Gesundheit heute

Kielbrust

Kielbrust (Hühnerbrust, Pectus carinatus): Knöcherne Fehlbildung des Brustkorbs mit kielartiger Vorwölbung des Brustbeins. Die Kielbrust entsteht durch vermehrtes Wachstum der knorpeligen Rippenenden und entwickelt sich meist erst nach dem 10. Lebensjahr. Als Ursachen werden genetische Störungen oder Fehlhaltungen diskutiert. Bei sehr starker, asymmetrischer Ausprägung haben die Betroffenen Probleme mit der Atmung, in den allermeisten Fällen ist die Kielbrust jedoch – wenn überhaupt – ein kosmetisches Problem.

In der Wachstumsphase kann das kontinuierliche Tragen einer fest anliegenden Bandage oder Orthese das Wachstum des Brustkorbs positiv beeinflussen. Gegen Fehlhaltungen und Atemstörungen helfen zudem Atem- und Krankengymnastik. Bei erheblichem Leidensdruck oder gesundheitlicher Beeinträchtigung lässt sich die Kielbrust mit guten Ergebnissen auch operativ korrigieren.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Symmetrische oder asymmetrische Verformung des Brustkorbs mit vorgewölbtem Brustbein
  • Typischerweise keine körperlichen Beschwerden
  • Manchmal erschwerte Bauchlage
  • Sehr selten Einschränkung der Atmung oder Rückenschmerzen aufgrund von Fehlhaltungen.

Wann zum Arzt

Demnächst, wenn

  • eine Fehlstellung des Brustbeins auffällt.

Die Erkrankung

Die kielartige Vorwölbung am unteren Teil des Brustkorbs entsteht durch ein Fehlwachstum der knorpeligen Rippenenden am Übergang zum Brustbein. Die Ursache ist unklar, erbliche Faktoren spielen offenbar eine Rolle, da die Fehlbildung in einigen Familien gehäuft auftritt. Manche Ärzte vermuten auch, dass Fehlhaltungen die Entwicklung einer Kielbrust begünstigen. Gelegentlich tritt eine Kielbrust in Kombination mit einem Marfan-Syndrom auf, einer genetisch bedingten Anomalie des Bindegewebes.

Klinik und Verlauf

Meist ist die Kielbrust asymmetrisch und wenig ausgeprägt. Im Unterschied zur wesentlich häufigeren Trichterbrust, bei der die Fehlbildung in der Regel schon im Säuglingsalter auffällt, entwickelt sich die Vorwölbung bei der Kielbrust erst um das 10. Lebensjahr.

Körperliche Beschwerden finden sich dabei nur selten. Ist die Fehlbildung sehr stark und engt die Lunge ein, kann es jedoch bei körperlicher Belastung wie z. B. Sport zu Kurzatmigkeit kommen. Manche Betroffene stört die Vorwölbung beim Liegen auf dem Bauch, einige entwickeln Fehlhaltungen wie z. B. ein starkes Hohlkreuz, die Rückenschmerzen auslösen. Inwieweit das veränderte Aussehen zu psychischen Problemen führt, hängt sowohl von der Stärke der Fehlstellung als auch von der Persönlichkeit des Betroffenen ab. Es gibt Betroffene, die sehr stark unter ihrer – von Laien diffamierend "Hühnerbrust" genannten – Fehlbildung leiden, depressiv werden und sich in die soziale Isolation flüchten.

Diagnosesicherung

Die Kielbrust ist eine sogenannte Blickdiagnose – d. h., der Arzt erkennt sie auf einen Blick. Er dokumentiert und objektiviert sie durch seitliche und frontale Fotografien, Röntgenbilder und Messungen des Brustumfangs an verschiedenen Stellen. Hat der Patient Atemprobleme, veranlasst der Arzt eine Lungenfunktionsprüfung. Ebenso wichtig ist es für den Arzt, den Leidensdruck des Betroffenen zu erfassen.

Behandlung

Ob und wie eine Kielbrust behandelt wird, hängt davon ab, wie ausgeprägt sie ist, ob sie Beschwerden verursacht und wie stark die Fehlbildung den Betroffenen psychisch belastet.

Konservative Behandlung

Physiotherapie. Patienten mit einer Kielbrust profitieren sehr davon, wenn sie mit muskelstärkenden Übungen einer Fehlhaltung entgegenwirken. Gegen das drohende Hohlkreuz hilft es z. B., den inneren schrägen Bauchmuskel durch Beinabsenken in Rückenlage zu trainieren, auch richtig durchgeführte Kniebeugen sind dafür günstig. Dehnübungen wie die Oberschenkel-Dehnung wirken ebenfalls gegen ein Hohlkreuz. Weiterhin ist es hilfreich, den Brustkorb mit speziellen Übungen zu mobilisieren und Versteifungen zu lockern. Am besten lässt man sich einen Trainingsplan vom Physiotherapeuten zusammenstellen. Atemübungen (siehe "Ihr Apotheker empfiehlt") helfen dabei, etwaigen Atmungseinschränkungen vorzubeugen.

Psychologische Betreuung. Eine Kielbrust führt bei manchen Betroffenen zu einem hohen Leidensdruck. Eine frühzeitige psychologische Betreuung kann den Betroffenen dabei unterstützen, mit der Fehlbildung besser fertig zu werden.

Bandagen und Korsett. Bei Kindern im Wachstum helfen individuell angepasste Bandagen oder Korsetts, mit denen die Vorwölbung durch gezielten Druck von außen korrigiert, also wieder nach unten gedrückt wird. Werden Bandage oder Korsett regelmäßig über mehrere Stunden am Tag getragen, hat das "Plattdrücken" der Kielbrust durchaus gute Erfolgschancen. Der starke Druck auf der Brust ist jedoch für manche Kinder so unangenehm, dass die nötige Tragezeit nicht immer eingehalten wird.

Operative Behandlung

Eine Operation ist bei einer Kielbrust nur sehr selten erforderlich, sie wird von den Ärzten empfohlen, wenn

  • der Patient unter Atemstörungen wie etwa Kurzatmigkeit bei Belastung leidet
  • die Vorwölbung dazu führt, dass die Haut durch Kleidung aufgescheuert wird
  • der Patient durch die objektiv nachgewiesene Fehlbildung unter erheblichem Leidensdruck steht.

Operiert wird nach Abschluss der Wachstumsphase, entweder minimal-invasiv oder mit einer offenen Operation. Beide unten genannten Therapieverfahren werden auch zur Behandlung der Trichterbrust angewendet (dort natürlich mit dem Ziel, die eingesunkene Brust anzuheben).

Bei der offenen Operation nach Ravitch legt der Operateur den Brustkorb über einen etwa 15 bis 20 cm langen Schnitt frei. Danach trennt er Rippen vom Brustbein, entfernt den überschüssigen Knorpel und befestigt das auf ein passendes Niveau gesenkte Brustbein mithilfe von Drähten, Schrauben oder Platten wieder an den Rippen. Das eingebrachte Befestigungsmaterial wird nach etwa einem Jahr wieder entfernt.

Der Zugang zu den Rippenknorpeln erfolgt beim minimal-invasiven Verfahren nach Nuss über sehr kleine Hautschnitte. Auch hier trennt der Operateur die Rippen vom Brustbein und entfernt den überschüssigen Knorpel. Anschließend pflanzt er einen Metallbügel ein, der die Vorwölbung nach unten drückt. Auch der Metallbügel wird meist nach etwa zwei bis drei Jahren wieder entfernt.

Um das Operationsergebnis zu stabilisieren, muss der Patient nach dem Eingriff zunächst eine Druckbandage tragen. Im Anschluss daran sind regelmäßige Übungen zur Kräftigung von Atmungs- und Rumpfmuskulatur erforderlich. Meist empfehlen die Ärzte dafür eine Anschlussheilbehandlung, also Rehabilitationsmaßnahmen (kurz Reha), die ambulant oder stationär durchgeführt werden, um Beweglichkeit und Lungenfunktion gezielt zu verbessern und zu stärken.

Hinweis: Bei Patienten unter 18 Jahren übernehmen die Krankenversicherungen die Kosten meist komplett, bei älteren je nach Indikation und Ausprägung manchmal nur teilweise. Vor einer Operation ist es daher sinnvoll, Rücksprache mit seiner Versicherung zu halten.

Prognose

Die Kielbrust ist in den allermeisten Fällen ein kosmetisches Problem, das aber für die Betroffenen sehr belastend sein kann. Wird sie operativ korrigiert, sind die Ergebnisse in der Regel dauerhaft und gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Atemübungen. Richtiges Atmen ist keine Selbstverständlichkeit und kann trainiert werden. Besonders die Bauchatmung (im Gegensatz zur oberflächlicheren Brustatmung) muss häufig erst eingeübt werden –vor allem, wenn sich der Brustkorb durch die Trichterbrust wie blockiert anfühlt. Legen Sie sich auf den Rücken, atmen Sie 3 Sekunden lang so tief wie möglich ein, halten Sie 3 Sekunden die Luft an und atmen Sie diese dann langsam über 6 Sekunden aus. Wiederholen Sie diese Atmung mehrere Male. Nehmen Sie sich auch im Alltag immer wieder einen Moment Zeit, um auf Ihre Atmung zu achten, z. B. wenn Sie an der Kasse warten oder als kleine Pause während der Arbeit.

Durchhalten bei der Bandagentherapie. Manche Patienten empfinden die Therapie mit einer Orthese oder Bandage als sehr schmerzhaft. Meist klingen die Schmerzen und unangenehmen Gefühle durch den starken Druck nach einer gewissen Eingewöhnungsphase von 1–2 Wochen wieder ab. Um durchzuhalten, sollten Sie sich während dem Tragen der Bandage ablenken, z. B. indem Sie ein spannendes Buch lesen oder einen Film schauen. Auch Kinder lassen sich mit Brettspielen und ähnlichem gut davon abhalten, sich zu sehr auf das Druckgefühl zu konzentrieren. Sind die Schmerzen sehr ausgeprägt, zögern Sie nicht, Ihren Orthopäden zu konsultieren.

Sport. Günstige Sportarten für Menschen mit einer Kielbrust sind Schwimmen und Turnen.

Krankengymnastik. Versuchen Sie, die in der Krankengymnastik erlernten Übungen möglichst täglich zu Hause nachzuturnen. Nur regelmäßiges Training verspricht einen dauerhaften Erfolg gegen Fehlhaltungen.

Blasmusik. Lernen Sie ein Blasinstrument spielen! Ob Trompete oder Querflöte, das Erlernen und regelmäßige Spielen eines Blasinstruments verbessert Koordination und Funktion der Atemmuskulatur.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps