Gesundheit heute

Harnröhrenverengung und Harnröhrenstriktur

Harnröhrenverengung (Harnröhrenenge, Urethrastenose): Angeborene Verengung der Harnröhre; tritt bei Mädchen vor allem im unteren Harnröhrendrittel auf (Meatusstenose), bei Jungen meist in den oberen Abschnitten der Harnröhre. Eine erworbene Verengung der Harnröhre durch Entzündung, Verletzung oder einen Tumor wird als Harnröhrenstriktur bezeichnet.

Die Beschwerden sind unspezifisch, häufig fallen hauptsächlich durch den behinderten Harnabfluss wiederkehrende Infektionen auf. Je nachdem, wieviel Harn noch abließen kann, drohen ein vesiko-ureteraler Reflux und letztendlich Nierenschäden.

Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Zur Erweiterung der Harnröhre stehen verschiedene endoskopische oder offene operative Verfahren zur Verfügung. Die Heilungsraten liegen je nach Verengung und Behandlungsmethode zwischen 20 und 95 %.

Symptome und Leitbeschwerden

Die Anzeichen sind uncharakteristisch:

  • Häufiger Harndrang
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Abgeschwächter oder gespaltener Harnstrahl
  • Einnässen
  • Gefühl der inkompletten Blasenentleerung
  • Manchmal auch Harnverhalt, d. h. die Unfähigkeit Wasser zu lassen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Sofort bei

  • schmerzhaftem Harnverhalt.

Die Erkrankung

Ursachen

Angeborene Harnröhrenverengungen sind selten. Häufiger kommt es durch folgende Ursachen zu Harnröhrenstrikturen:

  • Verletzungen. Wird die Harnröhre verletzt, bildet sich bei der Heilung oft narbiges Bindegewebe (Fibrosen), das die Harnröhre einengt. Ursache für Verletzungen sind Unfälle und autoerotische Manipulationen, aber auch ärztliche Eingriffe wie endoskopische Untersuchungen, Zirkumzision (Beschneidung) und Prostata- oder Blasenoperationen.
  • Dauerkatheter. Drucknekrosen und Verletzungen an der Harnröhre entstehen auch durch Dauerkatheter, v. a. bei Männern, da diese eine längere und gebogene Harnröhre haben.
  • Infektionen. Früher führte die Infektion mit Gonokokken (Gonorrhö) häufig zu einer narbigen Abheilung der Harnröhre. Aufgrund der Antibiotikatherapie ist die postinfektiöse Harnröhrenstriktur heute selten.
  • Tumoren. Sehr selten sind Tumoren der Harnröhre, andere Tumoren können jedoch durch Druck auf die Harnröhre oder Einwachsen in die Harnröhre zu einer Verengung führen.

Komplikationen

Ein gestörter Harnabfluss begünstigt Infektionen im Urogenitaltrakt, es kommt daher leicht zu Prostataentzündung, Nebenhodenentzündung und Harnwegsinfekten wie Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung und Harnröhrenentzündung.

Der Harnstau in der Blase kann außerdem zu vesiko-ureteralem Reflux führen und letztendlich die Niere schädigen.

Diagnosesicherung

Hat der Arzt den Verdacht auf eine verengte Harnröhre, leitet er folgende Untersuchungen ein:

  • Uroflowmetrie zur Messung des Harnstrahls
  • Retrogrades Urethrozystogramm mit Kontrastmittelgabe über die Harnröhre, um die Verengung genau zu erkennen
  • Miktionszysto-Urethrogramm um Störungen beim Wasserlassen nachzuweisen
  • Ultraschall zur Einschätzung des Gewebes in der Umgebung der Harnröhre
  • Zystoskopie bei Verdacht auf Tumoren.

Differenzialdiagnosen. Die eher unspezifischen Beschwerden der Harnröhrenstriktur finden sich auch bei vielen weitere Erkrankungen des Urogenitaltrakts wie z. B. der Blasenentzündung, Harnröhrenentzündung, beim vesiko-ureteralen Reflux und bei Harnröhrenklappen.

Behandlung

Ist die Blasenentleerung deutlich gestört, wird operiert. Dafür gibt es je nach Befund verschiedene Verfahren:

Harnröhrenbougierung: Bei dieser Methode weitet der Arzt die verengte Harnröhre mit verschieden dicken Metallstiften (Bougie) oder einem Katheter. Die Bougierung setzt der Arzt ein, wenn die Verengung durch die Schleimhaut hervorgerufen ist. Fortgeschrittene narbige Stenosen lassen sich damit nicht behandeln.

Urethrotomia interna: Hier kerbt der Arzt im Rahmen einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) die Harnröhrenschleimhaut mit einem winzigen Messer oder einem Laser ein. Danach legt er für 1–2 Tage einen Katheter in die Harnröhre, um den aufgeweiteten Zustand zu erhalten. Problematisch sind Narben, die sich nach der Operation bilden. Sie begünstigen je nach vorherigem Grad der Enge und Anzahl der Operationen bei 30–60 % der Betroffenen eine erneute Striktur. Um dies zu verhindern, wird oft nach der Operation vorsorglich die Harnröhre in regelmäßigen Abständen "bougiert", d. h., sie wird durch einen Katheter oder einen Metallstift (Bougie) aufgeweitet.

Offene Operationen: Kurzstreckige Harnröhrenverengungen, die sich mit der endoskopischen Methode nicht heilen lassen, sind geeignet für die End-zu-End-Anastomose der Harnröhre: Hier entfernen die Ärzte den verengten Anteil und nähen die beiden Harnröhrenenden spannungsfrei wieder aneinander. Bei einer sehr ausgeprägten, langstreckigen Harnröhrenverengung ist oft eine aufwendigere Operation notwendig, bei der die Ärzte die Harnröhre freilegen und manchmal den Gewebedefekt zusätzlich mit z. B. körpereigenen Hautlappen bedecken (einzeitige offene Harnröhrenplastik). Verengungen der Harnröhrenöffnung (Meatusstenosen) schneiden die Ärzte meist nur ein (Meatusschlitzung), größere Meatusstenosen werden nach dem Einschnitt manchmal auch mit einem Stück Mundschleimhaut oder bei Männern mit einem Penishautlappen gedeckt.

Prognose

Die Heilungsraten hängen vom Ausmaß und den Behandlungsmöglichkeiten ab.

  • Nach der Bougierung von Verengungen, die kürzer als 2 cm sind, entwickeln etwa 40 % der Patienten eine erneute Harnröhrenstriktur.
  • Die Urethrotomie hat eine Heilungsrate von 20-70 %. Langstreckige Harnröhrenstrikturen im Bereich des Penis haben mit der Urethrotomie eine schlechte Prognose, hier kommt es bei 80 % der Patienten zu einer erneuten Verengung.
  • Bei offenen Operationen betragen die Heilungsraten 75 bis 95 %.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Inkontinent durch Crossfit-Training?

Eine typische Übung beim CrossFit-Training ist das Trainieren mit Kugelhanteln.

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Beckenboden schützen

Vorsicht beim Fitnesstraining: Einige der häufig empfohlenen Übungen überlasten den Beckenboden. Und das kann bei Frauen leicht zu Blasenschwäche führen.

Knackpunkt Beckenboden

Das CrossFit-Training wird auch in Deutschland immer beliebter. Dabei handelt es sich um ein knallhartes Zirkeltraining, bei dem man durch besonders intensive Übungen Kraft und Ausdauer verbessert. Ein wichtiger Bestandteil sind Sprünge und Gewichtheben. Beides belastet den Beckenboden. Der ist jedoch bei Frauen aufgrund ihrer Gebärfähigkeit weniger straff aufgebaut als bei Männern. Deshalb befürchten Expert*innen, dass das CrossFit-Training bei Frauen zu einer Harninkontinenz beitragen kann.

Druckanstieg im Bauch

Um dies zu prüfen wertete ein spanisches Team 13 Studien aus. In allen war das Auftreten einer Harninkontinenz im Zusammenhang mit Fitnesstraining untersucht worden. Von den fast 5000 Frauen im Alter zwischen 18 und 71 Jahren nahmen 91% an CrossFit-Trainings teil. 1637 von ihnen (45%) litten unter einer Blasenschwäche, am häufigsten handelte es sich dabei um eine leichte bis moderate Stressinkontinenz. Zum Vergleich: In der weiblichen Normalbevölkerung geht man in puncto Harninkontinenz von einem Anteil von 25 bis 27% aus.

Damit scheint das CrossFit-Training eine Harninkontinenz zu begünstigen. Als Ursache vermutet man einen trainingsbedingten Anstieg des Drucks im Bauch, der zur Überlastung des Beckenbodens führt. Um diesem negativen Effekt vorzubeugen empfehlen die Studienautor*innen

  • vor dem Training nicht zuviel zu trinken und die Blase zu entleeren,
  • gezielt Übungen zur Stärkung des Beckenbodens zu integrieren und
  • sprunglastige Workouts und schweres Gewichtheben zu vermeiden.

Trampolinspringen noch riskanter für die Kontinenz

Unter den Sportarten befindet sich das CrossFit-Training in puncto Begünstigung einer Harninkontinenz im Mittelfeld, bemerkt das Autorenteam. Weniger riskant für den Beckenboden sind Schwimmen und Radfahren, hier droht etwa 15% bzw. 10% der praktizierenden Frauen eine Harninkontinenz. Gefährlicher als das CrossFit-Training sind Turnen und Trampolinspringen für den Beckenboden. 60 bzw. über 80% der jeweiligen Sportlerinnen sollen unter einer Blasenschwäche leiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Ivana Kojic