Gesundheit heute

Cushing-Syndrom

Cushing-Syndrom
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Cushing-Syndrom (iatrogenes = ärztlich verursachtes Cushing-Syndrom): Heutzutage häufigstes Bild einer Nebennierenrinden-Funktionsstörung durch ein Überangebot an Kortisol als Nebenwirkung einer ärztlich verordneten, langfristigen Therapie mit Kortison z. B. bei rheumatologischen Erkrankungen. Charakteristisch sind die einschneidenden körperlichen und psychischen Veränderungen, die die universelle Rolle des Kortisols im menschlichen Stoffwechsel widerspiegeln. Die Therapie besteht in einer Reduktion der Kortisonbelastung.

Seltener ist der erhöhte Kortisolspiegel als Folge einer ungehemmten Hormonproduktion der Nebenniere durch einen gutartigen Tumor der Hypophyse oder der Nebenniere – dieses Krankheitsbild wird Morbus Cushing genannt. Ein Cushing-Syndrom als Folge einer übermäßigen ACTH-Bildung hingegen wird als paraneoplastisches Cushing-Syndrom bezeichnet. Dazu neigen manche Krebse, vor allem Lungenkrebse. Beide seltenen Formen werden im folgenden Text nicht weiter besprochen.

Leitbeschwerden

Fast immer (bei über 80 % der Betroffenen):

  • Bluthochdruck
  • Psychische Veränderungen wie Leistungsknick und Verlust an Lebensfreude bis hin zu einer ausgewachsenen Depression oder Psychose
  • Erektionsstörungen und sexuelles Desinteresse
  • Müdigkeit und Leistungsschwäche

Sehr oft (bei über 50 % der Betroffenen):

  • Schlafstörungen
  • Muskelschwäche (Konditions- und Kraftlosigkeit)
  • Stammbetonte Fettsucht („Stier- oder Büffelnacken“), Vollmondgesicht
  • Bei Frauen Zyklusunregelmäßigkeiten bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung
  • Knochen- bzw. Rückenschmerzen durch beschleunigten Knochenabbau (Osteoporose)
  • Hautveränderungen wie dünne, gerötete Haut mit Neigung zu blauen Flecken (Kortisonhaut) und Hautrissen (Striae, vergleichbar mit Schwangerschaftsstreifen).

Nicht selten:

  • Augenprobleme
  • Starke Magenschmerzen und Beschwerden wie beim Magengeschwür
  • Neigung zu Infektionen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei den genannten Beschwerden.

Die Erkrankung

Weil das Kortisol eines der „Schaltstellenhormone“ im Stoffwechsel ist, erzeugen sowohl ein Mangel als auch ein Überangebot vielfältige, schwere und charakteristische Beschwerden und Störungen. Werden sie rechtzeitig erkannt und wird die Ursache beseitigt, verschwinden diese auch wieder. Problematisch sind heute vor allem die Fälle, wo auf das Kortison nicht verzichtet werden kann.

Das macht der Arzt

Bereits das Erscheinungsbild des Patienten mit den charakteristischen Zeichen (stammbetonte Fettsucht, Stiernacken, Striae) lässt den Arzt an ein Cushing-Syndrom denken. Zur weiteren Diagnosesicherung wird der Kortisolspiegel im Blut frühmorgens und um die Mittagszeit gemessen. Sinkt bei der zweiten Blutuntersuchung am Mittag der Kortisolspiegel nicht ab, und ist im 24-Stunden-Sammelurin der Kortisolwert deutlich erhöht, so ist das Vorliegen eines Cushing-Syndroms gesichert. Zudem wird mit speziellen hormonellen Funktionstests wie dem Dexamethason-Hemmtest und dem CRH-Stimulationstest der Kortisol-Regelkreis überprüft. Sie geben Aufschluss über mögliche Ursachen des Cushing-Syndroms.

Ultraschall, CT oder Kernspin ergänzen die Diagnostik bei Verdacht auf einen gut- oder bösartigen Tumor, auch die Größe der Nebenniere wird mit diesen Verfahren ermittelt.

Bei der Behandlung steht die Beseitigung der Ursache im Vordergrund.

  • Ist das Cushing-Syndrom Folge einer Langzeit-Kortisontherapie bei einer Autoimmunerkrankung wie z. B. einer Rheumatoiden Arthritis, so wird der Arzt zusammen mit dem Patienten und eventuell dem Rheumatologen Strategien besprechen, um die Medikamentendosis herabzusetzen.
  • Ist das Cushing-Syndrom Folge einer übermäßigen Kortisolausschüttung, so wird die Ursache – in der Regel ein Tumor der Hypophyse oder der Nebenniere – operativ entfernt. Können einzelne Tumoren nicht operiert werden oder handelt es sich um mehrere Tumoren, müssen beide Nebennieren komplett entfernt werden. Manchmal ist eine Strahlentherapie zur Nachbehandlung notwendig (Lokalrezidiv).

Sondertext: Kortisontherapie

Selbsthilfe

Auch wenn die tägliche Kortisoneinnahme für Sie unerlässlich ist, können Sie eine ganze Menge tun, um die Kortisonnebenwirkungen im Griff zu behalten. Hier die wichtigsten Tipps:

Übergewicht. Während einer längerfristigen Kortisontherapie kommt es häufig zu einer starken Gewichtszunahme aufgrund des auftretenden Heißhungers. Leider ist dies eine tatsächliche Gewichtszunahme und keine vorübergehende Kortisonnebenwirkung. Deshalb sollten Sie dem Hunger nach Süßigkeiten und Süßgetränken widerstehen, die Kalorienzufuhr kontrollieren und das Gewicht regelmäßig auf der Waage überprüfen. Viele Ärzte empfehlen auch eine salzarme Kost, die von Betroffenen aber oft als unpraktikabel empfunden wird. Verzichten sollten Sie in jedem Fall auf Fast Food jeglicher Art wie Pommes oder Chips, da es meist reichlich gesalzen ist.

Haut. Hautveränderungen wie Striae und Kortisonhaut verlangen eine sorgfältige Hautpflege mit fetthaltigen Hautcremes. Vermeiden Sie häufiges Waschen, um die Austrocknung der Haut zu verhindern, und zusätzliche Belastungen durch Pflaster.

Kortison reduzieren? Dieser Wunsch bewegt besonders Patienten mit schweren rheumatischen Erkrankungen. Kortison ist in diesem Fall oft unentbehrlich, um weitere Krankheitsschübe und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Sollten die Nebenwirkungen für Sie unerträglich sein, kann teilweise auf andere immunsuppressive, d.h. das Immunsystem unterdrückende Medikamente ausgewichen werden.

Wer Kortison eigenmächtig absetzt, riskiert neue Komplikationen.

Jede mehr als nur wenige Tage dauernde Kortisontherapie oberhalb der (persönlichen) Cushing-Schwelle unterdrückt die Nebennierenrinde und somit die körpereigene Kortisolbildung. Wenn Kortison über Wochen oder Monate eingenommen wird, wird die Nebenniere gewissermaßen in Winterschlaf versetzt. Sie verkümmert, und die zur Kortisonproduktion befähigten Zellen sterben ab. Wird die Kortisontherapie abrupt abgesetzt, springt deshalb die körpereigene Produktion von Kortisol nicht wieder an, und es droht eine lebensgefährliche Addison-Krise.

Deshalb darf eine Kortisontherapie nicht schlagartig beendet werden, sondern die Dosis muss schrittweise reduziert werden. Zum Beispiel wird Prednisolon mit einer Tagesdosis von über 30 mg in 10 mg-Schritten pro Woche, und bei unter 30 mg in 5 mg-Schritten pro Woche reduziert.

Weiterführende Informationen

  • www.glandula-online.de – Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V., Erlangen: Diese Internetseite bietet aktuelle Informationen, Links und nützliche Adressen, auch von Regionalgruppen und assoziierten Vereinen, sowie die Mitgliederzeitschrift „Glandula“.
  • www.endokrinologie.net – Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V., München: Sehr wissenschaftlich gehaltene Internetseite, bietet aber die Möglichkeit, per Suchmaschine Endokrinologen vor Ort zu finden.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Abspeckspritze mit Kehrseite

GLP1-Rezeptor-Agonisten unterstützen das Abnehmen - mehr bewegen muss man sich aber trotzdem.

Abspeckspritze mit Kehrseite

Von Übelkeit bis Darmverschluss

Kaum etwas gestaltet sich so schwierig, wie überflüssige Pfunde loszuwerden. Medikamente wie Semaglutid sollen dabei helfen. Doch die Abnehmspritze hat auch ihre Schattenseiten.

Sättigungsgefühl hilft beim Abnehmen

Semaglutid und Liraglutid sind potente Medikamente, die eigentlich zur Behandlung eines Diabetes entwickelt wurden. Im klinischen Einsatz hat sich jedoch gezeigt: Diese Wirkstoffe können auch helfen, das Gewicht zu reduzieren. Das liegt daran, dass sie als sogenannte GLP-1-Rezeptor-Agonisten das körpereigene Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) imitieren. Dieses Hormon löst nicht nur das Sättigungsgefühl im Gehirn aus. Es verlangsamt auch die Bewegungen von Magen und Darm und verursacht dadurch ein Völlegefühl. In der Folge wird weniger gegessen und dadurch häufig an Gewicht abgenommen.

Harmlose und ernste Nebenwirkungen

Immer mehr Menschen möchten mithilfe dieser Medikamente ihre Pfunde loswerden. Das führt dazu, dass manche Übergewichtige GLP-1-Rezeptor-Agonisten in Eigenregie – z.B. im Internet - besorgen und einnehmen. Doch GLP-1-Rezeptor-Agonisten haben ihre Nebenwirkungen, vor allem am Magen-Darm-Trakt. Das ist schon aus den Diabetesstudien bekannt und wird durch neue Daten unterstrichen.

Neben Übelkeit, Durchfällen und Verdauungsstörungen drohen auch ernstere Erkrankungen. Dazu gehören z.B. Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Darmverschluss und Gastroparese (Magenlähmung).

Jojo-Effekt inbegriffen

Wie alle hochwirksamen Medikamente sollten deshalb auch GLP-1-Rezeptor-Agonisten nur nach ärztlichem Rat und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Wem das Präparat verschrieben wird, der darf auch keinesfalls selbst die Dosis erhöhen. Denn dadurch steigt die Gefahr für Nebenwirkungen.

Menschen, die sich erhoffen, mithilfe der Abnehmspritze endlich ihre Pfunde loszuwerden, müssen sich außerdem bewusst sein: Es mehren sich die Hinweise auf einen Jojo-Effekt nach dem Absetzen der Substanz. Das bedeutet: Zwar nehmen Menschen mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten recht gut ab. Sobald man aber mit der wöchentlichen Injektion aufhört, kommt es in den allermeisten Fällen wieder zu einer deutlichen Gewichtszunahme.

Quellen: Ärzteblatt, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Iuliia Burmistrova