Gesundheit heute

Blutzuckerselbstkontrolle im Rahmen der Diabetestherapie

Regelmäßig den Blutzuckerspiegel zu bestimmen und zu dokumentieren ist die Basis für die Behandlung von Diabetes und für einen eigenverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung. So können Sie am besten herausfinden, wie Ernährung, Sport oder seelische Belastungen sich auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirken und rechtzeitig erkennen, wann sich Ihre Stoffwechsellage verschlechtert.

Kontrolle der Blutzuckerwerte. Wenn Sie „spritzender“ Diabetiker sind, müssen Sie täglich mehrmals Ihre Blutzuckerwerte selbst kontrollieren, um die Insulindosis an den jeweils aktuellen Blutzuckerwert anzupassen. Wenn Sie hingegen nichtinsulinpflichtiger Typ-2-Diabetiker sind, hängt die Häufigkeit der Kontrolle Ihres Blutzuckers davon ab, ob Sie blutzuckersenkende Medikamente einnehmen. Wenn ja, sollten Sie mindestens einmal täglich Ihren Blutzucker bestimmen, wenn nicht, reicht meist zwei- bis fünfmal pro Woche aus. Genaue Vorgaben zur Kontrollhäufigkeit beim Typ-2-Diabetiker gibt es bisher nicht. Akutell wird eine Studie gestartet, die das klären soll (www.diabetes-deutschland.de/4715.htm). Wenn Sie sich bezüglich der Kontrollen unsicher sind, besprechen Sie Ihr Behandlungsziel mit ihrem Arzt und legen Sie dann gemeinsam die Kontrollabstände fest. Zwingend erforderlich sind intensive Blutzuckerkontrollen jedoch bei allen Behandlungsumstellungen, bei Erkältungen oder anderen akuten Erkrankungen oder wenn ungewöhnliche Umstände auftreten (z. B. Klimawechsel im Urlaub, Zeitverschiebung durch Flüge oder außergewöhnliche körperliche Belastungen).

Zwei Möglichkeiten gibt es, den Blutzucker zu kontrollieren: Entweder im Urin oder im Blut. Gegen die Bestimmung im Urin spricht, dass sie ziemlich ungenau und daher nur für Diabetiker geeignet ist, die keine blutzuckersenkenden Medikamente einnehmen. Dann wird zusätzlich das Blut vom Arzt wöchentlich kontrolliert. Wer insulinpflichtig ist, muss sich in jedem Fall pieksen, um den Blutwert zu messen.

So messen Sie richtig. Der Blutzucker wird im Kapillarblut bestimmt: Mit einer Lanzette oder einem automatischen „Piekser“ wird ein Blutstropfen aus der seitlichen Fingerkuppe oder – seltener – dem Ohrläppchen (also aus kleinen Kapillargefäßen) entnommen und auf einen Teststreifen getropft. Ein elektronisches Messgerät bestimmt anschließend den Blutzuckerwert. Waschen Sie Ihre Hände, insbesondere wenn Sie etwas Zuckerhaltiges angefasst haben, vor jeder Messung mit warmem Wasser und massieren Sie den entsprechenden Finger leicht – das steigert die Durchblutung und erleichtert die Blutentnahme. Die Einstichstelle brauchen Sie nicht zu desinfizieren.

Entnehmen Sie das Blut am besten immer am stark durchbluteten Seitenrand der Fingerbeere, dann ist es weniger schmerzhaft. Wischen Sie nach dem Einstich den ersten Blutstropfen mit einem Tupfer ab und drücken Sie danach die Fingerbeere nochmals leicht zusammen, um einen zweiten, ausreichend großen Blutstropfen zu provozieren. Vermeiden Sie jedoch zu starkes Quetschen – dadurch werden Blutzellen zerdrückt, was den Messwert verfälscht. Wenn zu wenig Blut kommt, halten Sie die Hand tief nach unten oder streichen Sie mit dem Daumen der anderen Hand von der Handinnenfläche zum Finger hin.

Diabetes-Pass. Führen Sie ein Diabetikertagebuch oder lassen Sie sich einen Diabetes-Pass ausstellen, den Sie stets bei sich tragen, auch bei jedem Arztbesuch (Bezugsquelle). Er unterstützt Sie, aber auch den Arzt bei der Therapieführung und stellt im Notfall die richtige Hilfe sicher.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Unterzuckerung rechtzeitig erkennen

Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes müssen vor dem Sport die Insulindosis anpassen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.

Unterzuckerung rechtzeitig erkennen

Gefahr bei Diabetes

Unterzucker ist eine typische Komplikation bei Diabetes. Gefährlich wird es dann, wenn die Betroffenen so sehr an leichten Unterzucker gewöhnt sind, dass sie die Signale nicht frühzeitig wahrnehmen. Ein spezielles Training kann gegensteuern.

Sport und Alkohol als Auslöser

Leichte Blutzuckerschwankungen sind etwas ganz normales und kommen auch bei gesunden Menschen täglich vor. Sie werden durch die Nahrungsaufnahme und den Stoffwechsel vom Körper gut ausgeglichen. Bei einer Diabetes-Erkrankung funktioniert das nicht so zuverlässig. Betroffene entwickeln aufgrund ihrer Erkrankung und der antidiabetischen Therapie oft auch ernstzunehmenden Unterzucker. Folgende Ursachen lösen Unterzucker bei Diabetes aus:

  • Starke körperliche Anstrengung, z.B. durch ausgiebigen Sport. Dadurch verbraucht der Muskel mehr Energie (= Zucker) und der Zuckerspiegel im Blut sinkt. Besonders oft ist das der Fall bei insulinpflichtigen Zuckerkranken, die vor dem Sport die Insulindosis nicht angepasst haben.
  • Erhöhte Zufuhr von Kohlehydraten.
  • Erhöhter Genuss von Alkohol – denn die Leber ist mit der Entgiftung beschäftigt und kann schlechter Zucker mobilisieren.

Fahrtauglichkeit bedroht

Ein Unterzucker macht sich mit vielen Symptomen bemerkbar. Das autonome Nervensystem meldet sich mit Schwitzen, Herzklopfen, Zittern und Hunger. Psychisch kommt es zu Verwirrung, Benommenheit, Seh- und Sprachstörungen und atypischem Verhalten. Außerdem ist den Betroffenen meist übel und sie fühlen sich schwindlig. Bei extremer Unterzuckerung drohen Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und Bewusstseinsverlust.

Die Unterzuckerung ist schon in der Frühphase gefährlich: Weil Denken und Motorik eingeschränkt sind, drohen vermehrt Stürze und Verkehrsunfälle – Betroffene sind nicht mehr fahrtauglich. Deshalb ist es wichtig, entsprechende Symptome rechtzeitig zu erkennen und ihnen gegenzusteuern – z.B. mit Traubenzucker oder einem Glukagon-Nasenspray.

Spezielles Wahrnehmungstraining hilft

Doch wenn Diabeteskranke häufig unterzuckert sind, stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein. Die Betroffenen nehmen dann die Symptome nicht mehr wahr. In diesen Fällen bieten Diabetesberater*innen und Diabetes-Zentren spezielle Schulungen wie z.B. das Blutglukose-Wahrnehmungs-Training an. Darin lernen Betroffene, die inneren Signale wieder besser wahrzunehmen, um eine Unterzuckerung rechtzeitig ausgleichen zu können.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Maskot