Gesundheit heute

Strecksehnenverletzung am Finger

Strecksehnenverletzung an den Fingern (Strecksehnen-Riss, Strecksehnen-Abriss): Riss oder Durchtrennung einer Fingerstrecksehne. Am häufigsten reißt die Sehne durch plötzliche Überdehnung bei einem Anprall (z. B. an einem Ball beim Ballsport oder am Bettrahmen beim Bettenmachen), seltener wird sie im Rahmen von Schnitt- oder Sägeverletzungen durchtrennt. In der Folge ist das betroffene Fingerglied gebeugt oder hängt herab und lässt sich nicht mehr aktiv strecken. Strecksehnenabrisse (vor allem am Fingerendglied) heilen gut durch das Anlegen einer Schiene für 8 Wochen. Ein geringes Streckdefizit bleibt jedoch oft zurück. In manchen Fällen ist eine Operation empfehlenswert, z. B. bei Begleitverletzungen, Abrissen der Sehne am Fingergrundgelenk oder bei Menschen, die auf eine reibungslose Mechanik ihrer Finger zwingend angewiesen sind (Musiker, Leistungssportler, Handwerker).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Plötzlicher starker, stechender Schmerz, der oft relativ schnell wieder abklingt
  • Abgeknickte Fingerspitze bei Riss der Strecksehne am Fingerendglied (sog. Hammer-Finger)
  • Beugung im Fingermittelgelenk, Streckung im Fingerendgelenk bei Riss der Sehne am Fingermittelglied (sog. Knopflochdeformität)
  • Hängender Finger, keine aktive Streckung des verletzten Fingers möglich bei Riss der Sehne im Fingergrundgelenk (passive Streckung z. B. mit der anderen Hand weitgehend möglich).

Wann in die Arztpraxis

Sofort, wenn

  • eine klaffende (Schnitt-)Verletzung an Hand oder Fingern mit Bewegungseinschränkung vorliegt.

Am gleichen Tag, wenn

  • oben genannte Bewegungseinschränkungen des Fingers auffallen.

Die Erkrankung

Die Strecksehnen der Finger verlaufen auf der Rückseite der Hand und Finger bis zum jeweiligen Fingerendglied. Sie können überall reißen, am häufigsten passiert dies jedoch an ihren Ansatzpunkten, d. h. an den Fingergelenken.

Typische Unfallursache – vor allem am Fingerendgelenk – ist der heftige Anprall eines Balls auf die Fingerspitzen beim Ballsport. Auch unkontrollierte Abfangbewegungen bei Stürzen können zu einem Abriss von Strecksehnen führen. Die Sehnen von Fingermittel- und Fingergrundgelenken sind wiederum durch Kampfsportarten (vor allem Boxen) von Überdehnung und Riss bedroht. Bei Sehnen, die durch Verschleiß vorgeschädigt sind, reichen für einen Riss manchmal schon heftige Fingerbewegungen, beispielsweise das Einstopfen des Betttuchs zwischen Matratze und Bettrahmen.

Weil die Strecksehnen relativ ungeschützt auf der Rückseite der Finger liegen, werden sie bei Schnitt- und Sägeverletzungen häufig mit durchtrennt.

Klinik

Ein herabhängender Finger und die unmögliche aktive Streckung sind typisch für eine Strecksehnenverletzung. Manchmal sind die Beschwerden jedoch nur gering ausgeprägt und werden erst sehr spät bemerkt. Besonders häufig geschieht dies bei Sehnenverletzungen über dem Fingermittelgelenk, die sich durch eine zunehmende Knopflochdeformität auszeichnen. Hier verharrt das Mittelgelenk bei gewollter Fingerstreckung in Beugung, während das Endgelenk gestreckt wird, was optisch an einen Knopf im Knopfloch erinnert Wird der Gang in die Arztpraxis lange hinausgezögert, ist eine konservative Behandlung meist nicht mehr möglich.

Komplikationen

Häufig kommt es bei Sehnenverletzungen zu einem Ausriss von kleinen Knochenstücken (knöcherner Sehnenausriss) und/oder einer begleitenden Kapselverletzung.

Diagnosesicherung

Die Schilderung des Unfallhergangs in Kombination mit den Beschwerden weist deutlich auf eine Strecksehnenverletzung hin. Bei der Funktionsprüfung des betroffenen Fingers muss darauf geachtet werden, dass immer nur ein Gelenk geprüft und der restliche Finger fixiert wird. Liegt eine offene Wunde vor, wird diese genauestens inspiziert. Eventuell sind dabei Schäden von Nerven und Gefäßen sichtbar.

Weitere Untersuchungen dienen vor allem dem Ausschluss von Begleitverletzungen. Zum Nachweis einer möglichen Gelenkinstabilität bei Kapsel- und Bänderrissen versucht die Ärzt*in, das betroffene Fingergelenk seitlich aufzuklappen und die benachbarten Knochen gegeneinander zu verschieben. Außerdem wird geprüft, ob eine Stauchung des betroffenen Fingers in seiner Längsachse die Schmerzen verstärkt, was eher für einen Knochenbruch als für eine ausschließliche Weichteilverletzung spricht. Ob Gefäße und Nerven intakt sind, zeigen Durchblutung und Sensibilität des Fingers. Röntgenaufnahmen des verletzten Fingergelenks ermöglichen es, einen Knochenbruch sicher auszuschließen und einen eventuellen knöchernen Kapsel- oder Bandausriss festzustellen.

Behandlung

Konservativ

Sehnenrisse am Fingerendglied heilen üblicherweise gut unter alleiniger konservativer Therapie. Dazu wird der Finger 6 bis 8 Wochen lang in einer Schiene ruhiggestellt. Zum Einsatz kommt dabei meist die Stack`sche Schiene, eine Art verlängerter Fingerhut mit kleinem Fenster im Fingernagelbereich. Alternative ist das Anpassen einer Kunststoffschiene aus verformbarem Material (auf Rezept). Auf jeden Fall sitzt die Schiene so, dass zwar das Fingerendglied ruhiggestellt ist, der Rest des Fingers jedoch bewegt werden kann und dadurch sein Einsteifen verhindert wird.

Nach Abnahme der Schiene darf die Patient*in mit vorsichtigen Bewegungsübungen beginnen. Zum Schutz der Sehne soll die Schiene noch zwei weitere Wochen nachts getragen werden. Bis zur vollständigen Ausheilung dauert es insgesamt etwa 12 Wochen.

Etwa 90 % der am Fingerendglied abgerissenen Strecksehnen wachsen durch die Schienentherapie wieder an. Aber nur den wenigsten Patient*innen gelingt es danach wieder, das Fingerendglied komplett zu strecken. Ein Streckdefizit von 10 bis 15° wird deshalb als gutes Ergebnis angesehen. Bleibt der Finger jedoch in einer Beugestellung von mehr als 30°, empfehlen Orthopäd*innen eine operative Korrektur.

Operativ

Strecksehnenrisse im Bereich von Fingermittel- oder grundgelenken werden meist operativ versorgt. Dazu näht man in einer offenen Operation die Sehnenenden wieder aneinander. Manchmal muss auch eine Nachbarsehne die Aufgabe der gerissenen Sehne übernehmen oder Sehnengewebe verpflanzt werden. Größere knöcherne Sehnenausrisse erfordern eine Wiederbefestigung mit Drahtnähten oder kleinen Schrauben. Nach der Operation wird der Finger in einer Schiene für etwa 6 Wochen ruhiggestellt, danach beginnt die vorsichtige Mobilisierung. Die vollständige Belastbarkeit ist nach etwa 12 Wochen erreicht.

Prognose

Durch Ruhigstellen und Schonen heilen 90 % der Strecksehnenabrisse am Fingerendglied, häufig bleibt jedoch eine Streckdefizit zurück. Die Prognose nach operativer Versorgung ist meist gut, sie hängt von Art und Ausmaß der Verletzung ab. Unbehandelte Sehnenverletzungen führen zu Fehlstellung der Knochen und Gelenke. Es drohen dauerhafte Bewegungseinschränkungen und langfristig die Entwicklung einer Arthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Vorsicht bei der Schienen-Reinigung. Fingerschienen müssen permanent am Finger verbleiben, damit die Sehnenenden wieder zusammenwachsen. Einmal wöchentlich darf die Schiene zur Reinigung kurz abgenommen werden. Dabei muss allerdings aufgepasst werden, dass das verletzte Fingerendgelenk weiter gestreckt bleibt. Knickt es versehentlich ab, beginnt die Schienentherapie von vorne.

Fingergymnastik im Wasserbad. Nach der Schienen-Therapie lässt sich der Finger besonders gut im warmen Wasserbad mobilisieren. Empfohlen werden 5-mal täglich etwa fünfminütige Bäder in angenehm handwarmem Wasser. Welche Bewegungen in welchem Ausmaß erlaubt sind, ist mit der behandelnden Ärzt*in abzuklären.

Einfetten der Operationsnarbe. Harte, feste Operationsnarben können auch auf der Fingerrückseite sehr stören. Cremen Sie die Narbenhaut mehrmals täglich mit einer fetthaltigen Creme ein, um sie geschmeidig zu halten.

Nicht in den Schmerz hinein üben. Ob im Alltag oder bei der Krankengymnastik: Wenn beim Beüben der Finger Schmerzen oder Schwellungen auftauchen, ist die Übungsbehandlung zu intensiv und schadet der Ausheilung.

Prävention

Schnitthandschuhe tragen. Bei manchen Tätigkeiten im Garten oder beim Handwerken können Schnitthandschuhe mit Metallschutz gute Dienste leisten.

Finger tapen. Vor allem bei Volleyball, Basketball, Handball oder auch beim Rugby versuchen die Spieler, ihre Finger durch prophylaktisches Tapen zu stabilisieren und damit vor Verletzungen zu schützen.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps