Gesundheit heute

Paraphimose

Paraphimose (spanischer Kragen): Einklemmung der zurückgezogenen Vorhaut hinter der Eichel im sogenannten Eichelkranz. Durch Blutstau und einströmendes Gewebewasser schwillt die Eichel an, verfärbt sich blau und ist sehr stark schmerzhaft. Ursachen sind das Zurückschieben der Vorhaut bei Phimose oder das unsachgemäße Legen eines Dauerkatheters, wenn die Vorhaut nicht wieder zurückgestreift wurde.

Die Paraphimose ist ein urologischer Notfall, bei verspäteter Therapie droht das Absterben der Eichel. Zur Behandlung schiebt der Arzt die Vorhaut nach Betäubung der Penisnerven vorsichtig manuell zurück. Gelingt dies nicht, muss die Vorhaut eingeschnitten werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Hoch schmerzhafte Schwellung der Eichel
  • Bläuliche Verfärbung
  • Sichtbarer Schnürring unter der Eichel.

Wann zum Arzt

Sofort (nachts und am Wochenende in die Klinik), wenn

  • die Vorhaut unter der Kranzfurche der Eichel schmerzhaft eingeklemmt ist und sich nicht mehr zurückstreifen lässt. Auf dem Weg dorthin sollte die Eichel vorsichtig gekühlt werden.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die Paraphimose entsteht, wenn die zu enge Vorhaut gewaltsam zurückgezogen wird und sich in der Eichelfurche einklemmt, was einen gestörten Blutabfluss nach sich zieht. Die Eichel und die eingeklemmte Vorhaut schwellen stark an, und es bildet sich ein Ödem (Wassereinlagerungen im Gewebe), das äußerst schmerzhaft ist und das Zurückstreifen der Vorhaut zunehmend unmöglich macht. Unbehandelt droht die Paraphimose die Blutversorgung abzuschnüren, was zum Absterben der Eichel führt.

Ursachen

  • Gewaltsames Zurückziehen der Vorhaut bei einer Phimose
  • Vergessene Reposition der Vorhaut nach dem Legen eines Blasenkatheters
  • Masturbation, Geschlechtsverkehr (z. B. durch eine relative Vorhautverengung bei Anschwellen des Gliedes während der Erektion).

Diagnosesicherung

Der Arzt erkennt die Paraphimose an dem Schnürring in der Eichelfurche, der durch die eingeklemmte Vorhaut zustande kommt. Außerdem bestehen Schwellung, Rötung und Schmerzen.

Behandlung

Das Lösen einer Paraphimose ist sehr schmerzhaft, deshalb betäubt der Arzt vorher den Nerv an der Peniswurzel durch Injektion eines lokalen Betäubungsmittels. Manchmal werden die Betroffenen zusätzlich auch mit einem Beruhigungsmittel sediert oder erhalten sogar eine Kurznarkose.

Der Arzt wird dann das Ödem der Vorhaut für einige Minuten "ausdrücken", anschließend die Eichel zurück und die Vorhaut nach vorne bewegen. In den meisten Fällen gelingt dadurch die Reposition der Vorhaut.

In schweren Fällen reicht das manuelle Ausdrücken nicht und der Arzt muss einen Schnitt in die Vorhaut machen, dies nennt man dorsale Inzision. Je nach Befund empfiehlt er eventuell auch die Beschneidung, um eine erneute Paraphimose zu vermeiden.

Prognose

Bei zügigem Eingreifen bleiben keine Schäden zurück. Wird die Phimose nicht oder erst spät behandelt, drohen Entzündungen und das Absterben von Gewebe.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Suchen Sie bei einer Paraphimose unverzüglich den Arzt auf. Scham oder Peinlichkeitsgefühle können die Eichel kosten.
  • Streifen Sie eine zu enge Vorhaut nie mit Gewalt zurück! Vor allem vor der Pubertät reicht es, den Penis von außen zu waschen. Verklebungen der Vorhautblätter sind physiologisch und lösen sich meist bis zur Pubertät (siehe Phimose).
  • Wird die (lockere) Vorhaut beim Waschen über die Eichel zurückgeschoben muss darauf geachtet werden, dass sie danach wieder in die normale Position zurückgelangt.

Weiterführende Informationen

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hodendrehung bei Jungen

Ärzte ermutigen zur Untersuchung

Leiden Teenager unter starken Hodenschmerzen, hält sie oft ihre Scham davon ab, einen Arzt aufzusuchen. Liegt jedoch eine Hodendrehung vor, zählt meist jede Minute, um die Funktionsfähigkeit der Hoden zu erhalten.

Bei einer Hodendrehung (Hodentorsion) dreht sich der Hoden mit dem Nebenhoden um den Samenstrang. Dadurch wird die Blutzirkulation unterbrochen, was zu plötzlichen, starken Schmerzen sowie zur Schwellung oder Rötung eines – oder seltener beider – Hoden führen kann. Die zentrale Aufgabe der Hoden ist es, männliche Geschlechtshormone wie Testosteron und, beim Einsetzen der Pubertät, Samenzellen (Spermien) zu produzieren. Ist die Blutzufuhr komplett unterbrochen, sterben die spermienbildenden Zellen nach sechs bis acht Stunden ab, nach zwölf Stunden gehen auch die hormonproduzierenden Zellen zugrunde. Es drohen verminderte Fruchtbarkeit und ein äußerlich beeinträchtigtes Genital, im schlimmsten Fall der Verlust des Hodens.

Eltern sollten starke Schmerzen ihrer Kinder ernst nehmen

Eltern sollten starke Hodenschmerzen ihrer Kinder deshalb ernst nehmen und schnellstmöglich einen Kinderchirurgen oder -urologen aufsuchen, betonen Fachärzte der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V (DGKCH). Ursache für eine Hodentorsion sind oft im Hodensack besonders locker befestigte Hoden, die dadurch sehr beweglich sind. Aber auch bei Jungen, deren Hoden nicht beide bis zur Geburt in den Hodensack abgestiegen sind, liegt ein bis zu zehnfach erhöhtes Risiko für eine Hodentorsion vor. Entwicklungsgeschichtlich bedingt, befinden sich die beiden Hoden während der Schwangerschaft zunächst noch in der Bauchhöhle des Säuglings und wandern erst um die Geburt herum in den Hodensack.

Nur Mut, Schmerzen zu äußern!

Grundsätzlich können Hodentorsionen in jedem Lebensalter auftreten. Dennoch gibt es zwei Altersgipfel, bei denen sie besonders oft vorkommen: Neben dem kleineren Gipfel im ersten Lebensjahr besteht vor allem bei Teenagern zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr ein erhöhtes Risiko für eine Hodendrehung. Oft hindert Scham die Jungen daran, ihre Schmerzen zu äußern. „Dies kann dazu führen, dass die Drehung oft schon Stunden zurück liegt, bis wir die Patienten sehen, und die Prognose für den Hoden trotz zügig eingeleiteter Operation entsprechend schlecht ist,“ warnt Prof. Dr. med. Christian Lorenz, Kinderchirurg in Bremen.

Ausführliche Untersuchung mit Ultraschall

Der Chirurg oder Urologe wird zunächst das gesamte Genital und dessen Umgebung untersuchen, am besten einschließlich einer Ultraschalluntersuchung, empfehlen die Fachärzte der DGKCH. Zusätzlich müssten Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden – etwa eine Torsion von Anhangsgebilden an Hoden oder Nebenhoden, Hodenentzündungen oder Hodentumore.

Im Zweifelsfall wird operiert

Die Bezeichnung „Akutes Skrotum“ gilt solange als Überbegriff und Leitdiagnose, bis die genaue Ursache der Beschwerden gesichert ist. „Besteht trotz zeitgerechter Ausschöpfung aller Untersuchungstechniken der geringste Zweifel an einer ausreichenden Durchblutung des betroffenen Hodens, ist eine notfallmäßige operative Eröffnung des betroffenen Hodenfaches mit Inspektion des Hodens und adäquater Therapie die zwingend gebotene Maßnahme“, erklärt Prof. Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der DGKCH aus Berlin.

Entscheiden sich Ärzte zu einer Operation, wird der betroffene Hoden in seine ursprüngliche Lage zurückgedreht. So wird er wieder durchblutet und bleibt erhalten. Zusätzlich wird der Hoden mit ein bis zwei Nähten gesondert im Hodenfach befestigt, um einer erneuten Drehung vorzubeugen.

Entfernung des Hodens nur im schlimmsten Fall

„Nur wenn der Hoden unwiederbringlich geschädigt ist, muss er entfernt werden“, betont Prof. Tillig. Eine prothetische Versorgung des leeren Hodenfaches ist heute Teil der Nachsorge für alle Patienten mit Hodenverlust , deren Körperwachstum abgeschlossen ist. Dabei setzen die Chirurgen ein Implantat aus Kunststoff ein, das aussieht und sich anfühlt wie ein Hoden.

Von: Julia Schmidt/DGKCH