Gesundheit heute

Nebenschilddrüsen-Unterfunktion

Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreodismus): Mangel an Parathormon infolge der durch Schilddrüsen- oder sonstige Halsoperationen entfernten Nebenschilddrüsen. Sehr selten handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung oder um ein völliges Fehlen (Aplasie) der Nebenschilddrüsen von Geburt an. Kennzeichnend sind Missempfindungen (Kribbelgefühl) an Händen und Füßen sowie Muskelkrämpfe. Die Erkrankung ist gut durch Kalziumgaben behandelbar.

Die Erkrankung

Der Mangel an Parathormon verursacht einen Kalziummangel im Blut, dieser führt zu einer Übererregbarkeit von Nerven und Muskulatur und zu gesteigerten Muskelreflexen. Zusätzlich kommt es zu anfallsartigen Muskelkrämpfen, verbunden mit einer für die Krankheit typischen Pfötchenstellung der Hände.

Das macht der Arzt

Durch Beklopfen des Gesichtsnervs im Bereich der Wangen versucht der Arzt, ein charakteristisches Zucken der Mundwinkel zu provozieren (Chvostek-Zeichen). Auch beim Blutdruckmessen versucht er, das Trousseau-Zeichen auszulösen: Bei aufgeblasener Blutdruckmanschette kommt es zur Pfötchenstellung der Finger. Im Blut findet er erniedrigte Kalzium- und Parathormon-Spiegel.

Die Therapie ist eine Kalziumeinnahme in Kombination mit Vitamin D. Regelmäßige Kontrollen des Blutkalziumspiegels sind erforderlich.

Vorsorge

Um eine Nebenschilddrüsen-Unterfunktion als Komplikation einer Schilddrüsenoperation zu verhindern, wird heute vorsorglich eine der 4 Nebenschilddrüsen während der OP herausgenommen und in einem Muskel wieder eingepflanzt. Diese Autotransplantation eignet sich auch als vorbeugende Maßnahme, wenn beispielsweise durch eine Bestrahlung der Schilddrüse die Nebenschilddrüsen zerstört werden könnten.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Unterzuckerung rechtzeitig erkennen

Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes müssen vor dem Sport die Insulindosis anpassen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.

Unterzuckerung rechtzeitig erkennen

Gefahr bei Diabetes

Unterzucker ist eine typische Komplikation bei Diabetes. Gefährlich wird es dann, wenn die Betroffenen so sehr an leichten Unterzucker gewöhnt sind, dass sie die Signale nicht frühzeitig wahrnehmen. Ein spezielles Training kann gegensteuern.

Sport und Alkohol als Auslöser

Leichte Blutzuckerschwankungen sind etwas ganz normales und kommen auch bei gesunden Menschen täglich vor. Sie werden durch die Nahrungsaufnahme und den Stoffwechsel vom Körper gut ausgeglichen. Bei einer Diabetes-Erkrankung funktioniert das nicht so zuverlässig. Betroffene entwickeln aufgrund ihrer Erkrankung und der antidiabetischen Therapie oft auch ernstzunehmenden Unterzucker. Folgende Ursachen lösen Unterzucker bei Diabetes aus:

  • Starke körperliche Anstrengung, z.B. durch ausgiebigen Sport. Dadurch verbraucht der Muskel mehr Energie (= Zucker) und der Zuckerspiegel im Blut sinkt. Besonders oft ist das der Fall bei insulinpflichtigen Zuckerkranken, die vor dem Sport die Insulindosis nicht angepasst haben.
  • Erhöhte Zufuhr von Kohlehydraten.
  • Erhöhter Genuss von Alkohol – denn die Leber ist mit der Entgiftung beschäftigt und kann schlechter Zucker mobilisieren.

Fahrtauglichkeit bedroht

Ein Unterzucker macht sich mit vielen Symptomen bemerkbar. Das autonome Nervensystem meldet sich mit Schwitzen, Herzklopfen, Zittern und Hunger. Psychisch kommt es zu Verwirrung, Benommenheit, Seh- und Sprachstörungen und atypischem Verhalten. Außerdem ist den Betroffenen meist übel und sie fühlen sich schwindlig. Bei extremer Unterzuckerung drohen Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und Bewusstseinsverlust.

Die Unterzuckerung ist schon in der Frühphase gefährlich: Weil Denken und Motorik eingeschränkt sind, drohen vermehrt Stürze und Verkehrsunfälle – Betroffene sind nicht mehr fahrtauglich. Deshalb ist es wichtig, entsprechende Symptome rechtzeitig zu erkennen und ihnen gegenzusteuern – z.B. mit Traubenzucker oder einem Glukagon-Nasenspray.

Spezielles Wahrnehmungstraining hilft

Doch wenn Diabeteskranke häufig unterzuckert sind, stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein. Die Betroffenen nehmen dann die Symptome nicht mehr wahr. In diesen Fällen bieten Diabetesberater*innen und Diabetes-Zentren spezielle Schulungen wie z.B. das Blutglukose-Wahrnehmungs-Training an. Darin lernen Betroffene, die inneren Signale wieder besser wahrzunehmen, um eine Unterzuckerung rechtzeitig ausgleichen zu können.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Maskot