Gesundheit heute

Schlüsselbeinbruch

Schlüsselbeinbruch (Claviculafraktur, Klaviculafraktur): Bruch eines der beiden Schlüsselbeine, also des schmalen Knochens, der das Brustbein mit dem Schulterblatt verbindet. Es handelt sich um den zweithäufigsten Knochenbruch nach dem Speichenbruch. Meist entsteht die Verletzung durch direkte Gewalteinwirkung oder durch Sturz auf den ausgestreckten Arm, typischerweise bei Verkehrs- und Sportunfällen. Unter konservativer Behandlung mit einem Rucksackverband oder einer Armschlinge für 10–30 Tage heilt der Bruch in der Regel folgenlos. Nur selten ist eine Operation erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzhafte Schwellung, Druck- und Bewegungsschmerz am Schlüsselbein
  • Oft sichtbare und tastbare Stufe am Schlüsselbein
  • Oft Bluterguss über der betroffenen Stelle
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Schulter und des Arms
  • Manchmal sichtbares Absinken der verletzten Schulter.

Wann zum Arzt

Sofort, wenn

  • der Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch besteht.

Erste Hilfe

Die schmerzende Stelle sofort mit Umschlägen, Eisbeuteln oder Kühlpacks zu kühlen bringt oft Schmerzerleichterung. Beim Transport zum Arzt ist es empfehlenswert, den verletzten Arm in angewinkelter Stellung vorsichtig mit einem Tuch oder Kleidungsstück am Körper zu fixieren.

Die Erkrankung

Bis zu 15 % der Knochenbrüche im Erwachsenenalter betreffen das Schlüsselbein, also einen der beiden schmalen, S-förmigen Knochen des Schultergürtels, die das Brustbein mit dem rechten bzw. linken Schulterblatt verbinden. Die häufigsten Ursachen sind Verkehrs- und Sportunfälle. Dabei wirkt die Gewalt entweder indirekt auf den Knochen ein (z. B. beim Sturz auf den sich abfangenden Arm) oder direkt, wie etwa bei einem Schlag oder Stoß von vorn auf die Schulter.

In der Regel bricht nur eines der beiden Schlüsselbeine, und das in 80 % der Fälle im mittleren Drittel des Schafts (am Übergang zum äußeren Drittel, wo der Knochen am dünnsten ist). Manchmal entsteht nur ein Knick, meistens aber eine mehr oder weniger starke Verschiebung der Bruchteile. Das Gewicht des Arms und die Brustmuskulatur ziehen die Schulter samt dem äußeren Bruchstück nach unten und vorne, während das innere Bruchstück durch den Zug der Halsmuskulatur nach oben und hinten abweicht.

Trümmerbrüche kommen in etwa 20 % der Fälle vor, offene in 1 bis 2 % der Schlüsselbeinbrüche. In seltenen Fällen verletzen die scharfkantigen Bruchenden auch die dicht unter dem Schlüsselbein verlaufende Schlüsselbeinvene (Vena subclavia), die Schlüsselbeinarterie (Arteria subclavia), die Lunge oder die Nerven, die von der Halswirbelsäule zum Arm ziehen.

Diagnosesicherung

Der Arzt stellt die Diagnose oft schon anhand der Schilderung des Unfall- oder Sturzhergangs und der Beschwerden, wie z. B. den Schmerzen am Schlüsselbein und der Schonhaltung des Arms. Oft lässt sich auch die Stufenbildung im Verlauf des Schlüsselbeins gut erkennen. Wird die Schulter bewegt, hört man dabei ein typisches Reibegeräusch des Knochens, das die Mediziner Crepitatio nennen.

Gesichert wird die Diagnose mit Röntgenaufnahmen des Schlüsselbeins, wobei sich dabei oft auch das Ausmaß einer eventuellen Verschiebung der Bruchfragmente erkennen lässt. Im Zweifel veranlasst der Arzt eine Belastungsaufnahme, die allerdings recht schmerzhaft ist. Dabei wird an beiden Handgelenken ein Gewicht von 5 bis 10 kg befestigt, wodurch der Arm nach unten gezogen wird und eine Verschiebung an der kranken Seite erkennbar ist.

Um keine Nerven- oder Gefäßverletzung zu übersehen, prüft der Arzt den sogenannten DMS-Status, d. h. die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität des betroffenen Arms. Dazu fühlt er z. B. den Puls, beurteilt die Nagelbettdurchblutung, lässt den Patienten die Finger bewegen und streicht mit einem feinen Pinsel oder einer Nadel über die Haut von Hand und Fingern.

Beim Verdacht auf eine begleitende Lungenverletzung hört der Arzt außerdem die Lunge ab und veranlasst eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs. Durch Abtasten und Abklopfen von Brustkorb und Wirbelsäule prüft er orientierend, ob zusätzlich Rippenbrüche oder Wirbelkörperbrüche vorliegen. Sind Gefäße verletzt, ist eine Angiografie, d. h. eine Kontrastmitteluntersuchung der entsprechenden Gefäße, erforderlich. Beim Verdacht auf Verletzung des Nervengeflechts im Schulterbereich wird eine MRT veranlasst.

Differenzialdiagnose. Ähnlich schmerzhaft sind andere Verletzungen der Schulter, wie z. B. die Schultereckgelenkverrenkung, der Oberarmkopfbruch oder die Schulterverrenkung.

Behandlung

Ob ein Schlüsselbeinbruch konservativ mit bloßem Ruhigstellen des Armes oder operativ behandelt wird, hängt von einer Reihe von Faktoren ab, zum Beispiel davon, in wie viele Teile der Knochen gebrochen ist, ob die Bruchteile verschoben sind und ob Begleitverletzungen vorliegen. Auch das Alter des Patienten und eventuelle Begleiterkrankungen, die eine Operation riskant machen, spielen eine Rolle bei der Therapieentscheidung. Neuere Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass mit den modernen Operationsverfahren in vielen Fällen bessere Ergebnisse erzielt werden können als mit einer konservativen Therapie. Die Entscheidung, welche Behandlung am besten ist, ist deshalb für jeden Patienten individuell zu treffen.

Konservative Behandlung

Die konservative, also nicht-operative Behandlung, ist vor allem geeignet für Brüche, bei denen die beiden Bruchstücke nicht oder kaum verschoben (disloziert) sind und bei denen keine Begleitverletzungen vorliegen. Auch alten Menschen wird oft eine konservative Therapie empfohlen, da diese meist ein höheres Operationsrisiko und durch einen ruhigeren Lebensstil weniger Angst vor funktionellen Einbußen haben.

Schmerztherapie. Gegen die Schmerzen verordnet der Arzt meist ein Schmerzmittel wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ), Paracetamol (z. B. ben-u-ron® oder Paracetamol-ratiopharm®) oder Metamizol (z. B. Novalgin®).

Ruhigstellen. Um Arm und Schulter ruhigzustellen gibt es verschiedene Verfahren:

  • Rucksackverband. Hier legt der Arzt dem Patienten für 3–4 Wochen (bei Kindern für zehn Tage) einen wie ein Rucksack geformten Verband an, der die Schulter(n) nach hinten zieht und fixiert. Mehrfaches, anfangs tägliches Nachspannen des Verbands ist erforderlich, um eine Verkürzung des Schlüsselbeins und eine Achsenfehlstellung zu verhindern. Andernfalls droht eine Fehlstellung des Schulterblatts, das sich wie ein Segel nach außen drehen würde (Scapula alata). Ob die Anlage eines Rucksackverbands tatsächlich zu einer wesentlichen Ruhigstellung des Schlüsselbeins führt, ist allerdings umstritten angesichts der ständigen Schulter- und Atembewegungen und der starken Muskelkräfte, die in diesem Bereich wirken.
  • Armschlinge oder Gilchrist-Verband. Alternativen zum Rucksackverband sind die Armschlinge und der Gilchrist-Verband, die ebenfalls für etwa 3-4 Wochen angelegt werden.

Physiotherapie. Nach etwa 3 Wochen beginnt die Physiotherapie, zunächst als Bewegungstherapie. Nach etwa 6 Wochen kommen muskelkräftigende Übungen dazu.

Verlaufskontrollen. Den Heilungsverlauf prüft der Arzt mit regelmäßigen Untersuchungen, z. B. 1, 3 und 6 Wochen nach dem Schlüsselbeinbruch. Nach 6 Wochen erfolgt auch eine radiologische Kontrolle, ob der Knochen gut zusammenwächst.

Operative Behandlung

Eine operative Einrichtung und Stabilisierung des Schlüsselbeins empfiehlt sich bei stark verschobenen Brüchen mit kosmetisch störender Stufe in der Schlüsselbeinkontur, bei (drohender) Durchspießung der Haut oder bei Verletzung von Blutgefäßen, Nerven oder Lunge. Je nach Lage des Bruchs und möglichen Begleitverletzungen wird die Operation offen, minimal-invasiv oder per Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt.

Die stabilisierende Funktion übernehmen meist Platten und Schrauben, alternativ ein elastischer Nagel (Prevot-Nagel), der in die Markhöhle des Knochens eingebracht wird. Bei Brüchen, die an den äußersten Enden des Schlüsselbeins liegen, kommen auch Drahtschlingen zum Einsatz.

Postoperative Nachsorge. Der operierte Arm wird zunächst ein bis zwei Wochen lang mit einem Gilchrist-Verband ruhiggestellt. Wenige Tage nach der Operation beginnt schon die Physiotherapie mit zunächst passiven und später aktiven Übungen, um die Beweglichkeit des Schultergürtels zu erhalten. Nach etwa fünf Wochen kommt dann das muskelaufbauende Training inklusive Stütztraining dazu.

Daneben kontrolliert der Arzt den Heilungsprozess regelmäßig durch Untersuchungen und mithilfe von Röntgenaufnahmen (z. B. 3 Tage und 5 Wochen nach der Operation).

Komplikationen

Sowohl bei der konservativen als auch bei der operativen Behandlung eines Schlüsselbeinbruchs drohen Komplikationen. Die wichtigsten sind:

  • Bildung eines Falschgelenks (Pseudarthrose) durch Ausbleiben der Knochenheilung und weiterer Beweglichkeit der beiden Knochenfragmente
  • Überschießende Kallusbildung (Bindegewebsbildung im Bereich der Knochenbruchstücke), die entweder von außen sichtbar ist und kosmetisch stört oder im Innern Gefäße und Nerven abdrückt
  • Überschießende Narbenbildung am Hautschnitt nach operativer Behandlung; sie entsteht durch den starken Zug des Brustmuskels
  • Infektion der Weichteile und des direkt unter der Haut liegenden Schlüsselbeins über die Operationswunde.

Prognose

Einfache, konservativ behandelte Schlüsselbeinbrüche verheilen in der Regel gut und ohne Folgen. Erwachsene können den Arm meist nach 6 bis 8 Wochen wieder voll belasten. Bei Kindern heilt das Schlüsselbein schneller. Sobald sie beide Arme nach etwa vier Wochen seitengleich und schmerzfrei bewegen können, ist wieder eine volle Belastung erlaubt. Sehr selten führen schlechte verheilte Brüche zu Asymmetrien der Schulter oder – falls Kinder betroffen sind – zu Wachstumsstörungen.

Komplizierte, operativ versorgte Schlüsselbeinbrüche brauchen etwa 8 bis 12 Wochen, bis der Knochen wieder belastbar ist. Die implantierten Metallteile werden frühestens drei Monate nach der Operation wieder entfernt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Schonung. Ob Armschlinge, Rucksackverband oder Gilchrist-Verband, halten Sie sich an die gebotene Schonung ihres Armes und Ihrer Schulter, damit das Schlüsselbein wieder richtig zusammenwachsen kann.

Sturzprophylaxe. Ein erneuter Sturz ist unbedingt zu vermeiden. Kinder und alte Menschen mit Schlüsselbeinbruch sollten sich deshalb beim Treppensteigen mit der Hand des gesunden Arms gut am Geländer festhalten. Vermeiden Sie Stolperfallen in der Wohnung, wie etwa rutschende Teppiche oder herumliegende Kabel. Tragen Sie Schuhe, die gut sitzen und ein griffiges Profil haben.

Sport. Beginnen Sie nach einem Schlüsselbeinbruch nicht zu früh mit Sport und besprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt, wann welche sportliche Betätigung für Sie wieder erlaubt ist. Ein Funktionstraining sollte nicht vor der 9. Woche nach der Operation beginnen, Kontaktsportarten sollten Sie zur Sicherheit das ganze erste halbe Jahr nach der Operation nicht aufnehmen.

Prävention

Besonders gefährdet für Schlüsselbeinbrüche sind Skifahrer, Snowboard- und Skateboardfahrer. Anfänger sollten deshalb neben dem Fahrtraining auch ein Sturztraining absolvieren. Dabei können sie lernen, im Falle eines Falles "besser" hinzufallen.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps