Gesundheit heute

Schultergelenkarthrose

Schultergelenkarthrose (Omarthrose, Humeroscapulargelenkarthrose): Verschleiß des Schultergelenks zwischen Oberarmkopf und Schulterblattpfanne. Je nach Ausmaß kommt es zu bewegungsabhängigen Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit in der Schulter. Eine Schultergelenkarthrose entwickelt sich vor allem nach Verletzungen oder durch chronische Gelenkentzündungen, aber auch als Alterserscheinung oder Folge übermäßiger Beanspruchung.

Arthrotische Veränderungen lassen sich mit konservativen Maßnahmen nicht heilen bzw. rückgängig machen. Schmerzmittel und Physiotherapie können die Beschwerden jedoch lindern, die Beweglichkeit möglichst lange erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Mögliche operative Behandlungsverfahren sind die arthroskopische Gelenkreinigung und in speziellen Fällen die autologe Knorpeltransplantation. Als letzte Option bei nicht beherrschbaren Schmerzen oder drohender Einsteifung empfiehlt sich manchmal ein operativer Gelenkersatz.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bewegungsabhängige Schmerzen, die nach einer Aufwärmphase geringer werden (Anlaufschmerz)
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Schultergelenk, zunächst bei Außendrehung und Abspreizen des Arms über die Schulterhöhe
  • Oft Reiben und Knarren bei Schulterbewegungen.

Wann zur Arztpraxis

In den nächsten Wochen, wenn

  • ohne vorausgegangene Verletzung eine schmerzhafte Einschränkung der Schulterbeweglichkeit besteht.

Die Erkrankung

Eine Schultergelenkarthrose beginnt mit der Zerstörung des Gelenkknorpels, z. B. durch Verletzungen, chronische Gelenkentzündungen oder altersbedingte Abnutzung. In der Folge wird die schützende Knorpelschicht im Gelenk immer dünner, was den Druck auf den darunter liegenden Knochen, also auf Gelenkpfanne und Oberarmkopf, erhöht. Um stabil zu bleiben, verdickt sich der Knochen und bildet sogenannte Osteophyten (Knochenanbauten). Durch diese knöchernen Verformungen wird der Gelenkspalt schmaler und Knochenanbauten und Gelenkflächen reiben vermehrt aneinander. Das Schultergelenk läuft nicht mehr "rund", Schmerzen und eine zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit bis hin zur Schultersteife sind die Folge.

Ursachen

Ursache der Schultergelenkarthrose sind vor allem Verschleißprozesse aufgrund vorangegangener Verletzungen (Schultergelenkverrenkung, Oberarmkopfbruch) oder entzündlicher Veränderungen am Gelenk. Altersbedingte Abnutzung sowie arbeits- oder sportbedingte Überbeanspruchung führen dagegen seltener zu einer Schultergelenkarthrose. Das liegt an zwei Gründen: Zum einen muss das Schultergelenk im Gegensatz zu Knie- und Hüftgelenk nicht das Körpergewicht tragen und ist allein dadurch schon weniger abnutzungsgefährdet. Zum anderen trifft eine Überbeanspruchung der Schulter durch Sport oder Über-Kopf-Arbeiten weniger das Gelenk, sondern vielmehr dessen umgebende Weichteilstrukturen aus Muskeln und Bändern (z. B. die Rotatorenmanschette).

Verlauf

Im Anfangsstadium treten die Schmerzen meist erst nach längerer Belastung der Schulter auf. Besonders stark sind sie, wenn der Arm gedreht oder abgespreizt wird. Im Laufe der Zeit dominiert dann ein sogenannter "Anlaufschmerz". Das heißt, dass der Schmerz vor allem zu Beginn der Bewegung besonders stark ist. Unter Bewegung bildet das Gelenk vermehrt Gelenkflüssigkeit, die das Gelenk "schmiert", sodass die Schmerzen etwas nachlassen. Schreitet die Krankheit noch weiter fort, tritt der Schmerz sogar in Ruhe oder nachts auf. Mit zunehmender arthrotischer Zerstörung des Gelenks kann es schließlich zu einer ausgeprägten Bewegungseinschränkung bis hin zur Einsteifung kommen.

Komplikationen

Eine Schultergelenkarthrose kann sich entzünden, wobei es zu Rötung, Schwellung und Erwärmung des Gelenks kommt (aktivierte Arthrose).

Diagnosesicherung

Ob die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durch eine Arthrose bedingt sind, klärt die Ärzt*in mithilfe von Ultraschall und Röntgen der Schulter – bei zweifelhaften Befunden auch durch ein CT. Arthrosetypische Hinweise in der bildgebenden Diagnostik sind vor allem die Gelenkspaltverschmälerung und Knochenanbauten (Osteophyten).

Differenzialdiagnosen: Andere Schultererkrankungen verursachen oft ähnliche Beschwerden, insbesondere Verschleißerscheinungen im Bereich der Rotatorenmanschette (Rotatorenmanschettenriss).

Behandlung

Eine Schultergelenkarthrose ist nicht heilbar, d. h. die degenerativen Prozesse können nicht rückgängig gemacht werden. Die konservative Behandlung zielt daher darauf, die Schmerzen zu lindern und den Abbauprozess aufzuhalten, damit die Beweglichkeit in der Schulter solange wie möglich erhalten bleibt. Sind die Schmerzen nicht mehr beherrschbar, empfehlen die Ärzt*innen meist das Einpflanzen einer Endoprothese.

Konservative Behandlung

  • Schmerztherapie. Akute Schmerzen behandelt die Ärt*in mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten (NSAR) wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ), Etoricoxib (z. B. Arcoxia®) oder Kortisonpräparaten. Diese Wirkstoffe werden in Form von Tabletten, Gel oder Spritzen (z. B. in den Gesäßmuskel), gelegentlich auch als Injektion direkt in das Schultergelenk verabreicht. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch Opioide wie Tramadol (z. B. Tramal®) zum Einsatz.
  • Hyaluronsäure. Einige Ärzt*innen empfehlen bei der Schultergelenkarthrose die Injektion von Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk. Dadurch soll sich die Qualität des noch vorhandenen Knorpels verbessern.
  • Physiotherapie. Um die Beweglichkeit des Schultergelenks zu verbessern und die stabilisierenden Muskeln um die Schulter herum zu stärken, verordnet die Ärzt*in häufig Krankengymnastik. Auch Physiotherapie ist wirkungsvoll, etwa in Form von Wärmeanwendungen (z. B. Fangopackungen) oder von Dehnungsbehandlungen bei schmerzhaft verspannter oder verkürzter Schultermuskulatur.

Operative Behandlung

  • Künstliches Schultergelenk (Schultergelenkendoprothese, Oberarmkopfprothese oder aber Schulter-Totalendoprothese, kurz: Schulter-TEP). Bei nicht beherrschbaren Schmerzen oder drohender Gelenk-Einsteifung empfehlen die Ärzt*innen meist eine Endoprothese. Dazu stehen verschiedene Modelle zur Verfügung:
    • Ist nur die Gelenkfläche am Oberarmkopf betroffen und die Gelenkpfanne selbst noch in Ordnung, pflanzen die Ärzt*innen oft eine sogenannte Oberflächenersatzprothese ein. Sie deckt die schadhafte Gelenkoberfläche des Oberarmkopfes ab und wird mit einem Stiel im Oberarm verankert.
    • Die Schultertotalendoprothese kommt zum Einsatz, wenn beide Gelenkflächen (Kopf und Pfanne) von der Arthrose betroffen sind. Es wird eine künstliche Gelenkpfanne eingepflanzt, und der Kopf des Oberarms wird mit einem künstlichen Oberarmkopf ersetzt.
    • Bei der inversen Schulterprothese befindet sich der Prothesenkopf am Schulterblatt und die Gelenkpfanne im Oberarmkopf. Diese Form der Prothese findet vor allem bei zusätzlich geschädigter Rotatorenmanschette Verwendung.
  • Arthroskopische Gelenkreinigung (Debridement). Mit diesem Verfahren versuchen die Ärzt*innen, die arthrotischen Veränderungen direkt im Gelenk zu behandeln. Dazu wird das Gelenk im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) gespült und gereinigt, der Knorpel geglättet. Knochenanbauten werden entfernt. Bei schwerer Arthrose kann die arthroskopische Gelenkreinigung das Einpflanzen einer Endoprothese herauszögern und Schmerzen lindern. Bei kleinen Knorpeldefekten besteht die Option, dass die Orthopädin zusätzlich die Gelenkfläche anbohrt (Mikrofrakturierung). Dadurch wird der Knorpel besser durchblutet und zur Heilung angeregt
  • Autologe Knorpeltransplantation. Mit diesem neuen Verfahren versucht man, den geschädigten Knorpel zu reparieren. Es eignet sich vor allem bei jungen Patient*innen mit kleinen, definierten Knorpelschäden im Gelenk. Dazu entnimmt die Ärzt*in mithilfe einer Gelenkspiegelung Knorpelzellen, die dann in einem Speziallabor angezüchtet und vermehrt werden. Nach etwa 2 Monaten bekommt die Patient*in die gezüchteten Knorpelzellen bei einer erneuten Gelenkspiegelung in das Schultergelenk übertragen, wo sie anwachsen und neuen Knorpel bilden sollen.

Prognose

Alle Behandlungsformen zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen. Sie können den Gelenkverschleiß jedoch nicht rückgängig machen. Wird eine Schultergelenkendoprothese eingebaut, haben 95 % der Behandelten zehn Jahre nach der Implantation noch eine ausreichend gute Funktion und 80 % sogar noch nach 15 Jahren.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bewegung. Auch wenn es schmerzt – halten Sie die von Arthrose geplagte Schulter in Bewegung. Sie riskieren sonst, dass das in seiner Beweglichkeit ohnehin eingeschränkte Schultergelenk zunehmend steifer wird. Folgende Übungen sind hilfreich bei Schulterarthrose:

  • Armpendeln. Lassen Sie den Arm herunterhängen und schwingen Sie ihn – evtl. beschwert mit einem Gewicht in der Hand – locker hin und her. Die belastungsfreie Bewegung fördert die Bildung der Gelenkschmiere.
  • Außendrehung. Legen Sie die Ellenbogen an den Körper an und strecken Sie die Unterarme waagrecht nach vorn. Drehen Sie dann die Unterarme nach außen. Die Übung kann verstärkt werden, wenn Sie ein Theraband in die Hände nehmen und die Drehung gegen den elastischen Widerstand machen. Diese Übung kräftigt die Muskulatur der Schulter.

Wärme. In Ruhephasen tut es vielen Patient*innen gut, die schmerzende Schulter zu wärmen, z. B. mithilfe von Wärmekissen oder Rotlicht.

Sport. Dass bei einer Schultergelenkarthrose Sportarten gemieden werden sollten, die die Schulter sehr stark belasten, versteht sich von selbst. Dazu gehören beispielsweise Speerwerfen, Handball und Tennis, aber auch Kontaktsportarten wie Rugby und American Football. Weniger schultergefährdend sind dagegen Walking, Jogging und Radfahren. Wer Vorsicht walten lässt, darf auch Golf spielen.

Ernährung. Um entzündliche Prozesse einzudämmen, soll bei Arthrose eine gesunde, ausgewogene Ernährung hilfreich sein. Dazu gehört der Verzicht auf Schweinefleisch und große Mengen von Kaffee, Alkohol, Butter und Eiern. Wie effektiv der Verzicht ist, ist aber umstritten. Entzündungshemmende Effekte werden Kräutern wie Anis, Fenchel und Kurkuma nachgesagt.

Komplementärmedizin

Akupunktur und Biofeedback sind häufig eingesetzte komplementärmedizinische Verfahren zur Behandlung von chronischen Schulterschmerzen; oft empfiehlt sich auch eine Kombination der Verfahren – ob sie helfen, muss individuell ausprobiert werden.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps