Gesundheit heute

Sprunggelenksbruch

Sprunggelenksbruch (Außenknöchelbruch, Innenknöchelbruch, Sprunggelenksfraktur): Bruch im Bereich der Sprunggelenksgabel, d. h. des Außen- oder Innenknöchels. Sprunggelenksbrüche sind häufig, sie machen etwa 10 % aller Knochenbrüche beim Menschen aus. Sie entstehen vor allem durch Fehltritte mit Fußumknicken beim Sport oder durch Stürze. In der Folge kommt es zu Schmerzen, Schwellungen und starker Bewegungseinschränkung des Fußes. Einfache Brüche lassen sich gut konservativ behandeln, kompliziertere werden operativ versorgt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen am Sprunggelenk
  • Starke Schwellung, Bluterguss
  • Bewegungseinschränkung, d. h. der Fuß kann nicht mehr gebeugt oder belastet werden
  • Instabilität
  • Fehlstellung des Fußes.

Wann zum Arzt

Sofort,

  • bei allen Beschwerden, die Stehen oder Gehen unmöglich machen.

In den nächsten Tagen

  • bei allen Beschwerden am Knöchel, die innerhalb von 3 Tagen nicht verschwunden sind.

Die Erkrankung

Das obere Sprunggelenk sitzt zwischen Fuß und Unterschenkel und ermöglicht das Heben und Senken des Fußes. Es besteht aus drei Knochen. Zwei davon, nämlich der untere Teil des Schienbeins (Innenknöchel) und der untere Teil des Wadenbeins (Außenknöchel) bilden zusammen eine knöcherne Gabel. Diese umfasst den obersten Knochen des Fußes, das Sprungbein. Stabilisiert wird das obere Sprunggelenk durch einen komplexen Bandapparat aus Außenbändern und Innenbändern. Wadenbein und Schienbein werden zudem noch durch eine besonders feste Bandverbindung (Syndesmose) zusammengehalten.

Ursachen und Risikofaktoren

Trotz seiner festen Stabilisierung ist das Sprunggelenk stark verletzungsgefährdet, insbesondere durch Übertreten oder Umknicken nach außen. Deshalb ist der Bruch des Außenknöchels viel häufiger als der des Innenknöchels. Typische Verletzungsmuster sind das Umknicken beim Laufen auf unebenem Boden oder das falsche Aufkommen aus dem Sprung.

Formen

Bei einem Bruch des Sprunggelenks lassen sich zwei Fälle unterscheiden. Der sehr viel häufigere Bruch des Außenknöchels und der des Innenknöchels. Sind beide gebrochen, spricht man von einem bimalleolären Sprunggelenksbruch.

Für den Bruch des Außenknöchels gibt es wiederum verschiedene Klassifikationen, die geläufigste ist die nach Weber. Diese unterteilt die Brüche des Außenknöchels in drei Klassen. Die Einordnung in eine Klasse hilft der Ärzt*in dabei, sich für eine Therapie zu entscheiden und eine Prognose zu geben.

Neben der Weber-Klassifikation spielt für die Versorgung und die Prognose auch die Art des Knochenbruchs eine Rolle. Wichtig ist dabei, ob der Bruch geschlossen oder offen ist und ob sich die Bruchenden verschoben haben.

Maisonneuve-Fraktur

Die Maisonneuve-Fraktur ist eine Sonderform des Sprunggelenksbruchs. Hierbei ist das Wadenbein weit oben am Unterschenkel gebrochen. Zusätzlich gerissen sind die Syndesmose unten am Sprunggelenk und die flächige Membrana interossea, die Wadenbein und Schienbein der Länge nach miteinander verbindet. Häufig findet sich bei der Maisonneuve-Fraktur auch ein Bruch des Innenknöchels. Wird bei einer Sprunggelenksverletzung nur das Sprunggelenk und nicht das komplette Wadenbein geröntgt, kann man den hohen Wadenbeinbruch leicht übersehen.

Komplikationen

Begleitverletzungen sind beim Sprunggelenksbruch häufig. So reißen dabei oft die Außen- oder Innenbänder oder die Gelenkfläche des Sprungbeins wird beschädigt.

Diagnosesicherung

Bei der körperlichen Untersuchung achtet die Ärzt*in auf Schwellung, Druckschmerzen und Fehlstellungen am Sprunggelenk. Durch vorsichtiges Betasten lässt sich manchmal schon feststellen, wo genau der Bruch sitzt und ob die Syndesmose beteiligt ist. Durch Tasten der Pulse sowie Prüfung der Reflexe und der Hautempfindlichkeit erkennt man, ob durch die Verletzung Nerven oder Gefäße Schaden genommen haben.

Bestätigt wird der Verdacht auf einen Sprunggelenksbruch durch Röntgenaufnahmen, im Zweifelsfall (oder zur Therapieplanung) ergänzt durch ein CT oder Kernspin. Verletzungen der Bänder lassen sich meist gut im Ultraschall und gegebenenfalls im Kernspin nachweisen.

Gibt es Anzeichen für eine Gefäßverletzung, veranlasst die Ärzt*in eine Ultraschalluntersuchung mit Doppler, evtl. auch eine Angiografie.

Differenzialdiagnose. Ähnliche Beschwerden verursachen Bandverletzungen, starke Prellungen oder Ermüdungsbrüche des Wadenbeins. Auch Brüche des Mittelfußes oder der Fußwurzel können leicht mit einem Sprunggelenksbruch verwechselt werden.

Behandlung

Ob ein Sprunggelenksbruch konservativ oder operativ behandelt wird, kommt nicht nur auf die Art des Bruchs an. Auch die Konstitution und Begleiterkrankungen der Patient*in spielen eine Rolle. Bei Diabetes oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit ist die Durchblutung am Fuß meist vermindert, weshalb bei einer Operation mit Wundheilungsstörungen zu rechnen ist. Diese Patient*innen werden so wie Menschen über 65 Jahren oder permanent Bettlägerige eher konservativ behandelt.

Konservativ

Unverschobene Brüche vom Typ Weber A oder B, bei denen die Syndesmose nicht verletzt ist, lassen sich gut konservativ behandeln. Dazu wird der Unterschenkel in einem Unterschenkelgips, einem Cast oder einer Schiene für sechs Wochen ruhiggestellt. Je nach Bruch ist eine Teilbelastung mit Unterarmgehstützen möglich. Die Physiotherapie soll in der Regel früh beginnen. Nach einer, drei und sechs Wochen kontrolliert man im Röntgen, ob der Bruch gut verheilt. Solange der Fuß im Gips oder in der Schiene steckt, ist eine Thromboseprophylaxe mit gerinnungshemmenden Medikamenten angezeigt.

Operativ

Immer operiert werden verschobene oder instabile Brüche, vor allem vom Typ Weber B und C. Auch die Maisonneuve-Fraktur und isolierte Syndesmoserisse erfordern eine Operation. Offene Brüche gelten als Notfall und müssen so schnell wie möglich versorgt werden.

Bei der Operation fixieren die Chirurg*innen die Knochenbruchstücke mit Schrauben, Drähten oder Platten und nähen gerissene Bänder wieder zusammen. Eine gerissene Syndesmose fixieren sie mit einer Stellschraube. Nach der OP muss der Unterschenkel in einem Unterschenkelgips oder Cast für etwa sechs Wochen ruhiggestellt werden. Wie bei der konservativen Behandlung ist während der Ruhigstellung eine Thromboseprophylaxe erforderlich. In den ersten sechs Wochen nach OP ist eine Teilbelastung mit Unterarmgehhilfen möglich, danach wird mit physiotherapeutischer Anleitung langsam bis zur Vollbelastung aufgebaut.

Behandlungskomplikationen

Bei der operativen Versorgung drohen Infektionen oder Verletzungen von Nerven oder Gefäßen. Nach der OP lockern sich manchmal die eingebauten Metallteile oder die Knochenenden verschieben sich wieder – beides erfordert einen erneuten Eingriff.

Sowohl bei konservativer als auch bei operativer Versorgung ist eine verzögerte Knochenheilung möglich, im schlimmsten Fall kommt es zu einer Pseudarthrose (Falschgelenk). Durch die Ruhigstellung im Gips droht bei beiden Verfahren eine Thrombose mit der Gefahr der Lungenembolie.

Prognose

Etwa 80 % der Sprunggelenksbrüche haben eine gute Prognose, besonders gut heilen Weber-A-Brüche. Kommt es zu Komplikationen, kann sich eine Arthrose des Sprunggelenks entwickeln.

Ihr Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Nicht zu früh belasten. Damit der Knochenbruch gut heilt, darf das Bein auch in der Orthese oder im Gehgips nur so stark belastet werden, wie es die Ärzt*in vorgegeben hat. Meist sind in den ersten vier bis sechs Wochen etwa 15 bis 20 kg Teilbelastung erlaubt.
  • Thrombosespritze nicht vergessen. Steckt das Bein im Gips oder in einer Orthese, muss sich die Betroffene in der Regel jeden Tag eine gerinnungshemmende Spritze geben. Wird die Thrombosespritze weggelassen oder vergessen, drohen Beinvenenthrombosen und die Verschleppung von Thrombosefragmenten in die Lunge (Lungenembolie).
  • Nicht unter dem Gips kratzen! Auch wenn es stark juckt darf man sich keinesfalls mit einer Stricknadel oder Ähnlichem unter dem Gips kratzen. Denn dabei kann die Haut verletzt und infiziert werden.
  • Kein Autofahren mit Orthese oder Gips. Ein Auto selbst zu lenken ist erst nach Abnahme der Orthese oder des Gipses erlaubt.

Prävention

  • Muskeltraining. Gut trainierte Muskeln stabilisieren das Sprunggelenk. Passendes Muskeltraining ist deshalb eine gute Vorbeugung. Auch Koordinationsübungen und Reflextraining senken das Risiko einer Umknickverletzung.
  • Richtiges Schuhwerk. Insbesondere bei den Risikosportarten verhindert das Tragen von richtigem Schuhwerk Verletzungen. So verwenden Basketballer Stiefel, deren Schaft deutlich über das Sprunggelenk hinausreicht, um sich zu schützen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps