Gesundheit heute

Urindiagnostik

Zahlreiche Verfahren stehen dem Arzt zur Verfügung, um Erkrankungen der Nieren und Harnwege zu diagnostizieren. Dabei beginnt er meist mit Urinuntersuchungen, denn im Urin finden sich oft erste Hinweise auf eine mögliche Erkrankung. Darüber hinaus steht ihm ein ganzes Spektrum von (weiterführenden) Untersuchungen zur Verfügung, so z. B. Blutuntersuchungen, Ultraschall, aber auch Kernspin und Röntgen-Kontrastmitteluntersuchungen.

Die Urindiagnostik liefert dem Arzt Schlüsselinformationen zum Erkennen und zur Verlaufsbeobachtung urologischer oder internistischer Erkrankungen. Konkret beurteilt wird dabei von ihm bzw. dem Fachlabor der Urin nach Menge, Farbe und Inhaltsstoffen. Auch lassen sich die Abbauprodukte vieler Arzneimittel wie Beruhigungsmittel oder Drogen wie Cannabis nachweisen.

Beurteilung der Urinmenge. Im Durchschnitt verliert ein Erwachsener pro Tag 1,5 l Wasser über den Urin. Diese Urinmenge schwankt – je nachdem, wie viel Wasser aufgenommen und über andere Ausscheidungswege wie Schweiß, Atmung oder Stuhl verloren wird. Weicht die tägliche Urinmenge stark vom Durchschnitt ab, weist dies meist schon auf eine Krankheit hin. Um die Urinmenge zu beurteilen, wird der Urin während 24 Stunden in einem Messbehältnis gesammelt (24-Stunden-Sammelurin) und gegebenenfalls im Labor untersucht. Beträgt die tägliche Urinmenge mehr als 3 l pro Tag, spricht man von Polyurie und bei Urinmengen unter 0,5 l von Oligurie. Beträgt sie weniger als 100 ml in 24 Stunden, spricht der Mediziner von Anurie, die bei akutem Nierenversagen eine der Leitbeschwerden ist.

Beurteilung der Urinfarbe. Der Urin ist je nach Trinkmenge und Konzentration abgebauter Gallenfarbstoffe hell- bis dunkelgelb. Befinden sich in größeren Mengen Fremdstoffe im Urin, so ist die Verfärbung mit bloßem Auge erkennbar: Besonders Blutbeimengungen (Hämaturie) geben wichtige diagnostische Hinweise. Wenn sie mit bloßem Auge erkennbar ist, spricht man von Makrohämaturie. Da aber auch größere Mengen Rote Bete und Brombeeren den Urin rötlich färben, reicht die Urinfarbe zur Diagnosesicherung nicht aus – Urin-Teststreifen liefern hier den sicheren Beweis. Mikroskopisch kleine Blutbeimengungen heißen Mikrohämaturie.

Bei Schädigungen von Leber und Gallenblase, die mit einem Gallestau und Gelbsucht einhergehen, ist der Urin typischerweise dunkelbraun. Gleichzeitig ist der Stuhl hell, Haut und Schleimhäute sind eventuell gelblich. Ist der Urin trüb und riecht unangenehm, deutet das auf eine Vermischung mit Eiter hin (Pyurie), was bei einer bakteriellen Blasenentzündung der Fall ist.

Chemische Urinanalyse. Um die Menge und Konzentration ausgeschiedener Substanzen zu bestimmen, wird oft der 24-Stunden-Sammelurin verwendet, denn manche Substanzen werden in schwankenden Mengen in den Urin abgegeben. Für den Arzt ist zudem der Nachweis vieler, meist nicht direkt sichtbarer Substanzen im Urin interessant. Diese lassen sich mit Urin-Teststreifen einfach untersuchen. Am häufigsten prüft der Arzt:

  • Die harnpflichtigen Substanzen (müssen über den Urin ausgeschieden werden) wie Kreatinin und Harnstoff
  • Beimengungen von Eiweiß (Proteinurie)
  • Mikroskopisch kleine Mengen Blut (Mikrohämaturie)
  • Blutzucker (Glukosurie)
  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten), die auf Entzündungen hinweisen
  • Nitrit, das nur von Bakterien gebildet wird und daher eine bakterielle Blasenentzündung anzeigt.

Nachweis von Harnwegsentzündungen. Bei Verdacht auf eine Harnwegsentzündung untersucht der Arzt den Mittelstrahlurin. Zunächst lässt der Patient etwas Urin abfließen, um möglicherweise außen an der Harnröhrenöffnung anhaftende Keime wegzuspülen. Anschließend leitet er den mittleren Teil des Urins in einen Sammelbecher. Der restliche Urin fließt wiederum in die Toilette. Im Labor wird die Urinprobe auf ein Nährmedium gebracht, auf dem sich im Urin enthaltene Bakterien rasch vermehren (Urinkultur). Die Bestimmung der Bakterienmenge, der Bakterienart, das Antibiogramm und damit das Ergebnis der Urinkultur liegen in der Regel nach 24–48 Stunden vor. Ergänzend hierzu wird das Urinsediment bestimmt, bei dem die festen Bestandteile des Urins durch Zentrifugieren angereichert werden und das so entstandene Sediment unter dem Mikroskop betrachtet wird.

Lässt sich der Mittelstrahlurin auf natürlichem Weg nicht gewinnen, entnimmt der Arzt den Urin direkt aus der Harnblase, indem er einen dünnen Schlauch (Katheter) durch die Harnröhre in die Harnblase schiebt, um den Urin direkt abzuleiten (Katheterurin).

Dreigläserprobe. Diese spezielle Untersuchung dient dem Arzt dazu, bei männlichen Patienten zwischen bakterieller Entzündung der Harnwege und der Prostata zu unterscheiden. Hierzu untersucht der Arzt drei unterschiedliche Urinportionen: Ersturin (die ersten 5 ml des Urins für die Harnröhre) und 5 ml Mittelstrahlurin. Anschließend wird die Prostata massiert, bis sich Prostatasekret (Prostataexprimat) bildet und zusammen mit dem restlichen Urin (Exprimaturin) abfließt. Meistens ist jedoch die einfache Urinuntersuchung vor und nach Prostatamassage ausreichend.

Weiterlesen: Was ist Labordiagnostik?

Von: Dr. med. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Tipps gegen Blasenentzündung

Bei Blasenentzündungen helfen oft auch pflanzliche Produkte.

Tipps gegen Blasenentzündung

Von Abwischen bis Teetrinken

Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib - Blasenentzündungen sind schmerzhaft und lästig. Antibiotika helfen dann zuverlässig gegen die Infektion. Inzwischen gibt es aber auch eine Vielzahl pflanzlicher Präparate und Schleimhautprotektoren, die die Behandlung unterstützen oder sogar vorbeugend wirken.

Koli-Bakterien haben es bei Frauen leichter

Die meisten Blasenentzündungen entstehen durch E.coli-Bakterien aus dem eigenen Darm, wobei die Keime durch Schmierinfektionen übertragen werden. Bei Frauen passiert das viel häufiger als bei Männern: Die enge Nachbarschaft von Darmausgang und Harnröhrenöffnung lässt Bakterien aus dem Darm leicht in die Harnwege gelangen. Zudem ist die weibliche Harnröhre viel kürzer als die der Männer, weshalb die Keime die Blase viel schneller erreichen. Dort angekommen, vermehren sie sich und lösen eine Entzündung aus.

Typische Beschwerden sind häufiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterleib. Behandelt werden Blasenentzündungen mit Antibiotika. Begleitend dazu können die Beschwerden aber auch mit pflanzlichen Präparaten oder Schleimhautprotektoren gelindert werden. Bei unkomplizierter Blasenentzündung mit geringfügigen Beschwerden ist nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in auch deren alleinige Gabe möglich.

Mit Gelatine gegen die Keime

Empfohlen werden beispielsweise Bärentraubenblätter. Diese wirken antientzündlich und antibakteriell und können, frühzeitig angewendet, eine Antibiotikabehandlung vermeiden. Schleimhautprotektoren setzen an anderer Stelle an: Xyloglukan-Gelatine kleidet die Darmschleimhaut aus und verhindert damit Anhaften, Vermehrung und Übertragung von Coli-Bakterien. Hibiskus und Propolis sorgen für ein saures Milieu in der Blase und erschweren Bakterien, sich dort zu vermehren. Schleimhautprotektoren mit allen drei Komponenten können bei täglicher Anwendung an 15 Tagen/Monat sogar vor wiederkehrenden Blasenentzündungen schützen.

Vorbeugen ist besser als heilen

Daneben lässt sich noch einiges tun, um Blasenentzündungen vorzubeugen:

  • Viel trinken, damit die Harnwege gut gespült werden. Am besten eignet sich Wasser oder Tee.
  • Unterkühlungen vermeiden, damit der Unterleib immer gut durchblutet ist. Also z. B. nasse Badekleidung rasch wechseln und nicht auf kalten Steinen sitzen.
  • Beim Säubern nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten wischen, damit keine Bakterien aus dem Darm in die Harnröhre gelangen.
  • Auf übertriebene Intimhygiene verzichten, damit die empfindlichen Schleimhäute nicht gereizt und damit durchlässiger für Erreger werden.
  • Sich beim Wasserlassen Zeit nehmen und die Blase immer vollständig entleeren. Nach dem Geschlechtsverkehr Wasser lassen, um die Harnwege gut zu spülen.
  • Tampons und Binden häufig wechseln.
  • Diaphragmen oder Spermizide begünstigen Harnwegsinfektionen. Zur Verhütung besser auf andere Mittel zurückgreifen.
  • Unterwäsche aus Baumwolle tragen, enge Kleidung meiden.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Yuttana Jaowattana/Shutterstock.com