Gesundheit heute

Hüftimpingement

Hüftimpingement (Femoroacetabuläres Impingement FAI, Hüftenge-Syndrom): Veränderungen im Hüftgelenk, die dazu führen, dass bei Beinbewegungen der Hüftkopf gegen die Gelenkpfanne stößt. Dadurch kommt es zu Bewegungseinschränkungen, Knorpelschäden und Leistenschmerzen. Diese entwickeln sich zunächst langsam und machen sich vor allem beim Sport, Treppensteigen oder bei langem Sitzen bemerkbar. Es werden zwei Formen unterschieden: Beim CAM-Impingement sind Oberschenkelkopf- und hals verdickt und schlagen dadurch an den Pfannenrand. Ursächlich ist wahrscheinlich eine hohe Belastung, z. B. durch Sport. Das Pincer-Impingement beruht meist auf einer zu tiefen Gelenkpfanne, hiervon sind vermehrt Frauen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen.

Akut helfen Schmerzmittel, Fango und die Elektrotherapie (TENS) gegen die Schmerzen. Mit speziellen Übungen lassen sich die Muskeln stärken und die Beweglichkeit verbessern. Häufig reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus, um die Beschwerden zu lindern. Dann müssen die ursächlichen knöchernen Veränderungen in einer Gelenkspiegelung oder selten auch einer offenen Hüftoperation beseitigt werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Einseitige, tiefsitzende stechende und ziehende Leistenschmerzen, die auch in den Oberschenkel ausstrahlen können
  • Schmerzen vor allem beim Beugen in der Hüfte und beim Nach-Innen-Drehen des Beins
  • Schmerzen zunächst nur zeitweise, z. B. bei starken Belastungen wie Sport
  • Später Schmerzen bei langem Sitzen, Treppensteigen oder Bergauf-Laufen
  • Schonhaltung mit leicht nach außen gedrehtem Bein.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • sich oben genannte Schmerzen entwickeln.

Die Erkrankung

Das Hüftgelenk besteht aus dem Oberschenkelkopf und der Hüftgelenkspfanne, die seitlich im Hüftbein liegt. Umschlossen wird die Gelenkpfanne von einem derben Faserring, der Gelenklippe (Labrum acetabuli). Sie vergrößert die Gelenkfläche und dichtet das Gelenk ab. In ihr verlaufen sensible Fasern, die Informationen aus dem Hüftgelenk an das Gehirn melden. Verletzungen der Gelenklippe sind deshalb schmerzhaft.

Mechanisch ist das Hüftgelenk eine Sonderform des Kugelgelenks, und zwar ein sogenanntes Nuss- oder Napfgelenk. Es lässt Bewegungen des Beins in drei Achsen zu: Beugung im Hüftgelenk nach vorne und Streckung nach hinten, Heranführen nach innen und Abspreizen nach außen sowie die Einwärts- und die Auswärtsdrehung. Durch die Nuss- oder Napfform der Gelenkpfanne ist das Bewegungsausmaß jedoch eingeschränkter als beim reinen Kugelgelenk.

Um reibungslos zu funktionieren, muss der Kopf des Oberschenkelhalses gut in der Pfanne gleiten können. Beim Hüftimpingement ist das nicht der Fall: Hier stößt bei Bewegung des Beines der Oberschenkelkopf an das Dach der Hüftgelenkspfanne. Die Folge ist nicht nur eine schmerzhafte mechanische Behinderung der Bewegung. Durch das ständige Aneinanderstoßen bzw. Einklemmen werden Gelenklippe und Gelenkknorpel verletzt. Es kommt zum Knorpelabrieb, manchmal lösen sich auch kleine Teile ab. Am Knochen führt der dauernde Reiz zu Neubildungen von Knochengewebe (Knochensporne), die die Enge im Gelenkspalt noch verstärken. Schließlich schmerzen schon die kleinsten Bewegungen. Wird das Hüftimpingement nicht behandelt, ist die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose unvermeidlich.

Formen

Beim Hüftimpingement werden zwei Formen unterschieden, wobei sehr häufig auch Misch- oder Zwischenformen auftreten.

CAM-Impingement. Hier kommt es zu Knochenwucherungen am Übergang vom Oberschenkelkopf zum schlanken Oberschenkelhals. Der Teil des Knochens, der in der Pfanne gleitet, ist verdickt. Der Oberschenkelkopf schlägt oder drückt deswegen bei Bewegung an das knöcherne Pfannendach und schädigt dort Knorpel und Gelenklippe. Das CAM-Impingement (oder auch Nockenwellen-Impingement) ist bei jungen, männlichen Sportlern häufig, besonders oft betroffen sind Fußballer und Eishockeyspieler.

Pincer-Impingement. Bei dieser auch Beißzangenimpingement genannten Störung ist die Gelenkpfanne zu tief (oder das Pfannendach zu stark ausgeprägt). Deshalb stößt der (normal geformte) Oberschenkelkopf bei Bewegungen immer wieder an die Gelenklippe. Das schädigt nicht nur die Gelenklippe und die schützende Gelenkknorpelschicht: Durch den Dauerreiz produziert der Knochen immer mehr Material und wird immer dicker – was den Gelenkspalt zusätzlich verringert. Das Pincer-Impingement findet sich häufig bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren.

Ursachen

  • Vor allem beim CAM-Impingement halten Orthopäd*innen starke sportliche Belastungen für die Ursache. Kritische Sportarten sind Eishockey, Fußball, Kampfsport, Turnen und Ballett. Daneben sollen Wachstumsstörungen, Anlagefehler oder auch Verletzungen an der Hüfte ein Hüftimpingement auslösen.

Diagnosesicherung

Zunächst wird die Patient*in genau zu den Schmerzen befragt, z. B. wo sie auftreten und ob sie mit bestimmten Bewegungen oder Sport verbunden sind. Bei der körperlichen Untersuchung testet die Ärzt*in die Beweglichkeit des Beines in allen drei Achsen. Ein wichtiger Hinweis sind Schmerzen beim Impingement-Test: Dabei liegt die Patient*in auf dem Rücken, die Hüfte ist in einem 90°-Winkel gebeugt (Oberschenkel senkrecht). Die Ärzt*in bewegt das Bein nach innen und dreht es gleichzeitig einwärts. Beim Impingement stößt der Oberschenkelkopf schmerzhaft an das Pfannendach.

Bildgebende Verfahren. Der verengte Gelenkspalt lässt sich im Röntgen gut nachweisen, zusätzlich sieht man dabei oft knöcherne Anbauten. Knorpelschäden oder Schäden der bindegewebigen Gelenklippe erkennt man im MRT. Auch Bänder, Muskeln und Schleimbeutel sind nur mithilfe des MRT und nicht im Röntgenbild darstellbar. Die Ultraschalluntersuchung der Hüfte gibt wiederum Hinweise darauf, ob sich Flüssigkeit im Gelenk befindet.

Hüftgelenksinfiltration. Manchmal ist unklar, ob die Schmerzen tatsächlich von einem gereizten Hüftgelenk herrühren. Dann spritzen manche Ärzt*innen unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle ein Betäubungsmittel in den Hüftgelenksspalt. Ist wirklich die Hüfte der Auslöser, sind die Schmerzen dann für kurze Zeit verschwunden.

Differenzialdiagnosen. Viele andere Erkrankungen der Hüfte machen ähnliche Beschwerden. Dazu gehören beispielsweise die Hüftgelenksarthrose, die Coxitis und die Schleimbeutelentzündung im Hüftgelenk.

Behandlung

Konservative Maßnahmen lindern die Schmerzen und zögern im frühen Stadium der Erkrankung eine Operation hinaus. Die eigentliche Ursache – also die knöchernen Veränderungen – behandeln sie nicht. Um diese zu beseitigen, ist ein operativer Eingriff erforderlich.

Konservativ

Schonung und Sportpause. In der akuten Phase ist es wichtig, das Gelenk zu schonen. Treten die Beschwerden beim Sport auf, ist eine Sportpause angesagt. Wie lange das erforderlich ist, muss mit der behandelnden Ärzt*in besprochen werden.

Schmerzmittel. Zur Linderung der Schmerzen verordnen die Ärzt*innen meist entzündungshemmende und schmerzstillende NSAR wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®), Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Coxibe wie Etoricoxib (z. B. Arcoxia®).

Kortisoninjektionen. Manche Ärzt*innen empfehlen, entzündungshemmendes Kortison in das Gelenk zu spritzen. Eine kurzfristige Wirkung tritt zwar fast immer ein, ein Langzeiteffekt ist jedoch fraglich. Außerdem ist Kortison nicht ganz ungefährlich. Wird das Kortison aus Versehen nicht in den freien Gelenkraum, sondern den Knorpel gespritzt, kann das Gewebe absterben. Insgesamt sind die Kortison-Injektionen deshalb umstritten.

Physikalische Maßnahmen. Viele Betroffene profitieren von Fangobehandlungen, Elektrotherapie (TENS) oder warmen Bädern.

Physiotherapie. Eine kräftige Hüftmuskulatur entlastet das Hüftgelenk. Deswegen empfehlen Physiotherapeut*innen gezielte kräftigende Übungen (Beispiele siehe "Ihre Apotheke empfiehlt"). Trainiert werden darf aber nur im schmerzfreien Intervall. Bei akuten Schmerzen muss die Hüfte geschont werden.

Operativ

Bei der operativen Behandlung werden die auslösenden Ursachen des Hüftimpingements beseitigt oder korrigiert. So lassen sich beispielsweise störende Knochenanbauten an Gelenkkopf oder Gelenkpfanne abtragen und freie Knorpelteilchen entfernen. Beim CAM-Impingement schleift die Operateur*in außerdem den Oberschenkelhals zurecht und stabilisiert die Gelenklippe.

Heute ist ein solcher Eingriff meist im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) möglich. Anstelle einer offenen Operation genügen kleine Schnitte, über die ein Endoskop mit Kamera sowie die erforderlichen Werkzeuge in das Gelenk eingeführt werden. Offen operiert man allerdings noch immer, wenn größere Korrekturen am Hüftgelenk nötig sind, z. B. die Korrektur des Schenkelhalswinkels.

Nachbehandlung. Je nach Eingriff ist bis zu 6 Wochen nach der OP das Gehen nur mit Unterarmgehstützen erlaubt. In der Physiotherapie wird die Hüfte zunächst ohne Belastung bewegt, z. B. auf einem Fahrradergometer. Nach und nach sind unter Aufsicht Kräftigungsübungen sinnvoll (Crosstrainer, Wassergymnastik). Treten Schmerzen auf, wird die Belastung wieder reduziert. Eine Vollbelastung ist etwa 12 bis 16 Wochen nach der Operation wieder möglich.

Prognose

Unbehandelt droht beim Hüftimpingement die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Muskelaufbau. Im akuten, schmerzhaften Stadium eines Hüftimpingements sind Sportpause und Schonung angesagt. Ansonsten helfen – nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in – spezielle Übungen, die Muskulatur aufzubauen und das Hüftgelenk dadurch zu entlasten. Beispiele dafür sind:

  • Beckenhebung. Legen Sie sich auf den Rücken, die Arme neben dem Körper, die Beine angewinkelt. Die Füße stehen unter den Knien. Fersen in den Boden drücken, Becken heben. Oberschenkel und Rumpf sollen wie ein Brett in einer geraden Linie sein. Mehrere Sekunden halten, Becken bis auf wenige Zentimeter über dem Boden senken und dann wieder anheben. 15 bis 20-mal wiederholen.
  • Bein heben in Seitenlage. In Seitenlage auf den Boden legen, der Arm stützt den Kopf, die Beine liegen übereinander. Fußspitzen anziehen, oberes Bein gestreckt nach oben heben. Vorsichtig wieder senken, etwa 15-mal wiederholen. Seite wechseln. Zur weiteren Kräftigung der Muskulatur können Sie ein dehnbares Theraband um die Knöchel wickeln und das Bein gegen diesen Druck anheben.

Sport. Nach einer Impingement-Operation darf nach Rücksprache mit der Ärzt*in auch wieder Sport getrieben werden. Am hüftfreundlichsten und deshalb schon nach etwa 6 Wochen erlaubt sind Schwimmen und Radfahren. Wann belastende Sportarten wieder möglich sind, hängt vom individuellen Fall ab. Häufig dauert es etwa ein halbes Jahr.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps