Gesundheit heute

Arthrosen des Handgelenks

Handgelenksarthrose (Radiokarpalarthrose): Seltene, aber erheblich einschränkende Verschleißerscheinung (Degeneration) des Handgelenks, die sich mit starken Schmerzen, angeschwollenem Handrücken und reduzierter Beweglichkeit der Hand bemerkbar macht. Ursachen sind z. B. alte Verletzungen oder Überlastungen, manchmal bleibt der Auslöser auch unklar. Die Handgelenksarthrose schreitet in der Regel unaufhaltsam fort. Wenn eine konservative Behandlung, z. B. mit Knetübungen, Wärme oder Schmerzmitteln, nicht mehr ausreichend hilft, sind operative Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bewegungsschmerzen, später auch Schmerzen in Ruhe
  • Schwellung im Bereich des Handgelenks und am Handrücken
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung, v. a. nach längerer Ruhe (Morgensteifigkeit)
  • In fortgeschrittenen Stadien knotige Auftreibungen, Gelenkfehlstellungen und Gelenkversteifungen.

Wann in die Arztpraxis

Bei Gelegenheit, wenn

  • über längere Zeit Schmerzen oder Schwellung des Handgelenks bestehen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Ursachen

Das Handgelenk wird von der Speiche (Radius) und den drei gegenüberliegenden Handwurzelknochen (Kahnbein, Mondbein und Dreieckbein) gebildet. Das Gelenk ermöglicht die Bewegung der Hand in vier Richtungen: Nach oben und unten sowie nach rechts und links.

Kommt es zu einem übermäßigen Verschleiß des Gelenks, spricht man von einer Handgelenksarthrose. Gründe für arthrotische Veränderungen gibt es viele:

  • Fehlstellungen der Knochen nach Brüchen (Kahnbeinbruch, Speichenbruch) oder Bandverletzungen wie z. B. die Skapulolunäre Bandverletzung (SL-Verletzung, hier ist das Band betroffen, das Kahnbein und Mondbein eng zusammenhält)
  • Überlastungen durch Zwangshaltung und/oder monotone Tätigkeiten
  • Rheumatoide Arthritis, Gelenkentzündungen oder als Begleiterscheinung eines Ganglions (Überbeins) am Handgelenk
  • Knochennekrosen von Handwurzelknochen, z. B. Morbus Kienböck
  • angeborene Fehlstellungen des Gelenks (z. B. die Madelung-Deformität, eine Wachstumsstörung des Unterarms).

In manchen Fällen bleibt die Ursache der Erkrankung auch ungeklärt. Hier spricht man dann häufig von einer primären Handgelenksarthrose (im Gegensatz zu den sekundären Handgelenksarthrosen aufgrund der oben genannten Ursachen).

Klinik und Verlauf

Die Beschwerden bei einer Handgelenksarthrose werden mit der Zeit immer stärker. Erst kommt es nur unter Belastung zu Schmerzen, später auch in Ruhestellung. Auch die Beweglichkeit ist dann eingeschränkt. Charakteristisch ist zudem, dass immer wieder akute Schübe auftreten. Das dann akut entzündete Gelenk ist in diesen Phasen überwärmt, geschwollen und gerötet. Ausgelöst werden Arthroseschübe z. B. durch eine plötzliche starke Überlastung, diskutiert wird auch der Einfluss von Infektionen wie beispielsweise der Grippe.

Unbehandelt schreiten die Schäden am Knorpel immer weiter fort – bis es auch zu Knochenschäden, schmerzhaften Verformungen und Versteifungen am Handgelenk kommt. Im Endstadium ist das Gelenk komplett versteift und funktionsuntüchtig.

Diagnosesicherung

Schmerzen und Bewegungseinschränkung deuten auf ein Geschehen am Handgelenk hin. Vor allem im frühen Stadium ist für viele Patient*innen der vorübergehende Anlaufschmerz nach einer Ruhephase typisch. Liegt eine aktivierte, akute Arthrose vor, ist die Hand überwärmt, geschwollen und gerötet. Manchmal kann die Ärzt*in auch die arthrotischen Knochenanbauten ertasten.

Gesichert wird die Diagnose mit dem Röntgenbild. Besteht die Arthrose schon länger, zeigen sich dort typische Arthrosezeichen wie die Gelenkspaltverschmälerung, raue Gelenkflächen, Knochenanbauten (Osteophyten) und eine Verdichtung des gelenknahen Knochens. Im Frühstadium, wenn noch keine röntgenologischen Veränderungen nachweisbar sind, kann die Ultraschalluntersuchung wertvolle Hinweise liefern. Hier lassen sich Schwellungen, entzündliche Veränderungen und Flüssigkeitseinlagerung in der Gelenkkapsel nachweisen. Selten ist eine Gelenkspiegelung nötig, vor allem, wenn als Differenzialdiagnose eventuelle Bandverletzungen der Handwurzelknochen im Raum stehen.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden verursachen andere Arthrosen im Bereich der Hand wie die Rhizarthrose oder die Arthrose im SST-Gelenk (Scapho-Trapezo-Trapezoidalgelenk) sowie die Rheumatoide Arthritis, die Tendovaginitis de Quervain oder auch eine Gicht. Weitere wichtige Differenzialdiagnosen sind Verletzungen, z. B. die SL-Bandverletzung, d. h. die Verletzung des Bandes zwischen Mondbein und Kahnbein, oder Brüche im Bereich von Handwurzel und Unterarm (Speichenbruch, Kahnbeinbruch).

Behandlung

Konservativ

Zunächst wird versucht, die Beschwerden mithilfe konservativer Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Neben der Schmerzbekämpfung ist dabei besonders der Erhalt (oder die Verbesserung) der Beweglichkeit des Handgelenks und der gesamten Hand von Bedeutung. Je nach Stadium der Erkrankung stehen folgende Therapien zur Verfügung:

  • Physiotherapie. Hier sind im aktivierten, schmerzhaften Stadium vor allem Kälteanwendungen angezeigt. Manche Patient*innen profitieren auch von der Behandlung mit Reizstrom.
  • Ruhigstellung. Bei sehr starken Schmerzen sollte das Gelenk kurzfristig ruhiggestellt werden. Das ist mit einem Gips, aber auch mit einer Handgelenksbandage oder einer Orthese möglich. Bandagen oder Orthesen sollten jedoch nur zeitweilig getragen werden, da es sonst zu Einsteifungen und Muskelabbau und damit Bewegungseinschränkungen der Hand kommen kann.
  • Schmerzmedikamente. Bei starken Schmerzen verordnet die Ärzt*in schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®). Diese können in Tablettenform eingenommen werden, manche gibt es auch als Gel oder Salbe zum Einreiben.
  • Kortisonspritzen. Die Injektion von Kortison in den Gelenkspalt lindert die Schmerzen und dämmt die Entzündung ein. Problematisch ist allerdings, dass Kortison Knorpel, Knochen und Bänder dauerhaft schädigen kann, vor allem, wenn es wiederholt gespritzt wird. Aus diesem Grund raten Expert*innen von mehr als 2 bis 3 Wiederholungen meist ab.

Operativ

Die operative Behandlung wird erst empfohlen, wenn die oben genannten Verfahren nicht greifen, d. h. die Schmerzen nicht beherrschbar sind oder die Bewegungseinschränkungen den Alltag erschweren. In Frage kommen dafür:

  • Handgelenksdenervation. Bei dieser Operation werden über mehrere kleine Schnitte bis zu zehn schmerzleitende Nervenäste der drei Handnerven durchtrennt. Die Muskelfunktion und das Gefühl an der Hand bleiben dabei erhalten. Etwa 60 % bis 70 % der Patient*innen haben danach für mehrere Jahre weniger oder keine Schmerzen mehr. Durchgeführt wird der Eingriff in lokaler Betäubung oder Vollnarkose.
  • Arthroskopische Behandlung. Im Rahmen einer Gelenkspiegelung kann die Ärzt*in den Knorpel glätten und entzündetes Gewebe entfernen. Manchmal wird auch die Gelenkfläche angebohrt, damit über das Blut Stammzellen einwandern und neuen Knorpel bilden können (dies nennt man Mikrofrakturierung). Diese Verfahren sind nur in relativ frühen Stadien der Arthrose erfolgreich.
  • Arthrodese (Versteifungsoperation). Bei starken Beschwerden wird die teilweise oder komplette Versteifung des Handgelenks in einer funktionsgünstigen Stellung (meist leicht nach oben gestreckt) empfohlen. Dazu gibt es verschiedene Verfahren, bei denen die Ärzt*in zunächst die betroffenen Gelenkflächen entknorpelt und manchmal auch komplette Handwurzelknochen entfernt. Danach werden die verbliebenen Knochen mit Drähten oder Schrauben verbunden, damit sie zusammenwachsen und "einsteifen". Die komplette Versteifung des Handgelenks, bei der nur noch die Finger beweglich sind, wird heute möglichst vermieden. Bei den verschiedenen Teilarthrodese-Verfahren wird nur dort versteift, wo tatsächlich verschlissener Knorpel gesessen hat. Dadurch bleibt eine Restbeweglichkeit im Handgelenk erhalten. Was die Schmerzen betrifft, ist die Erfolgsquote der Arthrodese sehr gut, bei den meisten Patient*innen sind diese nach dem Eingriff verschwunden.
  • Handgelenksprothese. Das Einpflanzen einer Handgelenksprothese ist prinzipiell möglich, kommt aber nur in Betracht, wenn sämtliche Handwurzelgelenke von der Arthrose betroffen und schwer geschädigt sind. Beweglichkeit und Schmerzreduktion sind nach dem Einpflanzen einer Handgelenksprothese gut. Allerdings kann auch die Prothese verschleißen und sich lockern, was einen erneuten Eingriff erforderlich macht. Für Personen, die schwer arbeiten, ist ein solches Kunstgelenk nicht geeignet, hier empfiehlt sich die komplette Versteifung.

Prognose

Die Erfolgsaussichten der verschiedenen Behandlungsverfahren hängen stark vom individuellen Fall ab, z. B. vom Ausgangsbefund, eventuellen Grunderkrankungen (z. B. einer Rheumatoiden Arthritis), der Operationsmethode und der Mitarbeit der Patient*in in puncto postoperative Übungen.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Entlastung. Schonen Sie das betroffene Handgelenk. Wenn Ihnen das Öffnen und Schließen von Dosen oder Flaschen schwerfällt, nutzen Sie Hilfsmittel wie elektronische Dosenöffner oder spezielle Flaschenöffner. Auch das Tragen schwerer Einkaufstaschen oder Aktenkoffer geht auf Hand und Handgelenk, für solche Transporte sind Trolleys oder Rucksäcke besser geeignet.

Übungen. Bei Handgelenksarthrosen empfehlen sich regelmäßige Übungen, die sich ganz einfach zwischendurch im Alltag einflechten lassen. 5 Minuten täglich reichen aus, um ein Steifwerden der Gelenke zu verzögern.

  • Lassen Sie Ihr Handgelenk in beide Richtungen kreisen, öffnen und schließen Sie Ihre Hand zur Faust oder führen Sie jeden Finger abwechselnd zum Daumen.
  • Strecken Sie die Daumen nach oben und lassen Sie sie abwechselnd in beide Richtungen kreisen.
  • Legen Sie bei gestreckten Ellenbogen beide Handrücken vor sich auf eine Tischplatte, die Fingerspitzen zeigen zu Ihrem Körper. Gehen Sie rückwärts und lassen Sie die Hände auf dem Tisch liegen. Auf diese Weise geht das Handgelenk in Beugung.

Physikalische Therapie. Wärmeanwendungen wie erwärmte Heublumensäckchen lindern die Beschwerden im chronischen Stadium. Bei einer aktivierten Arthrose helfen dagegen Kälteanwendungen wie kalte Umschläge oder Kältepackungen in Form von eis- oder kühlschrankgelagerten Quark- bzw. Moorpackungen. Diese sollten mehrmals täglich direkt auf das Handgelenk gelegt werden.

Pflanzenheilkunde. Häufig eingesetzte standardisierte Pflanzenextrakte basieren auf Heilpflanzen, die sich v. a. durch stoffwechsel- oder durchblutungsfördernde sowie schmerzlindernde Wirkungen auszeichnen, allen voran Brennnesselblätter, Ackerschachtelhalmkraut und Löwenzahn. In vielen Fällen bietet sich eine längerfristige Anwendung an, z. B. in Form einer Teekur (z. B. Gerner® Rheumatee). Ansonsten kommen zur Linderung abnutzungsbedingter Gelenkschmerzen die gleichen Phytotherapeutika in Betracht wie zur Behandlung einer Rheumatoiden Arthritis.

Enzymtherapie. Manche Patient*innen mit Neigung zu häufigen Entzündungen (aktivierte Arthrosen) haben mit der Einnahme von Enzympräparaten gute Erfahrung gemacht. Beispiele dafür sind das Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung einzeln (z. B. Bromelain-Pos®) oder in Kombination mit anderen Enzymen (z. B. mit dem Pankreasenzym in Wobenzym® N) in Tabletten- oder Pulverform.

Nahrungsergänzungsmittel. Der Markt bietet vielerlei Nahrungsergänzungsmittel, denen knorpelschützende bzw. die Knorpelregeneration anregende Wirkungen zugeschrieben werden. Sie werden meist in Form von Kapseln eingenommen, ihre Wirkung ist umstritten.

Für andere Extrakte, etwa aus Mikroalgen, Haifischknorpel oder Perilla-Öl, steht ein wissenschaftlicher Nachweis ihrer therapeutischen Wirksamkeit bislang vollständig aus.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps