Gesundheit heute

Krampfadern

Krampfadern (Varikosis, Varikose, Varizen): Sichtbare, oberflächlich unter der Haut verlaufende, krankhaft erweiterte Venen, die zum Teil auch geschlängelt sind oder knotigen Aussackungen haben.

Krampfadern treten überwiegend an den Beinen auf und werden meist um das 30. Lebensjahr erstmals bemerkt. Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. Krampfadern sind eine Volkskrankheit, an der mehr als 30 % der Erwachsenen leiden.

Grund für eine Behandlung ist nicht nur die kosmetische Beeinträchtigung oder das Gefühl der schweren Beine: Schreitet die Varikose voran, droht eine Ausbreitung auf die tiefen Venensysteme mit chronisch-venöser Insuffizienz (CVI). Behandelt werden Krampfadern mit Bewegung, Kompression und je nach Ausmaß auch operativ durch Venen-Stripping oder Verödung.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Kosmetisch störende Besenreiser und Krampfadern
  • Müde, schwere Beine
  • Schwellungsgefühl, Kribbeln, Jucken und Schmerzen in den Beinen
  • Beschwerdezunahme nach langem Stehen oder Sitzen und bei Hitze, Besserung der Beschwerden beim Hochlegen der Beine (genau umgekehrt ist es bei der pAVK)
  • Abendliche Schwellung der Fußknöchel
  • Nächtliche Wadenkrämpfe.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • zunehmend schwere Beine, Spannungsgefühl und Knöchelschwellungen nach längerem Stehen auffallen.

Die Erkrankung

Primäre Varikose

Krampfadern bilden sich in den allermeisten Fällen aufgrund einer angeborenen Venenwand- oder Bindegewebsschwäche (primäre Varikose). Auch das Alter spielt eine Rolle: Gefäßwände degenerieren und verlieren mit den Jahren immer mehr an Elastizität. Begünstigt wird die Entwicklung von Krampfadern durch einen erhöhten venösen Druck in den Beinen, ausgelöst durch bekannte Risikofaktoren wie

  • langem Stehen oder Sitzen
  • Bewegungsmangel
  • Schwangerschaften
  • starkem Übergewicht.

Die Veränderungen in der Gefäßwand und der erhöhte Druck in den Beinvenen führen dazu, dass der venöse Abfluss zum Herzen hin nicht mehr richtig funktioniert und das Blut in den oberflächlichen Venen versackt. Durch den Stau geben die Gefäßwände der Venen, die ohnehin schwächer ausgeprägt sind als die der Arterien, nach, die Venen erweitern sich. Jetzt beginnt ein Teufelskreis: Da sich der Venendurchmesser vergrößert, schließen die Venenklappen nicht mehr, sie werden undicht. Der Weitertransport des Blutes Richtung Herz ist jetzt noch eingeschränkter, es staut sich mehr und mehr Blut, die Venen sacken immer weiter aus - und die nächste Klappe wird undicht.

Während dieser Prozesse können sich die oberflächlichen Venen fingerdick erweitern, netzartig ausbreiten oder sich als Besenreiservarizen spinnwebenartig flächig ausbilden. Bevorzugt treten die Krampfadern an der Innenseite von Ober- und Unterschenkel sowie an der Rückseite des Unterschenkels auf.

Der erschwerte Blutabfluss, der im Verlauf der Erkrankung das Gefühl gespannter, schwerer, müder Beine verursacht, ist zunächst nur auf das oberflächliche Venensystem beschränkt. Werden auch die Perforansvenen – das sind die Verbindungsvenen zu den tiefen Beinvenen – von den degenerativen Veränderungen erfasst, kann Blut zwischen oberflächlichem und tieferem Venensystem zirkulieren, anstatt Richtung Herz abzufließen. Durch den schlechteren Abtransport von Blut bzw. Flüssigkeiten aus den Beinen entwickeln sich parallel häufig Ödeme.

Sekundäre Varikose

Krampfadern entstehen aber auch, wenn die oberflächlichen Venen durch ein Übermaß an Blutfluss überfordert werden und sich deshalb erweitern. Dies geschieht zum Beispiel bei Abflusshindernissen im tiefen Venensystem: Ist die tiefe Beinvene durch eine tiefe Venenthrombose verstopft, sucht sich das Blut den Weg zum Herzen über das – noch gesunde – oberflächliche Venensystem. Weil diese Venen aber für größere Blutmengen nicht angelegt sind, erweitern sie sich und werden zu Krampfadern. Ein solches Krampfaderleiden, das aufgrund anderer Venenerkrankungen entsteht, nennt der Arzt eine sekundäre Varikose.

Sonderform Speiseröhren-Krampfadern. Eine klinisch bedeutende sekundäre Varikose sind Speiseröhrenkrampfadern (Näheres siehe dort).

Komplikationen

In fortgeschrittenem Stadium führt der gestörte venöse Blutabfluss dazu, dass sich jetzt auch die tiefen Beinvenen erweitern und ihre Klappen undicht werden. Es droht eine chronisch venöse Insuffizienz, die auch als Endstadium oder Folgeschaden der tiefen Venenthrombose auftritt.

Krampfadern können auch reißen und zu massiven Blutungen führen. Wiederholte Blutungen aus Bein-Krampfadern entziehen dem Körper durch den Blutverlust nicht nur viel Eisen, sondern werden auch zum Ausgangspunkt schlecht heilender Wunden mit schweren Infektionen.

Weitere Komplikationen sind die Entzündung (Thrombophlebitis) sowie in fortgeschrittenen Stadien auch Wundheilungsstörungen und offene Beine (Beingeschwür, Ulcus cruris).

Diagnosesicherung

Die Untersuchung der Beine im Stehen zeigt dem Arzt, welche oberflächlichen Venenabschnitte erweitert sind. Mit dem Ultraschall (Doppler- und Duplexsonografie) prüft er den Blutfluss in den Venen, die Dichtigkeit der Venenklappen und die Durchgängigkeit des tiefen Venensystems. Außerdem sucht er nach Zeichen der fortgeschrittenen chronisch-venösen Insuffizienz wie Ödemen und Hautveränderungen.

Eine Röntgenuntersuchung der Venen mit Kontrastmittel (Phlebografie) ist nur bei Verdacht auf eine zusätzliche tiefe Beinvenenthrombose notwendig.

Behandlung

Bei der Behandlung von Krampfadern gilt es nicht nur, die Beschwerden zu lindern und eventuelle Blutungen und Entzündungen zu behandeln. Wichtig ist auch, die Ausbreitung der Erkrankung auf das tiefe Venensystem zu verhindern.

Eine Heilung der Krampfadern ist jedoch nicht möglich, da keine wirksamen Medikamente zur Verfügung stehen. Somit bleiben lediglich die Möglichkeiten, die Krampfadern durch einen operativen Eingriff zu beseitigen oder den normalen Blutfluss in den Krampfadern durch dauerhaften Druck (Kompression) von außen zu unterstützen. Daneben kann der Patient mit einigen Basismaßnahmen (siehe unten) seine Venen stärken und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten.

Kompressionsbehandlung

Für die Kompressionsbehandlung gibt es Strümpfe der Kompressionsklassen I (leichte) bis IV (sehr starke Kompression). Stützstrümpfe entsprechen der Kompressionsklasse I, sie sind eine Hilfe bei schweren, müden Beinen und gering ausgebildeten Krampfadern. Bei fortgeschrittenen Krampfadern mit Schwellungsneigung sind Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse II erforderlich, um das Zurückfließen des Bluts durch undichte Venenklappen zu verhindern. Damit wird dem Fortschreiten der Krampfaderbildung sowie Entzündungen, Blutungen und offenen Hautstellen vorgebeugt. Auch nach einer Venenoperation wird der anhaltende Operationserfolg durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen unterstützt. Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklassen III und IV sind nur in Ausnahmefällen bei schwerer chronisch-venöser Insuffizienz nötig.

Behandlung der blutenden Krampfader

Wenn eine Krampfader zu bluten beginnt (Varizenruptur, Venenruptur), droht erheblicher Blutverlust. Der Betroffene muss das Bein hochlegen und die blutende Vene mit einer Wundauflage abdrücken, bis die Blutung zum Stehen kommt. Ein anschließender Druckverband verhindert eine Nachblutung. Er muss bis zum Verheilen der Wunde regelmäßig erneuert werden. Wenn Krampfadern bluten, ist es Zeit, mit dem Arzt zu besprechen, ob eine Operation oder Verödung der Vene zweckmäßig ist.

Operative Behandlung

Operative Maßnahmen können Krampfadern beseitigen oder dauerhaft verschließen. Kleine Krampfadern behandelt der Arzt durch Lasertherapie oder Verödung (Sklerosierung). Hierbei wird durch Hitze oder in die Vene gespritztes Venenverödungsmittel die Gefäßinnenwand zerstört und so eine künstliche Entzündung provoziert. Die Vene verschließt sich dadurch und ein bindegewebiger Umbau folgt. Bei größeren Venen führt diese Methode leider nicht zu einem andauernden Erfolg. Sie ist zudem mit der Gefahr verbunden, dass das Verödungsmittel in das tiefe Venensystem fließt und dort eine Thrombose auslöst. In diesem Fall werden die erweiterten Venen besser teilweise oder vollständig operativ entfernt (Stripping) und die Perforansvenen unterbunden, sodass kein Blut mehr vom tiefen ins oberflächliche Venensystem gelangen kann.

Stripping

Die am häufigsten vorgenommene Operation zur Entfernung von Krampfadern ist das Stripping, bei dem der Gefäßchirurg die betroffenen Abschnitte der geschädigten Vene herauszieht. Dieser Eingriff wird meist ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert 30 Minuten bis 1 Stunde. Sind die Krampfadern nicht nur ein kosmetisches Problem, so übernehmen die Kassen die Kosten für ihre Entfernung.

Zu Beginn des Eingriffs bindet der Chirurg die Vene oberhalb des geschädigten Bereiches nahe der Verbindungsstelle zwischen oberflächlicher und tiefer Beinvene ab. Am Oberschenkel liegt diese Stelle in der Leiste, am Unterschenkel in der Kniekehle. Anschließend durchtrennt er das Gefäß unterhalb der Krampfader.

Um das Gefäß aus dem Bein zu ziehen, schiebt er nun einen Draht mit einer Sonde von unten durch den gelösten Abschnitt. Oben angekommen, befestigt er beim klassischen Stripping am Ende einen Metallknopf und zieht dann die Sonde mitsamt der Vene aus dem Bein. In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl schonenderer Verfahren entwickelt, bei denen meistens kleinere Schnitte und verbesserte Sonden eingesetzt werden. Beim invaginierenden Mini-Stripping beispielsweise wird der obere Venenabschnitt am Sondenkopf festgeschnürt, sodass sich die Vene beim Herausziehen nach innen stülpt, und beim Pin-Stripping wird eine besonders feine Sonde benutzt. Ein sehr schonendes Verfahren ist das Kryo-Stripping. Dabei vereist der Arzt das betroffene Venenstück mithilfe einer Kältesonde.

Gesunde Venensegmente belässt der Operateur, damit für eine möglicherweise später erforderliche Bypassoperation noch Material verfügbar ist. Abschließend verknotet er die nun funktionslosen bzw. ebenfalls betroffenen Perforansvenen (sie werden – medizinisch gesprochen – unterbunden).

Nach der Operation

Trotz aller Vorsicht beschädigt das Stripping immer kleine Seitenäste der Vene, Lymphgefäße und feine Nervenfasern. Oft bilden sich auch große Blutergüsse. Bereits am Tag nach dem Eingriff beginnt die Bewegungstherapie, die einen entscheidenden Beitrag zur Heilung leistet. Die ersten 1–2 Wochen nach der Operation bleibt der Patient noch krankgeschrieben. Um die Heilung zu beschleunigen und Blutungen zu verhindern, muss er zudem für etwa 3 Monate Kompressionsstrümpfe der Klasse II tragen.

Prognose

Nach einem operativen Eingriff bilden sich in ~ 5 % der Fälle erneut Krampfadern. Dies liegt unter anderem daran, dass die angeborene Veranlagung zur Krampfaderbildung fortbesteht.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Schuhwerk. Tragen Sie flache, bequeme Schuhe, die die natürliche Abrollbewegung beim Gehen zulassen und dadurch die Muskelvenenpumpe aktivieren. Tragen Sie bei Senkspreizfüßen Einlagen, orthopädische Hilfsmittel. Bevorzugen Sie beim Schuhwerk offene Schuhe und Sandalen, die Luft an Ihre Füße lassen. Gefütterte Winterschuhe sollten Sie am Arbeitsplatz wechseln, denn auch sie fördern die abendlichen schweren Beine.

Training. Neben einer Kompressionsbehandlung (Selbsthilfe-Tipps finden Sie bei der chronisch venösen Insuffizienz) ist viel Bewegung und wenig Sitzen oder Stehen gut für die Venen. Nehmen Sie sich Zeit für eine tägliche Venengymnastik, beispielsweise 10 Minuten die Beine an die Wand hochlegen, Heben, Senken und Krallen der Zehen, Kreisen und Wippen der Fußspitzen, im Stehen abwechselnd Zehen- und Fersenstand. Viele dieser Übungen sind auch tagsüber während der Arbeit oder beim Sitzen am Schreibtisch möglich. Ungünstig sind das Übereinanderschlagen oder Baumelnlassen der Beine sowie große Kraftanstrengungen mit hohem Pressdruck, z. B. beim schweren Heben. Nutzen Sie jede Gelegenheit, Ihre Beine hochzulegen. Wenn Sie längere Zeit sitzen müssen (Langstreckenflug, weite Autofahrtrecken usw.) benutzen Sie immer wieder die Muskelpumpe (Zehen zur Nase ziehen, auf den Fersen wippen) oder gehen Sie nach Möglichkeit zwischendurch einige Schritte. Günstig sind Aktivitäten wie Laufen, Wandern, Schwimmen, Radfahren, Tanzen, Skilanglauf. Venen sind auf eine gut trainierte Beinmuskulatur angewiesen.

Schlafen. Bei nächtlichen Wadenkrämpfen wirkt der gezielte Entzug von Wärme oft Wunder. Im Winter reicht manchmal schon das Querlegen der Bettdecken, sodass die Beine offen liegen (frieren die Zehen, so können Socken helfen). Im Hochsommer hilft ein nasses und wieder ausgewrungenes Badetuch, das in Unterschenkelhöhe auf die Matratze gelegt wird. Auch eine kurze kalte Beindusche kann die Wadenkrämpfe stoppen, ebenso wie ein Glas magnesiumhaltiges Mineralwasser.

Komplementärmedizin

Kneipp-Anwendungen: Kneipp-Wassertreten und Wechselduschen der Beine mit kaltem und warmem Wasser vom Fuß bis zur Leiste lindern die Beschwerden, wobei kaltes Wasser den Abschluss bilden muss. Reiben Sie danach Füße und Beine mit einer Hautpflegecreme ein.

Hitze ist Gift für die Venen. Meiden Sie daher Solarien, Sonnenbäder, heiße Vollbäder und tropische Hitze. Auf Saunagänge brauchen Sie nicht zu verzichten, wenn Sie bei den Kaltphasen nach dem Saunagang Ihre Beine nicht vergessen – kalte Güsse tun den Venen gut, und viele Betroffene finden auch minutenlange eiskalte Fußbäder erfrischend. Alternativ können Sie Fußwechselbäder probieren. Füllen Sie einen Bottich mit ganz kaltem und einen mit möglichst heißem Wasser. Stellen Sie die Füße abwechselnd in je einen Bottich. In der Sauna sollten Sie die Füße stets hochlegen.

Pflanzenheilkunde. Von den frei verkäuflichen Venenmittel konnten Rosskastaniensamen-Extrakte in Studien eine gewisse Wirkung auf Beschwerden bei Beinvenenerkrankungen zeigen. Untersucht wurden dabei Tagesdosen von 200 mg Aescin (etwa 300 mg Extrakt in retardierter Form). Wichtig ist jedoch, dass die Pflanzenmedizin nur eine zusätzliche Behandlung darstellt und keinesfalls die Basistherapie mit Bewegung und Kompression ersetzen darf.

Weiterführende Informationen

  • www.venenliga.de – Internetseite der Deutschen Venen-Liga e. V., Bad Bertrich: Umfangreiche Informationen und Hilfen zu Venenleiden.
  • H. Höfer: Gesunde Venen, schöne Beine. Das Gefäßtraining für den Alltag. Empfohlen von der Deutschen Venen-Liga. Schlütersche, 2015.
  • E. Mendoza: Ratgeber Krampfadern, Beinschwellung, Thrombose. Springer, 2016.

Von: Dr. med. Dieter Simon, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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So kriegt das Blut sein Fett weg

Auch regelmäßiges Sport treiben hilft dabei, die Blutfette im Zaum zu halten.

So kriegt das Blut sein Fett weg

Cholesterin und Triglyceride zu hoch

Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern.

Fette sind Fluch und Segen

Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei.

Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert:

  • Cholesterin stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber.
  • Triglyceride werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen.

Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an.

Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen.

Hinweis: Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen.

Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen

Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion.

Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen.

Hinweis: Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus.

Zufallsbefund oder Herzinfarkt

Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.

Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B.

Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus:

  • Liegen keine Risikofaktoren wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl (3,0 mmol/L) sein.
  • Bei moderatem Risiko gelten LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden.
  • Bei hohem Risiko werden LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L).
  • Bei sehr hohem Risiko soll das LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung.

Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen.

Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren.

Hinweis: Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht.

Wie gut helfen Lebensstiländerungen?

Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet:

  • Sich regelmäßig bewegen. Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben.
  • Rauchen beenden. Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden.
  • Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern.
  • Sich gesund ernähren. Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl.

Hinweis: Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen.

Wie Medikamente die Blutfette bezwingen

Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:

  • Statine sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker.
  • Bempedoinsäure hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus.
  • Ezetimib hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%. 
  • PCSK9-Inhibitoren binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor.

Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit Fibraten. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist.

Hinweis: Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung.

Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Uwe Umstätter