Gesundheit heute

Rotatorenmanschettenriss

Häufigkeit: 2

Rotatorenmanschettenriss (Rotatorenmanschettenruptur): Kompletter oder teilweiser Riss einer oder mehrerer Sehnen der Muskel-Sehnen-Kappe (Rotatorenmanschette), die das Schultergelenk umgibt. Beim akuten unfallbedingten Riss sind starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen typisch, z. B. kann der Arm nicht mehr zur Seite gehoben oder gedreht werden. Am häufigsten reißen Anteile der Rotatorenmanschette jedoch aufgrund altersbedingter Verschleißerscheinungen oder entzündlicher Erkrankungen der Schulter (z. B. beim Rotatorenmanschettensyndrom). In diesen Fällen entwickeln sich die Schulterschmerzen meist allmählich, und Bewegungseinschränkungen werden oft von anderen Muskeln kompensiert.

Ein akuter, verletzungsbedingter Riss wird offen oder arthroskopisch (d. h. über eine Gelenkspiegelung) operiert. Bei degenerativer Ursache empfehlen die Ärzt*innen häufig zunächst eine konservative Behandlung mit Schmerz- und Bewegungstherapie. Damit die Schulter nicht einsteift, ist sowohl bei der operativen als auch bei der konservativen Behandlung die frühzeitige Physiotherapie entscheidend.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Akut starke Schmerzen und Kraftverlust an der Schulter
  • Einschränkung der Bewegung je nach betroffenem Muskel, z. B. Probleme, den Arm zur Seite bis in die Horizontale zu heben oder nach außen oder innen zu drehen
  • Entwicklung zunehmender Schmerzen im Bereich der Schulter (bei degenerativer Ursache).

Wann zum Arzt

Gleich nach dem Sturz oder Unfall, wenn

  • akut starke Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen in der Schulter auftreten.

In den nächsten Tagen, wenn

  • die Beschwerden plötzlich beim Heben einer Last oder beim Sport begonnen haben oder die Schulterschmerzen sehr stark sind und/oder eine ausgeprägte Bewegungseinschränkung besteht.

Demnächst, wenn

  • die Schulter mit der Zeit mehr und mehr schmerzt.

Die Erkrankung

Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln, deren Sehnen eine feste, das Schultergelenk umschließende Haube bilden. Diese Muskel-Sehnen-Haube stabilisiert das Schultergelenk und hält zusammen mit dem Deltamuskel den relativ großen Oberarmkopf in der kleinen Gelenkpfanne. Gleichzeitig ermöglicht sie aufgrund ihrer manschettenartigen Konstruktion dem Schultergelenk eine größtmögliche Bewegungsfreiheit. Die einzelnen Muskeln sind folgendermaßen an der Bewegung des Armes beteiligt:

  • M. subscapularis (Unterschulterblattmuskel) dreht den Oberarm nach innen und hilft dabei, ihn nach vorne oder hinten zu bewegen
  • M. supraspinatus (Obergrätenmuskel) hebt den Arm zur Seite und unterstützt die Außendrehung
  • M. infraspinatus (Untergrätenmuskel) dreht den Arm nach außen und hilft, ihn an den Körper heranzuziehen
  • M. teres minor (kleiner runder Muskel) zieht den Oberarm ebenfalls an den Körper und hilft bei der Außendrehung.

Wenn eine oder mehrere Sehnen der Rotatorenmanschette ein- oder abreißen, spricht man von einem Rotatorenmanschettenriss. Dabei kann die Sehne entweder in ihrem Verlauf oder – gemeinsam mit ihrem knöchernen Ansatzpunkt – vom Oberarmknochen abreißen. Mögliche Ursachen für Risse und Teilrisse sind:

  • Degeneration der Sehnen. Durch verschleißbedingte Brüchigkeit der Sehnen können diese schon bei Bagatellunfällen reißen, die bei gesunden Sehnen zu keinerlei Verletzung führen würden. Besonders gefährdet ist dabei der Sehnenansatz des M. supraspinatus, da dieser Bereich an der Schulter schlecht durchblutet ist. Betroffen sind meist Menschen über 50 Jahren.
  • Verletzungen durch einen Unfall, z. B. beim Sturz auf den nach hinten ausgestreckten Arm oder beim Versuch, sich beim Stürzen irgendwo festzuhalten. Ein weiterer Verletzungsmechanismus ist der starke Zug am Arm nach unten, z. B. wenn ein zu schwerer Gegenstand aufgefangen oder gehoben wird. Häufig kommt es auch bei anderen Schulterverletzungen, vor allem bei der Schulterverrenkung, zu einem begleitenden Riss der Rotatorenmanschette.
  • Entzündliche Veränderungen an der Rotatorenmanschette. Hier ist besonders das Rotatorenmanschettensyndrom zu nennen, bei dem ein Riss von Sehnen eine gefürchtete Komplikation ist.

Klinik

Beim akuten, unfallbedingten Rotatorenmanschettenriss kommt es plötzlich zu starken Schmerzen, die dann mit der Zeit oft nachlassen. Ist das seitliche Anheben des Arms nicht möglich, ist – wie in den allermeisten Fällen – die Sehne des M. supraspinatus betroffen.

Bei degenerativ verursachtem Riss der Rotatorenmanschette entwickeln sich die Schmerzen allmählich. Die Bewegung ist kaum eingeschränkt, da andere Armmuskeln die Aufgabe der betroffenen Muskeln zumindest zum Teil übernehmen.

Komplikationen

Wird ein Rotatorenmanschettenriss nicht behandelt, drohen Folgeschäden wie die fettige Degeneration der Muskulatur, bei der inaktivitätsbedingt das Muskelgewebe abgebaut und der Muskelbauch durch Fettzellen ersetzt wird. Eine weitere Komplikation ist die die Schultergelenkarthrose.

Diagnosesicherung

Die Schilderung eines Unfalls, die plötzlichen Schmerzen und Probleme der Patient*innen, den Arm seitlich zu heben, lassen die Ärzt*in meist schnell einen akuten Riss der Rotatorenmanschette vermuten. Passend dazu ist das Abtasten der Schulter sehr schmerzhaft, manchmal zeigt sich auch ein Hämatom oder eine Schwellung im Bereich der Schulter. Bei einem degenerativen Rotatorenmanschettenriss gibt häufig nur die Schilderung der Patient*in über die Entwicklung der Schmerzen Hinweise auf eine Erkrankung des Schultergelenks.

Gesichert wird die Diagnose mit bildgebenden Verfahren. In der Röntgenaufnahme lässt sich ein Hochstand des Oberarmkopfes erkennen, weil die Rotatorenmanschette diesen nicht mehr korrekt in der Pfanne halten kann. Ultraschalluntersuchungen oder auch das MRT zeigen das Ausmaß des Risses und wo genau er sitzt.

Differenzialdiagnosen. Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen auch bei anderen Schulterverletzungen vor, wie beispielsweise bei der Schulterverrenkung, dem Oberarmkopfbruch oder der Schultereckgelenkverrenkung. Auch die Kalkschulter oder das Impingementsyndrom können zu ganz ähnlichen Beschwerden führen.

Behandlung

Konservativ

Die konservative Behandlung kommt vor allem bei älteren, eher inaktiven Patient*innen mit degenerativ bedingtem Rotatorenmanschettenriss infrage. Dabei werden zunächst die Schmerzen behandelt, wozu die Ärzt*in beispielsweise Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Diclofenac (zum Beispiel Voltaren® oder Diclofenac AbZ) verordnet, oft gemeinsam mit einem Magenschutz wie Pantoprazol. Wenn erforderlich, spritzt die Ärzt*in auch Kortison wie Triamcinolon (z. B. Volon®) in das Gelenk, um Entzündung, Schwellung und Schmerzen einzudämmen.

Damit der Riss besser heilen kann, wird der Arm zur Schonung in einer Schiene gelagert. Dabei handelt es sich meist um eine Abduktionsschiene, bei der der Arm vom Körper abgespreizt liegt. Diese Lagerung dehnt die Gelenkkapsel und beugt entzündungs- und heilungsbedingten Verklebungen vor. Als weitere Maßnahme gegen das Einsteifen der Schulter ist eine frühzeitige Bewegungstherapie zwingend notwendig.

Operativ

Bei akuten, unfallbedingten Rissen der Rotatorenmanschette empfehlen die Ärzt*innen die zeitnahe Operation. Auch wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind, also die Schmerzen zunehmen und die Beweglichkeit nicht besser wird, kommt eine Operation infrage.

Das Operationsgebiet erreicht die Ärzt*in entweder über eine Gelenkspiegelung (arthroskopischer Zugang) oder sie wählt, heute seltener, den klassischen, offenen Zugangsweg über einen größeren Haut- und Muskelschnitt. In manchen Fällen diagnostiziert die Ärzt*in auch zunächst über eine Gelenkspiegelung das Ausmaß der Verletzung. Wenn eine komplizierte Versorgung der Verletzung erforderlich ist, steigt sie auf das offene Verfahren um.

Je nach Art der Verletzung werden Rotatorenmanschette und eventuelle Begleitverletzungen folgendermaßen versorgt:

  • Ist die Sehne am Ansatz gerissen, wird sie über einen Faden und eine Art Dübel wieder im Knochen befestigt (Knochenanker).
  • Bei einem Riss im Verlauf der Sehne näht die Ärzt*in die beiden Enden mit einer Seit-an-Seit-Naht zusammen.
  • Je nach Befund entfernen die Ärzt*innen bei der Operation degenerative und entzündliche Anteile von Sehnen und Gelenkkapsel oder auch arthrotische, knöcherne Anbauten im Gelenk oder unter dem Schulterdach.

Ist die Rotatorenmanschette irreparabel gerissen, versetzen die Ärzt*innen manchmal die Sehnen anderer Muskeln, um das Schultergelenk zu stabilisieren. Geeignet dafür sind beispielsweise der große Rückenmuskel (M. latissimus dorsi) und der große Brustmuskel (M. pectoralis major). Möglich ist es auch, eine inverse Schulterendoprothese einzupflanzen (hier befindet sich der Prothesenkopf am Schulterblatt und die Gelenkpfanne im Oberarmkopf).

Nachbehandlung

Nach der Operation wird die Schulter sechs Wochen lang ruhiggestellt, damit die Naht gut verheilt. Damit die Gelenkkapsel dabei nicht verklebt und schrumpft, lagert man den Arm wie bei der konservativen Therapie in einer Abduktionsschiene abgespreizt vom Körper. Auf diese Weise werden die Kapsel gedehnt und die Nahtzonen entlastet.

Um das Einsteifen zu verhindern, muss die Kapsel aber nicht nur gedehnt, sondern auch das Gelenk bewegt werden. Deshalb beginnt sofort nach der Operation die passive Bewegungstherapie. Dabei entspannt die Patient*in ihren Arm, während die Physiotherapeut*in diesen bewegt. Nach sechs Wochen darf die Patient*in ihren Arm selbst aktiv bewegen, um die Muskulatur vorsichtig aufzutrainieren. Dies geschieht zunächst mit einem leichten Theraband, später mit 1,5- bzw. 3-kg-Hanteln. Frühestens ab der 25. Woche nach der Operation darf die Patient*in dann mit Dehnungs- und Stützübungen beginnen. Bis die endgültige Funktion der Schulter wiederhergestellt ist, dauert es etwa 6 bis 12 Monate.

Prognose

Nach der konservativen Behandlung ist bei fast allen Patient*innen die Kraft im Schulterbereich zumindest leicht reduziert. Bei fast jedem 2. ist die Muskulatur der betroffenen Schulter sichtbar verringert.

Die operative Rekonstruktion der Rotatorenmanschette führt bei etwa 90 % der Patient*innen dazu, dass die Schmerzen verschwinden oder zumindest deutlich gelindert werden. Die Schulterschwäche wird verbessert, aber meist nicht vollständig behoben.

Bei etwa 4 % der Patient*innen kommt es nach der operativen Versorgung zu einer Einsteifung der Schulter. Bei 10 bis 50 % der operierten Patient*innen reißt die Rotatorenmanschette erneut.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Physiotherapie. Halten Sie sich auch zu Hause an die Vorgaben Ihrer Physiotherapeut*in und führen Sie die Übungen regelmäßig und korrekt aus. Überfordern Sie aber Ihre Schulter nicht! Beginnen Sie nach dem Ablegen der Abduktionsschiene nicht zu früh mit schwereren Gewichten, damit die Nähte weiter in Ruhe ausheilen können.

Schmerztherapie. Nehmen Sie bei Schmerzen die verordneten Medikamente ein. Auf diese Weise können Sie ihre Übungen konsequent durchführen und vermeiden eine schädliche Schonhaltung.

Schonen. Um die Heilung der genähten Sehne nicht zu gefährden, sind schweres Heben und Tragen mindestens ein Vierteljahr lang nicht erlaubt. Bürotätigkeiten sind nach etwa 2 bis 3 Wochen wieder möglich, handwerkliche oder schwere körperliche Arbeit dürfen nach Rücksprache mit der Ärzt*in etwa 3 bis 4 Monate nach der Operation wieder aufgenommen werden. Autofahren ist nach etwa 6 Wochen wieder zulässig.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski unter Verwendung von Textauszügen aus: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps