Gesundheit heute
Schwangerschaftsbluthochdruck
Schwangerschaftsbluthochdruck (Schwangerschaftshypertonie, schwangerschafts-induzierte Hypertonie): Blutdruck der Mutter von über 140/90 mmHg in der Schwangerschaft. Jede 25. Schwangere ist betroffen, meistens im letzten Schwangerschaftsdrittel. Sowohl Mutter als auch Kind drohen eine Reihe von Folgeproblemen, die unter dem Begriff Präeklampsie zusammengefasst werden, früher auch bekannt als EPH-Gestose (E = Edema (Ödem), P = Proteinurie, H = Hypertonie = Bluthochdruck, Gestose = Schwangerschaftserkrankung).
Leitbeschwerden
- Kopfschmerzen, Ohrensausen, Übelkeit und Erbrechen
- Nachlassen der Urinmenge, evtl. getrübter Urin durch Eiweißbeimischung (Proteinurie)
Trotz der erheblichen Gefährdung von Mutter und Kind bemerkt die Schwangere oft wenig bis gar nichts, außer in vorangeschrittenen Fällen. Dann bestehen:
- Ödeme (Wassereinlagerungen) in Armen und Beinen
- Evtl. Rechtsseitige Oberbauchschmerzen.
Seit September 2009 gibt es einen Labortest, der eine Präeklampsie schon Wochen vor der Ausprägung von Symptomen nachweisen kann. Er erfasst zwei Eiweiße im Blut der Schwangeren, die das Gefäßwachstum regulieren. Der Labortest empfiehlt sich für Schwangere, die früher bereits an Präeklampsie litten, an einer Nierenerkrankung oder gestörten Durchblutung der Gebärmutter leiden.
Die Erkrankung
Bei Schwangeren können die Blutdruckwerte steigen und die Schwangerschaft risikoreicher machen; Mediziner sprechen in dem Fall von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen. Manchmal tritt der Bluthochdruck (Hypertonus) nicht allein auf, sondern führt zu weiteren Beeinträchtigungen. Bedrohlich sind die Folgeprobleme, die unter dem Begriff EPH-Gestose zusammengefasst sind.
- Generalisierte, d. h. nicht nur die Beine betreffende Ödeme. (Allein bestehende Ödeme ohne Schwangerschafts-Bluthochdruck sind unbedenklich.)
- Eine krankhafte Eiweißausscheidung im Urin, die eine erhebliche Nierenschädigung anzeigt (Proteinurie über 0,3 g/l täglich; akut bedrohlich für das Kind ist eine Proteinurie > 3 g pro Tag). Die Ursache ist letztlich nicht bekannt – diskutiert wird eine Überreaktion des mütterlichen Immunsystems.
Wird die Präeklampsie nicht therapiert, drohen akut lebensbedrohliche Komplikationen:
- Die Eklampsie mit Krampfanfällen wie bei einer Epilepsie, die zu starken Durchblutungsstörungen des Mutterkuchens führt und damit das Leben des Kindes gefährdet.
- Das HELLP-Syndrom, bei dem sich das mütterliche Blut zersetzt (H = Hämolyse), Enzyme der Leber (EL) infolge einer Leberschädigung ins Blut freigesetzt werden, und die Blutgerinnungsfähigkeit durch erniedrigte Blutplättchen (LP = low platelets) verloren geht. Die Mutter bemerkt rechtsseitige Oberbauchschmerzen durch die Leberschädigung, es drohen u. a. schwerste innere Blutungen.
Das macht der Arzt
Die Behandlung des Bluthochdrucks in der Schwangerschaft ist schwierig, denn viele Blutdruckmedikamente stehen Schwangeren nicht zur Verfügung, da sie dem Kind schaden können. Am häufigsten wird der Blutdrucksenker Methyldopa eingesetzt. Nur eingeschränkt geeignet sind dagegen
- Dihydralazin: Kann starke Kopfschmerzen, Schwindel und Gefühlsstörungen verursachen. Bei Einnahme im ersten Schwangerschaftsdrittel ist dieser Wirkstoff für das Kind unbedenklich, danach kann er das Wachstum verzögern.
- Beta-Blocker: Kaum Nebenwirkungen für die Schwangere, kann aber bei manchen Erkrankungen (Asthma, langsame Herzrhythmusstörungen) nicht genommen werden; Wachstumsverlangsamung beim Kind.
- Kalziumblocker: Kann Kopfschmerzen, Schwindel, Hautrötung und Herzrasen verursachen und die Wehentätigkeit hemmen. Für das Kind bei vorübergehender Anwendung unproblematisch; zu einer Langzeiteinnahme fehlen Studien.
Medikamente zur Blutdrucksenkung werden nur zögernd verwendet, da Studien bisher nicht belegen konnten, dass eine strenge Blutdrucksenkung Vorteile für Mutter oder Kind bringt und die EPH-Gestose zuverlässig verhindern kann. Trotzdem ist es wichtig, bei leicht erhöhten Werten wachsam zu bleiben, damit eine Verschlechterung oder Komplikationen nicht übersehen werden. Steigen die Blutdruckwerte über 145/95 mmHg, wird der Arzt die Verordnung von Medikamenten erwägen.
Therapie der EPH-Gestose. Bei Blutdruckwerten über 180 mmHg systolisch und/oder 110 mmHg diastolisch und Eiweißnachweis im Urin muss die Schwangere Bettruhe einhalten. Der Blutdruck wird gegebenenfalls durch mehrere Medikamente gleichzeitig gesenkt; die Schwangere erhält eiweißreiche Wunschkost und Flüssigkeit nach Belieben. Zeigt das CTG fetalen Dystress, wird die kindliche Lunge durch Medikamente sobald als möglich auf die Geburt vorbereitet und die Geburt durch Kaiserschnitt vorgenommen.
Therapie von Eklampsie und HELLP-Syndrom. Werden eine Eklampsie oder ein HELLP-Syndrom festgestellt, erfordert dies größte Wachsamkeit. Um die Komplikationen zu behandeln, ist ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich, gegebenenfalls auf der Intensivstation. In der Regel muss die Schwangerschaft rasch mittels Kaiserschnitt beendet werden. Mediziner der Uniklinik Köln haben daneben jüngst ein Verfahren entwickelt, das die Eklampsie behandelt und eine Verlängerung der Schwangerschaft ermöglicht. Dabei wird durch Elektrophorese ein Eiweiß mit dem Namen "sFlt1" aus dem Blut gewaschen, das die Erkrankung auslöst.

In der Schwangerschaft muss der Blutdruck gut überwacht werden.
Gefahr fürs kindliche Gehirn
Hochdruck in der Schwangerschaft
Bei Schwangeren ist es wichtig, gut auf den Blutdruck zu achten. Denn ein Bluthochdruck gefährdet nicht nur die werdende Mutter. Er kann auch der geistigen Entwicklung des Babys schaden.
Vom chronischen Hochdruck bis zur Präeklampsie
In der Schwangerschaft sind drei Hochdruckerkrankungen von Bedeutung: Der chronische Bluthochdruck, der schon vor der Schwangerschaft besteht und die Schwangerschaftshypertonie (Gestationshypertonie), die sich erst nach der 20. Schwangerschaftswoche entwickelt. Die dritte und gefährlichste Form ist die Präeklampsie. Sie ist gekennzeichnet durch das plötzliche Auftreten hoher Blutdruckwerte und weiterer Beschwerden wie z. B. Sehstörungen, Krämpfen und Wassereinlagerung, in schweren Fällen sind das Leben von Mutter und Kind bedroht.
Sprache und Kognition beeinträchtigt
Wie sich ein erhöhter Blutdruck von Schwangeren auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirkt, war Thema einer US-amerikanische Studie. 395 frühgeborene Kinder wurden dafür im Alter von zwei Jahren mit speziellen Entwicklungstests untersucht. Getestet wurden mit den sogenannten Bayley Skalen Motorik, Sprache, soziale und emotionale Entwicklung, Alltagsfähigkeiten und die Kognition (Gedächtnis, Problemlöseverhalten).
Es stellte sich heraus, dass Kinder von Müttern mit Bluthochdruck in der Schwangerschaft in ihrer neurologischen Entwicklung gebremst waren. Der Wert für die Kognition war um durchschnittlich 3,69 Punkte, der für die Sprachentwicklung um 4,07 Punkte verringert. Hatten die Mütter unter einer Präeklampsie gelitten, waren die Einbußen noch größer (- 4,85 und -6,3 Punkte).
Schon kleine Einbußen können Auswirkungen haben
Klinisch bedeutsam könne schon eine Verringerung der Werte um vier bis sechs Punkte sein, erklären die Studienautor*innen. Zumal ein zu Beginn kleiner Nachteil sich im Zeitverlauf auswachsen kann und so z. B. die spätere schulische Leistung beeinträchtigt. Als Grund für die Einbußen vermuten die Forschenden einen negativen Einfluss des hohen Blutdrucks auf die frühe Entwicklung des kindlichen Gehirns.
Wichtig ist deshalb, einen eventuellen Bluthochdruck bei werdenden Mütter frühzeitig zu erkennen und optimal einzustellen. Betroffene Kinder sollten in ihrem Entwicklungsverlauf engmaschig kontrolliert werden. Dann könnte man mit frühen und intensiven Maßnahmen wie z. B. Sprach- und Ergotherapie etwaige Defizite ausgleichen, betonen die Forschenden.
Quelle: Ärztezeitung