Gesundheit heute

Grünholzfraktur

Grünholzbruch (Grünholz-Fraktur): Unvollständiger Bruch, bei dem die Knochenhaut nicht oder nur an einer sehr kleinen Stelle einreißt (ähnlich wie die Rinde beim Knicken eines grünen Astes). Der Grünholzbruch kommt fast ausschließlich bei Kindern vor. Eine einfache Grünholz-Fraktur lässt sich mit einem Gips behandeln, komplizierte Formen erfordern eine operative Versorgung. Einfache Grünholzbrüche heilen innerhalb von etwa sechs Wochen folgenlos aus.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen an der Bruchstelle; bei Bewegung und/oder auf Druck
  • Schwellung, Bluterguss
  • Bewegungseinschränkung
  • Selten sichtbare Fehlstellung
  • Manchmal Fieber.

Wann zum Arzt

Noch am selben Tag, wenn

  • nach einem Sturz die oben genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Der Grünholzbruch kommt vor allem bei Kindern unter 10 Jahren vor, selten bei Jugendlichen und nur ganz vereinzelt bei Erwachsenen. Betroffen sind die Röhrenknochen, am häufigsten die Speiche: Jeder 4. kindliche Speichenbruch ist ein Grünholzbruch.

Zurückzuführen ist der Grünholzbruch auf die strukturellen Besonderheiten des kindlichen Knochens. So ist der Kinderknochen weniger stark mineralisiert und deshalb viel elastischer als der Knochen eines Erwachsenen. Deshalb kommt es bei Gewalteinwirkung eher zu einer Verbiegung als zu einem Bruch. Die kindliche Knochenhaut ist außerdem noch sehr aktiv und unterstützt den Knochen beim Wachstum. Deshalb ist sie dicker und damit auch reißfester als die Knochenhaut von Erwachsenen.

Bei einer Gewalteinwirkung bricht der kindliche Knochen dort, wo die Kraft auftrifft und der Knochen gedehnt wird. Die Gegenseite wird zusammengestaucht, der ganze Knochen biegt sich. Ähnlich wie bei einem grünen Ast sind beim Grünholzbruch die Bruchstücke nicht vollständig voneinander getrennt, sondern noch von Teilen der dicken äußeren Knochenhaut (in Analogie zur Baumrinde) zusammengehalten und meist kaum oder gar nicht verschoben.

Ursachen

Neben dem Sturz auf den ausgestreckten Arm oder (seltener) das ausgestreckte Bein führen ruckartige Verdrehungen beim Spielen oder Toben oder gewaltsame Verbiegungen und Stauchungen bei Verkehrsunfällen zu Grünholzbrüchen. Manchmal kommt es auch durch einen direkten Anprall zu der Verletzung, etwa bei der Abwehr eines Schlags (Parierfraktur).

Komplikationen

Ist die Wachstumsfuge von dem Bruch betroffen, kann es in der Folge zu vermehrtem oder vermindertem Knochenwachstum und dadurch zu Fehlstellungen kommen. Da am Unterarm Nerven und Gefäße nahe am Knochen verlaufen, können diese bei einem Grünholzbruch verletzt werden. Eine seltene, aber gefürchtete Komplikation bei allen Unterarmbrüchen ist die Entwicklung eines speziellen Schmerzsyndroms, des Komplexen Regionalen Schmerzsyndroms CRPS (auch Sudeck-Erkrankung genannt).

Diagnosesicherung

Schmerzen und Bewegungseinschränkung geben erste Hinweise auf einen Bruch. Auch die Schilderung des Verletzungshergangs ist meist hilfreich. Ob es sich um einen Grünholzbruch oder eine "richtigen" Bruch handelt, erkennt die Ärzt*in bei älteren Kindern und Jugendlichen im Röntgenbild. Bei jüngeren Kindern ist das Röntgenbild häufig nicht aussagekräftig, weil die Knochensubstanz noch nicht genügend ausgebildet ist, um röntgendicht zu sein. Hier greift die Ärzt*in zum Ultraschall, um den Knochenbruch nachzuweisen.

Differenzialdiagnosen. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des Arms finden sich auch bei anderen Brüchen wie dem Unterarmbruch, Ellenhakenbruch, Oberarmbruch, bei Ellenbogenverrenkung oder der Chassaignac-Lähmung.

Behandlung

Konservative Behandlung

Ein einfacher, unverschobener Grünholzbruch kann mit einem Gips oder einer Schiene behandelt werden. Nach etwa einer Woche kontrolliert die Ärzt*in, ob die Knochenteile noch korrekt liegen oder ob sich unter der Ruhigstellung eine Fehlstellung entwickelt hat. Liegt eine Achsenabweichung von > 10° vor, empfiehlt er meist eine operative Korrektur. Liegt der Knochen richtig, bleibt der Arm etwa 3 bis 4 Wochen lang im Gips (bei Kindern über 10 Jahren auch bis zu 8 Wochen, weil der Knochen länger zum Heilen braucht). Nach der Gipsabnahme kontrolliert die Ärzt*in die richtige Stellung der Knochen und die knöcherne Ausheilung erneut mithilfe von Röntgenaufnahmen. Eine anschließende Physiotherapie ist nicht erforderlich, das Kind mobilisiert sich sozusagen selbst. Ist bei einer weiteren klinischen Kontrolle 2 bis 4 Wochen nach Gipsabnahme alles in Ordnung, darf das Kind wieder Sport treiben.

Bei stabilen Grünholzbrüchen mit leichter Fehlstellung empfehlen manche Ärzt*innen ebenfalls die konservative Therapie. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fehlstellung vor Anlegen des Gipses korrigiert wird. Das geschieht unter Betäubung des Kindes und leichtem Zug an dessen verletzten Arm. Auch hier kontrolliert die Ärzt*in nach einer Woche, ob die Knochenbruchstücke noch richtig "sitzen". Ist dies nicht der Fall, muss operiert werden.

Operative Behandlung

Grünholzbrüche mit Achsenfehlstellung erfordern das Brechen der Gegenseite des Knochens, damit der Knochen ohne Spannung achsengerecht ausheilen kann. Häufig reißt bei diesem Manöver die Knochenhaut und aus dem vorher stabilen Grünholzbruch wird ein instabiler Bruch, der nun operativ versorgt werden muss. Um in einem solchen Fall gleich operieren zu können, führen die Unfallchirurg*innen das "Brechungsmanöver" gleich im Operationssaal durch. Bleibt die Knochenhaut bei dem Manöver intakt und der Knochen stabil, ist eine konservative Weiterbehandlung im Gips möglich.

Immer operiert werden offene Grünholzbrüche, Brüche mit Begleitverletzung von Nerven oder Gefäßen oder einer Mitbeteiligung von Gelenken sowie Grünholzbrüche beider Unterarm- (oder Unterschenkel)knochen.

Wenn möglich, richten die Ärzt*innen den Bruch geschlossen (unter Röntgenkontrolle) ein. Aufgrund der Strahlenbelastung sollen jedoch nicht mehr als 3 Versuche vorgenommen werden. Klappt dies nicht, werden die Knochen während der anschließenden offenen Operation zurechtgerückt. Zum Fixieren der Knochenbruchstücke bieten sich je nach Verletzungsform zwei Techniken an: Brüche im Schaftbereich stabilisiert die Chirurg*in meist mit einem elastischen Nagel, den sie in die Markhöhle einbringt. Bei Brüchen in Gelenknähe verwendet sie dagegen dünne, den Knochen kreuzende Drähte.

Nach der Operation muss der Arm nicht ruhiggestellt werden. Bei starken Schmerzen ist jedoch für einige Tage das Tragen einer Armschlinge oder einer Schiene erlaubt. Eine Physiotherapie ist ebenso wie bei der konservativen Behandlung aufgrund des natürlichen kindlichen Bewegungsdrangs meist nicht erforderlich. 4 Wochen nach der Operation kontrolliert die Ärzt*in die knöcherne Heilung mittels Röntgenaufnahmen. Ist alles in Ordnung, darf wieder Sport getrieben werden. Frühestens 3 Monate nach der Operation wird das Metall entfernt.

Prognose

Einfache Grünholzbrüche heilen in der Regel folgenlos innerhalb von 6 bis 8 Wochen aus. Bei Achsenfehlstellungen > 15° drohen Bewegungseinschränkungen in den Umwendbewegungen des Unterarms.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Im Zweifel in die Arztpraxis. Der einfache Grünholzbruch macht oft wenig Beschwerden. Manchmal leidet das Kind nur unter einem Druckschmerz an der Bruchstelle. Ist Ihr Kind gestürzt und Sie vermuten einen Bruch, vereinbaren Sie besser vorsichtshalber einen Termin in Ihrer Arztpraxis. Auf diese Weise wird auch der einfache Grünholzbruch nicht übersehen.

Kühlen und fixieren. Sofortiges Kühlen mit Eisbeuteln oder Kühlpacks lindert die Schmerzen und verringert die Schwellung. Beim Transport zur Arztpraxis schmerzt der verletzte Arm oft weniger, wenn er angewinkelt und mit einem Tuch oder Kleidungsstück vor der Brust gehalten wird.

Gesunde Ernährung. Der Knochen braucht zum Ausheilen eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Wichtige Nährstoffe sind Kalzium, Magnesium, Kalium und Phosphor. Auch Vitamin D ist für den gesunden Knochenaufbau wichtig. Klären Sie mit ab, ob Ihr Kind eine zusätzliche Gabe von Vitamin D benötigt.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps