Gesundheit heute

Knochen- und Gelenkersatz für Hüfte und Knie

Verschlissene Gelenke oder gebrochene Knochen durch künstliche Gelenke oder Glieder zu ersetzen ist eine bestechende Idee. Dem stehen jedoch mehrere Probleme entgegen: Trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet ließ sich bisher kein Material finden, das dem Knochen in Festigkeit, Elastizität und Dauerhaftigkeit gleicht. Außerdem liegen die Knochen ja nicht völlig frei im Körper, sondern sind über komplizierte Strukturen mit dem umgebenden Gewebe verbunden: Muskeln, Bänder, Sehnen und nicht zuletzt die knorpeligen Gelenkanteile setzen am Skelett an. Verglichen mit dem eigenen Gelenk sind alle Gelenkprothesen deshalb bis heute weniger lang haltbar, sie verschleißen schneller und sind oft auch weniger gut beweglich.

Trotzdem wird seit etwa 1960 mit großem Erfolg das Hüftgelenk ersetzt, besonders bei Hüftgelenksarthrose oder Brüchen des Schenkelhalses. Hier ist es durch die Entwicklung spezieller Metalllegierungen gelungen, die Festigkeit und Elastizität des Knochens nachzuahmen. Die Beweglichkeit und Abriebfestigkeit eines gesunden Hüftgelenks erreicht ein künstliches jedoch nicht.

Auch die dauerhafte und feste Verankerung der Prothese im Schaft des Oberschenkelknochens ist trotz moderner Materialentwicklungen und Oberflächengestaltungen ein ungelöstes Problem. Hier ist die Entwicklung längst noch nicht abgeschlossen; moderne metallurgische und werkstofftechnische Forschungen lassen Fortschritte auf diesem Gebiet erwarten.

In den letzten Jahren hat auch der Ersatz des Kniegelenks große Fortschritte gemacht. Ähnlich wie bei der Hüfte ist auch hier die Indikation der fortgeschrittene Gelenkverschleiß (Arthrose). Aufgrund der nahezu ausschließlichen Belastung in der Achse (d. h. von oben) einer Knieprothese spielt hier die Verankerung im Schaft und eine dem Knochen ähnliche Elastizität des Prothesenmaterials nicht die Rolle wie bei der Hüftprothese. Entscheidend ist hier vielmehr die Form der Prothese, um die komplizierte Bewegung des Kniegelenks weitestgehend zu ermöglichen. Weitere Fortschritte bei der Herstellung komplizierter dreidimensionaler Werkstücke und abriebfester Materialien werden auch hier die Standzeiten der Implantate in Zukunft deutlich erhöhen.

Von: Dr. med. Michael Bendall, Dr. med. Siegfrid Locher, Dr. Martin Schäfer, Dr. med. Werner Zirngibl, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Ultraschall ersetzt das Röntgen

Unkomplizierte kindliche Unterarmbrüche werden meist mit einer Ruhigstellung im Gips behandelt.

Ultraschall ersetzt das Röntgen

Unterarm gebrochen?

Bei Verdacht auf einen Armbruch war bisher die Röntgenaufnahme selbstverständlich. Für Kinder ändert sich das jetzt: Denn Frakturen von Unterarm und Ellenbogen kann man auch mit dem Ultraschall zuverlässig erkennen.

Strahlenbelastung vermeiden

Knochen und Gelenke lassen sich mithilfe von Röntgenaufnahmen sehr gut beurteilen. Doch Röntgenaufnahmen bedeuten immer auch eine Strahlenbelastung für den Körper. Besonders gilt dies für Kinder - denn wachsendes Gewebe ist besonders strahlensensibel. Moderne Verfahren helfen dabei, die Strahlendosis bei kleinen Patient*innen gering zu halten. Am besten ist es jedoch, wenn überhaupt nicht geröntgt werden muss.

Das ist inzwischen bei einer besonders häufigen Verletzung im Kindesalter der Fall, dem gebrochenen Unterarm oder Ellenbogen. Beide Brüche lassen sich zuverlässig ganz ohne Strahlen mit dem Ultraschall diagnostizieren. Eine Röntgenuntersuchung ist deshalb nur noch in den seltenen Fällen erforderlich, wenn die Sonographie nicht eindeutig ist. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) nach ausgiebiger Prüfung der aktuellen Studienlage.

Kind muss nicht von den Eltern getrennt werden

Die Ultraschalluntersuchung weist noch zwei weitere Pluspunkte auf. Im Gegensatz zum Röntgen lässt sie sich in einer schmerzarmen Armhaltung durchführen. Und weil beim Ultraschall keine Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen, muss sich das Kind dabei auch nicht von seinen Eltern trennen. Beides ist besonders wichtig, denn Armbrüche sind bei Kindern meist mit starken Schmerzen und großer Angst verbunden.

Unklar ist, ob die Ultraschalldiagnostik auch bei kindlichen Oberarmbrüchen das Röntgen ersetzen kann. Dafür gibt es noch nicht genügend Daten. Jetzt wird aber eine Studie gestartet, die genau diese Frage beantworten soll.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Ramon Espelt