Gesundheit heute

Kardiomyopathien

Kardiomyopathien: Gruppe chronischer Erkrankungen des Herzmuskels, die zu einer Pumpschwäche des Herzens (Herzinsuffizienz) führen und in der Regel zwar behandelbar, aber nicht heilbar sind.

Dilatative und hypertrophische Kardiomyopathie sind die häufigsten Formen. Sie führen zunächst einmal zu den Beschwerden einer Herzinsuffizienz, bedrohlicher ist aber der plötzliche Herztod, der jederzeit durch Herzversagen eintreten kann. Die Behandlung umfasst einfache Entwässerungstabletten (Diuretika), die Unterstützung des Herzens durch einen Herzschrittmacher bis hin zur Herztransplantation, die in schweren Fällen einzig und allein das tödliche Herzversagen abzuwenden vermag.

Symptome und Leitbeschwerden

Zu Beginn:

  • Leistungsschwäche und abnorme Müdigkeit
  • Belastungsluftnot
  • Schwindel
  • Herzklopfen, unregelmäßiger Puls
  • Vermehrtes nächtliches Wasserlassen
  • Geschwollene Beine (Ödeme).

Im fortgeschrittenen Stadium:

  • Schwere Atemnot, auch in Ruhe oder sogar im Liegen
  • Brustschmerzen (ähnlich Angina pectoris)
  • Luftnot mit Rasseln (Wasser auf der Lunge, Lungenödem)
  • Bauchschmerzen (durch Leberstauung).

Wann zum Arzt

Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn

  • Sie bei sich Anzeichen erkennen, dass die Herzleistung plötzlich nachlässt – zum Beispiel bei einer anstrengenden Reise oder nach einem Training.

Die Erkrankung

Formen

Da der Begriff "Kardiomyopathie" eine Gruppe sehr verschiedener Erkrankungen zusammenfasst, lohnt sich der Blick auf die einzelnen Formen:

Der Schlüsselbefund bei der dilatativen Kardiomyopathie (DCM) ist die Erweiterung, zunächst der linken Herzkammer, im Endstadium auch aller anderen Herzhöhlen. Das Herz zieht sich nur schwach zusammen, seine Wandstärke ist nur geringfügig dicker. Die häufigsten Ursachen sind vorausgegangene Herzmuskelentzündungen oder eine koronare Herzkrankheit. Die Prognose der DCM ist schlecht, die 10-Jahres-Überlebensrate beträgt nur 20 %. Wenn der Zustand des Patienten sich durch Medikamente nicht ausreichend bessert, erwägen die Ärzte nicht selten eine Herztransplantation.

Für die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist eine Verdickung der linken Herzkammermuskulatur charakteristisch. Diese Verdickung schränkt den Einstrom des Bluts in die Herzkammer ein. In der Folge dehnen sich die Vorhöfe aus oder die Mitralklappe wird wegen des erhöhten Arbeitsdrucks undicht.

  • Ist die Verdickung asymmetrisch und betrifft besonders die Kammerscheidewand (25 % der Fälle), entsteht eine Ausflussbehinderung der linken Herzkammer (hypertrophisch obstruktive Kardiomyopathie, HOCM). Sie ist die häufigste Todesursache bei jungen Leistungssportlern; die Betroffenen sind oft beschwerdefrei und die Diagnose erfolgt oft nur als Zufallsbefund.
  • Ist die Verdickung gleichmäßig verteilt, fehlt die Ausflussbehinderung (hypertrophische nicht obstruktiven Kardiomyopathie, HNOCM, 75 % der Fälle).

Die seltenere restriktive Kardiomyopathie (RCM) zeichnet sich durch die verminderte Dehnbarkeit der linken Herzkammer aus, z. B. infolge einer Endokarditis. Die Kammerfüllung nimmt ab, dadurch staut sich Blut in die Lungengefäße zurück.

Bei der ebenfalls selteneren arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie (ARCM) lagern sich zunehmend Bindegewebszellen mit Fett in die Herzmuskelschicht der rechten Herzkammer ein. Die rechte Herzkammer erweitert sich und kann das Blut nicht mehr in die Lungen pumpen. Lebensbedrohlich sind in diesem Zusammenhang vor allem Herzrhythmusstörungen.

Ursachen und Risikofaktoren

Kardiomyopathien kommen in allen Altersgruppen vor, auch bei Kindern, Schwangeren und (unerkannt) bei Leistungssportlern. Männer sind doppelt so häufig wie Frauen betroffen. Oft entstehen Kardiomyopathien, ohne dass sich eine Ursache finden lässt. Ein Teil der Kardiomyopathien ist erblich und Folge von Mutationen der Herzmuskelzellen, daher häufen sie sich in manchen Familien. Weitere bekannte Ursachen und Risikofaktoren sind:

  • Alkoholmissbrauch ("Bayerisches Bierherz")
  • Bluthochdruck
  • Herzinfarkt, Herzklappenfehler, Virusinfektionen des Herzens
  • Autoimmunerkrankungen
  • Kardiotoxische Medikamente (z. B. Doxorubicin)
  • Amyloidose, M. Fabry.

Wie die Aufstellung vermuten lässt, ist bei manchen Kardiomyopathien wie den erblichen Formen das Krankheitsgeschehen auf das Herz beschränkt (primäre Kardiomyopathien), bei den häufigeren sekundären Kardiomyopathien erkrankt der Herzmuskel in Folge eines anderen ursächlichen Krankheitsgeschehen.

Diagnosesicherung

Bei der körperlichen Untersuchung fällt dem Arzt häufig eine Stauung der Halsvenen auf. Das Herz schlägt meist schnell, beim Abhören mit dem Stethoskop erkennt der Arzt einen sogenannten 3. Herzton, oft hört er auch Strömungsgeräusche an den Herzklappen.

Wichtigstes Untersuchungsverfahren beim Verdacht auf eine Kardiomyopathie ist die Echokardiografie. Mithilfe dieser Untersuchung kann der Arzt die Muskelbewegungen, die Funktion der Herzklappen und die Pumpfähigkeit des Herzens gut beurteilen. Zur weiteren Abklärung der Ursache veranlasst der Arzt manchmal zusätzlich ein Kernspin oder eine Herzkatheteruntersuchung, z. B. um eine Herzmuskelbiopsie zu gewinnen.

Herzrhythmusstörungen zeigen sich im EKG und ganz besonders im Langzeit-EKG. Um das Ausmaß einer Herzinsuffizienz abzuschätzen, nutzt der Arzt bildgebende Verfahren wie den Bauchultraschall oder das Röntgen und Labortests wie das natriuretische Peptid BNP (siehe Herzinsuffizienz).

Behandlung

Die Therapie richtet sich nach der Art der Kardiomyopathie sowie nach der Schwere der Beschwerden.

Basistherapie

  • Entlastung des Herzens durch körperliche Schonung und Abbau von Übergewicht
  • Verzicht auf Alkohol und auf herzschädigende Medikamente
  • Medikamentöse Behandlung von Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen
  • Verhinderung der Gerinnselbildung in den vergrößerten Herzräumen durch gerinnungshemmende Medikamente wie Heparin oder Marcumar.

Behandlung mit Katheter oder Operation

Um die Herzleistung zu verbessern und die Herzrhythmusstörungen zu bekämpfen, stehen den Ärzten eine Reihe von interventionellen bzw. chirurgischen Verfahren zur Verfügung:

  • Perkutane Koronarintervention (PCI) zur Beseitigung von Engstellen der Herzkranzgefäße
  • Herzklappenoperation zur Behandlung von Herzklappenfehlern (siehe erworbene Herzklappenfehler)
  • Transkoronare Ablation der Septumhypertrophie (TASH) bei HOCM: Hier spritzen die Ärzte Alkohol in das Herzkranzgefäß, das die verdickte Herzscheidewand (Septum) versorgt, und lösen so einen künstlichen Infarkt in diesem Bereich aus. In der Folge verringert sich die Muskelmasse und der Abfluss aus der Kammer wird wieder frei
  • Myektomie, d. h. operative Entfernung der vergrößerten Muskelmasse bei HCM mit hochgradiger Ausflussstörung
  • Einpflanzen eines Herzschrittmachers (ICD)
  • Einpflanzen eines Biventrikulären Schrittmachers (Zwei-Kammer-Schrittmacher). Dieser versucht, die zeitlich versetzt schlagenden Herzkammern zu synchronisieren und damit die Herzfunktion zu verbessern. Diese Form der Behandlung wird nur in spezialisierten Herzzentren angeboten
  • Herztransplantation.

Prognose

Bei der dilatativen Kardiomyopathie sterben trotz medikamentöser Therapie 20 % der Patienten innerhalb von 10 Jahren nach Diagnosestellung. Häufigste Ursache sind Herzrhythmusstörungen.

Die hypertrophe Kardiomyopathie ist die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod bei jungen Menschen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die wichtigste Regel heißt: das richtige Maß finden. Dies bedeutet zum einen, die Balance zu finden zwischen notwendiger körperlicher Schonung und wirksamer Bewegung. Schonen Sie sich nicht mehr, als Sie müssen, und bleiben Sie "mitten im Leben". Am besten ist die Teilnahme an einer Herzsportgruppe in Ihrer Nähe.

Zum anderen betrifft das Maßhalten das Thema Essen: Übergewicht und Alkohol sind die Todfeinde des bereits stark geschädigten Herzmuskels. Hier ist Maßhalten ein Muss. Viele Ärzte empfehlen zusätzlich auch eine kochsalzarme Ernährung.

Ansonsten gelten dieselben Selbsthilfeempfehlungen wie für die Herzinsuffizienz.

Prävention

Wenn in Ihrer Familie ein plötzlicher Herztod bei einem jüngeren Familienmitglied aufgetreten ist, gehen Sie zum Arzt, um eine erblich bedingte Kardiomyopathie auszuschließen.

Von: Dr. med. Dieter Simon in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Smartwatch-Funktionen im Warentest

Manche Smartwatches können sogar ein EKG aufzeichnen.

Smartwatch-Funktionen im Warentest

Blutdruck, EKG, fruchtbare Tage

Ob Schlafanalyse, Vorhersage der fruchtbaren Tage oder Blutdruckmessung: Smartwatches bieten immer mehr Gesundheitsfunktionen an. Doch leider kann man den Messwerten nicht immer vertrauen, wie Stiftung Warentest herausgefunden hat.

Drei beliebte Uhren im Test

Die Funktionen von Smartwatches werden immer ausgefeilter. Doch eignen sich die cleveren Uhren wirklich wie beworben zur Trainingsbegleitung oder zur Familienplanung? Um das zu prüfen, haben die Warentester*innen die verschiedenen Gesundheitsfunktionen der Apple Watch Series 8, der Garmin Venu 2 Plus und der Samsung Galaxy Watch5 Pro getestet.

Blutdruck messen kann bisher nur eine

Besonders beliebt bei vielen Nutzer*innen sind die Smartwatches zur Messung von Herz-Kreislauf-Funktionen. In puncto Zuverlässigkeit unterschieden sich die Gesundheitsfunktionen jedoch von Modell zu Modell.

  • ·        Sauerstoffsättigung. Alle drei Uhren messen die Sauerstoffsättigung im Blut. Ob sie das verlässlich tun, prüfte das Testteam sowohl im Tal als auch in dünner Gebirgsluft. Im Tal lieferte nur die Apple Watch sehr gute Messwerte. Bei der Messung der Sauerstoffsättigung auf dem Gipfel schnitten alle drei Uhren befriedigend ab.
  • ·        EKG. Auch das EKG können alle drei Uhren aufzeichnen, wobei jedoch nur Samsung und Apple diese Funktion in Europa freigeschaltet haben. Für die Einschätzung der EKG-Qualität fragten die Warentester*innen zwei Kardiologen. Ihr Fazit: Das integrierte EKG ist eine sinnvolle Funktion, die der Ärzt*in bei der Diagnose helfen kann. Denn die Uhr macht auf Herzrhythmusstörungen aufmerksam und hilft dabei, Herzprobleme früh zu erkennen.
  • ·        Blutdruck. Den Blutdruck kann von den genannten Uhren nur die Samsung Galaxy messen. Das tat sie überraschend gut – allerdings muss sie dafür alle vier Wochen kalibiriert werden.

Schlafanalyse äußerst dürftig

Menschen, die wissen möchten, ob sie lang und tief genug schlafen, lassen nachts ihre Smartwatch diese Funktionen messen. Bei der Schlafdauer klappte das recht gut. Im Vergleich mit einem professionellen Messgerät schlugen sich alle drei Uhren immerhin befriedigend. Dabei schätzten Garmin und Samsung die Schlafzeiten etwas besser ein als Apple. Die Schlaftiefe konnte allerdings keine der Uhren zuverlässig erkennen.

Keine Hilfe beim Kinderwunsch

Apple und Samsung werben damit, dass ihre Uhren die fruchtbaren Tage erkennen und voraussagen können. Dazu wird die Hauttemperatur am Handgelenk gemessen, zusätzlich können die Nutzer*innen weitere Daten wie die Konsistenz des Zervixschleims eingeben. Trotzdem lagen die beiden Smartwatches bei der Schätzung der fertilen Tagen häufig falsch. Für Frauen, die schwanger werden möchten, sind diese Funktionen keine Hilfe, schreiben die Tester*innen. Mit ihnen zu verhüten ist sogar riskant – davon raten selbst die Anbieter ab.

Fitnessfunktionen klappen gut

Für die Fitness erwiesen sich die Uhren dagegen als ein recht zuverlässiger Begleiter. Die besten Schrittzähler waren Samsung und Garmin, aber auch Apple verdiente dafür ein „Gut“. Strecken- und Höhenmeter gaben auch alle drei Uhren an. Hierbei lagen Apple und Garmin vor Samsung. Auch die Pulsmessung klappte mit allen drei Modellen gut. Die präzisesten Werte lieferten Apple und Garmin, die Samsung Galaxy war ein wenig ungenauer.

Den Kalorienverbrauch berechnen Smartwatches anhand von Körpergröße und Gewicht, Sportart und Puls. Am genauesten ermittelte Apple die verbrauchte Energie. Die Uhr wich nur um 6% von der Goldstandardmethode zur Messung des Kalorienverbrauchs bei Sportlertreibenden ab. Gut mit einer Abweichung von 17% war die Galaxy, befriedigend mit einer 23-Prozent-Abweichung die Garmin-Uhr.

Quelle: Stiftung Warentest

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Pramote Soongkitboon / Alamy / Alamy Stock Photos