Gesundheit heute

Schiefhals

Schiefhals (Torticollis): Fehlstellung des Kopfes, der meist zur betroffenen Seite gebeugt und zur gesunden Seite gedreht wird. Ein Schiefhals kann angeboren sein, z. B. wenn der seitlich am Kopf gelegene Kopfnickermuskel (M. sternocleidomastoideus) verkürzt ist. Tritt der Schiefhals erst später auf, steckt meist eine Muskelverspannung dahinter. Therapiert wird vor allem der angeborene Schiefhals, entweder mit Krankengymnastik oder, wenn unvermeidlich, sogar mit einer Operation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Der Kopf wird zu einer Seite geneigt und oft zur anderen Seite gedreht
  • Unnatürliche Kopfstellung, die willentlich nicht zu korrigieren ist.

Wann zur Kinderärzt*in

In den nächsten Tagen, wenn

  • Ihnen bei Ihrem Baby eine einseitige Kopfhaltung auffällt
  • Ihr Kind den Kopf schief hält, ihn gar nicht oder kaum bewegen kann und sich die Beschwerden durch Selbsthilfemaßnahmen (siehe "Was Sie als Eltern tun können") nicht bessern
  • sich bei einem akuten Schiefhals unklarer Ursache auch nach 3 Tagen keine Besserung zeigt.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Die Bezeichnung "Schiefhals" ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die als gemeinsames Symptom die Schiefstellung des Halses haben. Zu unterscheiden sind zwei Formen:

Angeborener Schiefhals. Häufigste Ursache des angeborenen Schiefhalses ist eine einseitige bindegewebige Verkürzung des seitlich am Hals gelegenen Kopfnickermuskels (Musculus sternocleidomastoideus). Sehr viel seltener liegen einem angeborenen Schiefhals Fehlbildungen der Halswirbelsäule oder anderer Knochen zugrunde (knöcherner Schiefhals). Ein angeborener Schiefhals wird durch ungünstige äußere Faktoren wie wenig Platz in der Gebärmutter oder Verletzungen des Muskels, aber auch durch einen Sauerstoffmangel unter der Geburt begünstigt. Später entwickelt sich häufig auch eine Gesichtsasymmetrie. Auffällig ist, dass die Kinder nicht selten auch eine Hüftdysplasie oder einen Klumpfuß haben.

Erworbener Schiefhals. Der erworbene Schiefhals ist am häufigsten durch Muskelverspannungen bedingt, z. B. erwacht das Kind morgens und kann den Hals nur noch unter Schmerzen bewegen. Sehr seltene Ursachen des erworbenen Schiefhalses sind rheumatische Erkrankungen mit Befall der Halswirbelsäule, Entzündungen im Bereich von Rachen, Ohr oder Hals oder Augenmuskellähmungen (die Kopfschiefhaltung soll hier Doppelbilder vermeiden). Auch Verletzungen der Halswirbelsäule verursachen einen Schiefhals.

Diagnosesicherung

Körperliche Untersuchung. Um zu einer ersten Einschätzung zu gelangen, beurteilt die Ärzt*in den Grad der Drehung und wie stark die Beweglichkeit der Halswirbelsäule eingeschränkt ist. Handelt es sich um einen angeborenen Schiefhals, überprüft sie zudem, ob zusätzlich eine Gesichtsasymmetrie vorliegt. Zudem schließt sie aus, dass andere angeborene Fehlbildungen wie eine Hüftdsyplasie oder eine Skoliose vorliegen.

Palpation. Im Anschluss erfolgt das Abtasten der Halsmuskeln. Lassen sich eine Verdickung oder Knoten spüren, sind muskuläre Ursachen wahrscheinlich. In diesem Fall versucht die Ärzt*in auch zu ertasten, welche Muskelanteile genau betroffen sind.

Röntgen. Manchmal ordnet die Ärzt*in weitere Untersuchungen wie ein Röntgenbild an, um knöcherne Fehlbildungen auszuschließen.

Weiterführende Untersuchungen. Ist die Ursache beim erworbenen Schiefhals unklar, schließen sich weitere Untersuchungen an, meist bei der zuständigen Fachärzt*in. So kann etwa eine Neurolog*in eine Augenmuskellähmung ausschließen oder eine HNO-Ärzt*in eine Ohrentzündung.

Behandlung

Angeborener Schiefhals. Bei einem angeborenen Schiefhals hilft in vielen Fällen konsequente Physiotherapie über mindestens 3 bis 6 Monate. Wie erfolgreich diese ist, hängt davon ab, wieviel funktionstüchtiges Muskelgewebe vorhanden ist. Führt sie nicht zum Erfolg oder verschlimmert sich die Fehlstellung sogar, wird frühestens ab dem 6. Monat operiert. Durchgeführt wird dann eine sogenannte Tenotomie, bei der Sehnen des verkürzten Kopfnickermuskels durchtrennt werden.

Akuter oder erworbener Schiefhals. Die Behandlung ist ursachenabhängig: Muskelverspannungen beispielsweise lösen sich meist nach wenigen Tagen wieder. Während dieser Zeit lindern schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente die Beschwerden. Sind andere Erkrankungen wie Rheuma oder Entzündungen im Kopf-/Halsbereich der Auslöser, müssen diese therapiert werden.

Prognose

Der Schiefhals ist meist harmlos und heilt mit der entsprechenden Behandlung (siehe "Was Sie als Eltern tun können") folgenlos aus. Werden aber keine Gegenmaßnahmen ergriffen, können sich der Schiefhals und auch die Gesichtsasymmetrie weiter verschlechtern.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Physiotherapie. Beim Schiefhals ist es wichtig, zu Hause regelmäßig die verordneten Muskeldehnungsübungen durchzuführen. Motivieren Sie sich, indem Sie sich vor Augen führen, dass Sie Ihrem Kind so möglicherweise eine Operation ersparen.

Anreize bieten. Unterstützt wird die Physiotherapie durch geeignete Raumgestaltung: Stellen Sie das Bettchen so, dass das Kind in seiner Normalhaltung zur Wand schaut, oder hängen Sie das Mobile so auf, dass sich das Kind hierfür drehen muss. Bieten Sie Ihrem Kind möglichst viele Anreize, sich zur "unbeliebten" Seite zu drehen – etwa indem Sie sich dem Kind immer von der "unbeliebten" Seite her nähern.

Wärmeanwendungen. Ist eine Muskelverspannung die Ursache für den Schiefhals, hilft oft Wärme. Gut geeignet sind Wärmflaschen oder erwärmte Kirschkernkissen. Legen Sie zwischen Wärmequelle und Haut ein Tuch, um Verbrennungen zu vermeiden. Das anfänglich mitunter dramatische Bild bessert sich oft innerhalb weniger Stunden.

Komplementärmedizin

Osteopathie. Einige Eltern berichten, dass eine Osteopathiebehandlung bei Babys mit angeborenem Schiefhals gute Erfolge erzielt. Da die Osteopathie in aller Regel gut vertragen wird, spricht nichts dagegen, es auszuprobieren.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit für Kinder, Kösel, München, 8. Auflage (2015). Überarbeitung und Aktualisierung: Dagmar Fernholz, Bettina Bobinger
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Ultraschall ersetzt das Röntgen

Unkomplizierte kindliche Unterarmbrüche werden meist mit einer Ruhigstellung im Gips behandelt.

Ultraschall ersetzt das Röntgen

Unterarm gebrochen?

Bei Verdacht auf einen Armbruch war bisher die Röntgenaufnahme selbstverständlich. Für Kinder ändert sich das jetzt: Denn Frakturen von Unterarm und Ellenbogen kann man auch mit dem Ultraschall zuverlässig erkennen.

Strahlenbelastung vermeiden

Knochen und Gelenke lassen sich mithilfe von Röntgenaufnahmen sehr gut beurteilen. Doch Röntgenaufnahmen bedeuten immer auch eine Strahlenbelastung für den Körper. Besonders gilt dies für Kinder - denn wachsendes Gewebe ist besonders strahlensensibel. Moderne Verfahren helfen dabei, die Strahlendosis bei kleinen Patient*innen gering zu halten. Am besten ist es jedoch, wenn überhaupt nicht geröntgt werden muss.

Das ist inzwischen bei einer besonders häufigen Verletzung im Kindesalter der Fall, dem gebrochenen Unterarm oder Ellenbogen. Beide Brüche lassen sich zuverlässig ganz ohne Strahlen mit dem Ultraschall diagnostizieren. Eine Röntgenuntersuchung ist deshalb nur noch in den seltenen Fällen erforderlich, wenn die Sonographie nicht eindeutig ist. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) nach ausgiebiger Prüfung der aktuellen Studienlage.

Kind muss nicht von den Eltern getrennt werden

Die Ultraschalluntersuchung weist noch zwei weitere Pluspunkte auf. Im Gegensatz zum Röntgen lässt sie sich in einer schmerzarmen Armhaltung durchführen. Und weil beim Ultraschall keine Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen, muss sich das Kind dabei auch nicht von seinen Eltern trennen. Beides ist besonders wichtig, denn Armbrüche sind bei Kindern meist mit starken Schmerzen und großer Angst verbunden.

Unklar ist, ob die Ultraschalldiagnostik auch bei kindlichen Oberarmbrüchen das Röntgen ersetzen kann. Dafür gibt es noch nicht genügend Daten. Jetzt wird aber eine Studie gestartet, die genau diese Frage beantworten soll.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Ramon Espelt