Gesundheit heute

Harnblasenverletzung und Harnröhrenverletzungen

Harnblasen- undHarnröhrenverletzungen: Kommen fast nur im Rahmen von Mehrfachverletzungen (z. B. bei Verkehrsunfällen) vor, oft kombiniert mit einem Beckenbruch. Ausnahmen sind Harnröhrenverletzungen nach einem Sturz aus größerer Höhe oder Verletzungen von Harnröhre und Harnblase infolge operativer Eingriffe. Eine Verletzung der weiblichen Harnröhre ist sehr selten.

Das Ausmaß der Verletzungen reicht von kleinen Einrissen in Harnblase oder Harnröhre über größere Blasenverletzungen bis hin zum vollständigen Abriss der Harnröhre. Dementsprechend breit gefächert sind auch die therapeutischen Maßnahmen, sie reichen vom einfachen Legen eines Dauerkatheters und Abwarten auf die spontane Heilung bis hin zur sofortigen offenen Operation.

Als Folgen einer Harnröhrenverletzung und ihrer Versorgung drohen Harninkontinenz, Harnröhrenstrikturen und Erektionsstörungen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Blutung aus der Harnröhre
  • Blutiger Urin
  • Bauchschmerzen
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Harnverhalt (spontanes Wasserlassen ist nicht mehr möglich).

Wann zum Arzt

Sofort zum Arzt bzw. den Notarzt rufen bei

  • Blutungen aus der Harnröhre
  • komplettem Harnverhalt (Unfähigkeit, Wasser zu lassen)
  • schweren Verletzungen.

Die Erkrankung

Bei Männern unterscheidet man die hintere Harnröhre, die im Bereich von Prostata und Becken liegt und die vordere, im Penis liegende Harnröhre. Ursache einer hinteren Harnröhrenverletzung sind meist Beckenringfrakturen. Verletzungen der vorderen Harnröhre entstehen durch Penisfrakturen oder andere direkte stumpfe oder scharfe Gewalteinwirkungen.

Harnröhrenverletzungen bei Frauen sind durch die komplett geschützt im Becken liegende Harnröhre selten, sie kommen vor allem bei Beckenringfrakturen vor.

Seltenere Ursachen von Verletzungen der Harnblase oder Harnröhre sind operative Eingriffe oder das unsachgemäße Legen eines Dauerkatheters sowie die Schädigung der Harnröhre durch autoerotische Manipulationen.

Diagnosesicherung

Bei Verdacht auf eine Verletzung der Harnröhre wird zunächst Kontrastmittel in die äußere Harnröhrenöffnung gespritzt und ein Röntgenbild angefertigt (Urethrozystogramm), um anschließend einen Blasenkatheter zu legen. Diese Reihenfolge ist sehr wichtig, denn wenn der Arzt das Ausmaß der Verletzung noch nicht kennt und/oder der Katheter unachtsam gelegt wird, droht aus einem Einriss der Harnröhre ein kompletter Abriss zu werden.

Behandlung

Harnröhrenverletzungen

Katheterisierung und Abwarten. Wenn das Urethrozystogramm ergibt, dass die Harnröhre intakt oder nur wenig eingerissen ist, legt der Arzt unter Röntgen- und Sichtkontrolle vorsichtig einen Katheter über die Harnröhre in die Blase (transurethrale Katheterisierung). Ist die Harnröhre hingegen stärker eingerissen, wird ein Blasenkatheter durch die Bauchdecke in die Harnblase gelegt (suprapubischer Blasenkatheter), um den Urin zur Entlastung der Harnröhre nach außen abzuleiten. Sehr häufig heilt die Verletzung so innerhalb von 2 bis 3 Wochen ohne weitere operative Maßnahmen spontan ab.

Sofortige operative Versorgung. Im Rahmen der operativen Versorgung der Beckenfraktur versorgen die Ärzte einen Harnröhrenabriss über einen Zugang über dem Schambein gleich mit. Meist wird eine End-zu-End-Anastomose angelegt, d. h., die abgerissenen Teile der Harnröhre wieder miteinander vernäht.

Verzögerte operative Versorgung. Bei Patienten mit Harnröhrenabriss, die für eine sofortige Operation zu instabil sind, legen die Ärzte zunächst für 3–4 Monate einen suprapubischen Blasenkatheter. Da durch die Ausheilung Narben und damit Harnröhrenstrikturen drohen, werden diese nach Abheilen entweder endoskopisch therapiert (siehe Harnröhrenstriktur) oder offen operiert (End-zu-End-Anastomose).

Blasenverletzungen

Einrisse der Harnblase werden möglichst bald operativ verschlossen. Bis zur Heilung ist ein Dauerkatheter zur Ableitung des Urins notwendig.

Prognose

Typische Folgen einer Harnröhrenverletzung und ihrer Versorgung sind erektile Dysfunktion und Belastungsinkontinenz (durch Nervenverletzungen bei der Operation) sowie Harnröhrenstrikturen durch narbige Verwachsungen im Heilungsprozess.

Das Risiko einer erektilen Dysfunktion ist am niedrigsten bei der transurethralen bzw. suprapubischen Katheterisierung und primären Heilung ohne Operation.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Gesundes Essen für kranke Nieren

Obst und Gemüse sind aufgrund der Ballaststoffe wichtig für Nierenkranke. Kaliumarme Sorten wie z.B. Äpfel sind kaliumreichen jedoch vorzuziehen.

Gesundes Essen für kranke Nieren

Apfel statt Sternfrucht

Wer unter einer chronischen Nierenerkrankung leidet, sollte gut auf seine Ernährung achten. Denn die Auswahl der Lebensmittel kann den Krankheitsverlauf enorm beeinflussen.

Ballaststoffe schützen die Niere

Zuerst einmal müssen auch Nierenkranke aufpassen, dass sie mit ihrer Ernährung ihre Gefäße nicht in Not bringen. Denn eine Arteriosklerose verstärkt eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz). Deswegen heißt es für Nierenkranke genauso wie für Herzkranke: Finger weg von gefäßschädigendem Fett und Zucker! Stattdessen sollte eine pflanzenbasierte Kost auf den Teller, die zu einem Drittel mit Fisch und Fleisch ergänzt wird.

Ganz besonders wichtig für kranke Nieren ist ein hoher Ballaststoffanteil. Denn wenn man zu wenig Fasern aufnimmt, vermehren sich im Darm die eiweißzersetzenden Bakterien. Das führt dazu, dass mehr Eiweiß aufgespalten wird und dadurch große Mengen an giftigen Eiweißabbauprodukten entstehen. Die kranke Niere kann diese Gifte nicht ausscheiden. Sie sammeln sich im Blut an und schädigen Gefäße und das zentrale Nervensystem.

Gefahr durch Phosphat in Fertiggerichten

Aufpassen müssen Nierenkranke auch bei Fertiggerichten. Sie sind doppelt schädlich: Zum einen enthalten sie häufig sehr viel Salz. Davon sollte ein Mensch mit Nierenschwäche jedoch nicht mehr als 5 g täglich aufnehmen. Gefährlich ist allerdings auch der hohe Gehalt an geschmacksverstärkendem Phosphat in Fertiggerichten. Denn Phosphat in hohen Dosen fördert die Gefäßverkalkung. Zur Sicherheit sollten Nierenkranke deshalb auf Fertigprodukte weitgehend verzichten.

Augen auf bei Obst und Gemüse

Früher wurden Nierenpatient*innen Obst und Gemüse verboten, weil darin Kalium enthalten ist. Heute sieht man das nicht mehr so streng - unter anderem auch deshalb, weil Obst und Gemüse eine wichtige Ballaststoffquelle darstellen. Empfohlen wird allerdings, kaliumarme und ballaststoffreiche Sorten auszuwählen, Beispiele sind Äpfel und Birnen oder Sellerie und Paprika.

Für Nierenkranke ganz verboten sind allerdings Sternfrüchte: Sie enthalten Caramboxin. Gesunde Nieren können dieses Nervengift einfach ausscheiden. Bei kranken Nieren reichert sich das Gift im Körper an, es drohen Unruhe und epileptische Anfälle bis hin zu Koma oder Tod.

Eiweiß in Maßen erlaubt

Auch beim Eiweißkonsum ist man heute großzügiger. Zwar kann Eiweiß die Filtrationsrate der Niere etwas senken. Durch die modernen Medikamente wird dies heute aber gut ausgeglichen. Inzwischen weiß man zudem, wie wichtig eine ausreichende Eiweißzufuhr für Muskel und Knochen ist. Um diese nicht zu schwächen, benötigt man etwa 0,8 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Erfreulich für Vegetarier*innen: Ob das Eiweiß aus pflanzlicher oder tierischer Quelle stammt, ist dabei egal.

Quellen: Pharmazeutische Zeitung, Fleig S, Nierenarzt/Nierenärztin 2023; 5: 36-42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Natalia Deriabina