Gesundheit heute

Blasenentzündung

Blasenentzündung (Zystitis, Blasenkatarrh, etwas verallgemeinernd auch untere Harnwegsinfektion, HWI): Meist bakterielle Entzündung der Blasenschleimhaut, häufig gleichzeitig auch der Harnröhre (= Urethritis) und seltener auch des Nierenbeckens (Pyelonephritis), daher der verallgemeinernde Begriff "Harnwegsinfekt".

Drei Viertel aller Erkrankungen werden von Escherichia coli-Bakterien ausgelöst. Die Blasenentzündung ist vor allem bei Mädchen und Frauen eine der häufigsten bakteriellen Infektionen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Im Alter von über 60 Jahren haben Männer und Frauen ein gleich hohes Erkrankungsrisiko von 20 Prozent.

Durch eine Behandlung mit Antibiotika heilt die Blasenentzündung meist folgenlos ab. Bei der Wahl des Wirkstoffs muss der Arzt die lokale Resistenzlage der Erreger berücksichtigen. Bedrohlich wird die Erkrankung, wenn sie immer wieder auftritt (chronisch-rezidivierende Blasenentzündung) oder auf die Nieren übergreift.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen
  • Häufiges Wasserlassen, auch nachts
  • Manchmal zusätzlich Blut im Urin
  • Krampfartige Schmerzen oberhalb des Schambeins.

Bei Kleinkindern:

  • Wiedereinnässen, nachdem sie bereits trocken waren
  • Erbrechen, Durchfall.

Fieber, Flankenschmerz und ein stärkeres Krankheitsgefühl weisen auf die Mitbeteiligung der oberen Harnwege hin (Nierenbeckenentzündung).

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag, wenn

  • viel Trinken und Wärme keine Besserung bringen.

Heute noch, wenn

  • zusätzlich Fieber oder Flankenschmerzen bestehen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Ursachen

Die Keime, die besonders häufig eine Blasenentzündung hervorrufen, besiedeln von Natur aus den Darm. So ist das Bakterium Escherichia coli, das im Dickdarm eines jeden Menschen zu Milliarden vorhanden ist, in ~ 80 % der Fälle Auslöser einer Blasenentzündung. Vor allem bei Frauen dringt es wegen der engen Nachbarschaft von Harnröhre und Darm und der relativ kurzen Harnröhre leicht in die empfindliche Blase ein. Geschlechtsverkehr begünstigt den Übertritt der Keime in die Harnwege zusätzlich. Schrumpft nach den Wechseljahren durch den Östrogenmangel das Gewebepolster um die Harnröhre, ist die Barriere für die Krankheitserreger noch geringer.

Auch ein Dauerkatheter verschafft den Bakterien ein permanentes Eintrittstor in die Blase, da zwischen Harnröhrenwand und Katheter oft eine Art "schleimiger Film" entsteht.

Bei Kindern sind dagegen oft Fehlbildungen der Harnröhre, wie z. B. Harnröhrenklappen, die eigentliche Ursache von Blasenentzündungen. Auch Nierensteine können eine Blasenentzündung auslösen: An ihnen setzen sich Bakterien fest, die immer wieder in die Blase ausgeschwemmt werden und zu wiederkehrenden Blasenentzündungen führen. Seltene, nicht-bakterielle Ursachen der Blasenentzündung sind die Bestrahlung (strahleninduzierte Zystitis) oder die Chemotherapie bei Krebspatienten.

Sonderform: Honeymoon-Zystitis

Eine Sonderform der Blasenentzündung ist die Honeymoon-Zystitis. Durch den Geschlechtsverkehr kommt es zu einer Übertragung von E.-coli-Bakterien. Zusätzlich wird die Harnröhrenmündung mechanisch gereizt. Dadurch haben die Keime Gelegenheit, die Harnröhre und die Blase zu infizieren. Die kurzzeitige Therapie mit einem Antibiotikum entspricht der bei der "normalen" Blasenentzündung.

Abgrenzung zu anderen Blasenerkrankungen

Häufiger ist die asymptomatische Bakteriurie, die bei Patienten mit Blasendauerkatheter, aber auch bei 5 % der gesunden Frauen vorkommt: Hier entdeckt der Arzt auf dem Urin-Teststäbchen Bakterien, die aber keinerlei Beschwerden verursachen. Ist der Allgemeinzustand des Patienten gut, besteht keine Notwendigkeit zur Therapie. Nur in der Schwangerschaft sollte auch eine asymptomatische Bakteriurie behandelt werden.

Verlauf und Komplikationen

Unbehandelt kann sich jede Blasenentzündung zur Nierenbeckenentzündung ausweiten. Besonders droht dies bei einem Hindernis in den Harnwegen (komplizierte Harnwegsinfektion, obstruktive Harnwegsinfektion), z. B. durch Harnleitersteine, Prostatavergößerung oder Tumoren.

Bei ausgeprägten Entzündungen ist der Übergang in eine Schrumpfblase mit faserig-bindegewebigem Umbau der Harnblasenmuskulatur und -wand möglich. Dann wird die Blasenwand immer starrer und die Blase kann kaum noch vollständig entleert werden. Die Therapie ist sehr schwierig.

Häufig und zugleich sehr belastend für die Betroffenen ist die Entwicklung einer chronisch-rezidivierenden Blasenentzündung, bei der sich die Blasenentzündungen alle paar Wochen oder Monate einstellen. Dazwischen gibt es immer wieder weitgehend beschwerdefreie Perioden. Auch die Entwicklung einer chronischen Blasenentzündung ist möglich, die dann dauerhaft schwächere Beschwerden verursacht, die aber nicht mehr verschwinden und nur schwer zu unterscheiden sind von einer Reizblase.

Diagnosesicherung

Die typischen Beschwerden wie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen lenken den Verdacht des Arztes schnell auf die Blase. Bei der Untersuchung identifiziert er dann häufig einen deutlichen Druckschmerz oberhalb des Schambeins und bei Beteiligung der Nieren auch einen Klopfschmerz in der Nierengegend (Nierenlagerklopfschmerz).

Ergänzt wird die Diagnose durch Urin-Teststreifen, mit denen der Arzt weiße und rote Blutkörperchen sowie Nitrit im Urin nachweist. Teststreifen bringen allerdings oft kein eindeutiges Ergebnis, z. B. werden die Ergebnisse durch Beimischungen von Blut leicht verfälscht.

Um Urinbestandteile wie Harnsäurekristalle (Urate) oder Blutkörperchen zu erkennen, wird anschließend ein Urinsediment durchgeführt. Eine Urinkultur und ein Antibiogramm geben Aufschluss über Art der Erreger und das passende Antibiotikum.

Mit dem Ultraschall prüft der Arzt, ob eventuell ein Harnstau vorliegt oder die Infektion schon auf das Nierenbecken übergegriffen hat.

Bei Blutbeimengung im Urin (Hämaturie) ohne bekannte Ursache, schlägt der Arzt eine Blasenspiegelung vor, um die Ursache zu klären. Diese wird aber erst nach Abklingen der Beschwerden durchgeführt.

Da Schwangere immer erweiterte Harnwege haben und besonders zu Blasenentzündungen neigen (die nicht selten Auslöser einer Frühgeburt sind), wird bei ihnen der Urin regelmäßig auf Zeichen einer Infektion kontrolliert. Besonders sorgfältig müssen auch Diabetiker betreut werden, denn sie sind für alle bakteriellen Infektionen anfälliger.

Differenzialdiagnosen: Die Reizblase und die interstitielle Zystitis sind Erkrankungen, die dieselben Beschwerden wie eine Blasenentzündung verursachen – aber weder Blase noch Harnwege sind mit Keimen besiedelt. Selten verbirgt sich hinter chronischen Harnwegsentzündungen eine Tuberkulose. Weitere Differenzialdiagnosen sind Fremdkörper in der Blase, Harnblasensteine und das Harnblasenkarzinom.

Behandlung

Grundlage jeder Behandlung ist eine hohe Trinkmenge, um die Harnwege gut durchzuspülen und das Ausschleusen etwaiger Erreger zu fördern. Durch Bakterien verursachte Entzündungen erfordern eine Therapie mit Antibiotika. Vor Therapiebeginn lässt der Arzt eine Urinkultur anlegen, um die Bakterien zu identifizieren und das entsprechende Antibiotikum zu wählen (Antibiogramm). Da dies mehrere Tage dauert, verordnet der Arzt zuerst ein Breitspektrum-Antibiotikum, das die wahrscheinlichsten Bakterien, meist Escherichia coli, bekämpft. Nach Vorliegen des Antibiogramms wechselt er gegebenenfalls das Medikament. Bleiben die Beschwerden trotzdem bestehen oder weist die Kontrolle des Urins weiter auf eine Blasenentzündung hin, sind vermutlich die Nieren beteiligt oder es liegt eine Behinderung des Harnabflusses vor. Dies weist der Arzt per Ultraschall nach und prüft auch, wie gut sich die Blase entleert (Restharnbestimmung).

Welchen antibiotischen Wirkstoff der Arzt wählt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von der lokalen Resistenzlage der Erreger (also davon, ob das Bakterium überhaupt noch empfindlich gegen ein Antibiotikum ist). Die Therapie muss der Arzt deshalb immer an die aktuellen Empfehlungen anpassen.

  • Als Ersttherapie kommen bei der unkomplizierten Blasenentzündung der Frau in Frage:
    • Fosfomycin-Trometamol (z. B. Monuril®) als Einmalgabe
    • Pivmecillinam (z. B. X-Systo®)
    • Nitroxolin (z. B. Nitroxolin forte®)
  • Schlägt die Ersttherapie nicht an, wechselt der Arzt z. B. auf
    • Nitrofurantoin (z. B. Furadantin RP®)
    • Fluorochinolone wie Ciprofloxacin (z. B. Keciflox®) oder Levofloxacin (z. B. Tavanic®)
    • Cephalosporine wie Cefuroxim (z. B. Cefuroxim AbZ®)
    • Trimethoprin/Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol, z. B. Cotrim®)
  • Bei Schwangeren sind folgende Wirkstoffe erlaubt:
    • Cefuroxim, Amoxicillin (z. B. Clamoxyl®) oder einmalig Fosfomycin-Trometamol (z. B. Monuril®)
  • Blasenentzündungen bei Männern: Hier muss eine mögliche Beteiligung der Prostata berücksichtigt werden. Die bei Frauen bevorzugt eingesetzten Antibiotika Fosfomycin und Nitrofurantoin erreichen die Prostata nicht. Stattdessen kommen bei Männern zum Einsatz
    • Fluorchinolone
    • Cephalosporine
    • Aminopenicillin plus Betalaktamasehemmer (z. B. Unacid®).
    • Carbapeneme (z. B. Meronem®).
  • Bei Kindern richtet sich die Therapie nach dem Alter, es kommen unterschiedliche Wirkstoffe in Frage, deren Dosis der Arzt meist anhand des Körpergewichts berechnet. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Amoxicillin, Ceftriaxon oder Cotrimoxazol.

Bei chronisch-rezidivierender Blasenentzündung unterscheidet sich die Therapie nicht von der einer akuten Blasenentzündung. Oft empfiehlt der Arzt auch die Dauervorsorge mit einem Antibiotikum wie Nitrofurantoin (z. B. Uro-Tablinen®, 1–2 Tabletten täglich) oder Trimethoprin/Sulfamethoxazol (z. B. Cotrim®) einmal täglich. Dabei wird mindestens eine Tablette abends eingenommen, um den Wirkstoff über Nacht im Urin anzureichern.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Trinken. Erhöhen Sie Ihre Trinkmenge auf 3–4 l pro Tag, sobald Sie die ersten Beschwerden bemerken – das schwemmt die Erreger aus. Besonders gut geeignet sind Wasser, verdünnte Säfte oder ungesüßte Kräutertees. Spezielle Blasentees (aus der Apotheke) − meist mit Bärentrauben, Brennnessel, Goldrute, Schachtelhalm oder Birke − wirken harntreibend und leicht desinfizierend. 3–4 Tassen Blasentee pro Tag reichen aus. Entleeren Sie die Blase regelmäßig und vollständig. Gehen Sie aber nicht ständig auf die Toilette – bei manchen Menschen entwickelt sich sonst ein Automatismus, schon bei leichter Blasenfüllung einen starken Harndrang zu verspüren.

Blasentees mit Bärentraubenblättern dürfen maximal fünfmal im Jahr für je 1 Woche angewendet werden, da Abbauprodukte des Tees Leberschäden verursachen können.

Wärme. Wärme wirkt schmerz- und krampflindernd: Legen Sie Wärmeflaschen, Kirschkernsäckchen oder Heublumenauflagen aus der Apotheke auf Unterbauch und Rücken oder setzen Sie sich darauf. Decken Sie sich dann mit einer Wolldecke zu, damit die Wärme länger hält.

Ernährung. Wer häufig Antibiotika eingenommen hat, kann mit einer Heilfasten-Therapie von mindestens sieben Tagen seinen Magen-Darm-Trakt entlasten. Danach muss die Darmflora wiederaufgebaut werden. Gleichzeitig sollten vorwiegend basische Lebensmittel verzehrt werden.

Prävention

Insbesondere Frauen leiden unter häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen. Folgende Vorbeugungsmaßnahmen haben sich bewährt:

  • Wischen Sie nach dem Toilettengang und bei der äußeren Reinigung des Intimbereichs stets von vorn nach hinten Richtung After − so vermeiden sie eine Verschleppung der Kolibakterien aus der Analregion in die Harnröhre.
  • Halten Sie Unterleib und Füße warm − Auskühlung schwächt das Immunsystem und bereits vorhandene Erreger vermehren sich schneller.
  • Bevorzugen Sie Wäsche aus luftdurchlässiger Baumwolle, die Schweiß und Feuchtigkeit ableitet. Synthetikstoffe und zu enge Kleidung fördern die Bildung eines feuchten Milieus, in dem sich Bakterien rasch vermehren.
  • Lassen Sie so viel Luft wie möglich an Ihr äußeres Genital, z. B., indem Sie nachts ohne Unterhose und im Nachthemd schlafen.
  • Wechseln Sie beim Baden im Sommer Ihre nasse Badekleidung sofort nach dem Schwimmen, wenn Sie sich noch sonnen wollen.
  • Manchmal begünstigt Sexualkontakt das Einwandern körpereigener Bakterien in die Blase. Nur selten handelt es sich um eine direkte Ansteckung. Deshalb empfiehlt es sich, nach dem Sex Wasser zu lassen − das schwemmt angeschleppte Bakterien wieder aus, bevor sie sich vermehren können. Die Genitalregion sollte am besten in einem Bidet gewaschen werden.
  • Spermizide Gels und mechanische Verhütungsmittel wie Portiokappe oder Diaphragma fördern Blasenentzündungen − wenn Sie diesen Verdacht haben, probieren Sie andere Verhütungsmethoden.
  • Falls Sie bisher Intimsprays verwendet haben: in den Müll damit! Auch sie fördern Blasenentzündungen. Benutzen Sie für die tägliche Reinigung des äußeren Intimbereichs am besten nur Wasser: Wenn Sie milde ph-neutrale Waschlotion bevorzugen, verwenden Sie diese lediglich in geringen Mengen.
  • Genügen alle diese Maßnahmen nicht, ist eine dauerhafte Vorbeugung mit einem Antibiotikum das einzige effektive Mittel, um Nierenschäden und ständige Erkrankungen des Harntrakts zu vermeiden.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Die Pflanzenheilkunde empfiehlt amerikanische Cranberries (Vaccinium macrocarpon, Kranichbeere, großfrüchtige Moosbeere) als Saft je ein Glas morgens und abends. Die Beeren enthalten angeblich Substanzen, die bei regelmäßiger Einnahme offenbar das Anhaften der Bakterien in der Blase vermindern. Die Wirkung ist aber nicht erwiesen.

Um rezidivierenden Blasenentzündungen vorzubeugen, sind Präparate mit Methionin eine gute Wahl. Sie säuern den Urin an und hemmen so die Bakterienvermehrung. Häufig passen sich die Bakterien jedoch nach einer gewissen Zeit an die saure Umgebung an, sodass erneut Blasenentzündungen entstehen.

Teemischungen. Ähnlich entzündungshemmend wie Cranberries wirken Teemischungen aus Liebstöcklwurzel, Rosmarinblättern und Tausendgüldenkraut.

Eine desinfizierende Wirkung haben auch Teemischungen und Präparate mit Goldrutenkraut und Bärentrauben- und Orthosiphonblättern. Während die Blätter nicht länger als vier Wochen eingenommen werden sollten, kann die echte Goldrute als Teemischung oder Fertigpräparat bis zu drei Monaten eingesetzt werden.

Ein Durchspülen der Blase fördern Teemischungen oder Präparate mit Brennnessel, Birke, Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel, Petersilienwurzel und Ackerschachtelhalmkraut.

Teerezeptur zur Durchspülungstherapie bei Blasenentzündungen (1 TL pro Tasse):

  • 30 g Bärentraubenblätter
  • 30 g Orthosiphonblätter (Katzenbartblätter)
  • 20 g Birkenblätter
  • 20 g Kamillenblüten

Arzneimittel mit Senfölglukosiden aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel (z. B. Angocin Anti-Infekt N®) wirken vergleichbar gut wie eine Standard-Antibiotika-Therapie. Der Vorteil der pflanzlichen Präparate: Sie verursachen deutlich weniger Nebenwirkungen und sind dadurch besser verträglich. Präparate mit Senfölglukosiden eignen sich auch, um Harnwegsinfekten vorzubeugen.

Des Weiteren hilft Löwenzahnsaft (3 x täglich 20 ml) im täglichen Wechsel mit Zinnkrautsaft. Zusätzliche Blasenauflagen mit Meerrettich oder Eukalyptusöl einmal täglich wirken unterstützend.

Homöopathie. Viele Homöopathen empfehlen bei einer akuten Blasenentzündung Okoubaka (Schwarzafrikanischer Rindenbaum). Die übliche Dosierung für Erwachsene beträgt dreimal täglich fünf Globuli in der Potenzierung D3 über eine Dauer von drei bis vier Wochen. Kinder erhalten dreimal täglich drei Globuli.

Als Klassiker der Nachbehandlung einer Blasenentzündung gilt Solidago (Goldrute) D3 in kurmäßiger Anwendung. Das bedeutet: Auf eine dreiwöchige Einnahme folgt eine einwöchige Pause, dann wieder eine dreiwöchige Anwendung. Dieser Zyklus kann über längere Zeiträume beibehalten werden.

Zur Vorbeugung einer Blasenentzündung bei bestehender Infektanfälligkeit eignet sich Pichi-Pichi (Falsche Heide). Es gilt als Ausleitungs- und Entgiftungsmittel und wird kurmäßig über mehrere Monate eingenommen. Weitere Anwendungsbereiche für Pichi-Pichi sind Grießbildung in Nieren oder Gallenblase sowie erhöhter Harnsäurespiegel.

Weiterführende Informationen

www.nierenstiftung.de

I. Ehmer: Blasenentzündungen, Blasenschmerzen … damit müssen Sie nicht leben. Zuckschwerdt, 2013. Fachlich sehr kompetenter Ratgeber einer Allgemeinärztin.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Gezielt gegen Blasenschwäche

Bei einer Blasenschwäche ist nicht nur der erhöhte Wäscheaufwand ein Problem für die Betroffenen.

Gezielt gegen Blasenschwäche

Mit Training und Medikamenten

Immer noch ein Tabu, aber weit verbreitet: Unter einer Blasenschwäche leiden in Deutschland Millionen von Frauen und Männern. Gegen den unwillkürlichen Urinverlust helfen allgemeine Maßnahmen und das Trainieren von Blase und Beckenboden. Reicht das nicht aus, kommen Medikamente ins Spiel.

Eingeschränkte Lebensqualität

Blasenschwäche (Harninkontinenz) ist die Unfähigkeit, den Urin in der Harnblase zu halten. Es kommt stattdessen zu unkontrolliertem Urinverlust, entweder tröpfchenweise oder auch im Schwall. Darunter leiden viele Menschen. Bei den 40- bis 60-Jährigen ist jede Zehnte betroffen, bei den Über-60-Jährigen jede Vierte.

Ob jünger oder älter – eine Blasenschwäche ist immer sehr belastend. Je nach Ausmaß wird die Lebensqualität durch die Inkontinenz stark eingeschränkt. Weil sie sich schämen, gehen viele Menschen trotz ihrer Beschwerden nicht zur Ärzt*in. Dabei ist es wichtig, eine Blasenschwäche zu behandeln. Denn nicht nur die psychischen Folgen wie Depressionen und Vereinsamung sind erheblich. Es drohen Hautentzündungen im Intimbereich und wiederkehrende Harnwegsinfektionen bis hin zum Nierenschaden. Zudem fallen alte Menschen mit Blasenschwäche häufiger hin, weil sie die Toilette schnell erreichen wollen. Solche Stürze enden oft mit einer fatalen Oberschenkelhalsfraktur.

Hinweis: Frauen leider öfter an Blasenschwäche als Männer. Ihr Beckenboden ist dehnbarer und hat mehr Durchgänge als der männliche Beckenboden. Außerdem wird der Blasenverschluss beim Mann durch die unter der Blase liegende Prostata unterstützt.

Welche Blasenschwäche ist es?

Blasenschwäche ist nicht gleich Blasenschwäche. Um die Beschwerden zu dokumentieren und besser interpretieren zu können, ist ein Blasentagebuch hilfreich. Darin hält man täglich fest, wieviel man trinkt und wie häufig man auf die Toilette muss. Wenn möglich, misst man auch die Menge des täglich ausgeschiedenen Urins. Mithilfe dieser Informationen kann die Ärzt*in die Blasenschwäche meist gut einordnen.

Belastungsinkontinenz. Jede zweite Frau mit Blasenschwäche leidet an einer Belastungsinkontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt). Dabei verliert die Betroffene Urin, ohne dass sie vorher einen Harndrang bemerkt hat. Der muskuläre Verschluss am Ausgang der Blase funktioniert nicht mehr gut, etwa weil die Beckenbodenmuskulatur schwach ist oder die Beckenbänder geschädigt sind. Dann genügt schon ein kleiner Druckanstieg in der Blase und die Betroffene verliert Urin. Der Druck in der Blase steigt an, wenn sich der Druck im Bauchraum erhöht. Dazu kommt es schon bei ganz normalen körperlichen Beanspruchungen wie Husten, Niesen oder dem Heben schwerer Gegenstände. Begünstigt wird die Belastungsinkontinenz durch eine Gebärmuttersenkung und Übergewicht.

Dranginkontinenz. Bei der Dranginkontinenz muss die Betroffene plötzlich ganz dringend auf die Toilette, ohne dass die Blase richtig gefüllt ist. Wer nicht schnell genug ist, verliert kleine Tropfen Urin, manchmal aber auch einen ganzen Schwall. Das passiert sowohl tagsüber als auch nachts. Auslöser ist eine Störung in der Blasenwandmuskulatur, z.B. durch Entzündungen, Blasensteine oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Beim Mann kommt als Ursache auch eine Prostatavergrößerung in Frage.

Mischinkontinenz. Hier leiden die Betroffenen unter beiden Formen der Blasenschwäche. Sie haben wie bei einer Dranginkontinenz auch bei nicht gefüllter Blase Harndrang und ungewollten Urinverlust. Außerdem verlieren sie Urin bei körperlicher Beanspruchung.

Überaktive Blase. Bei dieser Blasenschwäche zieht sich der Muskel am Blasenausgang immer wieder zusammen und lässt dann wieder los. Das Phänomen ist nervenbedingt oder psychisch. Die Patient*innen leiden unter sehr starkem, manchmal sogar schmerzhaftem Harndrang, der sie mehr als acht Mal täglich und auch nachts zur Toilette zwingt. Solange der Beckenboden noch funktioniert, können die Betroffenen den Urin aber noch willkürlich zurückhalten.

Daneben gibt es weitere Formen der Blasenschwäche. Befindet sich z.B. am Blasenausgang ein Tumor oder Blasenstein, entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht komplett. Es bleibt Urin in der Blase, d.h. die Menge an sog. Restharn steigt an. Die Blase ist überfüllt und kann überlaufen. Patient*innen haben meist einen dauerhaften Harndrang und verlieren ständig kleine Mengen an Urin. Andere Ursachen für Blasenschwäche sind Nervenerkrankungen wie z.B. die Querschnittlähmung. Dabei lösen Reflexe (etwa bei gefüllter Blase) das Pinkeln aus. Man spricht dann von einer Reflexinkontinenz.

Ist die Form der Blasenschwäche erkannt, wird nach der Ursache gesucht. Je nach Verdachtsdiagnose kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz. Dazu gehören z.B. die Restharnbestimmung und die Urinanalyse, z.T. auch Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Nierenfunktion. Bei Frauen ist eine gynäkologische Untersuchung empfehlenswert, da Veränderungen im Becken häufig eine Blasenschwäche auslösen oder verstärken. Beim Mann ist die Untersuchung der Prostata obligat. In manchen Fällen sind auch Ultraschalluntersuchungen oder eine Blasenspiegelung nötig.

Was gegen die Blasenschwäche hilft

Liegt der Harninkontinenz eine Erkrankung zugrunde, wird diese entsprechend therapiert. Dies ist zum Beispiel bei der Prostatavergrößerung oder bei Blasensteinen der Fall. Häufig gibt es aber keine behandelbare Ursache. In diesen Fällen geht man den ungewollten Urinverlust in Stufen an. Basis sind folgende Allgemeinmaßnahmen:

  • Koffeinkonsum reduzieren. Kaffee, Cola und schwarzer Tee haben aufgrund des Koffeins eine ausschwemmende Wirkung. Bei manchen Betroffenen wird die Blasenschwäche besser, wenn sie diese Genussmittel vermeiden.
  • Übergewicht verringern. Zu viele Kilos erhöhen den Druck im Bauch und folglich auch den Druck auf die Blase. Abnehmen bessert deshalb vor allem die Belastungsinkontinenz.
  • Verstopfung behandeln. Starkes Pressen beim Stuhlgang belastet die Beckenbodenmuskulatur und schwächt diese auf Dauer.
  • Flüssigkeitszufuhr kontrollieren. Vor allem bei der überaktiven Blase kann es helfen, etwas weniger zu trinken. Aber Vorsicht, diese Maßnahme sollte man immer mit der Ärzt*in besprechen. Auf keinen Fall darf man aufgrund seiner Blasenschwäche eine Austrocknung (Dehydrataion) riskieren.
  • Mehr bewegen. Spazierengehen und auch Hausarbeit sind besser als Herumsitzen und Schonen. Denn auch moderate körperliche Bewegung stärkt den Beckenboden.
  • Ungünstige körperliche Belastungen vermeiden. Schweres Heben schadet dem Beckenboden, ebenso sind manche Sportarten ungünstig. Dazu gehören z.B. Trampolinspringen oder Crossfit-Training.
  • Rauchen aufgeben. Raucherhusten geht oft mit einer Belastungsinkontinenz einher.

Tipp: Manche Medikamente verursachen oder fördern eine Harninkontinenz. Dazu gehören Anticholinergika zur Behandlung von Atemwegserkrankungen oder Parkinson, muskelentspannende Mittel, indirekte Parasympathikomimetika oder Beruhigungsmittel. Mit der Ärzt*in sollte besprochen werden, ob diese Arzneimittel reduziert oder ersetzt werden können.

Blase oder Beckenboden trainieren

Auch Training kann bei einer Blasenschwäche helfen. Gestärkt werden dabei je nach Form der Blasenschwäche entweder die Blase selbst oder der Beckenboden.

Das Blasentraining hilft besonders gegen die Dranginkontinenz. Es zielt darauf ab, die Zeiträume zwischen den Toilettengängen zu verlängern. Zunächst versucht die Betroffene, nicht gleich beim ersten Anzeichen eines Harndrangs zur Toilette zu gehen. Schritt für Schritt wird der Gang zur Toilette immer länger verzögert. Hilfreich dabei sind Entspannungsübungen. Auf diese Weise vergrößert sich das Aufnahmevolumen der Blase, der Harndrang wird geringer und das Wasserlassen besser kontrolliert.

Intensives Beckenbodentraining ist dagegen die passende Maßnahme für eine Belastungsinkontinenz. Diese Übungen erlernt man am besten in einer Physiotherapie. Spüren Betroffene mit Belastungsinkontinenz ihre Beckenbodenmuskulatur nicht, kann die Elektrostimulation helfen. Dazu verschreibt die Ärzt*in spezielle Geräte, die über die Scheide oder den Dammbereich elektrische Impulse abgeben.

Tipp: In die Scheide eingelegte Pessare stabilisieren die Harnröhre von innen. Sie helfen besonders bei unwillkürlichem Urinverlust durch körperliche Belastungen im Rahmen einer Belastungsinkontinenz.

Medikamente gegen Urinverlust

Wenn allgemeine Maßnahmen und Training nicht zum erwünschten Erfolg führen, sind stärkere Geschütze geboten. Leider gibt es wenig Hilfe aus dem Reich der Pflanzen. Zwar werden zur Linderung der Beschwerden zahlreiche Extrakte angeboten. Klinische Studien mit eindeutigen Daten zur Wirksamkeit fehlen in den meisten Fällen. Für Kürbissamen gibt es aus einer Beobachtungsstudie mit 117 Betroffenen Hinweise, dass sie Frauen mit überaktiver Blase helfen können.

Anders sieht das mit synthetischen Arzneimitteln aus. Für die Dranginkontinenz und die überaktive Blase gelten Muskarinrezeptor-Antagonisten als effektive Option. Sie verringern spontane Mikrobewegungen in der Blasenwandmuskulatur und reduzieren den Harndrang. Allerdings blockieren die Wirkstoffe nicht nur die Muskarinrezeptoren in der Blase, sondern im gesamten Organismus. Deshalb haben diese Substanzen auch zahlreiche Nebenwirkungen. Dazu gehören u.a. Mundtrockenheit, Sehstörungen und Verstopfung. Oxybutynin führt bei älteren Menschen sogar zu Verwirrtheit und Denkstörungen, vor allem wenn es abgeschluckt wird.

Einige Muskarinrezeptor-Antagonisten (z.B. Tolterodin) sollen beinahe nur auf die Blase wirken und so weniger Nebenwirkungen auslösen. Letzteres gilt auch für Präparate, deren Wirkstoff verzögert freigesetzt wird, sog. retardierte Arzneistoffe.

Eine neue Therapieoption gegen Dranginkontinenz und eine überaktive Blase ist Mirabegron. Die Substanz bindet an Betarezeptoren in der Harnblasenmuskulatur und entspannt dadurch die Blase. Eingesetzt wird Mirabegron, wenn Muskarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend wirken. Sie sind auch bei älteren Menschen geeignet, weil sie seltener Verwirrtheit oder Denkstörungen auslösen. Als Nebenwirkung ist allerdings eine Erhöhung des Blutdrucks zu beachten.

Ein Wirkstoff zur Behandlung der Belastungsinkontinenz ist das Antidepressivum Duloxetin, ein selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es stärkt den Schließmuskel der Blase und erhöht ihr Fassungsvermögen. Dadurch kommt es seltener zu unwillkürlichem Urinverlust. Das hat allerdings auch bei Duloxetin seinen Preis: Typisch sind Nebenwirkungen im Verdauungstrakt wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Vor allem bei psychisch nicht gesunden Menschen soll der Wirkstoff aber auch vermehrt Angst und innere Unruhe auslösen.

Mit Operationen an die Blasenschwäche

Manchmal helfen auch Medikamente nicht ausreichend. Ist der Leidensdruck hoch, sind interventionelle oder operative Verfahren eine Option.

Interventionelle Verfahren. Bei der überaktiven Blase und bei der Dranginkontinenz kann die Ärzt*in den Wirkstoff Onabotulinumtoxin A in die Blase instillieren. Dadurch entspannt sich die Blasenmuskulatur und der Harndrang wird weniger. Die Wirkung setzt jedoch erst zwei Wochen nach dem Eingriff ein und hält nur einige Wochen bis Monate an. Eine weitere Option bei überaktiver Blase ist die sakrale Neuromodulation. Dabei wird eine Art Schrittmachers in die Blase eingesetzt. Dieser sendet sanfte elektrische Impulse an den Sakralnerv, der die Blase versorgt. Auf diese Weise lässt sich sowohl eine Überaktivität als auch eine Unteraktivität der Blasenmuskulatur kontrollieren.

Operationen. Die Belastungsinkontinenz kann auch relativ einfach mit einer Band- oder Schlingen-Operationen behandelt werden. Dabei wird das natürliche Band, das die Harnröhre in ihrer Position hält, durch ein künstliches Band verstärkt. Eine weitere Möglichkeit ist das Injizieren von Gel in den Bereich des Harnröhrenabgangs von der Blase. Es entsteht ein Polster, das den Blasenausgang besser verschließt. Manchmal empfehlen die Ärzt*innen auch das operative Anheben des Blasenhalses. Ist bei Männern eine vergrößerte Prostata die Ursache der Blasenschwäche, hilft deren komplette oder teilweise Entfernung.

Quelle: S2k-Leitlinie Harninkontinenz der Frau

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Giuseppe Anello / Alamy / Alamy Stock Photos