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Nebennierenrinden-Unterfunktion

Nebennierenrinden-Unterfunktion
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Morbus Addison (primäre Nebennierenrinden-Insuffizienz, Hypoaldosteronismus, Addison-Krankheit, Bronzehautkrankheit): Häufigste Form der Nebennierenrinden-Unterfunktion, gekennzeichnet durch einen Mangel an Aldosteron, dem wichtigsten Mineralokortikoid – und Kortisol, dem körpereigenen Kortison. Vor allem Frauen sind von Morbus Addison betroffen. Unbehandelt ist die Erkrankung lebensbedrohlich.

Leitbeschwerden

Immer:

  • Abgeschlagenheit, körperliche Schwäche und Müdigkeit
  • Braunfärbung der Haut (im fortgeschrittenen Stadium)
  • Schwindel wegen erniedrigtem Blutdruck

Oft:

  • Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsabnahme
  • Muskelkrämpfe oder -schwäche
  • Abnorme Lust auf Salz
  • Psychische Störungen (Reizbarkeit, Verwirrtheit).

Die Erkrankung

Die primäre Unterfunktion (Insuffizienz) der Nebennierenrinde ist Folge einer Selbstzerstörung der Nebennierenrinde, wodurch die Hormonbildung nachlässt. Beim Morbus Addison handelt es sich immer um eine primäre Nebennieren-Unterfunktion. Davon abzugrenzen ist die sekundäre Nebennierenrinden-Unterfunktion. Sie kann auftreten als Folge einer

  • Langzeittherapie mit Kortison
  • Infektion mit Tuberkulosebakterien, Pilzen oder Viren
  • Einblutung in die Nebenniere, etwa wenn blutverdünnende Medikamente wie Marcumar® oder Heparin eingenommen werden.

In der Regel entwickelt sich der Morbus Addison schleichend. Der Mangel an Aldosteron und Kortisol führt zunächst zu unspezifischen Symptomen. Aldosteron reguliert den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und beeinflusst darüber Blutvolumen und Blutdruck. Bei Mangel kommt es zu Abgeschlagenheit und Kreislaufbeschwerden infolge des niedrigen Blutdrucks. Kortisol reguliert den Stoffwechsel und sorgt in Stresssituationen für eine verbesserte Muskeldurchblutung und Energiebereitstellung. Mögliche Folgen eines Mangels sind unter anderem Gewichtsabnahme und Muskelbeschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium verfärbt sich die Haut bronzefarbig. Ursächlich dafür ist eine verstärkte Freisetzung des Kortisol-stimulierenden Hormons ACTH, welches in der Haut die Pigmenteinlagerung anregt. Diese Bronzehaut zeigt sich häufig besonders ausgeprägt in den Hautinnenflächen, auf den Fußsohlen, auf der Mundschleimhaut und in Narben. 

Nicht selten ist erstes Anzeichen der Erkrankung eine Addison-Krise: Ein zunächst nicht erkanntes, langsam zunehmendes Versagen der Nebennieren verschlimmert sich durch eine Infektion oder Verletzung schlagartig. Die Betroffenen trocknen aufgrund starker Brech-Durchfälle innerlich aus, erleiden oft einen Kreislaufzusammenbruch und Bewusstseinsstörungen. Unbehandelt ist die Addison-Krise tödlich, eine Behandlung auf der Intensivstation mit ausreichender intravenöser Flüssigkeitsgabe und hochdosierter Kortisontherapie wendet die Lebensgefahr jedoch rasch ab.

Das macht der Arzt

Der Morbus Addison sowie die anderen Unterfunktionszustände der Nebennierenrinde sind gut behandelbar, erfordern jedoch eine lebenslange, sorgfältig austarierte und regelmäßig kontrollierte Hormonersatztherapie. Der Aldosteron-Mangel wird mithilfe des synthetischen Arzneistoffs Fludrocortison behoben, der Kortisol-Mangel in der Regel mit Hydrocortison. Die körpereigene Kortisolproduktion unterliegt natürlichen Schwankungen im Tagesverlauf – mit minimalen Werten um Mitternacht und Höchstwerten am Morgen. Dieser Rhythmus wird mithilfe eines Zweiphasenpräparates oder durch eine zweimalige Einnahme (eine niedrige Dosis am Abend, eine hohe Dosis am Morgen) nachgeahmt. Die Dosis liegt unterhalb der Cushing-Schwelle – jener Schwelle, bei der Symptome infolge eines Kortisol-Überangebots auftreten. Dosiserhöhungen sind in Stresssituationen wie z. B. bei Infektionen oder außergewöhnlichen körperlichen Belastungen (auch Urlaube) notwendig.

Selbsthilfe

Betroffene sollten immer einen Notfallausweis und ggf. ein Notfallset mit sich führen. Im Notfallausweis sind Diagnose, Medikation und im Notfall zu treffende Maßnahmen dokumentiert. Das Notfallset enthält schnell wirksame Ampullen, Spritzen oder Zäpfchen zur Selbstanwendung durch den Betroffenen, um eine drohende Addison-Krise abzuwenden.

Prognose

Unbehandelt endet die Nebennieren-Unterfunktion tödlich, unterbehandelt drohen Addison-Krisen. Unter sorgfältiger Hormonersatztherapie ist die Lebenserwartung der Betroffenen jedoch nicht verringert.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Herzgefahr durch Gicht

Gichtanfälle treten besonders häufig im Großzehengrundgelenk auf.

Herzgefahr durch Gicht

Frauen besonders betroffen

Männer und Frauen mit Gicht leben gefährlich. Denn sie haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Schlaganfall, Thrombose oder Lungenembolie.

Gicht macht mehr als Gelenkkristalle

Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Harnsäurewerte im Blut erhöht sind. Ab einer bestimmten Konzentration lagert sich Harnsäure in Form von Kristallen in den Gelenken ab und es drohen schmerzhafte Entzündungen. Solche akuten Gichtanfälle sind aber nicht die einzigen Probleme, die die Erkrankung mit sich bringt. Patient*innen, die an der Gicht leiden, haben einer aktuellen Studie zufolge ein deutlich höheres Risiko für Erkrankungen von Herz und Gefäßen.

Mehr Schlaganfälle, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen

In der Analyse wurden die Daten von über 150 000 Gichtpatient*innen mit mehr als 700 000 Gesunden verglichen. Im Laufe von sechseinhalb Jahren Beobachtungszeit entwickelten 20% der Personen aus der Gicht-Gruppe eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, in der Kontrollgruppe waren dies nur 15%.

Zu den Krankheiten, die Gichtpatient*innen häufiger erlitten, gehörten z.B.

  • koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK),
  • Thrombembolien, Lungenembolien, Herzklappenerkrankungen und Herzinsuffizienz,
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Aortenaneurysma und
  • Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen.

Ein Teil des gesteigerten Risikos erklären die Wissenschaftler*innen dadurch, dass viele der Betroffenen übergewichtig waren, erhöhte Blutfette oder einen Hochdruck aufwiesen. Nach Ausschluss dieser Störfaktoren war das Herz-Kreislauf-Risiko durch Gicht aber immer noch erhöht. Das spricht dafür, dass die Krankheit einen direkten Einfluss auf Herz und Gefäße hat.

Das höchste Herzrisiko tragen die Frauen

Frauen haben viel seltener Gicht als Männer. Wenn sie daran erkranken, sind sie jedoch besonders gefährdet, einen Schlaganfall, eine Thrombose oder Ähnliches zu entwickeln, errechnete die Forschergruppe. Das gleiche gilt für jüngere Patient*innen. Es ist wichtig, die Stoffwechselkrankheit frühzeitig zu erkennen und - sofern sie vorliegt – das kardiovaskuläre Risiko der Betroffenen insgesamt zu reduzieren. Dazu gehört nicht nur eine erfolgreiche Harnsäuresenkung, sondern auch die Korrektur anderer herzgefährdender Faktoren wie Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Akhararat Wathanasing / Alamy / Alamy Stock Photos