Gesundheit heute

Frozen Shoulder

Schultersteife (Frozen Shoulder, Schulterfibrose, adhäsive Kapsulitis): Erhebliche Bewegungseinschränkung der Schulter aufgrund einer entzündlich bedingten Schrumpfung der Schultergelenkkapsel. Die Erkrankung beginnt oft mit starken, bewegungsabhängigen Schmerzen. Durch die fortschreitende Entzündung verklebt die Gelenkkapsel bis die Schulter praktisch versteift (oder "einfriert"). In vielen Fällen löst sich das Schultergelenk Monate bis Jahre nach diesem Einfrieren wieder, manche Ärzte sprechen auch vom "Auftauen". Von der primären Schultersteife sind vor allem Frauen zwischen 40 und 60 Jahren betroffen, die Ursache ist unbekannt. Die sekundäre Schultersteife entsteht aufgrund von Verletzungen der Schulter, langem Ruhigstellen, Verschleißerscheinungen oder Operationen an der Schulter.

Behandelt wird die Schultersteife mit entzündungs- und schmerzstillenden Medikamenten, einer dem jeweiligen Stadium angepassten Bewegungstherapie und/oder Kortisonspritzen in das Gelenk. Sind die Beschwerden damit nicht beherrschbar, besteht die Möglichkeit, das Gelenk in Narkose zu mobilisieren oder die Kapsel im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zu erweitern.

Symptome und Leitbeschwerden

  • In der Frühphase Schulterschmerzen bei Bewegung des Armes, vor allem beim Anheben, dann auch in Ruhe oder nachts beim Schlafen
  • Nach und nach steigende Bewegungseinschränkung des Armes, dieser kann nicht mehr nach oben gehoben werden
  • Zum Erkrankungshöhepunkt maximale Bewegungseinschränkung (Einsteifung) der Schulter mit meist nachlassenden Schmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, bei

  • sich immer stärker entwickelnden Schulterschmerzen
  • Problemen, den Arm zu heben.

Die Erkrankung

Bei der Schultersteife werden zwei verschiedene Formen unterschieden. Die primäre, idiopathische Schultersteife betrifft vor allem Frauen in den mittleren Jahren, die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Meist – aber nicht immer – läuft die Krankheit in mehreren Phasen ab:

  • 1. Phase (das "Einfrieren", auch Freezing Shoulder): In dieser Phase kommt es aus unbekannten Gründen zu einer Entzündung der Gelenkkapsel, die äußerst schmerzhaft sein kann. Dabei treten die Schmerzen bei Bewegungen, vor allem dem Anheben des Arms, aber oft auch in Ruhe oder nachts beim Schlafen auf. Aufgrund der Schmerzen benutzt der Patient Arm und Schulter weniger, es kommt zur Schonhaltung. Diese Phase des Einfrierens dauert etwa 4, manchmal auch bis zu 9 Monate.
  • 2. Phase (das "Gefrorensein", die eigentliche Frozen Shoulder): Als Folge der entzündlich bedingten Verklebungen und Verwachsungen schrumpft die Gelenkkapsel. Dadurch leidet die Beweglichkeit der Schulter extrem, der Patient kann den Arm kaum noch bewegen. Parallel dazu lassen die Schmerzen meist deutlich nach. Diese Phase dauert durchschnittlich etwa 4 Monate.
  • 3. Phase (das "Auftauen"): In dieser Phase gehen die entzündlichen Prozesse zurück. Es kommt zu einer langsamen Ausheilung, wobei die geschrumpfte Gelenkkapsel jedoch verkleinert zurückbleibt. Die Schmerzen sind deutlich reduziert und die Schulter wird langsam wieder beweglicher, sie taut sozusagen wieder auf. Das Auftauen braucht unterschiedlich lang, bei manchen Betroffen dauert es Jahre, bis sie die Schulter wieder normal bewegen können.

Bei der sekundären Schultersteife verklebt und schrumpft die Schultergelenkkapsel aufgrund von Schultererkrankungen wie z. B. einem Rotatorenmanschettenriss, einem Impingementsyndrom oder auch durch Operationen an der Schulter. Hier liegen in der Regel Prozesse vor, die sich nicht einfach von selbst zurückbilden, sondern im Rahmen der Grunderkrankung ablaufen und von dieser abhängig sind.

Risikofaktoren

Bekannt ist, dass die Schultersteife gehäuft bei Menschen mit Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen auftritt. Möglicher Hintergrund sind die bei diesen Stoffwechselerkrankungen dauerhaft im Körper schwelenden Entzündungsprozesse. Ein weiterer Risikofaktor ist wahrscheinlich Bewegungsmangel, der zu einer schlechteren Durchblutung und daher einer Unterversorgung des Schultergelenks führt.

Diagnosesicherung

Der Arzt lässt sich die Schulterschmerzen vom Patienten genau schildern, z. B. wie stark sie sind, wann sie auftauchen, ob sie abhängig von Bewegungen sind oder auch in Ruhe auftreten. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er die Beweglichkeit des Arms, z. B. kann der Patient den Arm oft nicht seitlich vom Körper weg nach oben heben. Auch andere Bewegungen wie die Drehung nach innen oder außen sind häufig eingeschränkt. Besonders schmerzhaft ist der Versuch, die Hände hinter dem Rücken zusammenzubringen.

Im Ultraschall oder im MRT lassen sich die entzündlichen und degenerativen Veränderungen an Bändern, Sehnen und Gelenkkapsel gut darstellen. Im Röntgenbild sind die entzündlichen Vorgänge dagegen nicht zu sehen. Der Arzt benötigt es aber, um andere Ursachen für die Schulterprobleme oder eine sekundäre Schultersteife auszuschließen.

Differenzialdiagnose. Schmerzen in der Schulter und eine eingeschränkte Beweglichkeit kommen bei vielen Schultererkrankungen vor. Typische Beispiele sind die Kalkschulter, die Schultergelenkarthrose, Rotatorenmanschettenriss und Rotatorenmanschettensyndrom oder Oberarmkopfbruch.

Behandlung

Die zentralen Ziele bei der Behandlung sind Schmerzlinderung und Erhalt oder Wiederherstellung der Schulterbeweglichkeit. Dabei haben sich bewährt:

  • Schmerztherapie. Gegen die Schmerzen helfen schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®). Diese können in Tablettenform eingenommen werden, manche gibt es auch als Gel oder Salbe zum Einreiben.
  • Kortisoninjektion. Wenn die Beschwerden sehr stark sind, verabreicht der Arzt Kortison (z. B. Triamcinolon, z. B. Volon®) mit einer Spritze direkt in das Gelenk, um die Entzündung einzudämmen und die Schmerzen zu lindern. Kortisonspritzen werden zurückhaltend angewendet, da Kortison selbst zu einer Degeneration von Sehnen führen kann. In manchen Fällen spritzt der Arzt auch betäubende Wirkstoffe wie z. B. Lidocain, oder Mischungen aus Lidocain und Kortison.
  • Nervenblockade. Bei starken Schmerzen ist es möglich, die sensiblen Nervenfasern der Schulter zu blockieren. Dafür spritzt der Arzt betäubende Wirkstoffe wie z. B. Lidocain in die Nähe des Nervenverlaufs.
  • Krankengymnastik. Vorsichtige Dehn- und Bewegungsübungen sind dann angebracht, wenn die akuten Schmerzen nachlassen, also in Phase 2 und 3 der Erkrankung. Damit soll die Beweglichkeit der Schulter erhalten und – wenn möglich – wieder ausgebaut werden. Zu Beginn bewegt der Patient die Schulter nicht selbst, sondern die Bewegungen werden durch den Physiotherapeuten durchgeführt. Später kommen aktive Übungen dazu, z. B. das Armpendeln mit und ohne Gewicht. Bessert sich die Schultersteife unter den oben genannten Maßnahmen nicht, können eventuell folgende Verfahren die Schultersteife lösen:
  • Manipulation unter Anästhesie. Bei dieser auch Narkosemanipulation genannten Methode bewegt der Arzt die Schulter des durch eine Narkose total entspannten Patienten in alle Richtungen. Dadurch sollen sich verklebte Strukturen lösen und die Gelenkkapsel wieder weiten. Meist sind 2 bis 3 Behandlungen nötig.
  • Operation. Hier weitet der Arzt die Gelenkkapsel, indem er sie im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) an mehreren Stellen einschneidet.

Prognose

Häufig braucht die primäre Schultersteife Monate bis Jahre, bis sie ausheilt, wobei in manchen Fällen Bewegungseinschränkungen zurückbleiben. Der Verlauf bei einer sekundären Schultersteife hängt entscheidend von der zugrundeliegenden Erkrankung oder Verletzung ab.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wärme und Kälte. Je nach Stadium helfen Wärme und Kälte. Eispacks – eingewickelt in trockene Tücher, nie direkt auf die Haut! – lindern die Schmerzen in der akuten, entzündlichen Phase. Ist es zu Einsteifungen gekommen und der akute Schmerz vorüber, profitieren viele Patienten von Wärmebehandlungen, sei es einem Wärmekissen oder auch der Bestrahlung mit einer Wärmelampe.

Konsequente Krankengymnastik. Die Schultersteife ist eine sehr langwierige Erkrankung. Um die Heilung zu beschleunigen und die Beweglichkeit zu fördern, müssen Sie die gelernten Dehn- und Bewegungsübungen täglich durchführen. Folgende Dehnübungen sind hilfreich, sie sollten vorsichtig zweimal täglich mit je etwa 20 Wiederholungen durchgeführt werden:

  • Nach hinten dehnen. Stellen Sie sich in eine offene Tür und winkeln Sie den betroffenen Arm an. Drehen Sie ihn seitlich und legen Sie die Hand auf den Türrahmen. Drehen Sie nun den Oberkörper vorsichtig vom Arm weg, dies dehnt die Gelenkkapsel nach hinten.
  • Nach vorne dehnen. Stellen Sie sich wieder in die Tür, legen Sie den Handrücken des betroffenen Arms auf das Gesäß und drücken Sie den leicht angewinkelten Ellbogen gegen den Türrahmen. Drehen Sie den Oberkörper vorsichtig in Richtung Arm und dehnen Sie damit das Gelenk nach vorn.
  • Nach oben dehnen. Legen Sie den betroffenen Arm auf eine brusthohe Ablage (z. B. ein Regal oder eine hohe Kommode). Gehen Sie langsam in die Knie, bis sich die Achselhöhle öffnet und Sie eine Dehnung spüren. Strecken Sie die Beine wieder.

Prävention

Zentrale Bedeutung bei der Entwicklung der sekundären Schultersteife hat die Ruhigstellung der Schulter. Deshalb darf der Arm nicht länger als verordnet in einer Armschlinge oder einem Verband getragen werden – auch wenn Ihnen nach einer Verletzung oder Eingriffen an der Schulter der Sinn nach Schonung steht.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Nachtkorsett reicht oft bei Skoliose

Kinder mit Skoliose müssen regelmäßig orthopädisch untersucht werden.

Nachtkorsett reicht oft bei Skoliose

Verkrümmte Wirbelsäule

Eine Rumpforthese zu tragen ist für Jugendliche mit Wirbelsäulenverkrümmung oft ein Alptraum. Doch bei einigen geht es einfach nicht ohne. Für sie gibt es womöglich eine Alternative: Das ungeliebte Korsett nur nachts zu tragen.

Jede Zehnte braucht eine Therapie

Etwa 2% der Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren sind von einer Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) betroffen. Meistens wächst sich das von selbst wieder aus. In etwa jedem zehnten Fall ist jedoch eine spezielle Behandlung erforderlich, um die Wirbelsäule zu begradigen. Sie besteht aus Krankengymnastik und dem Tragen einer Orthese, also eines extra an den Rumpf angepassten Korsetts.

Aus Scham und Angst vor Spott lehnen manche Jugendliche das Korsett kategorisch ab. Ob hier das alleinige Tragen der Orthese in der Nacht eine Option ist, hat eine schwedische Forschergruppe untersucht. 135 Jungen und Mädchen mit Skoliose wurden in die Studie eingeschlossen. Ein Drittel von ihnen trug nachts eine Orthese, ein Drittel absolvierte Spezialübungen und das restliche Drittel erhielt gar keine Behandlung und diente als Kontrollgruppe.

Bei drei Viertel war das Nachtkorsett ausreichend

Die Wirkung der Behandlung (oder Nichtbehandlung) wurde mithilfe des Röntgens gemessen. Als Erfolg galt, wenn die Verkrümmung der Wirbelsäule nicht mehr als 6° zunahm. Das war nach zwei Jahren bei drei Viertel der Jugendlichen mit Nachtkorsett der Fall – d.h. bei nur 25% der Patienten verschlechterte sich die Wirbelsäule um über als 6°. In den beiden anderen Gruppen sah es weniger gut aus. Eine Zunahme der Skoliose um über 6° fand sich bei 42% der Turnenden und bei 47% der Nicht-Behandelten.

Jugendliche, bei denen die Krümmung im Verlauf deutlich stärker wurde, mussten auf ein ganztags zu tragendes Korsett umsteigen. Das waren in der Nachtkorsettgruppe sechs, in der Übungsgruppe elf und bei den Nichtbehandelten 14 Jugendliche. In jeder Gruppe gab es zudem jeweils drei Teilnehmende, die schließlich doch operiert werden mussten.

Regelmäßige Röntgenkontrolle muss sein

Für Jugendliche mit Skoliose, die das Tragen einer Ganztagsorthese strikt ablehnen, ist das Nachtkorsett eine Alternative, schreiben die Autor*innen. Während dieser Therapie ist es aber wichtig, die Krümmung der Wirbelsäule regelmäßig röntgenologisch zu kontrollieren und gegebenenfalls die Therapie anzupassen.

Quelle:JAMA

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images