Gesundheit heute

Spinalkanalstenose

Spinalkanalstenose (Spinalstenose): Verengung des Wirbelkanals, meist durch verschleißbedingte Veränderungen an Wirbelgelenken, Bändern und Bandscheiben. Die Erkrankung ist im höheren Lebensalter sehr häufig. Sie betrifft vor allem die Lendenwirbelsäule und äußert sich in Rückenschmerzen, einschießenden Beinschmerzen, Schwäche der Beine und Problemen beim Gehen.

Behandelt wird zunächst mit entzündungshemmenden Medikamenten, Physiotherapie und Krankengymnastik. Versagt die konservative Therapie oder treten Lähmungen auf, helfen Entlastungsoperationen, die den Wirbelkanal erweitern. Bei über 60-Jährigen ist die Spinalkanalstenose der häufigste Grund für eine Wirbelsäulenoperation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Rückenschmerzen
  • Verstärkung der Beschwerden bei aufrechter Haltung, Verbesserung durch gebeugte Haltung, deshalb häufig Buckel beim Gehen
  • Schweregefühl, Schmerzen und Schwäche in den Beinen, besonders beim Gehen und Stehen, verkürzte Gehstrecken
  • Oft Taubheitsgefühl im Gesäß und/oder in den Beinen
  • Bewegungseinschränkung der Lendenwirbelsäule
  • Nackenschmerzen, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Armen bei Befall der Halswirbelsäule.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • anhaltenden Rückenschmerzen, belastungsabhängigem Schweregefühl oder Schmerzen in den Beinen.

Innerhalb weniger Tage bei

  • anhaltender Taubheit in Gesäß oder Bein.

Die Erkrankung

Der in der Wirbelsäule liegende Wirbel- oder Spinalkanal wird aus den übereinander liegenden Löchern der einzelnen Wirbel gebildet und reicht von der Halswirbelsäule bis zum Steißbein. In diesem knöchernen Wirbelkanal verläuft gut geschützt das Rückenmark, dessen Spinalnerven seitlich aus kleinen Löchern des Wirbelkanals austreten, um Muskeln, Haut und innere Organe zu versorgen und Signale aus dem Körper in das Gehirn zu leiten. Wird der Wirbelkanal eingeengt, kommt es zu Druck auf Rückenmark, Nervenwurzeln und/oder Spinalnerven, und es entstehen je nach Lokalisation typische Beschwerden. Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule von einer Spinalkanalstenose betroffen, seltener Hals- oder Brustwirbelsäule.

Krankheitsentstehung und Ursachen

Nur sehr selten ist eine Spinalkanalstenose als Fehlbildung angeboren. In den allermeisten Fällen entwickelt sie sich als altersbedingte Verschleißerscheinung der Wirbelsäule, die Erkrankung gehört deshalb zu den degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen.

Folgende Strukturen bilden zusammen die Wand des Wirbelkanals und können bei Veränderungen zu einer Spinalkanalstenose führen:

  • Bandscheiben. Eine direkte Einengung des Kanals entsteht, wenn sich eine geschädigte Bandscheibe nach hinten in Richtung Wirbelkanal vorwölbt oder vorfällt (Bandscheibenvorfall).
  • Zwischenwirbelgelenke. Arthrosen der Zwischenwirbelgelenke wirken sich dagegen indirekt auf die Weite des Wirbelkanals aus, indem sie zur Bildung von knöchernen Ausziehungen (Spondylophyten) führen. Diese knöchernen Ausbildungen engen ihrerseits sowohl den Wirbelkanal als auch die Nervenaustrittslöcher ein, in der Folge kommt es zu Druck auf Rückenmark und Spinalnerven.
  • Ligamentum flavum. Dieses kräftige, in Längsrichtung verlaufende Band schließt den Wirbelkanal nach hinten ab. Ist es verdickt, drückt es auf das Nervengewebe und führt dadurch zu typischen Beschwerden (siehe unten).

Beschwerden bei Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule

Die Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule entwickelt sich häufig lange unbemerkt, die ersten Beschwerden zeigen sich meist als belastungsabhängige Kreuzschmerzen. Ist beispielsweise das Ligamentum flavum verhärtet und verdickt, entstehen die Schmerzen beim Stehen und beim Laufen und bessern sich, sobald sich der Patient nach vorne beugt oder hinsetzt. Das liegt daran, dass sich die Form dieses Bands mit der Körperposition ändert. Ist die Wirbelsäule leicht nach vorne gekrümmt, z. B. beim Sitzen, wird es gedehnt und verdünnt sich. Hierdurch öffnet sich der Wirbelkanal und bietet mehr Raum für das Rückenmark und die Nervenwurzeln. Ist die Wirbelsäule dagegen gestreckt, wie beim Stehen, verkürzt und verdickt sich das Band und verursacht durch Druck auf Nerven und Rückenmark starke Schmerzen. Führt die Spinalkanalstenose durch degenerierte Bandscheiben oder knöcherne Ausziehungen zu Druck auf die Spinalnerven, kommt es zusätzlich zu ausstrahlenden Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Beinen.

Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens). Menschen mit einer Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule müssen aufgrund ihrer Schmerzen beim Gehen oft stehen bleiben. Manchen ist das peinlich, und sie geben dafür Gründe wie das Betrachten von Schaufenstern vor. Die Erkrankung wird deshalb umgangssprachlich auch Schaufensterkrankheit genannt, der Mediziner bezeichnet ein solches zeitweiliges Hinken Claudicatio intermittens. Doch nicht nur Wirbelsäulenerkrankungen, sondern auch schwere Durchblutungsstörungen der Beine bei pAVK können zu einer Schaufensterkrankheit oder Claudicatio intermittens führen. Zur Unterscheidung wird deshalb die Claudicatio intermittens, die auf einer Wirbelsäulenerkrankung beruht, Claudicatio intermittens spinalis oder nur Claudicatio spinalis genannt.

Beschwerden bei Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule

Ist die Halswirbelsäule betroffen, äußern sich die Beschwerden in Nackenschmerzen und Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Armen und Händen. Oft ist die Feinmotorik gestört, d. h. das Zuknöpfen von Hemden und Hosen oder das Greifen kleiner Gegenstände ist problematisch. Bei sehr starker Einengung des Spinalkanals im Halswirbelsäulenbereich sind manchmal auch die Nerven betroffen, die den unteren Teil des Körpers versorgen. Es kann deshalb zu Gangstörungen, Schmerzen in den Beinen oder zu Problemen bei der Kontrolle von Urin und Stuhl kommen.

Diagnosesicherung

Die Abhängigkeit der Beschwerden von Körperhaltung und Belastungssituation ist so typisch, dass der Arzt meist sofort die richtige Diagnose stellt. Die sichere Abgrenzung von ähnlichen Krankheitsbildern und die genaue Lokalisation der Einengung gelingt durch Röntgen, CT und Kernspin, gegebenenfalls mit Kontrastmitteln.

Differenzialdiagnosen: Weitere Ursachen für Schmerzen im Rücken und beim Gehen sind die oben genannte Claudicatio intermittens bei Durchblutungsstörungen (pAVK), Wirbelgleiten, Tumoren im Spinalkanal, Hüftgelenksarthrose und Polyneuropathien.

Behandlung

Konservative Therapie

Bei leichteren Beschwerden helfen meist konservative Behandlungsmaßnahmen. Dazu gehören:

  • Schmerzmittel, wobei der Arzt meist entzündungshemmende Wirkstoffe verordnet wie z. B. Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®), Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Piroxicam (z. B. Piroxicam-AbZ) oder ein Coxib (zum Beispiel Celebrex®). Sie können als Tabletten, als Schmerzpflaster oder über ein eingepflanztes Pumpensystem verabreicht werden.
  • Infiltrationstherapie mit Lokalanästhetika. Bei starken Schmerzen spritzt der Arzt örtlich betäubende Substanzen (Lokalanästhetika) in den betroffenen Bereich, was zumindest zu einer zeitweisen Linderung führt.
  • Infiltrationen in den Wirbelkanal. Am wirkungsvollsten sind Injektionen von einer Mischung aus Lokalanästhetikum und Kortison direkt in den Wirbelkanal (sog. epidurale oder peridurale Infiltrationen). Im Bereich der Lendenwirbelsäule wird dieses Verfahren auch sakrale Blockade genannt.
  • Physiotherapie, stabilisierende Krankengymnastik und Rückenschule.
  • Hilfsmittel wie spezielle Mieder und Korsette, die den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt in eine günstigere Krümmung bringen. In der akuten Situation entlastet zudem das Schlafen in einem Stufenbett oder in Stufenlage den Rücken. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken und lagert die Unterschenkel so auf eine Art Würfel, dass Hüfte und Knie in einem 90°-Winkel gebeugt sind.
  • Physikalische Schmerztherapien, z. B. hilft manchmal Ultraschall oder Wärmetherapie, in einigen Fällen auch die Behandlung mit Strom (TENS).

Operative Therapie

Starke Beschwerden lassen sich jedoch manchmal nur durch eine Operation beheben. Operiert wird auch bei neurologischen Ausfällen, d. h. wenn Nerven eingeengt sind und sich dadurch Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen entwickeln.

  • Mikrochirurgische Dekompression. Bei dieser Standardoperation unter Vollnarkose entfernt der Chirurg über einen kleinen Hautschnitt in Höhe der Einengung die Strukturen, die auf das Nervengewebe drücken (z. B. Teile des Wirbelbogens, des verdickten Ligamentum flavum sowie knöcherne Ausziehungen).
  • Versteifungsoperation (Spondylodese). Die Entnahme größerer Knochenmassen bei einer Entlastungsoperation macht oft eine anschließende Versteifungsoperation erforderlich, um die Stabilität des operierten Wirbelsäulenbereichs zu erhalten. Dabei verbinden die Ärzte zwei oder mehr benachbarte Wirbelkörper mit kleinen Schrauben und Verbindungsstangen. Auch diese Operation ist häufig minimalinvasiv über ein Endoskop und nur kleine Hautschnitte möglich. Eine Spondylodese wird auch durchgeführt, wenn die Ursache der Spinalkanalstenose eine Überbeweglichkeit der Wirbelsäule ist.
  • Interspinöser Spreizer. Hierbei pflanzt der Arzt kleine Metallimplantate zwischen die Dornfortsätze der betroffenen Wirbel. Diese 25h57Spreizer haben die Aufgabe, die Wirbel auseinanderzudrücken und damit den verengten Kanal aufzuweiten. Die langfristigen Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus, weshalb viele Orthopäden dieses ambulant durchführbare Verfahren nur bei Patienten mit einem hohen Operationsrisiko empfehlen.

Hinweis: Weitere Informationen zur konservativen und operativen Behandlung im Übersichtsbeitrag Rückenschmerzen.

Prognose

Eine Spinalkanalstenose entwickelt sich oft langsam und viele Patienten bekommen ihre Beschwerden mit konsequenter Krankengymnastik und Medikamenten recht gut in den Griff. Muss aufgrund nicht beeinflussbarer Schmerzen, Lähmungen oder anderen Nervenausfälle operiert werden, lassen sich damit die Schmerzen häufig verringern und die Gehstrecke wieder verlängern. Der Erfolg einer solchen Operation hängt jedoch davon ab, wie lange und wie stark Rückenmark und Nerven dem Druck ausgesetzt waren. Auch Vorerkrankungen beeinflussen den Operationserfolg, bei starkem Übergewicht, rheumatischen Erkrankungen und hohem Alter sind die Ergebnisse oft weniger gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Medikamente. Nehmen Sie die verordneten Medikamente regelmäßig ein, achten Sie auf eventuelle, in den Beipackzetteln verschriebene Nebenwirkungen. Manche Entzündungshemmer können die Magenschleimhaut schädigen, informieren Sie bei Magenschmerzen Ihren Arzt.

Konsequente Gymnastik. Wurde Ihnen Krankengymnastik, Rückenschule und/oder andere Bewegung verordnet, machen Sie regelmäßig Ihre Übungen, um die Rückenmuskulatur zu stärken. Wenn Sie noch mobil genug sind, fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie Radfahren dürfen. Radfahren ist für viele Betroffene aufgrund der gebeugten Haltung eine gute Möglichkeit, in Bewegung zu bleiben.

Vorsicht mit Selbstbehandlung. Im Internet kursieren zahlreiche Videos mit Übungen für Patienten mit Spinalkanalstenose. Lassen Sie sich vor dem Nachturnen von Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten beraten, welche Angebote und Übungen für Sie die richtigen sind. Falsch durchgeführtes Training kann die Beschwerden verschlechtern.

Psychotherapie. Die Beschwerden einer Spinalkanalstenose können sehr belastend sein. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob womöglich eine Psychotherapie erforderlich ist, um Sie bei der Bewältigung der Erkrankung zu unterstützen.

Von: Dr. med. Siegfried Locher in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps