Gesundheit heute

Unterarmbruch

Unterarmbruch: Isolierter Bruch von einem der beiden Unterarmknochen – als Ellenbruch (Ulnafraktur) oder Speichenbruch (Radiusfraktur) – oder beider Unterarmknochen zugleich als kompletter Unterarmbruch. Am häufigsten ist die Speiche betroffen, etwas seltener beide Unterarmknochen, in Ausnahmefällen nur die Elle. Die Ursache ist meist ein Sturz auf den ausgestreckten Arm. Brüche im Schaftbereich des Unterarms werden bei Erwachsenen fast immer operiert, Brüche am Handgelenk dagegen nur bei stärkerer Verschiebung der Bruchstücke. Wenn keine nennenswerte Fehlstellung verbleibt, heilen Unterarmbrüche in der Regel ohne bleibende Beschwerden oder Funktionseinbußen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starke, bewegungsabhängige Schmerzen in Unterarm und/oder Handgelenk mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung
  • Zunehmende Schwellung an Unterarm oder Handgelenk
  • Häufig sichtbare Fehlstellung (Abknickung des Unterarms in Gabelstellung oder Bajonettstellung des Handgelenks).

Wann zum Arzt

Noch am selben Tag, wenn

  • nach einem Sturz die oben genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Der Unterarm besteht aus zwei langen Knochen, der Speiche (Radius) und der Elle (Ulna). Unterschieden wird bei Brüchen des Unterarms nicht nur, welcher der beiden Knochen betroffen ist. Entscheidend ist auch, in welcher Höhe der Bruch liegt.

Am häufigsten bricht die Speiche nahe am Handgelenk, wobei man auch oft von einem „gebrochenen Handgelenk“ spricht. Diese Bezeichnung ist jedoch nicht korrekt – gebrochen ist nicht das Gelenk, sondern das untere Ende der Speiche. Die „distale Radiusfraktur“ (wie der Bruch medizinisch korrekt heißt), ist nicht nur der häufigste Unterarmbruch, sondern beim Menschen der häufigste Knochenbruch überhaupt. Die weiteren, selteneren Unterarmbrüche liegen entweder ellenbogennah (proximale Brüche) oder in der Mitte des Knochens (medial).

Weitere Einteilungen

Brüche des Schafts von Elle oder Speiche lassen sich zudem nach der Bruchart einteilen. Einfache Brüche können schräg, spiralförmig oder quer verlaufen. Bei Keilfrakturen kann der Keil intakt oder in sich gebrochen sein. Mehrfragmentfrakturen haben entweder ein intaktes Zwischensegment (dann ist der Knochen in 3 Stücke gebrochen) oder ein frakturiertes Zwischensegment, d. h. mehrere Bruchstücke.

Ursachen

Typische Ursachen von Unterarmbrüchen sind – neben dem Sturz auf den ausgestreckten Arm – gewaltsame Verbiegungen, Stauchungen oder Verdrehungen des Unterarms bei Verkehrsunfällen. Seltener führt ein direkter Anprall zu der Verletzung, etwa bei der Abwehr eines Schlags (Parierfraktur).

Komplikationen

Am Unterarm verlaufen auf engem Raum Nerven und Gefäße, die bei Brüchen leicht verletzt werden können. Eine seltene, aber gefürchtete Komplikation bei allen Unterarm- und Handgelenkbrüchen ist außerdem das Komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS, früher Sudeck-Erkrankung genannt). Dies ist eine neurologische Erkrankung, die im Anschluss an ein Trauma auftritt und mit Schmerzen, Muskelschwäche und Bewegungseinschränkungen einhergeht.

Sonderformen

Monteggia-Fraktur. Hier ist die Elle nahe am Ellenbogen gebrochen (proximale Ulnafraktur), gleichzeitig ist das Speichenköpfchen aus seiner Gelenkpfanne geglitten und die entsprechende Bandverbindung gerissen. Vor Versorgung des Ellenbruchs muss das Speichenköpfchen wieder eingerenkt werden.

Galeazzi-Fraktur. Dieser Bruch ist eine Kombination aus Speichenbruch, Ausrenkung der Elle aus dem handgelenksnahen Gelenk zwischen Elle und Speiche und dem Riss der Knochenhaut zwischen Speiche und Elle. Um die Stabilität des Unterarms wiederherzustellen, ist eine operative Versorgung und die Fixierung der Bruchteile mit Platten oder Schrauben erforderlich.

Grünholzbruch. Bei diesem Bruch handelt es sich um einen unvollständigen Bruch, bei dem die Knochenhaut nicht oder nur an einer sehr kleinen Stelle einreißt. Er kommt besonders oft am Unterarm vor, mehr dazu unter Grünholzbruch.

Diagnosesicherung

Körperliche Untersuchung. Den ersten Hinweis auf einen Unterarmbruch liefert der Ärzt*in die typische Schonhaltung, bei der die gesunde Hand den verletzten und schmerzenden Arm abstützt. Ein Druckschmerz an typischer Stelle des Unterarms bestätigt den Verdacht. Als sichere Knochenbruchzeichen gelten eine sichtbare Fehlstellung des Unterarms oder Handgelenks, knirschende Geräusche bei Bewegung des Arms sowie eine abnorme Beweglichkeit.

Hinweise auf ein drohendes CRPS sind die verhärtete Muskulatur am Unterarm und Schmerzen beim passiven Strecken der Finger. Um eine Verletzung von Nerven und Gefäßen nicht zu übersehen, prüft die Ärzt*in den DMS-Status, d. h. Durchblutung, Motorik und Sensibilität des betroffenen Arms.

  • Eine Schädigung des Speichennervs (Nervus radialis) macht sich durch die sog. Fallhand bemerkbar. Dabei kann die Patient*in Hand und Finger nicht strecken, weshalb diese schlaff vom angehobenen Unterarm herabhängen.
  • Ist der Ellennerv (Nervus ulnaris) geschädigt, kommt es zu Störungen der Handinnenmuskeln und zu Gefühlsstörungen an der Handaußenseite. Es resultiert die Krallenhand, bei der nicht die Fingergrundgelenke, wohl aber die Endgelenke gebeugt werden können.
  • Ist der Mittelarmnerv (Nervus medianus) betroffen, droht die Lähmung von Ringfinger und kleinem Finger. Da diese dann nicht mehr ausgestreckt werden können, spricht man auch von einer "Schwurhand". Außerdem ist die Sensibilität von Daumen und Zeigefingerkuppe gestört.
  • Ist die Armarterie (Arteria brachialis) in Mitleidenschaft gezogen, ist der Puls am Handgelenk abgeschwächt oder fehlt ganz.

Technische Untersuchungen. Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose und helfen der Ärzt*in bei der Therapieentscheidung. Bei Verdacht auf eine Sudeck-Erkrankung veranlasst die Ärzt*in eine Kompartmentdruckmessung, bei Hinweisen auf Gefäßverletzung eine Angiografie, also die radiologische Untersuchung der Gefäße.

Differenzialdiagnosen. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des Arms finden sich auch bei anderen Bruchverletzungen (Ellenhakenbruch, Oberarmbruch) sowie bei Ellenbogenverrenkung und Chassaignac-Lähmung. Hinter Lähmungen und Sensibilitätsstörungen an der Hand können auch ein Supinatorlogen-Syndrom oder ein Ulnarisrinnen-Syndrom stecken.

Behandlung

Konservative Behandlung bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen ist die konservative Behandlung von Unterarmbrüchen eher die Ausnahme. Denn durch die besondere Anatomie des Unterarms ist die Stellung der Knochen in der korrekten Achse wichtig. Schon kleine Abweichungen stören die wichtigen Umwendbewegungen des Unterarms. Zudem müsste der Unterarm für eine Heilung sehr lange ruhiggestellt werden. Dadurch schrumpfen Bandstrukturen und Muskeln, die Beweglichkeit ist gefährdet. Eine konservative Behandlung kommt deshalb nur in folgenden Situationen infrage:

  • Kontraindikation gegen die operative Behandlung, z. B. Patient*innen mit stark erhöhtem Operationsrisiko
  • Inkomplette Brüche
  • Einfache, nicht verschobene Brüche nur eines der beiden Unterarmknochen.

Brüche im Schaftbereich. Hier richtet die Ärzt*in den Bruch zunächst ein und stellt den Arm dann in einer Oberarmgipsschiene, später im geschlossenen Oberarmgips für 4- bis 10 Wochen ruhig. Mit regelmäßigen Röntgenaufnahmen kontrolliert sie die Ausheilung und passt die Dauer der Ruhigstellung gegebenenfalls an.

Brüche in Nähe des Handgelenks. Bei nicht oder kaum verschobenen Brüchen richtet die Ärzt*in zunächst den Bruch in örtlicher Betäubung oder einer kurzen Narkose ein. Anschließend legt sie, je nach Lage des Bruchs, eine Ober- oder Unterarmschiene aus Gips an. Wenn die Weichteile nach einigen Tagen abgeschwollen sind, ersetzt sie die offene Schiene durch einen rundum geschlossenen Gipsverband, der weitere 4–6 Wochen verbleibt. Röntgenkontrollen helfen der Ärzt*in gegebenenfalls, den Heilungsfortschritt zu überwachen. Verrutschen die Bruchstücke trotz Gipsruhigstellung, ist eine Operation nötig.

Operative Behandlung bei Erwachsenen

Offene oder verschobene Brüche, komplette Unterarmbrüche und Brüche mit begleitenden Gefäßverletzungen versorgen die Ärzt*innen bei Erwachsenen in der Regel operativ. Dazu wird die Patient*in stationär aufgenommen. Operiert wird möglichst innerhalb von 6 bis 8 Stunden nach der Verletzung, bei offenen oder Gefäß- und Nervenverletzungen auch notfallmäßig sofort.

Brüche im Bereich des Schafts fixieren die Operateur*innen fast immer mit einer Platte und Schrauben aus Titan. Nach der Operation erübrigt sich eine Ruhigstellung im Gips. Häufig wird der Arm jedoch für ein bis zwei Tage in einer Oberarmschiene gelagert, um die Abheilung zu fördern und die Schmerzen zu reduzieren. Wenn die eingebrachten Metallteile keine Beschwerden verursachen, bleiben sie im Knochen. Ansonsten werden sie 1,5–2 Jahre nach der Operation entfernt.

Brüche in Nähe des Handgelenks stabilisiert die Ärzt*in operativ, wenn die Bruchstücke verschoben sind. Das gilt insbesondere dann, wenn die Gelenkfläche mitbetroffen ist. Zur operativen Stabilisierung verwendet die Chirurg*in je nach Bruchform Drähte, Schrauben und Metallplatten, bei Weichteilverletzungen oder ausgeprägter Knochenzertrümmerung auch einen äußeren Spanner. Auf eine zusätzliche Gipsruhigstellung wird meist verzichtet. Drähte und Spanner entfernt die Ärzt*in bereits nach 4–6 Wochen, Schrauben und Platten meist erst nach 6–12 Monaten.

Nach der Operation

Schon in den ersten Tagen beginnt die passive Bewegungstherapie, nach etwa 2 bis 3 Wochen kommen aktive Übungen und muskelaufbauendes Training hinzu. 12 Wochen nach der Operation kontrolliert die Ärzt*in mittels Röntgenbild die Heilung des Knochens. Ist alles in Ordnung, darf die Patient*in den Arm wieder vorsichtig belasten und mit Rehasport beginnen. Nach 4 Monaten ist auch das Heben schwerer Lasten wieder erlaubt, nach etwa 6 Monaten anstrengender Sport.

Behandlung bei Kindern

Generell wird bei kindlichen Knochenbrüchen eine mäßige Abknickung oder Verschiebung eher toleriert als bei Erwachsenen, da sich eine Fehlstellung durch das weitere Knochenwachstum meist wieder ausgleicht. Einheitliche Empfehlungen, welche Achsenabweichung unproblematisch ist, gibt es allerdings nicht – die Entscheidung, ob und wie ein möglicher Achsenfehler zu korrigieren ist, wird daher individuell getroffen. Bei Achsenfehlern > 15° ist jedoch mit Bewegungseinschränkungen bei den Umwendbewegungen des Arms zu rechnen.

Konservative Behandlung. Für eine konservative Behandlung eignen sich folgende Unterarmbrüche:

  • Stabile, inkomplette, unverschobene und achsengerecht stehende Brüche
  • Achsengerecht stehender Grünholzbruch
  • Instabile, aber achsengerecht stehende, nicht verschobene isolierte Speichen- oder Ellenbrüche (nur unter engmaschiger Röntgenkontrolle).

Der Arm wird dabei etwa 3 bis 4 Wochen im Gips ruhiggestellt. Zu Beginn, nach etwa 10 Tagen und nach der Gipsabnahme kontrolliert die Ärzt*in die richtige Stellung der Knochen und die knöcherne Ausheilung mithilfe von Röntgenaufnahmen.

Nach Abnahme des Gipses mobilisiert das Kind sich von alleine, eine Physiotherapie ist nicht erforderlich. Ist bei einer weiteren klinischen Kontrolle 2 bis 4 Wochen nach Gipsabnahme alles in Ordnung, darf das Kind wieder Sport treiben.

Operative Behandlung. Zur Operation raten die Ärzt*innen bei folgenden Unterarmbrüchen:

  • Instabile Brüche
  • Grünholzbruch beider Knochen
  • Kombination einer kompletten Schaftfraktur des einen und Grünholzfraktur des anderen Unterarmknochens
  • Monteggia-Fraktur, Galeazzi-Fraktur.

Wenn möglich, renken die Ärzt*innen den Bruch unter Röntgenkontrolle ein. Dann eröffnen sie den Bereich über dem Bruch und fixieren die Knochenbruchstücke. Je nach Verletzungsform bieten sich zwei Techniken an: Brüche im Schaftbereich stabilisiert die Chirurg*in meist mit einem elastischen Nagel, den sie in die Markhöhle einbringt. Bei Brüchen in Gelenknähe verwendet sie dagegen dünne, den Knochen kreuzende Drähte.

Nach der Operation muss der Arm nicht ruhiggestellt werden. Bei starken Schmerzen ist jedoch für einige Tage eine Armschlinge oder eine Schiene erlaubt. Eine Physiotherapie ist meist nicht erforderlich. 4 Wochen nach der Operation kontrolliert die Ärzt*in die knöcherne Heilung mittels Röntgenaufnahmen. Ist alles in Ordnung, ist Sport wieder erlaubt. Frühestens 3 Monate nach der Operation wird das Metall entfernt. Zur Sicherheit kontrolliert die Ärzt*in vorher, ob der Bruch vollständig verknöchert und der Knochen wieder stabil ist.

Prognose

Einfache Unterarmbrüche heilen meist folgenlos innerhalb von 6 bis 8 Wochen aus. Bei Achsenfehlstellungen > 15° drohen Bewegungseinschränkungen bei den Umwendbewegungen des Unterarms.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Eine sofortige Kühlung mit Eisbeuteln oder Kühlpacks lindert die Schmerzen und verringert die Schwellung. Beim Transport zur Ärzt*in schmerzt der verletzte Arm oft weniger, wenn er angewinkelt und mit einem Tuch oder Kleidungsstück vor der Brust gehalten wird.

Hinweis: Bei Verletzungen von Arm oder Hand drohen immer Schwellungen, weshalb Ringe oder anderer Schmuck frühzeitig abgelegt werden sollten.

Komplementärmedizin

Zur Linderung der Schmerzen sowie zur Unterstützung des Heilungsprozesses kommen bei Handgelenk- und Unterarmbrüchen als komplementärmedizinische Maßnahmen v. a. Magnettherapie, Homöopathie und Akupunktur in Betracht.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps