Gesundheit heute

Beckenschiefstand

Häufigkeit: 4

Beckenschiefstand: Fehlstellung, bei der das Becken im Stehen nicht waagrecht steht, sondern dauerhaft zur Seite gekippt ist. Die Ursachen sind häufig funktionell, z. B. durch Fehlhaltungen und Muskelverspannungen. Dem strukturellen Beckenschiefstand liegt eine echte Beinlängendifferenz zugrunde, sie ist anlagebedingt oder entsteht beispielsweise durch falsch verheilte Knochenbrüche. Eine leichte Schiefstellung des Beckens ist sehr häufig und meist nicht mit Problemen verbunden. Bei ausgeprägterem Beckenschiefstand kann es zu zahlreichen Beschwerden kommen, die von Zähneknirschen über Hüft- und Fußschmerzen bis hin zu starken Rückenschmerzen reichen.

Ein funktioneller Beckenschiefstand wird vor allem mit Physiotherapie behandelt. Bei einer echten Beinlängendifferenz helfen Absatz- oder Schuhsohlenerhöhung. Längenunterschiede von 3 cm machen eine operative Beinverlängerung erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Rückenschmerzen, Kreuzschmerzen
  • Schmerzen in Schultern und Nacken
  • Schmerzen in Knie und Fuß
  • Schmerzen im Gesäß, Leistenschmerzen
  • Schmerzen im Becken.

Wann in die Arztpraxis

Demnächst, wenn

  • dauerhaft oder immer wieder oben genannte Schmerzen ohne erkennbare Ursache auftauchen.

Die Erkrankung

Das Becken besteht aus den beiden Hüftbeinen und dem Kreuzbein. Die Knochen sind ringförmig angeordnet: hinten sind rechtes und linkes Hüftbein jeweils über die sehr straffen Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) mit der Wirbelsäule verbunden, vorne stoßen die Hüftbeine in der sogenannten Symphysenfuge aneinander. Die Hüftgelenkspfanne bildet gemeinsam mit dem Kopf des Oberschenkelknochens das Hüftgelenk.

Das Becken ist sehr stabil, es sorgt für einen sicheren Stand und ermöglicht dem Menschen die aufrechte Haltung und das Gehen. Um das Gewicht des Körpers zu tragen und die Kraft gleichmäßig zu verteilen, muss das Becken annähernd waagrecht stehen. Eine leichte Schiefe können Wirbelsäule, Beine und Füße gut ausgleichen. Bei ausgeprägter Schiefe kommt es zu Schmerzen aufgrund der Fehlhaltung und der Fehlbelastung von Gelenken, Sehnen, Bändern und Muskeln.

Häufigkeit und Ursachen

Fast zwei Drittel aller Erwachsenen haben einen Beckenschiefstand. In den meisten Fällen ist dieser leicht und beträgt nicht mehr als etwa 1 cm. Bei schwereren Beckenschiefständen sind Männer fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

In vielen Fällen stecken funktionelle Ursachen hinter einem Beckenschiefstand. Dazu gehören beispielsweise einseitige Verspannungen der Muskulatur rund um das Becken wie z. B. der Gesäßmuskeln oder der Muskulatur im Lendenwirbelsäulenbereich. Zu solchen Verspannungen kommt es durch Fehlhaltungen, sehr langes Sitzen oder allgemein Bewegungsmangel. Auch eine angeborene Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) kann durch die daraus entstehende Fehlhaltung der Wirbelsäule zu einem funktionellen Beckenschiefstand führen (und vice versa: bei nicht behandeltem, ausgeprägtem Beckenschiefstand droht durch den Versuch der Wirbelsäule, die Schiefe auszugleichen, eine sekundäre Skoliose).

Typische strukturelle Ursache eines Beckenschiefstands ist die "echte" Beinlängendifferenz. Echt deshalb, weil das Bein tatsächlich kürzer ist und nicht nur durch ein funktionell schiefstehendes Becken höher steht. Eine geringe Beinlängendifferenz kann der Körper ausgleichen. Ist ein Bein jedoch mehr als etwa 6 mm kürzer, kommt es zu Fehlbelastungen und Schmerzen. Ursachen für eine echte Beinlängendifferenz sind

  • genetische Veranlagung
  • Schädigung von Wachstumszonen (z. B. im Kniebereich) und dadurch Hemmung des Knochenwachstums
  • Gefäßtumoren, die ein Mehrwachstum in Wachstumszonen auslösen und dadurch einen Knochen länger wachsen lassen
  • schlecht verheilte Knochenbrüche
  • Prothesenlockerung nach Hüft-TEP durch Einsinken des Schafts in den Markraum des Oberschenkelknochens
  • Arthrose in Fuß-, Knie- oder Hüftgelenk.

Klinik

Ein schiefes Becken führt zu Fehlhaltungen und Fehlbelastungen, die an der gesamten Wirbelsäule und an den Beinen Schmerzen verursachen können. Oft strahlen die Schmerzen auch aus, zum Beispiel in die Gesäßmuskulatur, in die Leiste oder in den Unterleib.

Komplikationen

Durch die dauerhafte Fehlbelastung anderer Knochen und Gelenke droht die Entwicklung von Skoliose, Hüftgelenksarthrose und Kniegelenksarthrose. Durch die Fehlhaltung der Wirbelsäule werden zudem Bandscheibenvorfälle begünstigt.

Diagnosesicherung

Körperliche Untersuchung. Hierbei untersucht die Orthopäd*in zunächst Wirbelsäule und Becken auf Verkrümmungen und Asymmetrien sowohl im Stehen als auch weit vorneüber gebeugt. Bei Verdacht auf eine Beinlängendifferenz werden die Beine ausgemessen.

Bildgebende Verfahren wie das Röntgen lassen vor allem knöcherne Ursachen für einen Beckenschiefstand erkennen, z. B. eine Skoliose, Arthrosen oder ungleiche Beinknochen. Manche Orthopäd*innen bieten auch die 3D Wirbelsäulenmessung an, bei der sich Statik und Haltung von Becken und Wirbelsäule ohne Röntgenstrahlung ermitteln lassen. Dazu projiziert man Licht auf den Rücken, aus dem ein Computer ein dreidimensionales Bild errechnet. Die Kosten für diese Analyse werden von den gesetzlichen Krankenkassen meist nicht übernommen.

Differenzialdiagnosen. Die Beckenschiefe kann durch die Fehlbelastung anderer Knochen und Gelenke Schmerzen von den Zähnen bis zu den Füßen auslösen. Dementsprechend vielfältig sind die auszuschließenden Diagnosen. Beispiele sind die Hüftgelenksarthrose, der Bandscheibenvorfall oder Blockaden im Kreuz-Darmbein-Gelenk. Bei Schmerzen in Unterbauch und Becken ist auch an Erkrankungen der Harnblase, des Darms oder der inneren Geschlechtsorgane zu denken.

Behandlung

Eine Behandlung ist nur erforderlich, wenn der Beckenschiefstand Probleme bereitet oder wenn die Schiefe so ausgeprägt ist, dass eine Verkrümmung der Wirbelsäule droht. Die Art der Therapie richtet sich nach der Ursache.

Funktioneller Beckenschiefstand

Liegt der Beckenschiefe eine fehlhaltungsbedingte Verspannung oder Verkürzung der Muskulatur zugrunde, hilft die gezielte Physiotherapie. Dabei gilt es, die verspannten Muskeln zu lockern und zu dehnen und die verkümmerten Muskeln der Gegenseite zu trainieren. Ziel ist es, die Fehlhaltung zu beseitigen, den Körper aufzurichten und das Becken dadurch wieder in die Waagrechte zu bringen.

Manchmal kommt es durch Verspannungen auch zu einer mechanischen Blockade des Kreuz-Darmbein-Gelenks. Hier lässt sich das Gelenk häufig durch spezielle Handgriffe der manuellen Therapie wieder richten.

Ist es durch eine Skoliose zu Fehlhaltung und Beckenschiefe gekommen, steht die Behandlung der Wirbelsäulenverkrümmung im Zentrum (mehr dazu siehe Skoliose).

Struktureller Beckenschiefstand

Je nach Ursache und Ausmaß gibt es hier konservative und operative Therapiemöglichkeiten.

Konservative Behandlung. Bei einer Beinlängendifferenz bis zu 1 cm verordnet die Ärzt*in oft orthopädische Schuheinlagen. Nach Anpassung sind Sitz und Nutzen der Einlagen regelmäßig zu kontrollieren. Bei einer Beinlängendifferenz von 1 bis 3 cm ist die Erhöhung des gesamten Schuhs oder des Schuhabsatzes ratsam. Auch hier ist regelmäßig zu prüfen, ob die Maßnahme zum Erfolg führt und nicht etwa eine neue Fehlhaltung provoziert. Größere Differenzen lassen sich durch Einlagen und höhere Absätze nicht mehr behandeln, da die Gefahr des Umknickens zu hoch ist.

Operative Behandlung. Ab einer Beinlängendifferenz von etwa 3 cm kommt eine operative Beinverlängerung infrage. Dabei wird der betroffene Oberschenkel und/oder Unterschenkel durchtrennt. In dieser künstlich geschaffenen Wachstumsfuge wächst nun Knochensubstanz nach und füllt den Spalt. Durch permanenten Zug am Knochen lässt sich die Breite des Spaltes und damit die Menge an neuem Knochen einstellen und so das Bein auf die gewünschte Länge bringen. Der nötige Zug entsteht zum Beispiel mit einem in die Knochen eingebrachten Marknagel, der durch magnetische Impulse von außen langsam teleskopartig ausgefahren wird. Der Spezialnagel wird nach der Beinverlängerung in einem zweiten Eingriff wieder entfernt. Bei der traditionellen Methode kommt der Zug durch einen Knochenspanner (Fixateur externe) zustande, der an von außen in den Knochen eingeführten Drähten und Schrauben befestigt ist.

In beiden Fällen dauert die Behandlung mehrere Monate. Komplikationen sind Infektionen, unvorhergesehener oder ausbleibender Wachstumsverlauf, Knochenbrüche und Thrombosen.

Aufgrund der möglichen Komplikationen und der langen Behandlungsdauer empfehlen manche Ärzt*innen bei Beinlängendifferenz, das längere Bein zu verkürzen. Das zieht allerdings eine Verringerung der Körpergröße nach sich. Operationskomplikationen wie Thrombose oder Infektion sind etwas seltener als bei der Beinverlängerungsoperation, aber ebenfalls möglich.

Prognose

Wie gut sich ein schiefes Becken wieder in die Waagrechte bringen lässt, hängt von der Ursache und der Methode ab. Unbehandelt drohen bei ausgeprägtem Beckenschiefstand Arthrosen und Skoliose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Physiotherapie. Bei funktionellem Beckenschiefstand ist es wichtig, die in der Physiotherapie gezeigten Übungen regelmäßig nachzuturnen. Hier zwei Beispiele für das Dehnen und Kräftigen der Hüftmuskulatur:

  • Dehnung im Vierfüßlerstand:
    • In den Vierfüßlerstand gehen, die Knie sind etwa 90° gebeugt, der Unterschenkel liegt locker am Boden.
    • Knie langsam auseinanderführen und Fußsohlen zusammenbringen (wie ein Frosch). Die Unterschenkel drehen sich dabei leicht nach innen.
    • Ganz langsam Becken, Leiste und Gesäß (nicht den Bauch!) herunterhängen lassen bzw. herunterdrücken. Auf diese Weise ist in Hüfte und Oberschenkel schon ein Ziehen zu spüren.
    • Mit jedem Ausatmen langsam tiefer in die Dehnung gehen. Beide Knie 30 Sekunden fest in den Boden drücken, dann wieder entspannen. Weiter Leiste und Becken durchhängen lassen.
    • Mehrfach wiederholen.
    • Vorsichtig die Übung beenden.
  • Dehnung im Stehen: Im Stehen dehnt man die Strukturen des Beckens, indem man ein Bein nach hinten anwinkelt, den Fuß mit der Hand festhält und das Becken nach vorne schiebt.
  • Kräftigung des kürzeren und schwächeren Beins: Hierfür begibt man sich zwischendurch einfach immer wieder in den Einbeinstand, d. h., man stellt sich auf das kürzere Bein und zieht das andere an.

Vorbeugung

Rumpfmuskeln trainieren. Kräftigen Sie Ihre Bauch- und Rückenmuskulatur! Eine starke Rumpfmuskulatur und eine gute Körperhaltung begünstigen auch die korrekte Lage des Beckens.

Richtiges Sitzen. Vermeiden Sie langes Sitzen in einer Stellung und Fehlhaltungen am Schreibtisch. Stehen Sie regelmäßig auf, recken und strecken Sie sich und flechten Sie immer wieder kleine Bewegungsübungen ein. Sorgen Sie für einen ergonomischen Bürostuhl, wenn Sie viel am Schreibtisch sitzen. Alternativen sind Sitzbälle, Knie- oder Wackelstühle.

Entspannungsübungen und Yoga. Lernen Sie Entspannungsübungen wie die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder Autogenes Training. Auch Yoga hilft, den Körper zu entspannen und in die richtige Balance zu bringen.

Schwimmen. Ein günstiger Sport ist das Brustschwimmen, denn dabei kommen Becken und Hüfte gleichmäßig in Bewegung.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps