Gesundheit heute

Arthrosen der Fingergelenke

Fingergelenksarthrose. Mit Schwellungen, Schmerzen und Kraftminderung einhergehender Verschleiß der Fingergelenke. Neben einer genetischen Veranlagung sollen auch hormonelle Komponenten für die Entwicklung der Fingergelenksarthrosen eine Rolle spielen. Weitere mögliche Ursachen sind die Überlastung der Gelenke (z. B. durch Handarbeiten) oder Fehlstellungen nach schlecht verheilten Knochenbrüchen oder Bandverletzungen.

Je nach Lage der Arthrose werden verschiedene Sonderformen unterschieden. Die Bouchard-Arthrose betrifft die Fingermittelgelenke und kommt bei Männern und Frauen etwa gleich häufig vor. Die Heberden-Arthrose befällt vor allem die Fingerendgelenke, Frauen leiden etwa zehnmal häufiger darunter als Männer. Auch die Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose) ist bei Frauen häufiger (mehr dazu siehe dort).

Behandelt werden Fingergelenksarthrosen zunächst konservativ mit Handbädern, gezielten Bewegungsübungen und Schmerzmitteln. Bei stärkeren Beschwerden kommen Gelenkinjektionen oder handchirurgische Verfahren wie z. B. die Gelenkversteifung zum Einsatz.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bewegungsschmerz, Druckschmerz, später auch Ruheschmerz an den Fingergelenken
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung, v. a. nach längerer Ruhe (Morgensteifigkeit), Verminderung der Kraft
  • Schwellung, knotige Auftreibung. Zweihöckrige Anschwellung an der Streckseite der Fingerendgelenke (Heberden-Knoten) bei der Heberden-Arthrose, Anschwellung an der Streckseite der Fingermittelgelenke (Bouchard-Knoten) bei der Bouchard-Arthrose
  • In fortgeschrittenen Stadien Gelenkfehlstellungen und Gelenkversteifungen.

Wann in die Arztpraxis

Bei Gelegenheit, wenn

  • über längere Zeit Schmerzen oder Auftreibungen der Fingergelenke bestehen.

Die Erkrankung

Wie alle Gelenke sind auch die Fingergelenke im Verlauf des Lebens von einem gewissen Verschleiß betroffen. Der Knorpel wird dünner und rauer, sodass sich die Belastung nicht mehr gleichmäßig auf die Gelenkfläche verteilt und sich stärker beanspruchte Bereiche weiter abnutzen. Der darunter liegende Knochen reagiert mit Neubildungen, es entstehen Knochenanbauten (Osteophyten). Die Gelenkhaut bildet vermehrt Gelenkflüssigkeit, das Gelenk schwillt an. Als Folge wird die Gelenkkapsel gespannt und schmerzt (aktivierte Arthrose). All diese Prozesse unterhalten und verstärken sich gegenseitig, sodass Abbau und Verschleiß (Degeneration) immer weiter voranschreiten.

Warum bei manchen Menschen die Fingergelenke früher verschleißen als bei anderen, ist unklar. Diskutiert werden folgende Ursachen:

  • Hormonelle Faktoren. Dies scheint bei der Heberden-Arthrose eine große Rolle zu spielen, da vor allem Frauen in und nach den Wechseljahren diese Form der Fingergelenksarthrosen entwickeln.
  • Genetische Veranlagung. Fingergelenksarthrosen kommen familiär gehäuft vor, eine genetische Veranlagung ist deshalb wahrscheinlich.
  • Überbeanspruchung der Finger und Hände. Auch wenn die Kräfte an den Fingergelenken nur relativ klein sind, kann es durch wiederholte, monotone Bewegungen wie bei Handarbeiten oder feinmechanischen Tätigkeiten zu einer übermäßigen Belastung und dadurch zu vermehrtem Verschleiß kommen.
  • Gelenkerkrankungen und Verletzungsfolgen. Fehlstellungen nach schlecht verheilten Knochenbrüchen, Verrenkungen oder Strecksehnenschädigungen begünstigen die Entwicklung einer Arthrose ebenso wie Gelenkentzündungen oder ein Ganglion (Überbein).
  • Grunderkrankungen wie z. B. die Gicht, Rheumatoide Arthritis oder Diabetes führen zu sekundären, also auf einer Erkrankung beruhenden Fingergelenksarthrosen.

Klinik

Fingergelenksarthrosen machen sich durch Schmerzen, Bewegungs- und Krafteinschränkung bemerkbar. Je nach Form und Lokalisation können sie in unterschiedlicher Reihenfolge auftreten.

Die Heberden-Arthrose beginnt oft mit der Verdickung der Fingerendgelenke, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen erst später dazu. Sie kann sich auch weiter ausbreiten und die anderen Fingergelenke, z. B. das Daumensattel- und Handgelenk betreffen. Die Bouchard-Arthrose der Fingermittelgelenke fängt dagegen eher mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen an, erst später kommen Schwellungen hinzu. Bouchard- und Heberden-Arthrose treten auch häufig gemeinsam auf.

Verlauf

Fingergelenkarthrosen entwickeln sich sehr individuell – zwischen schmerzhaften, besonders aktiven Phasen gibt es auch beschwerdefreie Zeiten, die allerdings im Verlauf der Erkrankung meist immer kürzer andauern. Schreitet die Erkrankung fort, entstehen zunehmende Knorpelschäden – später auch Knochenschäden –, schmerzhafte Verformungen und Versteifungen an den Fingergelenken.

Diagnosesicherung

Häufig sind die Gelenkschwellungen sowie die Schilderung der Schmerzen und Beschwerden schon ein deutlicher Hinweis auf eine Fingergelenksarthrose. Fragen nach Arthrosefällen in der Familie, nach Handverletzungen und der beruflichen Tätigkeit runden das Bild ab. Bei der Untersuchung der Hand prüft die Ärzt*in dann jeden Finger einzeln auf Beweglichkeit, Schwellung, Schmerzen und die Zeichen einer Entzündung wie z. B. Rötung oder Überwärmung.

Gesichert wird die Diagnose mit Röntgenbildern. Hier zeigen sich die typischen Veränderungen wie Gelenkspaltverschmälerung, Knochenanbauten (Osteophyten) und Änderungen in der Struktur des gelenknahen Knochens (Verdichtungen). Bei plötzlicher Verschlechterung lässt sich mit Blutuntersuchungen klären, ob ein akuter Arthroseschub oder eine rheumatische Erkrankung wie die Rheumatoide Arthritis vorliegt.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden macht die Rheumatoide Arthritis, die auch ihrerseits eine Gelenksarthrose begünstigen kann sowie die Tendovaginitis de Quervain und die Handgelenksarthrose.

Behandlung

Konservativ

Zunächst wird versucht, die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Neben der Schmerzbekämpfung ist dabei besonders der Erhalt oder die Verbesserung der Beweglichkeit der Finger von Bedeutung. Je nach Stadium der Erkrankung stehen folgende Therapien zur Verfügung:

  • Physiotherapie. Hier sind im aktivierten, schmerzhaften Stadium vor allem Kälteanwendungen angezeigt, weil Kälte die Entzündung eindämmt. Manche Patient*innen profitieren auch von der Behandlung mit Reizstrom.
  • Schmerzmedikamente. Bei starken Schmerzen verordnet die Ärzt*in schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®). Diese können in Tablettenform eingenommen werden, manche gibt es auch als Gel oder Salbe zum Einreiben.
  • Kortisonspritzen. Die Injektion von Kortison in den Gelenkspalt lindert die Schmerzen und dämmt die Entzündung ein. Problematisch ist allerdings, dass Kortison Knorpel, Knochen und Bänder dauerhaft schädigen kann, vor allem, wenn es wiederholt gespritzt wird. Aus diesem Grund raten Expert*innen von mehr als 2 bis 3 Wiederholungen meist ab.
  • Hyaluronsäure- und Orthokininjektionen. Sowohl das Einspritzen von Hyaluronsäure als auch von Orthokin wird von manchen Ärzt*innen auch zur Behandlung der Fingergelenksarthrose empfohlen. Ihre Wirkung ist jedoch umstritten, weshalb die Gesetzlichen Krankenkassen die Behandlungskosten nicht übernehmen.

Operativ

Die operative Behandlung wird erst empfohlen, wenn die oben genannten Verfahren nicht greifen, d. h. die Schmerzen nicht beherrschbar sind oder die Bewegungseinschränkungen den Alltag stark erschweren. Infrage kommen dafür:

  • Denervation. Bei dieser Operation werden über mehrere kleine Schnitte bis zu zehn schmerzleitende Nervenäste der drei Handnerven durchtrennt. Die Muskelfunktion und das Gefühl an der Hand bleiben dabei erhalten. Durchgeführt wird der Eingriff in lokaler Betäubung oder Vollnarkose.
  • Arthroskopische Behandlung. Im Rahmen einer Gelenkspiegelung kann die Ärzt*in den Knorpel glätten sowie entzündetes Gewebe und Knötchen entfernen. Diese Verfahren sind nur in relativ frühen Stadien der Arthrose erfolgreich.
  • Arthrodese (Versteifungsoperation). Bei starken Beschwerden wird die komplette Versteifung des Fingergelenks in leichter Beugestellung empfohlen. Vor allem an den Fingerendgelenken, also bei der Heberden-Arthrose, ist dieses Verfahren angezeigt. Auch am Mittelgelenk des Zeigefingers raten Ärzt*innen meist zu einer Versteifung, da beim wichtigen Spitzgriff (hier wird ein kleiner Gegenstand zwischen Zeigefinger- und Daumenkuppe gehalten) und beim Schlüsselgriff (der Griff zum Drehen eines Schlüssels) der Zeigefinger als Gegenspieler zum Daumen eine hohe Stabilität benötigt. Bei einer Versteifungsoperation entfernt die Handchirurg*in das zerstörte Gelenk über einen kleinen Hautschnitt und verbindet die beiden Restknochen mithilfe von Schrauben oder Drähten fest miteinander. Nach einer etwa vierwöchigen Ruhigstellung wird das Metall wieder entfernt. In der Regel kommt es durch die Operation zu einer deutlichen Schmerzreduktion, häufig verschwinden die Schmerzen auch ganz.
  • Fingergelenksprothese. Der Ersatz eines zerstörten Fingergelenks mit einer künstlichen Prothese kommt am ehesten bei Grund- und Mittelgelenkarthrosen in Frage. Voraussetzungen sind jedoch intakte Bandstrukturen, funktionierende Sehnen und ein ausreichend stabiles Knochengewebe, das die Prothesenschäfte halten kann. Beweglichkeit und Schmerzreduktion sind nach dem Einpflanzen meist gut. Extreme Belastungen müssen allerdings vermieden werden, je nach Material kann das neue Gelenk mit bis zu 5 Kilo belastet werden. Auch nach dem Einpflanzen eines Kunstgelenks werden Finger und Hand zunächst auf einer Gipsschiene gelagert und ruhiggestellt. Ist der Finger abgeschwollen, kommt er für 6 Wochen in eine Fingerhülse, die jeweils zur Krankengymnastik abgelegt wird.

Prognose

Die Fingergelenksarthrose kann nicht geheilt werden, sie schreitet kontinuierlich voran. Wie gut konservative Therapien den Verlauf aufhalten können, ist individuell sehr verschieden. Ist eine Operation erforderlich, kann diese die Schmerzen in der Regel sehr gut reduzieren und dadurch die Lebensqualität verbessern.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Entlasten. Wenn Ihnen das Öffnen und Schließen von Dosen oder Flaschen schwerfällt, nutzen Sie Hilfsmittel wie elektronische Dosenöffner oder spezielle Flaschenöffner. Auch das Tragen schwerer Einkaufstaschen oder Aktenkoffer beansprucht Hand und Handgelenk. Für solche Transporte sind Trolleys oder Rucksäcke besser geeignet.

Fingerübungen. Bei Fingergelenksarthrosen ist es sehr wichtig, die Beweglichkeit der Finger zu erhalten. Machen Sie zu diesem Zweck Knetübungen mit Sand, den sie vorher (z. B. in der Mikrowelle) erwärmt haben, mit einem Küchenschwamm oder mit einem Squashball in lauwarmem Wasser, am besten zweimal täglich. 5 Minuten täglich reichen aus, um ein Steifwerden des Gelenks zu verzögern.

Physikalische Therapie. Wärmeanwendungen wie erwärmte Heublumensäckchen lindern die Beschwerden im chronischen Stadium. Bei einer aktivierten Arthrose, also im akuten Entzündungsstadium, ist Kälte besser. Gut geeignet sind kalte Umschläge oder Kältepackungen mit eis- oder kühlschrankgelagertem Quark bzw. Moor. Die Packungen sollten mehrmals täglich direkt auf die Hand- oder Fingergelenke gelegt werden.

Pflanzenheilkunde. Häufig eingesetzte standardisierte Pflanzenextrakte basieren auf Heilpflanzen, die sich v. a. durch stoffwechsel- oder durchblutungsfördernde sowie schmerzlindernde Wirkungen auszeichnen. Allen voran stehen dabei Brennnesselblätter, Ackerschachtelhalmkraut und Löwenzahn. In vielen Fällen bietet sich eine längerfristige Anwendung an, z. B. in Form einer Teekur (z. B. Gerner® Rheumatee). Ansonsten kommen zur Linderung abnutzungsbedingter Gelenkschmerzen die gleichen Phytotherapeutika in Betracht wie zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis.

Enzymtherapie. Manche Patient*innen mit Neigung zu häufigen Entzündungen (aktivierte Arthrosen) haben mit der Einnahme von Enzympräparaten gute Erfahrung gemacht. Beispiele dafür sind das Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung einzeln (z. B. Bromelain-Pos®) oder in Kombination mit anderen Enzymen (z. B. mit dem Pankreasenzym in Wobenzym® N) in Tabletten- oder Pulverform.

Nahrungsergänzungsmittel. Der Markt bietet vielerlei Nahrungsergänzungsmittel, denen knorpelschützende bzw. die Knorpelregeneration anregende Wirkungen zugeschrieben werden. Sie werden meist in Form von Kapseln eingenommen, ihre Wirkung ist umstritten. Nach einigen Studien sollen Avocado-Soja-Öle, die sich durch einen besonders hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren auszeichnen, das Voranschreiten einer Arthrose (im Frühstadium) aufhalten. Lange wurden auch Grünlippmuschelextrakte empfohlen, eine Wirkung konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Wie alle Therapieansätze, die direkt auf den Gelenkknorpel selbst Einfluss nehmen (sollen), haben sie sicher keinen Effekt mehr, wenn der Knorpel bereits stark geschädigt bzw. kaum oder gar nicht mehr vorhanden ist – in diesem Fall ist die Einnahme wirkungslos.

Für andere Extrakte, etwa aus Mikroalgen, Haifischknorpel oder Perilla-Öl, steht ein wissenschaftlicher Nachweis ihrer therapeutischen Wirksamkeit bislang vollständig aus.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps