Gesundheit heute

Nephroblastom

Nephroblastom (Wilms-Tumor): Bösartiger Tumor der Niere, der im Kleinkindalter meist zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr auftritt. Das Nephroblastom ist einer der häufigeren bösartigen Tumoren im Kindesalter, bei Erwachsenen ist er dagegen äußerst selten. Kennzeichnend ist eine schmerzlose Vorwölbung der Bauchdecke, durch die der Tumor tastbar ist. Die Prognose ist sehr gut, solange sich noch keine Metastasen gebildet haben. Mit Chemotherapie, Operation und Bestrahlung können  90 % der betroffenen Kinder geheilt werden. Unbehandelt hingegen ist der Tumor immer tödlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Häufig ohne Beschwerden
  • Zunahme des Bauchumfangs, Völlegefühl
  • Müdigkeit, Fieber
  • Selten: Schmerzen, Blut im Urin, erhöhter Blutdruck.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • oben genannten Beschwerden.

Die Erkrankung

Entstehung und Ursachen

Das Nephroblastom ist der häufigste bösartige Nierentumor im Kindesalter. Er entsteht aus Resten von unreifem Nierengewebe, wie genau, ist noch unklar. Beteiligt sind auf jeden Fall verschiedene Mutationen im Bereich von Genen, die wachstumshemmende Funktionen in der Zelle wahrnehmen. So führen z. B. der Funktionsverlust der Tumor-Suppressor-Gene 1 und 2 oder p53-Mutationen zur Entstehung eines Nephroblastoms.

Das Nephroblastom tritt zudem häufig gemeinsam mit anderen Syndromen oder Fehlbildungen auf, wie z. B. einer Aniridie (Fehlen der Iris) oder beim Beckwith-Wiedemann-Syndrom.

Klassifikation

Nierentumoren im Kindesalter werden nach ihrer feingeweblichen Struktur in unterschiedliche Risikogruppen eingeteilt. Das gilt auch für das Nephroblastom. So gehört z. B. das Nephropblastom vom epithelialen Typ in die Standardrisikogruppe, das Nephroblastom mit diffuser Anaplasie (hier sind die eigentlichen Nierenzellen kaum noch als solche erkennbar) in die Hoch-Risiko-Gruppe. Die Gruppenzugehörigkeit ist vor allem für die Chemotherapie von Bedeutung.

Verlauf

Die Betroffenen haben häufig keinerlei Beschwerden. Das ist auch der Grund, weshalb etwa 10 % der Tumoren bei der Diagnose bereits Metastasen gebildet haben, und zwar vor allem in Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.

Diagnosesicherung

Etwa 10 % der Nephroblastome werden im Rahmen der kindlichen Vorsorgeuntersuchungen U3 bis U7 entdeckt. In anderen Fällen ist Müdigkeit ohne eine tastbare Vorwölbung im Bauch der Grund, warum die Eltern mit dem Kind eine Arztpraxis aufsuchen. Dort kann die Ärzt*in bei der körperlichen Untersuchung des Kindes den Tumor meist gut tasten. Weitere mögliche Befunde sind erhöhte Blutdruckwerte und Blut im Urin. Typische Labormarker gibt es beim Nephroblastom nicht, allerdings lässt die Ärzt*in den 24-Stunden-Sammelurin auf bestimmte Botenstoffe, nämlich Katecholamine, testen, um ein Neuroblastom auszuschließen.

Bildgebende Verfahren zur Diagnose sind

  • Ultraschall
  • Dopplersonografie, um das Einwachsen in Nierenvene oder Hohlvene auszuschließen
  • MRT oder CT mit Kontrastmittel zur Bestimmung von Tumorgröße, Ausdehnung, Ausbreitung im Bauchraum
  • CT oder Röntgen des Brustkorbs zum Nachweis evtl. Lungenmetastasen
  • MRT Schädel bei Verdacht auf Hirnmetastasen

Weitere spezielle Untersuchungsverfahren sind z. B. die

  • Nierenszintigrafie (Darstellung des Nierengewebes nach dem Spritzen radioaktiv markierter Substanzen)
  • FDG-PET/CT (PET bzw. CT, bei der mit radioaktiv markierter Glukose der Tumor über seine Stoffwechselaktivität dargestellt wird)
  • Tumorbiopsie (CT-gesteuerte Feinnadelbiopsie).

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Symptome und eine ähnliche Darstellung in den bildgebenden Verfahren zeigen das Neuroblastom und das Lymphom der Niere.

Behandlung

Die Behandlung des Nephroblastoms läuft in der Regel in 3 Stadien ab.

Präoperative Chemotherapie. Eine Chemotherapie vor der Operation verkleinert den Tumor und reduziert das Risiko, dass der Tumor während der Operation reißt oder nicht komplett entfernt wird. Verabreicht werden Vincristin und Actinomycin, bei Metastasen zusätzlich Doxorubicin über 4-6 Wochen.

Radikale Nephrektomie. Beim Nephroblastom entfernen die Ärzt*innen die Niere immer komplett in einem Stück, d. h. en bloc. Sind beide Nieren betroffen, entfernen sie jedoch nur die betroffenen Teile (nierenerhaltende Operation), damit die Nierenfunktion nicht komplett zum Erliegen kommt.

Postoperative Radiochemotherapie. Je nach Risiko-Gruppe des Nephroblastoms verabreichen die Ärzt*innen unterschiedliche Kombinationen aus Actinomycin D, Vincristin, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Carboplatin und Etoposid über bis zu 34 Wochen. Liegen Metastasen in Lymphknoten oder Organen vor, erfolgt zusätzlich eine Bestrahlung.

Prognose

Unbehandelt führt das Nephroblastom zum Tod. Behandelt ist die Prognose gut: Etwa 90 % der Betroffenen können geheilt werden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Wenn Ihr Kind auffallend müde ist, Blut im Urin hat oder Sie eine Vorwölbung im Bauchbereich tasten, gehen Sie unverzüglich zur Ärzt*in. Je früher ein Nephroblastom entdeckt wird, desto besser ist die Heilungschance.

Weiterführende Informationen

Von: Dr. André Lauber, Dr. med Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Inkontinent durch Crossfit-Training?

Eine typische Übung beim CrossFit-Training ist das Trainieren mit Kugelhanteln.

Inkontinent durch Crossfit-Training?

Beckenboden schützen

Vorsicht beim Fitnesstraining: Einige der häufig empfohlenen Übungen überlasten den Beckenboden. Und das kann bei Frauen leicht zu Blasenschwäche führen.

Knackpunkt Beckenboden

Das CrossFit-Training wird auch in Deutschland immer beliebter. Dabei handelt es sich um ein knallhartes Zirkeltraining, bei dem man durch besonders intensive Übungen Kraft und Ausdauer verbessert. Ein wichtiger Bestandteil sind Sprünge und Gewichtheben. Beides belastet den Beckenboden. Der ist jedoch bei Frauen aufgrund ihrer Gebärfähigkeit weniger straff aufgebaut als bei Männern. Deshalb befürchten Expert*innen, dass das CrossFit-Training bei Frauen zu einer Harninkontinenz beitragen kann.

Druckanstieg im Bauch

Um dies zu prüfen wertete ein spanisches Team 13 Studien aus. In allen war das Auftreten einer Harninkontinenz im Zusammenhang mit Fitnesstraining untersucht worden. Von den fast 5000 Frauen im Alter zwischen 18 und 71 Jahren nahmen 91% an CrossFit-Trainings teil. 1637 von ihnen (45%) litten unter einer Blasenschwäche, am häufigsten handelte es sich dabei um eine leichte bis moderate Stressinkontinenz. Zum Vergleich: In der weiblichen Normalbevölkerung geht man in puncto Harninkontinenz von einem Anteil von 25 bis 27% aus.

Damit scheint das CrossFit-Training eine Harninkontinenz zu begünstigen. Als Ursache vermutet man einen trainingsbedingten Anstieg des Drucks im Bauch, der zur Überlastung des Beckenbodens führt. Um diesem negativen Effekt vorzubeugen empfehlen die Studienautor*innen

  • vor dem Training nicht zuviel zu trinken und die Blase zu entleeren,
  • gezielt Übungen zur Stärkung des Beckenbodens zu integrieren und
  • sprunglastige Workouts und schweres Gewichtheben zu vermeiden.

Trampolinspringen noch riskanter für die Kontinenz

Unter den Sportarten befindet sich das CrossFit-Training in puncto Begünstigung einer Harninkontinenz im Mittelfeld, bemerkt das Autorenteam. Weniger riskant für den Beckenboden sind Schwimmen und Radfahren, hier droht etwa 15% bzw. 10% der praktizierenden Frauen eine Harninkontinenz. Gefährlicher als das CrossFit-Training sind Turnen und Trampolinspringen für den Beckenboden. 60 bzw. über 80% der jeweiligen Sportlerinnen sollen unter einer Blasenschwäche leiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Ivana Kojic