Gesundheit heute

Sakroiliitis

Sakroiliitis: Meist chronisch fortschreitende Entzündung des Gelenks zwischen Darmbein und Kreuzbein, dem sogenannten Iliosakralgelenk. Typisch sind starke Kreuzschmerzen, vor allem nachts und morgens, sowie eine Einschränkung der Beweglichkeit. Die Sakroiliitis tritt meist in Verbindung mit rheumatischen Erkrankungen wie dem Morbus Reiter oder dem Morbus Bechterew auf, manchmal begleitet sie auch entzündliche Darmerkrankungen wie die Colitis ulcerosa oder den Morbus Crohn.

Unbehandelt führen die entzündlichen Veränderungen bis zur völligen Einsteifung des unteren Rückens. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, lässt sich diese Entwicklung mit Krankengymnastik, antientzündlichen Schmerzmitteln und regelmäßigem (geeignetem) Sport verlangsamen. In sehr schweren Fällen ist auch eine operative Behandlung möglich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Kreuz- und Gesäßschmerzen, zunächst vor allem nachts und morgens, die sich nach dem Aufstehen und Bewegen häufig bessern
  • Schmerzen und Bewegungseinschränkungen beim Treppensteigen
  • Ausstrahlen der Schmerzen bis in die Oberschenkel möglich
  • Eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit im unteren Teil der Wirbelsäule.

Wann zum Arzt

Demnächst, wenn

  • es zu oben genannten Beschwerden kommt.

Die Erkrankung

In den meisten Fällen tritt die Sakroiliitis nicht allein auf, sondern ist Folge einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis (Morbus Bechterew, Morbus Reiter) oder Begleiterscheinung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Wie es zu den entzündlichen Veränderungen im Bereich des Iliosakralgelenks kommt, ist noch unklar. Experten gehen davon aus, dass es dafür eine genetische Veranlagung gibt.

Ein Teil der Erkrankten ist positiv für das Protein HLA B27, ein spezielles humanes Leukozyten-Antigen, das auf der Oberfläche der Körperzellen zu finden ist. Menschen, die HLA B27-positiv sind, entwickeln häufiger bestimmte rheumatische Erkrankungen wie Morbus Reiter und Morbus Bechterew.

Verlauf

Die Sakroiliitis ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der die Patienten zunächst im unteren Rücken und im Gesäß unter Schmerzen leiden. Typisch ist, dass die Beschwerden vor allem nachts und frühmorgens auftreten und sich bei Bewegung wieder bessern. Je weiter sich die Entzündung ausbreitet und je mehr Knochen und Gelenk sie dabei zerstört, desto stärker werden die Schmerzen und desto steifer die Bewegungen. Treppensteigen und Gehen fällt schwer, das Sitzen schmerzt, im Endstadium kommt es zu Haltungsschäden und der Patient kann nur noch gebeugt laufen.

Anhand der bildgebenden Diagnostik wird die Sakroiliitis in 4 Grade eingeteilt:

  • Grad 1: mögliche Veränderungen
  • Grad 2: leichte Veränderungen am Gelenk, Verhärtungen des Knochens, Abbau von Substanz
  • Grad 3: starke Veränderungen, Veränderungen am Gelenkspalt, teilweise Gelenkversteifung
  • Grad 4: vollständige Gelenkversteifung.

Schwerbehinderung. Eine Sakroiliits kann zu einer Schwerbehinderung führen. Bei kompletter Versteifung des Rückens besteht ein Grad der Behinderung von 80 bis 100 %.

Diagnosesicherung

Befragung und körperliche Untersuchung. Der Bericht über die typischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt den Arzt meist schnell zu der Verdachtsdiagnose "Sakroiliitis". Bei der körperlichen Untersuchung prüft er dann die Schmerzempfindlichkeit an der Wirbelsäule und welches Bewegungsausmaß möglich ist. Dazu gibt es verschiedene Tests:

  • Beim Stuhlsteigeversuch muss der Patient mit einem Bein auf einen Stuhl steigen, was bei einer Sakroiliits Schmerzen auslöst.
  • Beim Mennell-Test liegt der Patient auf der Seite und beugt das unten liegende Bein maximal. Dann streckt er das obere Bein nach hinten, was bei einer Sakroiliitis zu starken Schmerzen führt.
  • Der Vorbeugeversuch (auch Schober-Test genannt) ist ein Maß für die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule. Dabei prüft der Arzt, wie weit sich der Patient nach vorne beugen kann.

Röntgen und MRT. Gesichert wird die Diagnose mit Aufnahmen von der Lendenwirbelsäule und dem Becken. Röntgenaufnahmen können die entzündlichen Veränderungen allerdings erst nach mehreren Jahren Krankheitsverlauf darstellen. Das MRT ist empfindlicher, es erlaubt eine Diagnose in weit früherem Stadium.

Laboruntersuchungen. Im Blut lassen sich die entzündlichen Vorgänge mit erhöhten Entzündungswerten wie CRP und einer beschleunigten Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) nachweisen. Diese Werte sind allerdings unspezifisch, sie zeigen dem Arzt nur, dass eine Entzündung im Körper abläuft. Meist bestimmt der Arzt auch das HLA B27, das zum Beispiel bei Morbus Bechterew erhöht ist. Nicht erhöht bei einer Sakroiliits sind dagegen der Rheumafaktor und andere Werte, die auf eine Autoimmunerkrankung hindeuten.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Kreuzschmerzen verursachen beispielsweise Osteoporose, Tumoren der Wirbelsäule, Wirbelsäuleninfektionen und Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Behandlung

Grundpfeiler der Behandlung sind die Behandlung der Schmerzen und die Physiotherapie zur Erhaltung der Beweglichkeit.

Orale Schmerztherapie. Gegen die Schmerzen verordnet der Arzt Medikamente aus der Gruppe der entzündungs- und schmerzhemmenden NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). Reichen die Schmerzmittel nicht aus, kann auch die Einnahme von Kortison helfen, das aufgrund seiner Nebenwirkungen jedoch nur kurzfristig bei schweren Schüben eingesetzt werden soll. Je nachdem, welche Erkrankung der Sakroiliitis zugrunde liegt, verordnet der Arzt manchmal auch andere entzündungshemmende Wirkstoffe wie Sulfasalazin oder Etanercept.

Physiotherapie. Entscheidend bei der Behandlung einer Sakroiliitis ist die Physiotherapie. Hier lernt der Patient spezielle Übungen, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten und die dafür erforderliche unterstützende Muskulatur aufzubauen.

Physikalische Therapie. Bei akuten Schmerzen sind Kältepackungen und/oder eine Elektrotherapie (TENS) hilfreich. Wärme aktiviert den Entzündungsprozess und sollte deshalb bei akuten Schmerzen gemieden werden.

Sakroiliakalgelenkspunktion. Bei sehr starken Beschwerden spritzt der Arzt ein Depot-Kortison direkt in das Gelenk. Diese Injektion erfolgt unter CT-Kontrolle, damit das Gelenk mit der Nadel zielgenau angesteuert werden kann. Der Patient liegt dazu meist auf dem Bauch, vor dem Einschieben der Nadel wird die Einstichstelle gründlich desinfiziert und mit einem Lokalanästhetikum betäubt.

Wirbelsäulenchirurgie. In sehr schweren Fällen gibt es auch operative Möglichkeiten, die Sakroiliitis zu behandeln. Dazu gehören Verfahren wie der Gelenkersatz, Aufrichtungsoperationen oder das Einpflanzen kleiner Titanimplantate, um das Iliosakralgelenk zu stabilisieren.

Prognose

Die Sakroiliitis ist nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann aber durch konsequente lebenslange Physiotherapie und Gymnastik verlangsamt und in manchen Fällen sogar aufgehalten werden. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, Bewegungseinschränkungen und Einsteifungen zu vermeiden. Unbehandelt führen die entzündlichen Veränderungen bis zur völligen Einsteifung des Rückens.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Krankengymnastik. Die in der Krankengymnastik erlernten Übungen nützen nur etwas, wenn sie regelmäßig und dauerhaft auch zu Hause durchgeführt werden. Bauen Sie die Übungen wie das Zähneputzen so in Ihren Tagesablauf ein, dass sie sozusagen automatisch erledigt und nicht vergessen werden.

Sport. Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder aufzuhalten. Entscheidend ist, den Sport in gerader Haltung, d. h. mit aufgerichtetem Rücken durchzuführen. Welcher Sport genau für Sie geeignet ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Orthopäden. Egal wie Sie sich bewegen, Schmerzen dürfen Sie nicht ignorieren. Treten sie immer wieder auf, müssen Sie die Sportart wahrscheinlich wechseln.

Rauchen und Alkohol können die Wirkung der Medikamente gegen Sakroiliitis vermindern. Geben Sie deshalb besser das Rauchen auf und trinken Sie Alkohol – wenn überhaupt – nur in Maßen.

Ernährung. Eine spezielle Diät wird für Patienten mit einer Sakroiliitis nicht empfohlen. Manche Betroffene profitieren aber von einer vegetarischen Ernährung.

Weiterführende Informationen

  • www.bechterew.de – Informationen für Patienten und Angehörige mit Morbus Bechterew und anderen entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen, zusammengestellt von der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e.V. Hier gibt es auch individuelle Fachberatung zu medizinischen und sozialrechtlichen Fragen und Kontakt zu örtlichen Selbsthilfegruppen.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps