt, dass das Knie wieder gebeugt und gestreckt werden kann. Außerdem werden die Muskeln gestärkt. Das ist besonders wichtig, weil sie das Kniegelenk führen und stabilisieren sollen.

Normalerweise wird die Physiotherapie unter persönlicher Betreuung durchgeführt. Dass sie bei ausgewählten Patient*innen auch virtuell erfolgreich ist, haben jetzt kanadische Forschenden gezeigt. In ihrer Studie untersuchten sie die Reha-Ergebnisse von 275 Personen nach einer Knie-TEP. 100 von ihnen hatten ihre Physiotherapie zweimal wöchentlich per Video online erhalten. 175 Betroffene turnten zwei Mal die Woche in 5er-Gruppen unter persönlicher Anleitung einer Physiotherapeut*in.

Schmerzen in beiden Gruppen gleich

In der Videogruppe erreichten 85% der Betroffenen eine Kniebeugung von über 120°, und 96 Prozent ein Kniestreckungsdefizit von weniger als 5% (das bedeutet, dass sie das Knie fast komplett strecken konnten). Bei den persönlich Betreuten waren das zwar etwas mehr (91 und 98 Prozent), der Unterschied war jedoch nicht signifikant. Die Schmerzen waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Etwa 10% aus der Videogruppe kamen mit der Videoanleitung nicht zurecht und mussten auf die persönliche Betreuung wechseln. Dabei handelte es sich vor allem um Frauen über 65, deren Kniebeugung direkt nach Operation stark eingeschränkt war.

Physio per Video war beliebt

Das virtuelle Programm kann bei ausgewählten Patient*innen die persönliche Betreuung ersetzen, meinen die Forschenden. Die meisten Patient*innen, die bis zum Schluss per Video trainiert wurden, sahen dies genauso: 80 Prozent von ihnen würden sich wieder für eine virtuelle Physiotherapie entscheiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Giorgio Fochesato