Gesundheit heute

Medikamente in der Schwangerschaft

Früher ging man davon aus, dass der Mutterkuchen das Kind wie eine Art Schranke vor Giften schützt. Mittlerweile weiß man, dass fast alle chemischen Stoffe, denen die Mutter ausgesetzt ist, ebenfalls den Kreislauf des Kindes erreichen – also auch Arzneimittel.

Wer in der Schwangerschaft Medikamente einnimmt, behandelt den Embryo automatisch mit. Die Empfindlichkeit des Kindes gegenüber schädlichen Medikamenten ist von seinem Entwicklungsstadium abhängig. Kritisch ist vor allem das Stadium der Organentwicklung, also die 6.–12. SSW. In dieser Zeit ist das Kind gegenüber schädlichen Substanzen besonders sensibel, weshalb es während dieser Zeit zu den meisten Fehlbildungen kommt. Im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel nimmt die Empfindlichkeit des Embryos gegenüber schädigenden Substanzen wieder ab.

Trotzdem unterscheidet sich der Arzneimittelkonsum von Schwangeren statistisch gesehen nur unwesentlich von dem nichtschwangerer Frauen. Im Schnitt nimmt eine Frau während der Schwangerschaft 3–8 verschiedene Arzneimittel ein, teils verordnet, teils als Selbstmedikation.

Obwohl zu den meisten Arzneimitteln nicht genügend Daten für die Bewertung ihres Einsatzes in der Schwangerschaft vorliegen, lässt sich gut 60 Jahre nach der verhängnisvollen Erfahrung mit dem angeblich sicheren Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan®, dessen Wirkstoff Thalidomid bei Tausenden von Kindern zu Fehlbildungen der Arme und der Beine führte, eine positive Bilanz ziehen. Trotz der stark gestiegenen Zahl neuer Medikamente hat sich die Zahl spontan auftretender Fehlbildungen nicht erhöht.

Allerdings wurde dieser Fortschritt dadurch erkauft, dass sehr viele, auch essentielle Medikamente von ihren Herstellern für die Schwangerschaft nicht mehr empfohlen werden. Dadurch sind die Ärzt*innen oft auf sich allein gestellt, denn sie müssen bei Bluthochdruck, Epilepsie oder Depression Medikamente verordnen. Im Einzelfall lassen sich oft Präparate finden, mit denen die Mutter behandelt werden kann, sodass das Schadensrisiko für das Ungeborene geringer ist, als wenn die Mutter nicht behandelt wurde.

Nutzen und Risiko für Mutter und Kind abwägen. Mittel, die nicht unbedingt notwendig sind, z. B. gegen Husten oder fieberfreie Erkältungen, sollten gemieden werden. Auch bei Schmerzmitteln ist Zurückhaltung angesagt, hier stehen nur wenige unbedenkliche Substanzen zur Verfügung. Außerdem sollte die Dosis so niedrig wie möglich gewählt werden, sodass sie gerade noch wirksam sind. Wann immer möglich, sollten Behandlungsalternativen ohne Medikamente eingesetzt werden, z. B. aus der Komplementärmedizin.

Sicherheitshalber ist jede Ärzt*in auf eine bestehende Schwangerschaft aufmerksam zu machen, auch der Zahn- und Augenarzt. Und wer als chronisch Kranker dauernd Medikamente einnehmen muss, z. B. Psychopharmaka oder gerinnungshemmende Medikamente, sollte den Kinderwunsch vorab mit der Fachärzt*in besprechen.

Auch pflanzliche Medikamente und Tees sind nicht unbedingt harmlos, unter anderem deshalb, weil mit bestimmten Darreichungsformen (ethanolische Auszüge) dem Ungeborenen regelmäßig Alkohol zugeführt wird.

Weiterführende Informationen

  • www.embryotox.de/ – Auf dieser Seite finden Schwangere und Ärzt*innen Informationen zur Einnahme von Arzneimitteln während der Schwangerschaft.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
Zurück
CT-Scan als Gefahr fürs Baby?

Die Strahlen bei CT-Untersuchungen können möglicherweise Fehlgeburten und Fehlbildungen auslösen.

CT-Scan als Gefahr fürs Baby?

Aufpassen bei gebärfähigen Frauen

CT-Untersuchungen sind in vielen Fällen unverzichtbar. Doch bei gebärfähigen Frauen sollte man damit zurückhaltend sein. Eine derartige Strahlenbelastung kurz vor der Befruchtung kann möglicherweise Fehlgeburten und Fehlbildungen auslösen.

Röntgenstrahlen mit Kehrseite

Die Computertomographie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem mit Hilfe von Röntgenstrahlen Schichtaufnahmen des Körpers erzeugt werden. Dadurch liefert die Untersuchung wertvolle diagnostische Bilder, mit denen man innere Verletzungen, Tumoren oder Blutungen gut erkennen kann. Die Kehrseite des Verfahrens ist die Strahlung: Ab einer gewissen Dosis können Röntgenstrahlen Gewebe zerstören. Vor allem Schäden der Keimzellen werden befürchtet, da sich diese auf die möglichen Nachkommen auswirken können.

Auch bei Schwangeren ist man mit CT-Untersuchungen zurückhaltend. Zu Recht, wie eine neue kanadische Studie unterstreicht. Darin waren die Daten von mehr als 5 Millionen Schwangerschaften ausgewertet worden. Knapp 700 000 der werdenden Mütter hatten in den vier Wochen vor der geschätzten Befruchtung eine CT-Untersuchung erhalten.

Je mehr Untersuchungen, desto höher das Risiko

10% aller ausgewerteten Schwangerschaften endeten mit einem spontanen Schwangerschaftsverlust durch eine Fehlgeburt, eine Eileiterschwangerschaft oder eine Totgeburt. Von 1000 Frauen ohne CT-Untersuchung waren 101 betroffen. Bei den werdenden Müttern mit CT lag die Rate höher: Bei einer CT-Untersuchung hatten 117 pro 1000 Frauen einen spontanen Schwangerschaftsverlust, bei zwei Untersuchungen waren es 130 und bei drei oder mehr CT-Untersuchungen waren es 142 pro 1000 Frauen.

Das Risiko für einen Schwangerschaftsverlust war größer, wenn Bauch, Becken oder untere Wirbelsäule bestrahlt worden waren. Außerdem war es umso höher, je näher die CT-Untersuchung am geschätzten Empfängnistag gelegen hatte.

Auch Fehlbildungsrate erhöht

Ähnliches wurde für Fehlbildungen errechnet. Pro 1000 Lebendgeburten kam es ohne vorheriges CT 62-mal zu Fehlbildungen, bei drei und mehr CT-Untersuchungen waren es 105 Fälle.

Tatsächlich kann die Strahlung Erbinformationen von Eizellen beeinflussen und das Risiko für Schwangerschaftsverluste erhöhen. Doch ob dies wirklich in allen Fällen ursächlich war, ist fraglich, sagen Expert*innen. So könnten auch die Erkrankungen der Mütter, die Grund für die CT-Untersuchung waren, eine Rolle bei Fehlgeburten und Fehlbildungen gespielt haben.

Möglichst auf strahlenfreie Methoden ausweichen

Nichtsdestotrotz müssen die Ergebnisse ernst genommen werden. Ärzt*innen sollten weiterhin strikt prüfen, ob eine CT-Untersuchung bei jungen Frauen wirklich erforderlich ist. Häufig lassen sich die gewünschten Informationen auch strahlenfrei erheben, beispielsweise mit einer Magnetresonanztomographie oder dem Ultraschall.

Aber selbst wenn die Untersuchung die Gefahr für spätere Fehlgeburten oder Fehlbildungen erhöht: Zu einer pauschalen Einschränkung medizinisch notwendiger CT-Untersuchungen bei gebärfähigen Frauen darf dieses Risiko nicht führen, warnen Expert*innen.

Quelle: Medscape

Von: Dr. med. Sonja Kemoinski; Bild: mauritius images / Ferenc Cegledi / Alamy / Alamy Stock Photos