Gesundheit heute

Urodynamik, Blasendruckmessung, Harnstrahlmessung

Urodynamik, Blasendruckmessung, Harnstrahlmessung
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Mit der Urodynamik (urodynamische Messung) untersucht der Arzt die Funktion der ableitenden Harnwege. Zusammengesetzt ist sie aus diesen drei Untersuchungen: Blasendruckmessung, Harnstrahlmessung und Harnröhrendruckprofil.

Aufgezeichnet werden dabei Daten zur Funktion des Harnblasenmuskels (zieht sich zusammen und leitet so das Wasserlassen ein) und der Harnblasenschließmuskeln (schließt die Blase) während der Speicherungs- und der Entleerungsphase der Harnblase.

Unerlässlich ist die Urodynamik im Rahmen der Inkontinenzdiagnostik, um zu klären, an welcher Form der Harninkontinenz ein Patient leidet. Aber auch bei vielen anderen urologischen Erkrankungen wie z. B. der Prostatavergrößerung ist die Urodynamik im Hinblick auf die Therapieplanung wertvoll.

Idealerweise werden die Daten über einen PC-gesteuerten Messplatz aufgezeichnet. Der Druck im Bauchraum wird über eine Enddarmsonde erfasst. Eine gleichzeitige Röntgenuntersuchung von Harnblase und Harnröhre während des Wasserlassens (Videourodynamik) kann weitere wertvolle Daten liefern.

Blasendruckmessung. Mit der Blasendruckmessung (Zystometrie, Zystomanometrie) prüft der Arzt die Funktion des Blasenmuskels (Detrusor), während sich die Harnblase füllt und während sie Urin speichert. Abgeklärt werden Reizzustände der Harnblase, Blasenentleerungsstörungen sowie die verschiedenen Formen einer Harninkontinenz.

Bei der Messung der Blasenfunktion wird eine bestehende unkontrollierte Aktivität des Blasenmuskels aufgezeichnet. Dazu wird die Blase abhängig von den Symptomen über einen Messkatheter mit unterschiedlicher Füllgeschwindigkeit (langsam, mittel, schnell), aufgefüllt.

Der Patient gibt an, ab wann er einen Harndrang verspürt, wodurch der Arzt auch das Füllungsvermögen der Harnblase beurteilen kann. Zwischendurch hustet der Patient mehrfach, um einen eventuellen Urinverlust zu provozieren. Wenn die Blase vollständig gefüllt ist, soll der Patient – falls möglich – bei liegendem Messkatheter wasserlassen.

Harnstrahlmessung. Die Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie, Harnflussmessung) erfolgt hier im Anschluss an die Blasendruckmessung, um jegliche Beschwerden des Wasserlassens abzuklären, z. B. ein schwacher Harnstrahl – sie wird aber auch als separate Untersuchung ohne Blasendruckmessung eingesetzt.

Der Patient kommt mit gefüllter Blase zum Arzt und wird aufgefordert, in den Trichter des Uroflow-Geräts ganz normal Wasser zu lassen, bis er das Gefühl hat, „fertig zu sein“ – was jedoch aufgrund der Untersuchungssituation nicht immer auf Anhieb gelingt. Die ermittelten Blasendruckwerte und die vom Gerät aufgezeichnete Kurve (ml Urin pro Sekunde) liefern dem Arzt Hinweise, warum der Urinabfluss behindert ist. Möglicherweise besteht eine Prostatavergrößerung oder eine Harnröhrenstriktur.

Harnröhrendruckprofil. Ein Harnröhrendruckprofil (Urethradruckprofil, Sphinkterometrie) wird bei Verdacht auf Belastungsinkontinenz) durchgeführt. Dieses Profil zeigt, bis zu welchem Druck die Blase verschlossen bleibt. Die Messung erfolgt in Ruhe und unter Belastung (während der Patient hustet).

Der Patient kommt mit entleerter Blase und setzt sich mit entkleidetem Unterleib auf einen Untersuchungsstuhl. Ein dünner Messkatheter wird durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Über eine mechanische Hebelvorrichtung wird der Katheter mit konstanter Geschwindigkeit mehrmals in die Harnröhre zurückgezogen und wieder in die Blase vorgeschoben. Ist der Verschluss bereits in Ruhe deutlich beeinträchtigt, korrigiert der Arzt operativ die Lage von Blase und Harnröhre.

Von: Dr. med. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Beere schützt die Frauenblase

Cranberrys verringern bei Frauen und Kindern das Risiko, immer wieder an Harnwegsinfektionen zu erkranken.

Beere schützt die Frauenblase

Immer wieder Harnwegsinfekte?

Cranberrys können Frauen vor Harnwegsinfektionen schützen. Allerdings profitiert nicht Jede davon, wie eine aktuelle Analyse zeigt. Dafür scheinen die kleinen Beeren auch bei Kindern protektiv zu wirken.

Anatomie benachteiligt Frauen

Frauen leiden häufiger an Harnwegsinfektionen als Männer. Das liegt an der weiblichen Anatomie: Scheide und Anus liegen bei Frauen in enger Nachbarschaft zur Harnröhrenmündung. Keime aus diesem Bereich gelangen deshalb leicht in den Harntrakt. Außerdem können sie durch die kurze weibliche Harnröhre schneller in die Blase eindringen als bei Männern.

Neue Daten ausgewertet

Bei immer wiederkehrenden, also rezidivierenden Harnwegsinfekten wird Frauen oft die Einnahme von Cranberrys empfohlen. Das macht durchaus Sinn, wie die aktuelle Metaanalyse von 26 neuen Studien zur Wirkung von Cranberrys bestätigt. Dabei wurden die Daten von mehr als 6000 Teilnehmer*innen einer intensiven Prüfung unterzogen.

Das Ergebnis: Ob als Saft, als Tabletten oder Kapseln - Cranberrys verringern das Risiko für Harnwegsinfekte um 30%. Vor allem drei Gruppen profitierten von der Beere:

  • Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten
  • Kinder
  • Personen, die aufgrund eines operativen Eingriffs besonders anfällig für eine Infektion sind.

Schwangere profitieren nicht

Heimbewohner*innen und Menschen mit neuromuskulärer Blasenfunktionsstörungen leiden ebenfalls häufig unter Harnwegsinfektionen. Bei ihnen wirkten Cranberrys nicht vorbeugend. Das Gleiche galt für Schwangere: Auch sie profitierten nicht von der Einnahme der Beeren.

Die Frage, ob Cranberrys als Saft oder Tablette effektiver sind, beantwortet diese Studie nicht. Genauso bleibt offen, wie gut sich Cranberrys im Vergleich mit anderen Medikamenten schlagen. Dass sie aber Frauen mit unkomplizierten, wiederkehrenden Blasenentzündungen vor neuen Infektionen schützen können, bestätigten diese Daten erneut.

Quelle: Cochrane Library

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Vasily Pindyurin