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Was heißt Übergewicht? Das Problem mit dem BMI

Was heißt Übergewicht? Das Problem mit dem BMI
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Die Frage, ab wann ein Mensch übergewichtig ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Viele Mediziner behelfen sich mit einer groben, letzten Endes willkürlichen Festlegung: dem Body-Mass-Index (BMI, Körper-Massen-Index). Er wird berechnet, indem man das Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Größe in Meter teilt (kg/m2).

Um festzulegen, ob ein Mensch für seine Größe und seinen Körperbau zu viel Gewicht hat, wäre die Bestimmung der Körperfettmasse (Körperfettgehalt) ideal. Diese Messung ist jedoch so aufwendig, dass sie nur zu Forschungszwecken, nicht aber im Alltag durchgeführt wird. Da der BMI das Gewicht auf die Körperlänge bezieht, ermöglicht er immerhin eine bessere Einschätzung als das Gewicht allein. Allerdings hat der BMI deutliche Grenzen, wenn es darum geht, ein der Gesundheit abträgliches Gewicht festzustellen:

  • Zum einen kann er den Körperfettgehalt muskulöser Personen überschätzen (Arnold Schwarzenegger etwa wäre am BMI gemessen stark übergewichtig) sowie bei Personen mit verringerter Muskelmasse (z. B. im Alter) unterschätzen.
  • Zum Zweiten sagt der BMI nichts über die Fettverteilung aus, und die ist für die Gesundheit entscheidend. Bei der Fettverteilung wird unterschieden zwischen Apfeltyp (Fett befindet sich überwiegend am Körperstamm) und Birnentyp (vor allem an Hüften, Po und Oberschenkeln), wobei bei letzterer seltener mit Folgeschäden zu rechnen ist. Es gibt deshalb zahlreiche Ärzte, die den BMI als das Maß für Übergewicht aufgeben und durch den Taillenumfang ersetzen wollen.

Noch weniger geeignet ist das Normalgewicht nach Broca, mit dem die Nachkriegsgeneration ihr Gewicht beurteilte (das Normalgewicht berechnet sich als Körpergröße in cm – 100). Übergewicht beginnt nach diesem Wert, wenn das Normalgewicht über 20 % erhöht ist.

Neben dem BMI gibt es noch den Body-Adiposity-Index (BAI). Dieser berücksichtigt zusätzlich den Hüftumfang. Er wird berechnet, indem man den Hüftumfang in Zentimeter geteilt durch die Körperlänge in Meter hoch 1,5 minus 18 (kg/m1,5 – 18). Allerdings haben aktuelle Studien gezeigt, dass der BAI den prozentualen Körperfettanteil nicht besser einschätzen kann als der BMI. Den Studienergebnissen zufolge steht der BMI sogar in einer engeren Beziehung zur Fettverteilung im Körper als der BAI. Besonders bei Männern erweist sich der BAI ungenauer.

Weiterführende Informationen

  • www.tools.fettrechner.de – Kommerzielle Website einer Beraterfirma (abel consulting, Weinstadt-Großheppach): Bietet BMI-Rechner für Erwachsene.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Schwangere sollten Jod einnehmen!

Jodtabletten sind ein einfaches Mittel, um den während der Schwangerschaft erhöhten Jodbedarf sicherzustellen.

Schwangere sollten Jod einnehmen!

Schon vor der Empfängnis starten

Schwangere brauchen vermehrt Jod – und das am besten schon vor der Empfängnis. Jodreiche Ernährung reicht für die Versorgung meist nicht aus. Expert*innen empfehlen deshalb, das Spurenelement in Form von Tabletten einzunehmen.

Ohne Schilddrüsenhormone geht es nicht

Jod ist ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Und die sind wiederum unentbehrlich für den Organismus: Sie regulieren Stoffwechselprozesse, wirken auf Herz und Kreislauf und aktivieren die Nieren- und Darmtätigkeit. Außerdem haben Schilddrüsenhormone einen großen Einfluss auf die Nervenzellen und damit sowohl auf die Psyche als auch auf das Denkvermögen.

Eine ganz besondere Aufgabe erfüllen Schilddrüsenhormone in Bezug auf Wachstum und Reifung des ungeborenen Kindes im Mutterleib. Weil sich dessen eigene Schilddrüse erst im zweiten Teil der Schwangerschaft ausbildet, braucht das Kind von Anfang an mütterliche Schilddrüsenhormone. Fehlen diese, weil die Mutter unter einem Jodmangel leidet, drohen schwere Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen. Außerdem ist ein mütterlicher Jodmangel mit einer erhöhten Rate an Fehl- und Totgeburten verbunden.

Neue Fettdepots schlucken Hormone

Doch nicht nur der zusätzliche Hormonbedarf des Embryos oder Fetus führt dazu, dass Schwangere mehr Jod brauchen. Durch die Anpassung des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft verändern sich Blutvolumen und Fettdepots und damit die Jodverteilung im Körper. Außerdem scheiden die Nieren mehr von dem Spurenelement aus. Die hohen Östrogenspiegel bewirken außerdem, dass die Schilddrüsenhormone stärker an Eiweiße gebunden sind und weniger aktiv sind.

Aus all diesen Gründen müssen Schwangere mehr Schilddrüsenhormone bilden und brauchen dafür vermehrt Jod. Die tägliche Gesamtzufuhr soll etwa 230 µg betragen (bei Stillenden 260 µg). Um solch hohe Mengen zu gewährleisten, empfehlen Expert*innen die Einnahme von 100 bis 150 µg Jod am Tag. Daneben sollte auch über die Nahrung ausreichend Jod aufgenommen werden, z. B. in Form von Milch und Milchprodukten oder Meeresfisch.

Raucherinnen besonders gefährdet

Besonders auf eine ausreichende Jodzufuhr achten sollten zudem Veganerinnen, weil der völlige Verzicht auf tierische Produkte einen Jodmangel noch wahrscheinlicher macht. Auch Raucherinnen sind gefährdet: Das im Rauch enthaltene Thiocyanat hemmt den Jodtransport in die Schilddrüse und damit die Bildung von Schilddrüsenhormonen.

Quelle: pta heute

Von: Dr. med Sonja Kempinski; Bild: Andrey_Popov/shutterstock.com