Gesundheit heute

Stumpfes Bauchtrauma

Stumpfes Bauchtrauma: Verletzung des Bauchraums durch stumpfe Gewalt, oft verursacht durch Autolenkräder oder Fahrradlenker. Leichte Verletzungen sind häufig und heilen meistens ohne Behandlung. Bei stärkerer Gewalteinwirkung entstehen eventuell Milzrisse, Leberrisse (Leberrupturen) oder Bauchspeicheldrüsenrisse (Pankreasrupturen), die meist zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen und deshalb eine rasche Operation erfordern. Verletzungen von Magen, Darm, Blase und Nieren werden ebenfalls operiert, da ohne Therapie eine gefährliche Bauchfellentzündung und/oder Blutvergiftung drohen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bauchschmerzen nach Unfall sowie Schlag oder Tritt in den Bauch
  • Häufig Schockzeichen wie kalter Schweiß, Schwindel, Herzrasen, Unwohlsein, Angst und innere Unruhe
  • Auftreten von Schmerzen und Schockzeichen auch erst nach etlichen Stunden (zeitversetzt) möglich.

Wann in die Arztpraxis

Am gleichen Tag nach

  • einem Unfall mit Schlag oder Tritt gegen den Bauch oder den Brustkorb mit anschließenden Schmerzen.

Sofort mit der Notärzt*in ins Krankenhaus bei

  • Schockzeichen wie Herzrasen, Kaltschweißigkeit und Angst.

Erste Hilfe

Die Bauchverletzte sollte immer liegen. Eine Rolle aus Decken oder Kleidung unter den Knien und eine Kopfunterlage entspannen die Bauchdecke und reduzieren auf diese Weise den Schmerz.

Hinweis: Der elterliche Reflex, Kinder bei Bauchschmerzen aller Art mit einer Wärmeflasche zu versorgen, ist bei einem stumpfen Bauchtrauma fehl am Platz. Wärme fördert nämlich die Durchblutung und verstärkt damit einen eventuellen Blutverlust.

Die Erkrankung

Der Begriff "stumpfes Bauchtrauma" deckt ein weites Spektrum von Verletzungen ab: vom harmlosen Bluterguss in der Bauchwandmuskulatur bis zum Milzriss und Leberriss mit akut lebensbedrohlichen Blutungen. Gefährlich sind auch Verletzungen von Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Harnwegen; sie führen durch Austritt von Darminhalt oder Urin in den Bauchraum oft innerhalb mehrerer Tage bis Wochen zu Blutvergiftungen oder Bauchfellentzündungen. Viele lebensbedrohliche Folgen innerhalb des Bauchraums gehören zum Krankheitsbild des akuten Abdomens.

Da selbst scheinbar harmlose Unfälle gelegentlich zu gefährlichen Verletzungen der Bauchorgane führen, ist es wichtig, nach stumpfer Gewalt gegen den Bauch auch bei geringfügigen Beschwerden frühzeitig eine Ärzt*in aufzusuchen – im Zweifelsfall lieber zu häufig als zu selten.

Typische Unfälle

Häufige Unfälle, die zu einem stumpfen Bauchtrauma mit der Gefahr eines Milz- oder Leberrisses führen, sind

  • Aufprall auf einen Motorradlenker oder ein Autolenkrad
  • Aufprall auf einen Fahrradlenker oder eine Tretroller-Lenkstange (häufig bei Kindern)
  • Aufprall auf einen Skistock bei einem Skiunfall.

Diagnosesicherung

Die erste Aufgabe der Ärzt*in besteht darin, möglichst rasch gefährliche von unbedenklichen Situationen zu unterscheiden. Zu diesem Zweck misst sie Blutdruck und Puls, tastet und hört Bauch und Brust ab.

Typische körperliche Zeichen des stumpfen Bauchtraumas sind:

  • Bluterguss oder Prellmarke auf dem Bauch
  • Druck- und Klopfschmerz beim Untersuchen der Bauchdecke
  • Starke Abwehrspannung der Bauchmuskulatur
  • Tastbare Raumforderung im Bauch (durch eine innere Blutung).

Die Ultraschalluntersuchung zeigt Blutungen sowie Milz- und Leberverletzungen; Röntgen- oder CT-Aufnahmen von Bauch und Brustkorb geben einen Hinweis auf schwere Magen- und Darmverletzungen. Durch mehrfache Blutuntersuchungen lässt sich ein (eventuell zunehmender) Blutverlust erfassen, für eine dann erforderliche Bluttransfusion wird frühzeitig die Blutgruppe ermittelt.

Früher wurde, um eine Blutung auszuschließen, eine Bauchhöhlenspülung (Peritoneallavage) mithilfe eines dünnen Schlauchs (Katheter) durchgeführt, den die Ärzt*in über einen kleinen Schnitt in die Bauchhöhle einführte. Dieser diagnostische Eingriff erübrigt sich heute durch die moderne, hochauflösende bildgebende Diagnostik.

Behandlung

Bei einer leichten Blutung oder einem Bluterguss in Leber und Milz ist Abwarten möglich, solange Blutdruck und Puls stabil sind. Die Betroffenen bleiben auf der Intensivstation und werden regelmäßig daraufhin untersucht, ob die Blutung von selbst zum Stillstand kommt.

Eine starke Blutung erfordert dagegen eine sofortige Operation, bei der jede Minute zählt. Auch ein Loch in Magen oder Darm macht eine rasche Operation notwendig, allerdings mit etwas geringerem Zeitdruck.

Bei schweren Verletzungen der Milz ist es gelegentlich erforderlich, das gesamte Organ zu entfernen, wenn die – meist lebensbedrohliche – Blutung anders nicht zu stillen ist. Aus dem gleichen Grund ist die Chirurg*in manchmal gezwungen, Teile der Leber zu entfernen.

Prognose

Die Prognose hängt beim stumpfen Bauchtrauma vom Ausmaß der Verletzungen ab. Gelingt es rechtzeitig, Blutungen zu stillen und die Folgen des Blutverlusts für den gesamten Organismus zu beherrschen, heilen leichte Verletzungen meist ohne bleibende Folgen. Die Chance, schwere Bauchverletzungen ohne bleibenden Schaden zu überstehen, ist am höchsten, wenn die Operation innerhalb der ersten acht Stunden erfolgt.

Der Verlust der Milz führt zu einer gewissen Abwehrschwäche, deren Folgen sich jedoch durch verschiedene Impfungen, besonders gegen Pneumokokken, weitgehend auffangen lassen. Ansonsten hat die Entfernung der Milz oder eines Teils der Leber in der Regel keine einschneidenden Folgen für das spätere Leben.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Nehmen Sie auch kleine Unfälle nicht auf die leichte Schulter. Suchen Sie schon bei geringfügigen Beschwerden nach einem Aufprall oder Schlag gegen den Bauch zur Sicherheit eine Ärzt*in auf.
  • Beobachten Sie Ihr Kind gut, wenn es einen Sturz mit dem Fahrrad oder Roller hatte. In manchen Fällen kommt es erst Stunden später zu einer inneren Blutung. Beim geringsten Anzeichen von Blässe, Schmerzen, ungewohnter Müdigkeit und schnellem Herzschlag ist unverzüglich die Notärzt*in zu rufen bzw. eine Ärzt*in aufzusuchen!

Vorsorge bei Milzentfernung

Impfungen. Menschen ohne Milz müssen sich gut gegen Infektionen schützen. Ganz besonders empfohlen werden Impfungen gegen Pneumokokken, Hämophilus B und Meningokokken.

Notfallpass. Für Menschen ohne Milz wurde ein Notfallpass entwickelt, der unter asplenie-net.org angefordert werden kann. Er erinnert an die notwendigen Impfungen und hat Platz zum Eintragen der Impftermine.

Infektionen vermeiden. Für Menschen ohne Milz ist Hygiene besonders wichtig, um sich nicht mit Infektionserregern anzustecken. Dazu gehören regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden enger Kontakte mit akut Erkrankten. Das Risiko für Infektionen ist nicht nur kurz nach der Milzentfernung, sondern jahrelang erhöht. Einige Patient*innen erleiden noch Jahre nach ihrer Milzentfernung schwere Infektionen mit möglicherweise tödlichem Ausgang (overwhelming post-splenectomy infections oder kurz OPSI).

Bei Fieber zur Ärzt*in. Menschen ohne Milz sollten bei Infektionen mit Fieber oder nach einem Tierbiss vorsichtshalber ihre Ärzt*in aufsuchen.

Antibiotikaprophylaxe. Wenn absehbare Gefahren drohen, z. B. bei einer Zahnsanierung, sind vorsorglich Antibiotika einzunehmen.

Thromboseschutz. Weil vor allem in den ersten Wochen nach Entfernen der Milz Thrombosen drohen, erhält die Patient*in vorbeugend Blutverdünner wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®). Daneben ist es sinnvoll, lange Autofahrten und Flüge zu vermeiden und gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe zu tragen. Langfristig ist es wichtig, die Thrombozyten regelmäßig kontrollieren zu lassen und bei erhöhten Werten diese mit Blutverdünnern zu senken.

Weiterführende Informationen

  • www.kinderblutkrankheiten.de. Auf dieser Seite des Portals der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie finden Eltern ausführliche Informationen über die Folgen einer Milzentfernung bei Kindern.

Von: Dr. med. Siegfried Locher in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps