Gesundheit heute

Schilddrüsenunterfunktion

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Erniedrigte Schilddrüsenhormone im Blut, was eine Vielzahl von Beschwerden hervorrufen kann. Das Auftreten und die Schwere der Beschwerden hängt davon ab, wie ausgeprägt der Hormonmangel ist. Insgesamt kommt es zu einer verminderten Stoffwechselaktivität (Hypometabolismus). Die Schilddrüsenunterfunktion ist nach dem Diabetes die häufigste endokrine Erkrankung, 4-mal so viele Frauen wie Männer sind betroffen, vor allem ab dem Alter von 60 Jahren.

Angeborene Hypothyreose: Eines von 4 000 Neugeborenen kommt mit einer Schilddrüsenunterfunktion auf die Welt. Gleich nach der Geburt fallen Bewegungsarmut, abgeschwächte Muskelreflexe und später auch Trinkunlust auf. Um die schweren Folgen des Jodmangels (Wachstumsverzögerung, verzögerte geistige Entwicklung und Sprachstörungen) zu vermeiden, wird – per Gesetz – am 5. Lebenstag ein Hypothyreosescreening durchgeführt: Hierzu werden 1–2 Tropfen Blut aus der Ferse entnommen, auf ein Filterpapier getropft und daraus das TSH bestimmt.

Leitbeschwerden

  • Verlangsamung, Müdigkeit, depressive Verstimmung
  • Erniedrigte Pulsfrequenz
  • Frieren, kühle und trockene Haut
  • Verstopfung, Gewichtszunahme
  • Stumpfe, trockene Haare, vermehrter Haarausfall
  • Hautschwellungen (teigige, gelbliche Hautverdickungen) und Gesichtsschwellung (Myxödem)
  • Sehr selten auch Bewusstseinsstörungen bis hin zum Myxödemkoma.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei zunehmender Antriebslosigkeit, verbunden mit Frieren sowie bei unerklärlicher Gewichtszunahme und Verstopfung

Sofort bei einer Verlangsamung des Pulses.

Die Erkrankung

Ursachen. Bei der primären Hypothyreose ist die Ursache eine verminderte Hormonproduktion in der Schilddrüse. Sie tritt am häufigsten nach einer Hashimoto-Thyreoiditis durch eine entzündungsbedingte Schrumpfung des Schilddrüsengewebes auf. An zweiter Stelle verursachen ärztliche Behandlungen wie Operationen, Radiojodtherapie oder Thyreostatika die Schilddrüsenunterfunktion.

Myxödemkoma (hypothyreotes Koma): Krisenhafte Verschlechterung einer unerkannten Schilddrüsenunterfunktion, früher nicht selten durch Operationen oder ärztliche Eingriffe ausgelöst, heute aber durch bessere Labordiagnostik sehr selten geworden. Durch Unterkühlung, schwere Infektionen und Stress kommt es zu Herzfrequenzverlangsamung, erniedrigtem Blutdruck, verlangsamter Atmung, Gesichtsschwellung und teigiger, kühler Haut. Unbehandelt tritt schließlich Bewusstlosigkeit und bei 50 % der Tod ein. Die Behandlung eines Myxödemkomas erfolgt auf der Intensivstation. Neben der Zufuhr von Schilddrüsenhormonen müssen Atmung und Kreislauf unterstützt und stabilisiert werden.

Bei der (seltenen) sekundären Hypothyreose kommt es durch eine Hypophysenstörung zu einer Fehlregulation des Schilddrüsenhormonspiegels.

Über die manifeste Schilddrüsenunterfunktion hinaus haben weitere 2 bis 5 % der deutschen Bevölkerung – das entspricht einer Zahl von bis zu 4 Millionen Betroffenen – eine subklinische Schilddrüsenunterfunktion, auch latente Schilddrüsenunterfunktion genannt: Dabei sind die Schilddrüsenhormon-Konzentrationen noch normal, aber das TSH erhöht, d.h. die Schilddrüse muss überstimuliert werden, um gerade noch ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren.

Beschwerden. Die Beschwerden entwickeln sich meist allmählich über Jahre und werden oft lange Zeit nicht wahrgenommen oder falsch gedeutet. Vor allem ältere Patienten und ihre Angehörigen halten die Folgen der Schilddrüsenunterfunktion oft für normale Alterserscheinungen. Insbesondere Leistungsminderung, allgemeine Schwäche, Antriebsmangel, Gedächtnisminderung und depressive Verstimmung werden so hingenommen, obwohl sie leicht behandelbar wären.

Das macht der Arzt

Die Bestimmung des TSH- und der Schilddrüsenhormonspiegel geben Auskunft über die Schilddrüsenfunktion. Bei der primären Hypothyreose ist der TSH-Spiegel erhöht, bei der sekundären erniedrigt. Die Therapie besteht darin, die fehlenden Hormone meist über Jahre hinweg zu ersetzen. Die medikamentöse Behandlung mit Levothyroxin wird immer mit niedriger Dosierung begonnen und nach Kontrollen des TSH-Werts gesteigert, bis ein normaler Funktionszustand der Schilddrüse erreicht ist.

Endokrinologen raten davon ab, das Schilddrüsen-Präparat zu wechseln, da die verschiedenen Levothyroxin-haltigen Medikamente in ihrer Bioverfügbarkeit variieren, was bedeutet, dass der Körper den Wirkstoff unterschiedlich schnell und nicht in gleichem Umfang aufnimmt. Deswegen kann sich durch die Umstellung die TSH-Konzentration ändern. Eine falsche Dosierung von Levothyroxin kann Herz, Knochen und Psyche beeinträchtigen. Ist ein Medikamentenwechsel nötig, sollte 6–8 Wochen später eine Kontrolle des TSH-Spiegels im Blut erfolgen.

Levothyroxin-haltige Arzneimittel sollen morgens nüchtern eingenommen werden – in der Regel 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück. Diverse Nahrungsmittel können die Resorption des Wirkstoffs herabsetzen. Insbesondere Kalzium beeinträchtigt die Levothyroxinaufnahme. Kalziumhaltige Lebensmittel, wie Milch oder Milchprodukte, sollten deshalb in gebührendem Abstand verzehrt werden. Vorsicht ist auch bei kalziumhaltigem Wasser geboten.

Eine wichtige Rolle im menschlichen Immunsystem spielt Selen. Selenmangel kann eine Schilddrüsenunterfunktion zur Folge haben; dem liegt ein Gendefekt zugrunde. Deshalb sollte bei einer Schilddrüsenunterfunktion auch immer der Selenwert im Blut bestimmt und ein Mangel ausgeglichen werden.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Waschen, cremen, inspizieren

Die Haut von Diabetiker*innen braucht eine besondere Feuchtigkeitspflege.

Waschen, cremen, inspizieren

Hautpflege bei Diabetes

Eine Diabeteserkrankung wirkt sich auch negativ auf die Haut aus. Mögliche Folgen sind Pilzerkrankungen und unangenehmer Juckreiz. Mit einer guten Blutzuckereinstellung und der richtigen Pflege lässt sich jedoch gut vorbeugen.

Hautbarriere, Nerven und Gefäße in Gefahr

Bei bis zu 80% aller Diabetiker*innen treten Hautveränderungen auf. Dafür gibt es viele verschiedene Gründe. Durch die erhöhten Blutzuckerspiegel scheidet die Niere vermehrt Flüssigkeit aus und der Körper verliert Wasser. Auch die verringerte Schweiß- und Talgproduktion führt dazu, dass diabetische Haut austrocknet, rissig wird und ihre Schutzfunktion verliert. Weil dann auch die Hautbarriere leidet, werden Infektionen begünstigt. Außerdem schädigt der Diabetes Nerven und Gefäße, es kommt zu Durchblutungsstörungen, Wundheilungsstörungen, Taubheitsgefühlen und Missempfindungen.

Juckreiz und trockene Haut

Besonders häufig und unangenehm für Diabetiker*innen ist die trockene Haut und der daraus resultierende Juckreiz. Hier helfen oft schon konsequente Pflegeroutinen:

  • Um die Haut nicht zusätzlich auszutrocknen, sollte nicht zu heiß und zu lange geduscht und gebadet werden (maximal 35°C und zehn Minuten).
  • Zur Reinigung empfehlen sich rückfettende Ölduschen oder Ölbäder, individuelle Beratung dazu gibt es in der Apotheke.
  • Nach dem Waschen sollte Diabetiker*innen die Haut vorsichtig, aber gründlich trockentupfen. Vor allem in den Achselhöhlen und zwischen den Zehen muss die Haut trocken sein, da sich in feuchten „Höhlen“ gerne Pilze ansiedeln. Trockenföhnen ist tabu: Durch die Nervenschädigung wird eine Überhitzung der Haut oft nicht bemerkt und es kann zu Hautschäden kommen.
  • Feuchtigkeitsspendende Lotionen oder Cremes runden die Pflege ab. Besonders günstig für Diabetiker*innen sind harnstoffhaltige Präparate, weil Harnstoff nicht nur Wasser bindet und damit den Juckreiz lindert, sondern auch antibakteriell wirkt. Empfehlenswert sind auch Präparate mit der juckreizlindernden Gammalinolensäure (z. B. aus Nachtkerzenöl). In der Apotheke gibt es zudem spezielle, auf Diabetikerhaut zugeschnittene Pflegeserien.

Bei besonders starkem Juckreiz können kortisonhaltige Salben kurzfristig für Linderung sorgen. Eine Dauertherapie ist tabu, denn Kortison kann selbst die Hautschichten schädigen. Eine weitere Option bei starkem Juckreiz ist auch die Lichttherapie in der Hautarztpraxis.

Infektionen nie selbst behandeln!

Durch die geschwächte Hautbarriere, die bei Diabetes verminderte Immunabwehr und die gestörte Hautdurchblutung kommt es bei Diabetiker*innen besonders leicht zu Infektionen. Hefepilze befallen gerne Hautfalten oder den Intimbereich, aber auch „normale“ Fuß- und Nagelpilze haben ein leichtes Spiel. Auch bakterielle Infektionen wie Abszesse oder Furunkel sind häufig. In jedem Fall gilt, dass beim geringsten Verdacht auf eine Hautinfektion (z. B. durch Rötung, Juckreiz, Schmerzen) die Hausärzt*in aufgesucht werden muss.Eine Selbstbehandlung ist für Diabetiker*innen gefährlich, da sich bei ihnen aufgrund ihrer verminderten Immunabwehr Infektionen schnell ausbreiten können.

Allerdings können Diabetiker*innen Infekten durchaus vorbeugen. Dazu ist eine penible Hautpflege zum Schutz der Hautbarriere unerlässlich. Am allerwichtigsten ist jedoch die gute Blutzuckereinstellung. Bleibt der Blutzucker dauerhaft unter 200 mg/dl, sind Hautinfektionen bei Diabetiker*innen nicht häufiger als bei gesunden Menschen.

Quelle: Deutsche Diabetes Hilfe und Expertenchat

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Insta_photos/shutterstock.com