Gesundheit heute

Skoliose

Skoliose (idiopathische Skoliose): Fixierte Seitverbiegung der Wirbelsäule, meist kombiniert mit einer Verdrehung um die Längsachse. In etwa 85 % der Fälle ist die Ursache unbekannt (idiopathisch), 15 % sind Folgen von Lähmungen, Muskel- und Nervenerkrankungen oder Unfällen. Skoliosen treten bei Mädchen viermal häufiger auf als bei Jungen. Die Therapieempfehlungen sind abhängig vom Ausmaß der Verbiegung und der Geschwindigkeit der Zunahme. Sie reichen von bloßer Beobachtung über Korsettbehandlung bis zur Operation.

Wenn die Verbiegung nach dem Wachstumsabschluss zum Stillstand kommt, ist der Langzeitverlauf meist sehr gut. Nimmt die Verbiegung weiter zu, entwickeln sich eventuell schwere Verformungen von Wirbelsäule und Brustkorb, im Extremfall mit Beeinträchtigung innerer Organe.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anfangs oft keine Beschwerden, selten Rückenschmerzen
  • Veränderung der Körperformen wie Höherstehen einer Schulter, einseitiges Vorstehen des Beckens, selten sichtbare Rückenkrümmung; meist zufällig von Beobachtern bemerkt (z. B. beim Umziehen oder Duschen)
  • Einseitiges Vorspringen des Brustkorbs (Rippenbuckel) oder der Lendenmuskulatur (Lendenwulst) beim Vornüberbeugen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • eine Veränderung der Körpersymmetrie auffällt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Ursachen

Bei der idiopathischen Skoliose kommt es durch Wachstumsstörungen einzelner Wirbelabschnitte zur typischen Verbiegung und Verdrehung der Wirbelsäule. Je nachdem, wann die Wirbelsäulendeformität auffällig wird, spricht man von angeborener (infantiler), frühkindlicher (juveniler) oder adoleszenter Skoliose. Letztere tritt im Alter von 10–14 Jahren auf und ist mit Abstand die häufigste Form der idiopathischen Skoliosen.

Warum sich eine idiopathische Skoliose entwickelt ist unklar. Dass in bestimmten Familien Skoliosen vermehrt vorkommen, spricht für eine erbliche Komponente. Oft finden sich die Krümmungsscheitel bei verwandten Betroffenen an den gleichen Stellen der Wirbelsäule.

Erworbene Skoliosen. Bis zu 15 % der Skoliosen beruhen auf anderen Erkrankungen oder Störungen, die zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule führen. Dazu gehören beispielsweise

  • Stoffwechselerkrankungen wie die Rachitis (Osteomalazie im Kindesalter), die Osteoporose oder die Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta)
  • Nerven- oder Gehirnerkrankungen wie die Kinderlähmung (Poliomyelitis), spinale Muskelatrophie oder Zerebralparese
  • Folgen einer Strahlentherapie (z. B. bei Krebserkrankungen)
  • Angeborene Bindegewebsstörungen wie das Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Neurofibromatose
  • Schwere degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, häufig begleitend mit einer Spinalstenose
  • Fehlhaltungen aufgrund chronischer Reizungen wie z. B. bei Wirbelsäulentumoren, Wirbelsäuleninfektionen oder chronischen Bandscheibenvorfällen
  • Verletzungen mit Wirbelbrüchen.

Klinik und Verlauf

Bei der idiopathischen Skoliose nimmt die Fehlstellung während des Wachstums meist zu, später verlangsamt sich diese Zunahme oder kommt sogar zum Stillstand. Beträgt allerdings der Verbiegungswinkel mehr als 40°, ist auch im höheren Lebensalter mit einem Fortschreiten der Skoliose zu rechnen, im Einzelfall bis zu 3° pro Jahr. In unbehandelten Fällen entwickeln sich dadurch im Erwachsenenalter manchmal schwere Verformungen von Wirbelsäule und Brustkorb, die zunehmend Nerven und Wirbelkanal einengen und in ausgeprägten Fällen sogar die Funktion von Herz und Lunge, selten sogar die von Nieren, Magen und Darm stören.

Während des Wachstums treten Rückenschmerzen bei Skoliosepatienten nicht häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Die betroffenen Kinder leiden aber unter der veränderten Körpersymmetrie, die besonders in der sensiblen Phase der Pubertät als Entstellung wahrgenommen wird. Wenn zusätzlich eine Korsettbehandlung nötig ist, nimmt die psychische Belastung zu, weil das Korsett die Bewegungsfreiheit einschränkt und sich meist nicht durch Kleidung kaschieren lässt.

Je nach Ausprägung der Skoliose drohen im Erwachsenenalter Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Hintergrund sind die vorzeitigen Verschleißerscheinungen, die sich aufgrund der verkrümmungsbedingten Fehlbelastung der Wirbelsäulenstrukturen entwickeln. Durch Fehlhaltungen kommt es oft noch zusätzlich zu ausgeprägten Schmerzen durch starke Muskelverspannungen.

Entwickelt sich eine Skoliose aufgrund einer anderen Erkrankung oder Störung, hängen Beschwerden und Verlauf von der jeweiligen Grunderkrankung ab.

Hinweis: Korrigierbare Verbiegungen, z. B. durch eine unterschiedliche Beinlänge, werden nicht als Skoliose bezeichnet; sie sind meist harmlos und leicht durch eine orthopädische Schuhzurichtung korrigierbar.

Diagnosesicherung

Im Gespräch fragt der Arzt nach Skoliosen in der Familie, bestimmten Entwicklungsschritten (erste Periode, Wachstum) und eventuellen Beschwerden. Danach untersucht er die Wirbelsäule auf Skoliose-typische Merkmale:

  • Skoliosen im Halsbereich zeigen sich durch Schräghaltung des Kopfes und Verspannungen in der Nacken- und Schultermuskulatur.
  • Ist die Brustwirbelsäule verkrümmt, stehen meist die Schultern oder Schulterblätter verschieden hoch. Beugt sich der Patient vor, werden im Bereich der verdrehten Wirbelsäule die Rippen nach oben gedrückt und der sogenannte Rippenbuckel erkennbar.
  • Eine Skoliose im Lendenwirbelbereich führt auf der gegenüberliegenden Seite zu einem Lendenwulst, oft steht auch das Becken schief.

Durch das Röntgen von Brust- und Lendenwirbelsäule lässt sich die Verbiegung genau messen (z. B. durch das Verfahren nach Cobb). Neben diesem Messwert fließen in die Therapieentscheidung noch weitere Kriterien ein, insbesondere die Geschwindigkeit der Skoliosezunahme und das noch zu erwartende Wachstum.

Bei einer Skoliose, die auf degenerative Veränderungen der Wirbelsäule beruht, veranlasst der Arzt meist auch eine MRT der Wirbelsäule und/oder eine Myelografie, um die häufig begleitende Spinalstenose nicht zu übersehen.

Differenzialdiagnosen. Beim Vorliegen einer Skoliose muss die idiopathische Skoliose von Skoliosen aufgrund anderer Erkrankungen unterschieden werden. Vor allem im Erwachsenenalter ist dabei auf degenerative Ursachen oder chronische Reizungen durch Tumoren oder Bandscheibenvorfälle zu achten.

Behandlung

Für die Behandlung gelten folgende Richtlinien:

  • Bei der Säuglingsskoliose wird neben der physiotherapeutischen Behandlung die Bauchlagerung des Kindes empfohlen.
  • Bei Skoliosen mit einer Verbiegung von weniger als 20° genügen regelmäßige Kontrollen, konsequenter Sport und eine spezielle Rückengymnastik.
  • Skoliosen mit einer Verbiegung von mehr als 20° bis etwa 45° erfordern das Tragen eines Korsetts; zusätzlich verordnet der Arzt Krankengymnastik. Bei dem Korsett handelt es sich um eine individuell angepasste feste Orthese, die die Wirbelsäule von außen stützt. Die ist Erfolg versprechend, bedeutet aber für junge Menschen in der Pubertät eine starke psychische Belastung und körperliche Einschränkung. Die Jugendlichen benötigen deshalb eine einfühlsame Motivation durch Familie und Freunde, um die erforderliche Tragedauer von mindestens 22 Stunden pro Tag einzuhalten.
  • Bei Skoliosen mit einer Verbiegung von mehr als 45–50° empfiehlt sich eine operative Behandlung. Sie hat zum Ziel, die Wirbelsäule möglichst gerade aufzurichten und in einer günstigen Stellung mit Stäben zu versteifen. Skolioseoperationen dauern mehrere Stunden und gehören zu den anspruchsvollsten Operationen im Bereich der Orthopädie. Die postoperative Rehabilitation nimmt etwa ein halbes Jahr in Anspruch.

Bei allen Behandlungsverfahren sind zur Verlaufskontrolle wiederholte Röntgenuntersuchungen erforderlich, während des Wachstums in Abständen von 8–12 Monaten, später in deutlich größeren Zeitintervallen.

Prognose

Die nicht-operative Behandlung verlangsamt oder verhindert ein Fortschreiten der Skoliose, eine Besserung des Ausgangsbefunds wird dadurch nicht erreicht. Je kleiner die Verbiegung zum Wachstumsabschluss ist, umso wahrscheinlicher kommt die Skoliose im Erwachsenenalter dauerhaft zum Stillstand. Menschen mit leichter Skoliose leiden nicht häufiger an Rückenschmerzen wie normal gewachsene Menschen.

Große Verbiegungen schreiten meist auch nach Wachstumsabschluss weiter fort und erfordern deshalb eine rechtzeitige Operation. Eine dauerhaft verbesserte Stellung und Statik sind dann aber mit einer bleibend eingeschränkten Beweglichkeit der Wirbelsäule verbunden. Wird ein günstiger Operationszeitpunkt verpasst, führt die zunehmende Skoliose manchmal zu schweren Störungen der Herz- und Lungenfunktion.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Sport und Bewegung. Bei Skoliosen bis 40 Grad gibt es hinsichtlich der Sportart keinerlei Einschränkungen. Ganz im Gegenteil: Vor allem Sportarten, die Rücken und Rumpf stärken, wirken sich positiv aus. Dazu zählen beispielsweise Schwimmen, Radfahren in aufrechter Sitzposition und Klettern. Auch die Teilnahme am Schulsport ist unbedenklich. Vor allem Kinder profitieren zusätzlich vom Training in der Gemeinschaft, da es das Selbstbewusstsein stärkt.

Konsequente Krankengymnastik. Die Asymmetrie der Skoliose erfordert oft zusätzlich krankengymnastische Spezialübungen, deren Erfolg von einer konsequenten Durchführung abhängt. Dabei werden z. B. die Beweglichkeit der Wirbelsäule trainiert, Muskeln gestärkt und gedehnt und Atemübungen ausgeführt.

Korsett tragen. Falls ein Korsett verordnet wurde, muss dieses konsequent mindestens 22 Stunden am Tag getragen werden, im Idealfall wird es nur zur Körperpflege abgelegt. Das erfordert von den Betroffenen viel Durchhaltevermögen, ist aber für den gewünschten Behandlungserfolg entscheidend. Neben dem lobenden Zuspruch ist oft entscheidend, dass das Korsett richtig sitzt – nehmen Sie es nicht auf die leichte Schulter, wenn ihr Kind sich beschwert und lassen Sie den Sitz lieber beim Korsettbauer nochmal überprüfen.

Motivation. Die Motivation durch die Eltern ist sowohl für die regelmäßige Krankengymnastik als auch in puncto Korsett-Tragen wichtig. Familie und Freunde haben oft großen Einfluss auf die Betroffenen und können die unter den Einschränkungen leidenden Kinder und Jugendlichen ermutigen und in ihrem Selbstwertgefühl stärken.

Weiterführende Informationen

  • www.skoliose.com – Informative Internetseite der Katharina Schroth Klinik, Bad Sobernheim, die auf die Behandlung von Skoliose spezialisiert ist.
  • www.skoliose-info-forum.de – Privat geführte Internetseite einer Online-Selbsthilfegruppe für Patienten mit Wirbelsäulendeformitäten und deren Angehörige. Informativ, interaktiv und mit Forum.
  • www.bundesverband-skoliose.de – Internetseite des Bundesverbands Skoliose-Selbsthilfe e. V., Limbach: Seit 1971 bestehende Selbsthilfevereinigung mit rund 1700 Mitgliedern, mit Selbsthilfegruppen in allen Bundesländern.

Von: Dr. med. Siegfried Locher, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps