Gesundheit heute

Tendovaginitis de Quervain

Tendovaginitis de Quervain (Sehnenengpasssyndrom, Tendovaginitis stenosans de Quervain): Sehnenscheidenentzündung am Daumen mit belastungsabhängigen Schmerzen, die über das Handgelenk bis in den Unterarm ausstrahlen können. Die Erkrankung tritt im mittleren Lebensalter auf, Frauen sind 8 Mal so häufig betroffen wie Männer. Wenn konservative Therapiemaßnahmen wie Kortisoninjektionen nicht ausreichen, wird operiert: Nach der Erweiterung des Sehnenfachs, indem die betroffenen Sehnen verlaufen, verschwinden die Schmerzen meist innerhalb weniger Tage bis Wochen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starke einschießende, auch als elektrisierend beschriebene Schmerzen bei Bewegungen des Daumens, vor allem beim Greifen
  • Ausstrahlen der Schmerzen in Handgelenk und Unterarm möglich
  • Schwellungen im Daumenbereich
  • Manchmal knarrende Geräusche bei Bewegungen des Handgelenks.

Wann zum Arzt

Bei Gelegenheit, wenn

  • die genannte Symptomatik länger bestehen bleibt.

Die Erkrankung

Wie bei allen Fingern sind auch die Sehnen der Daumenmuskulatur von flüssigkeitsgefüllten Hüllen, den Sehnenscheiden, umgeben. Sie schützen die Sehne und verringern die Reibung, wenn die Sehne bei einer Bewegung mit großer Spannung über ein Gelenk läuft.

Bei der Tendovaginitis de Quervain sind die Strecksehnen des Daumens betroffen, genauer gesagt, die Sehne des kurzen Daumenstreckers (Musculus extensor pollicis brevis) und die des langen Daumenspreizers (Musculus abductor pollicis longus). Beide Sehnen verlaufen gemeinsam im ersten Sehnenfach an der Oberseite des Handgelenks. Werden sie gereizt, kommt es zu einer Sehnenscheidenentzündung, die sich mit Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkung bemerkbar macht.

Ursachen für eine solche Sehnenreizung sind Überbeanspruchung der Hände, z. B. beim Sport (Klettern), Handwerkern oder Musizieren (vor allem Klavierspielen). Daneben spielen Verschleißerscheinungen, hormonelle Einflüsse und womöglich die Rheumatoide Arthritis für die Entwicklung einer Tendovaginitis eine Rolle.

Diagnosesicherung

Schwellung und Schmerzen am Daumen sowie die Schilderung der Patient*in sind Hinweise auf eine Tendovaginitis de Quervain. Bei der Untersuchung der Hand lässt sich über den betroffenen Sehnen ein deutlicher Druckschmerz auslösen. Typisch für die Erkrankung ist zudem das (modifizierte) Finkelstein-Zeichen: Dabei wird der betroffene Daumen in die hohle Hand gelegt und darüber die Finger zu einer Faust verschlossen. Führt man nun die Hand in Richtung Elle, kommt es zu starken Schmerzen im Bereich des ersten Sehnenfachs.

Im Ultraschallbild lassen sich die verdickten Sehnen recht gut nachweisen. Zum Ausschluss einer Arthrose als Auslöser der Beschwerden ist das Röntgenbild hilfreich.

Differenzialdiagnosen. Sehr ähnliche Beschwerden verursachen vor allem die Rhizarthrose und die Handgelenksarthrose.

Behandlung

Konservativ

Ruhigstellen. Erster Behandlungsschritt ist das Vermeiden von Tätigkeiten, die den betroffenen Finger belasten und Schmerzen auslösen. Häufig verordnet die Ärzt*in zur Ruhigstellung zusätzlich eine Schiene oder einen festen Tapeverband, manchmal wird auch für 14 Tage ein Gips angelegt.

Schmerzen und Entzündung behandeln. Meist werden entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) zum Einnehmen verordnet. Manchen Patient*innen helfen diese Wirkstoffe auch, wenn sie als Salbe oder Gel auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Auch das Kühlen, z. B. mit Coolpacks, verschafft Linderung.

Kortisoninjektionen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, spritzt die Ärzt*in Kortison (eventuell kombiniert mit einem lokalen Betäubungsmittel) in das Strecksehnenfach. Kortison dämmt die Entzündung ein und fördert dadurch die Abheilung. Allerdings sollte es nicht allzu oft wiederholt werden, da Kortison langfristig das Gewebe schädigt und dessen Degeneration fördert.

Operativ

Helfen die konservativen Maßnahmen nicht, wird der Daumen operiert. Unter örtlicher Betäubung spaltet die Handchirurg*in das Strecksehnenfach und entfernt die seitlichen Begrenzungen, um den dort verlaufenden Sehnen mehr Platz zu verschaffen. Außerdem wird entzündlich verändertes Gewebe entfernt und Verklebungen gelöst. Bei erfolgreicher Operation gleiten die beiden Sehnen dann wieder problemlos im Strecksehnenfach. Spätestens nach 8 Wochen sollten die Beschwerden durch die Tendovaginitis verschwunden sein.

Komplikationen

Wie bei allen Eingriffen kann es zu Wundinfektionen oder zu einer Verletzung von Nerven oder Gefäßen kommen. Eine gefürchtete Komplikation bei Operationen an Hand und Arm ist die Sudeck-Erkrankung, auch das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) genannt.

Nachbehandlung

Nach etwa 2 Wochen werden die Fäden gezogen. Ab jetzt sind leichte krankengymnastische Übungen hilfreich. Am Anfang werden die Übungen gerne im kalten Wasser durchgeführt, denn dieses wirkt dabei schmerzlindernd und abschwellend.

Prognose

Muss operiert werden, sind die Schmerzen in Daumen und Handgelenk in der Regel spätestens 8 Wochen nach dem Eingriff verschwunden. Bis die in den Unterarm ausstrahlenden Schmerzen vergehen, dauert es meist etwas länger.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Narbe behandeln. Sind Sie operiert worden, beginnen Sie ab dem 5. Tag nach dem Eingriff damit, die Narbe mit fettreichen Cremes einzureiben. Dadurch wird die Narbe weicher, besser beweglich und letztendlich belastbarer.

Fehlbelastungen vermeiden. Insgesamt gilt es, eine erneute übermäßige einseitige Belastung des Daumens zu vermeiden. Beim Sport lässt sich das manchmal durch eine Korrektur der Bewegungstechnik erreichen. In schweren Fällen muss die ungünstige Tätigkeit jedoch reduziert oder ganz eingestellt werden. Wird der Daumen beruflich stark belastet, hilft es häufig, die Ergonomie des Arbeitsplatzes zu verbessern (wie unter Sehnenscheidenentzündung besprochen).

Weiterführende Informationen

  • www.lowka-haende.de – Informative Internetseite einer handchirurgischen Praxis aus Freiburg: Mit Diagnostik und Therapiemöglichkeiten der Tendovaginitis de Quervain.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Nachtkorsett reicht oft bei Skoliose

Kinder mit Skoliose müssen regelmäßig orthopädisch untersucht werden.

Nachtkorsett reicht oft bei Skoliose

Verkrümmte Wirbelsäule

Eine Rumpforthese zu tragen ist für Jugendliche mit Wirbelsäulenverkrümmung oft ein Alptraum. Doch bei einigen geht es einfach nicht ohne. Für sie gibt es womöglich eine Alternative: Das ungeliebte Korsett nur nachts zu tragen.

Jede Zehnte braucht eine Therapie

Etwa 2% der Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren sind von einer Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) betroffen. Meistens wächst sich das von selbst wieder aus. In etwa jedem zehnten Fall ist jedoch eine spezielle Behandlung erforderlich, um die Wirbelsäule zu begradigen. Sie besteht aus Krankengymnastik und dem Tragen einer Orthese, also eines extra an den Rumpf angepassten Korsetts.

Aus Scham und Angst vor Spott lehnen manche Jugendliche das Korsett kategorisch ab. Ob hier das alleinige Tragen der Orthese in der Nacht eine Option ist, hat eine schwedische Forschergruppe untersucht. 135 Jungen und Mädchen mit Skoliose wurden in die Studie eingeschlossen. Ein Drittel von ihnen trug nachts eine Orthese, ein Drittel absolvierte Spezialübungen und das restliche Drittel erhielt gar keine Behandlung und diente als Kontrollgruppe.

Bei drei Viertel war das Nachtkorsett ausreichend

Die Wirkung der Behandlung (oder Nichtbehandlung) wurde mithilfe des Röntgens gemessen. Als Erfolg galt, wenn die Verkrümmung der Wirbelsäule nicht mehr als 6° zunahm. Das war nach zwei Jahren bei drei Viertel der Jugendlichen mit Nachtkorsett der Fall – d.h. bei nur 25% der Patienten verschlechterte sich die Wirbelsäule um über als 6°. In den beiden anderen Gruppen sah es weniger gut aus. Eine Zunahme der Skoliose um über 6° fand sich bei 42% der Turnenden und bei 47% der Nicht-Behandelten.

Jugendliche, bei denen die Krümmung im Verlauf deutlich stärker wurde, mussten auf ein ganztags zu tragendes Korsett umsteigen. Das waren in der Nachtkorsettgruppe sechs, in der Übungsgruppe elf und bei den Nichtbehandelten 14 Jugendliche. In jeder Gruppe gab es zudem jeweils drei Teilnehmende, die schließlich doch operiert werden mussten.

Regelmäßige Röntgenkontrolle muss sein

Für Jugendliche mit Skoliose, die das Tragen einer Ganztagsorthese strikt ablehnen, ist das Nachtkorsett eine Alternative, schreiben die Autor*innen. Während dieser Therapie ist es aber wichtig, die Krümmung der Wirbelsäule regelmäßig röntgenologisch zu kontrollieren und gegebenenfalls die Therapie anzupassen.

Quelle:JAMA

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images