Gesundheit heute

Wirbelbrüche

Wirbelbruch (Wirbelkörperbruch, Wirbelkörperfraktur): Bruch eines Wirbelteils (Wirbelkörper, Dornfortsatz, Wirbelbogen), häufig als pathologische Fraktur nach Bagatellunfällen oder spontan, bei starker Osteoporose oder Krebsmetastasen in der Wirbelsäule. Seltener als unfallbedingte Verletzung durch starke, direkte (z. B. Sturz, Anprall) oder indirekte Gewalteinwirkung (z. B. Stauchung, Überstreckung). Die Beschwerden reichen je nach Lage und Ausmaß des Wirbelbruchs von einem Verlust der Körperhöhe über Schmerzen bis hin zu Gefühlsstörungen und Lähmungen.

Stabile Brüche, wie sie oft bei Osteoporose auftreten, heilen meist unter konservativer Therapie innerhalb von 2–3 Monaten, eventuell unterstützt durch eine Korsettbehandlung. Instabile Brüche gefährden das Rückenmark und erfordern deshalb eine rasche Operation, häufig mit Versteifung des betroffenen Wirbelsegments (Spondylodese).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Mäßige bis stärkste Schmerzen auf Höhe des Bruchs, eventuell mit Ausstrahlung in die Rippen oder die Lendengegend
  • Gefühlsstörungen und/oder Teillähmungen als Hinweis auf eine Rückenmarkverletzung
  • Rascher Verlust der Körpergröße um mehrere Zentimeter als Hinweis auf Osteoporosebrüche.

Wann zum Arzt

Innerhalb weniger Tage bei

  • neu aufgetretenen Rückenschmerzen im höheren Alter, v. a. bei bekannter Osteoporose sowie bei anhaltender Taubheit in Arm oder Bein.

Sofort bei

  • starken Rückenschmerzen nach einem Unfall, stärkerem Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen, im Zweifel liegend mit Krankentransport.

Die Erkrankung

Wirbelbrüche kommen vor allem an der Brust- und Lendenwirbelsäule vor und betreffen häufig nur einen Wirbelkörper. Die ausgelösten Beschwerden, die erforderliche Therapie und die Prognose von Wirbelbrüchen hängen davon ab, ob es sich um stabile oder instabile Formen handelt.

Stabile Wirbelbrüche

Bei stabilen Wirbelbrüchen sind die Wirbel zwar manchmal an der Vorderkante zusammengepresst (komprimiert), die Hinterkanten jedoch intakt, und damit das Gesamtgefüge stabil. Der Wirbelkanal mit dem darin verlaufenden Rückenmark ist nicht eingeengt und auch nicht von einer Einengung bedroht. In diese Gruppe gehören meist Osteoporosebrüche, die spontan oder nach kleinen Unfällen und Belastungen auftreten. Längerfristig führen die einwirkenden Kräfte (z. B. aufgrund des Körpergewichts) oft zu einer keilartigen Verformung des betroffenen Wirbelkörpers, der dadurch an seiner Vorderseite deutlich an Höhe verliert. Sind mehrere Wirbel betroffen, entwickelt sich ein Rundrücken, bei stärkerer Ausprägung ein sichtbarer "Witwenbuckel", der oft mit starken Schmerzen verbunden ist. Typischerweise verursachen die ersten Wirbeleinbrüche meist wenige Beschwerden und bleiben deshalb häufig unerkannt. Dass dadurch die erforderlichen therapeutischen und v. a. vorbeugenden Maßnahmen ausbleiben, bedeutet eine große Gefahr, da das Risiko für weitere Wirbeleinbrüche bereits nach dem ersten Ereignis um das Vier- bis Fünffache steigt.

Instabile Wirbelbrüche

Bei instabilen Wirbelbrüchen ist auch die Wirbelhinterkante zerstört. Häufig entstehen bewegliche Bruchstücke, die das Rückenmark bedrängen oder verletzen. Ursache ist meist ein Unfall mit starker Gewalteinwirkung, z. B. ein Treppensturz, ein Sturz vom Pferd oder ein Sprung in seichtes Wasser; dabei sind die Lenden- und Brustwirbelsäule mit je 45 % häufiger betroffen als die Halswirbelsäule mit 10 %. Je nach Ausmaß und Höhe der Schädigung drohen unterschiedliche Formen der Querschnittlähmung. Drohende Lähmungen lassen sich durch eine Operation verhindern; bereits eingetretene Lähmungen können jedoch kaum rückgängig gemacht werden, da der Schaden an den Nerven meist irreparabel ist.

Diagnosesicherung

Nach Unfällen untersucht der Arzt die Wirbelsäule und sucht nach Gefühlsstörungen oder Lähmungen an Armen und Beinen. Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen beweisen einen vermuteten Bruch; zur weiteren Beurteilung ist meistens ein CT oder Kernspin erforderlich.

Behandlung

Konservative Behandlung

Stabile Brüche lassen sich mit folgenden Maßnahmen meist konservativ gut behandeln:

  • Schonung und Schmerztherapie. Basistherapie ist eine weitgehende Bettruhe von einigen Tagen, die bei Bedarf durch die Gabe von Schmerzmitteln, z. B. NSAR, oder von Kalzitonin, z. B. Osteos® erleichtert wird.
  • Krankengymnastik. Bereits während der Bettruhe stehen die Patienten mit Unterstützung durch Krankengymnasten und Brustkorsett kurzzeitig auf. Für das notwendige Training der Rückenmuskulatur sorgen Anspannungsübungen im Liegen, isometrische Übungen.
  • Rückenschule. In den folgenden Tagen und Wochen lernen die Betroffenen rückengerechte Verhaltensweisen, ähnlich einer Rückenschule. Dies geschieht zunächst im Krankenhaus, nach 2–4 Wochen ambulant.
  • Brustkorsett und Halskrause. Bei Brüchen am Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule empfiehlt sich das Tragen eines Korsetts für 6–8 Wochen, um eine Fehlstellung zu verhindern. Patienten mit Halswirbelbrüchen erhalten meist für 6–12 Wochen eine Zervikalstütze ("Halskrause").

Operative Behandlung

Stabile Brüche erfordern nur dann eine operative Behandlung, wenn sie mit hartnäckigen Schmerzen verbunden sind – ein häufiges Problem bei osteoporotischen Brüchen mit Verformung des Wirbelkörpers. Bei instabilen Wirbelbrüchen ist dagegen immer eine sofortige Operation erforderlich, auch wenn (noch) keine Zeichen einer Rückenmarkverletzung bestehen.

Versteifungsoperation (Spondylodese). Bei diesem klassischen Verfahren überbrückt der Operateur die instabilen Segmente mit Metallstangen, Schrauben oder Metallkäfigen und korrigiert so bestehende Einengungen des Wirbelkanals. Nach der Operation ist nur für wenige Tage Bettruhe erforderlich, da die Implantate während der Heilungsphase genügend Stabilität für Alltagsbelastungen geben. Deshalb wird auch, zumindest im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, meist auf eine zusätzliche Korsettbehandlung verzichtet. Bei operierten Halswirbelbrüchen dagegen verordnet der Arzt oft für einige Wochen eine Zervikalstütze. An den Klinikaufenthalt von etwa einer Woche Dauer schließt sich eine mehrwöchige Rehabilitation in einem spezialisierten Zentrum an. Die versteiften Segmente heilen innerhalb von 6–9 Monaten. Die Metallimplantate verbleiben in der Regel ein Jahr im Körper, in Einzelfällen auch lebenslang.

Vertebroplastik und Kyphoplastik. Diese minimal-invasiven, unter Röntgenkontrolle vorgenommenen Verfahren bieten sich insbesondere bei frischen oder stabilen Wirbelbrüchen als Alternative zur Versteifungsoperation an. Sie haben zum Ziel, den erweichten und zusammengesackten Wirbelkörper durch Einspritzen von flüssigem Knochenzement zu stabilisieren und damit ein Fortschreiten der Wirbelverformung zu verhindern.

  • Das Einspritzen des Zements, die sogenannte Vertebroplastik, erfolgt mit hohem Druck durch eine Hohlnadel. Dieses Verfahren ist prinzipiell unter lokaler Betäubung möglich.
  • Bei der Kyphoplastik bläst der Operateur den Wirbel vor dem Einspritzen des Zements zusätzlich mit einem Ballon auf seine ursprüngliche Höhe auf. Bei einer Kyphoplastik ist eine Vollnarkose erforderlich.

Der Knochenzement härtet rasch und macht die Wirbelsäule sofort nach Abschluss der Operation belastbar. Der Patient bleibt nur wenige Tage in der Klinik und benötigt anschließend keine spezielle Rehabilitation. Meist führt die Stabilisierung zu einer deutlichen Verringerung der Schmerzen. Das Einspritzen von Zement birgt allerdings Risiken: Zum einen kann der Zement durch den hohen Druck beim Einbringen in Wirbelkanal und/oder Blutgefäße geraten und zu einer Zementembolie, d. h. zu einem Gefäßverschluss durch Zement, führen. Außerdem drohen durch den sehr harten und unelastischen Zement Brüche in benachbarten Teilen der eigentlich beweglichen Wirbelsäule (sogenannte Anschlussfrakturen). Um diese Risiken zu minimieren, wurden und werden alternative Materialien zum Einbringen in den Wirbelkörper entwickelt. Beispiele dafür sind die Elastoplastie und die Vesselplastie.

  • Bei der Elastoplastie spritzt der Operateur nicht Zement, sondern Silikon in den gebrochenen Wirbel. Die Ergebnisse bei Wirbelbrüchen durch Osteoporose sind bisher sehr gut, etwa 90 % der Patienten sind danach schmerzfrei. Eine abschließende Beurteilung der Methode steht jedoch noch aus.
  • Bei der Vesselplastie bringt der Operateur über die Hohlnadel zunächst eine Art feinmaschigen Container aus PET in den Wirbelkörper ein, um diesen aufzurichten. Danach wird Zement in den Container eingespritzt. Der PET-Container korrigiert die Wirbelhöhe und verhindert, dass der eingespritzte Zement in den Wirbelkanal austritt und zu Komplikationen führt. Der Container bleibt auf Dauer im Wirbelkörper liegen – im Gegensatz zum Ballon, der bei der Kyphoplastik zum Aufrichten des Wirbelkörpers verwendet und nach dem Eingriff wieder entfernt wird.

Prognose

Ein stabiler Wirbelbruch an Brust- oder Lendenwirbelsäule heilt unter einer konservativen Therapie normalerweise innerhalb mehrerer Wochen aus, das Tragen eines Korsetts wird meist für etwa 6–8 Wochen empfohlen. Bei stabilen Halswirbelbrüchen dauert es bis zu 3 Monate, bis die Halswirbelsäule wieder voll belastbar ist.

Wie schnell und mit welchen Folgen operierte instabile Wirbelbrüche ausheilen, hängt ganz von Ausmaß, Lokalisation und Komplikationen ab. Wurden Nerven erheblich verletzt, drohen im schlimmsten Fall Lähmungen bis zur Querschnittlähmung. Die Knochenheilung selbst dauert bis zu 9 Monate, eingepflanzte Schrauben und Platten werden – sofern sie nicht lebenslang im Körper bleiben sollen – meist nach etwa einem Jahr entfernt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Konsequent auf rückengerechte Verhaltensweisen zu achten, ist eine wichtige Voraussetzung für die Ausheilung von – operierten wie konservativ behandelten – Wirbelbrüchen.

Krankengymnastik.Bleiben Sie am Ball und trainieren Sie weiter, auch wenn die schlimmsten Beschwerden überstanden sind. Auch nach dem Ausheilen profitiert Ihre Wirbelsäule, wenn die Rückenmuskulatur gut ausgebildet ist.

Rückenschule. Die Anleitung zur Selbsthilfe will neben gymnastischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur und der Beweglichkeit auch Wissen zu rückenschonendem Verhalten vermitteln. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt. Die Rückenschule ist jedoch nur dann hilfreich, wenn der Betroffene die erlernten Techniken in Eigenregie in seinem Alltag einsetzt.

Bewegung. Nach dem Ausheilen eines Wirbelbruchs ist es wichtig, den Rücken wieder insgesamt zu stärken und die Muskulatur zu trainieren.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Achten Sie dabei auf eine gute Ausrüstung (Laufschuhe).
  • Beginnen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Osteoporose vorbeugen. Vorsorge ist besser als Nachsorge: Osteoporosebedingte Wirbelbrüche lassen sich am ehesten durch eine frühzeitige Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose verhindern.

Komplementärmedizin

Zur Linderung der Schmerzen sowie zur Unterstützung des Heilungsprozesses wird bei Wirbelbrüchen als komplementärmedizinische Maßnahme u. a. die Akupunktur angewendet.

Von: Dr. med. Siegfried Locher in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps