Gesundheit heute

Feigwarzen

Feigwarzen (Condylomata acuminata, spitze Kondylome, Genitalwarzen, HPV-Infektion): Spitze, hahnenkammartige Wucherungen nach Infektion mit dem Humanen Papillom Virus (HPV). Feigwarzen kommen zunehmend häufig vor; in den westlichen Ländern sind 0,1–1,0 % der Bevölkerung betroffen. Die 15- bis 30-Jährigen stecken sich am häufigsten an, doch viele davon erkranken nicht sichtbar. Da die Viren hauptsächlich durch Haut- und Schleimhautkontakte beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, zählen Feigwarzen zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Eine Behandlung ist nur symptomatisch möglich, d. h. die Warzen können entfernt werden, nicht aber die Viren als deren Ursache. Rückfälle (Rezidive) sind daher häufig.

Symptome und Leitbeschwerden

Genitalwarzen rufen nur selten Beschwerden hervor. Folgende Symptome können auftreten:

  • Hahnenkammartige, weißlich-graue, spitze Warzen im äußeren Geschlechtsorgan- und Analbereich
  • Nässegefühl
  • Juckreiz oder Brennen
  • Kleine blutende Risse (Fissuren) rund um die Warze.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • fühl- oder sichtbare Warzen im Geschlechtsorgan- oder Analbereich auftreten.
  • es im Geschlechtsorgan- oder Analbereich juckt oder brennt.
  • es zu Blutungen (aus der Scheide) unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr kommt.
  • Feigwarzen beim Partner diagnostiziert wurden.

Die Erkrankung

HPV ist ein Virus, von dem man etwa 90 verschiedene Typen kennt.

Bei Frauen verursachen die Typen HPV 6 und 11 im äußeren Genitalbereich (Schamlippen und Scheideneingang) und Analbereich Feigwarzen. Infektionen sind auch an den inneren Genitalorganen bekannt, sehen dann aber anders aus: Insbesondere am Muttermund werden nach HPV-Infektion flache Kondylome beobachtet.

Bei Männern treten die Feigwarzen vom Typ HPV 6 und 11 hauptsächlich am Penisschaft (51 %), am After (34 %), an der Eichel (10 %) und an der Vorhaut (8 %) auf. Nachweislich stecken sich beschnittene Männer deutlich seltener an als nicht beschnittene. Die Feigwarzen treten bei Letzteren an der Vorhaut und dem Vorhautbändchen, an der Eichel und dem Eichelrand sowie an der Harnröhrenöffnung (deutlich häufiger als bei der Frau) auf. Bei beschnittenen heterosexuellen Männern findet man Feigwarzen am Penisstamm und an der -wurzel. An Feigwarzen, die ausschließlich im Analbereich bzw. -kanal auftreten, leiden in der Mehrzahl Homosexuelle.

Krankheitsentstehung

Die Viren werden von Mensch zu Mensch, vorwiegend beim Geschlechtsverkehr, übertragen. Anschließend dauert es Wochen bis Monate, bis es zu Krankheitsanzeichen kommt. In vielen Fällen bleiben sie ganz aus oder treten nur bei verminderter Immunabwehr auf. Feigwarzen an sich sind gutartig, kommen aber häufig zusammen mit Zellveränderungen vor, die Vorstufen zu bösartigen Tumoren der Geschlechtsorgane, insbesondere für Gebärmutterhalskrebs oder Peniskrebs, sein können.

Ursachen

Das Virus wird meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr durch den direkten Kontakt mit den infizierten Haut- oder Schleimhautarealen übertragen.

Selten wird das Virus auch als Schmierinfektion über infizierte Handtücher oder verunreinigte Gegenstände wie Sexspielzeug weitergegeben.

Risikofaktoren

  • Häufig wechselnde Sexualpartner
  • Immunsuppressiva (Arzneimittel, die beispielsweise bei Krebserkrankungen oder Multipler Sklerose eingesetzt werden und die die normale Funktion des Immunsystems vermindern)
  • Genussmittel- (Nikotin, Alkohol) und Drogenmissbrauch
  • Geschwächte Immunabwehr
  • Bestehende Entzündungen an Enddarm und Genital (z. B. Eichelentzündung beim Mann, Analekzem)
  • Vorhandensein anderer Geschlechtskrankheiten wie Herpes genitalis oder HIV
  • Kleine Risse in Schleimhaut und Haut
  • Benutzung von verunreinigten Gegenständen wie Sexspielzeug.

Auslöser

  • Als Auslöser für Feigwarzen gelten die humanen Papillomaviren (HPV), und zwar die HPV-Typen 6 und 11. Sie nisten sich in den oberen Hautschichten ein. Allerdings entstehen nur dann Warzen, wenn weitere begünstigende Faktoren hinzutreten wie eine schwache (lokale) Immunabwehr.

Diagnosesicherung

Bei Frauen. Meist werden Veränderungen bei Vorsorgeuntersuchungen entdeckt. Aufgrund ihres typischen Aussehens sind Feigwarzen leicht zu erkennen. Kleine Herde im Scheideninneren entdeckt der Arzt durch die Scheidenspiegelung. Dabei entnimmt er einen Abstrich von der Muttermundschleimhaut. Flache Kondylome sind nach Betupfen mit niedrig konzentrierter Essigsäure besser sichtbar. Die sicherste Diagnose ist der Nachweis von Virus-DNS im Labor, für den unter örtlicher Betäubung eine kleine Gewebeprobe mit einer speziellen Zange entnommen wird (Knipsbiopsie).

Bei Männern. Bei Verdacht auf Feigwarzen untersucht der Urologe zunächst den äußeren Genitalbereich, d. h. vor allem die Eichel und den Harnröhrenausgang, sowie den After. Findet der Arzt Feigwarzen, wird eine Harnröhrenspiegelung bzw. Enddarmspiegelung durchgeführt, da sich die Feigwarzen unbemerkt im Enddarm und der Harnröhre ausbreiten können. Da die Feigwarzen im Anfangsstadium kaum zu erkennen sind, werden verdächtige Hautstellen mit verdünnter Essigsäure betupft, um flache Kondylome sichtbar zu machen.

Behandlung

Der Partner muss mituntersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden, um Ping-Pong-Ansteckungen zu vermeiden.

Die Therapie erfolgt je nach Ausmaß der Erkrankung individuell verschieden.

Pharmakotherapie

Podophyllin. Einzelne kleine Feigwarzen werden durch einmal wöchentliches Auftupfen einer Lösung mit Podophyllin vom Arzt behandelt, bis sie verschwinden. Da die Substanz aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur begrenzt verwendet werden darf, eignet sie sich nicht zur Langzeitbehandlung oder für ausgedehnt befallene Flächen. Auch sind bei etwa 60 % der Patientinnen Rückfälle zu beobachten.

Alternativ können Feigwarzen auch vereist werden. Dabei wird ein Wattebausch mit flüssigem Stickstoff auf die betroffenen Stellen getupft.

Imiquimod. Ein neuer Therapieansatz ist der Immunmodulator Imiquimod (Aldara®), der das Immunsystem stärkt, sodass der Körper selbst den Virus eindämmt. Aldara® wird ebenfalls lokal aufgetragen.

Grüntee-Extrakt. Dieses Arzneimittel ist als Salbe zur äußerlichen Genitalwarzenbehandlung auf dem Markt und enthält einen Extrakt aus grünem Tee (Veregen®). Zwei internationale Studien zeigen, dass es die Rückfallrate auf unter 10 % senkt und das Abheilen fördert – bei 50 % der Patientinnen verschwanden die Feigwarzen vollständig. Die Salbe aus Grünem-Tee-Extrakt eignet sich zur äußeren Anwendung bei schwachem und starkem Befall und soll dreimal täglich aufgetragen werden, bis keine Warzen mehr vorhanden sind – höchstens jedoch 16 Wochen lang.

Operative Behandlung

Auch wirksam und insbesondere für stärkeren Befall geeignet ist ein operativer Eingriff, bei dem die Feigwarzen unter örtlicher Betäubung mit Elektrokoagulation (elektrische Verkochung) oder mittels Laser abgetragen werden. Meist wird eine Kombinationstherapie (Pharmakotherapie und Operation) angewandt, um das hohe Rückfallrisiko zu verringern. Um Rückfälle frühzeitig zu entdecken, sollten Betroffene noch mehrere Jahre nach der Behandlung regelmäßig zur Kontrolle gehen.

Prognose

Derzeit gibt es keine wirksame Therapie, die die humanen Papillomaviren (HPV) beseitigt. Das heißt: Die Feigwarzen können auch nach erfolgreicher Behandlung immer wieder auftreten, und bestehen sie über eine längere Zeit, ist eine Entartung zum Penis- oder Gebärmutterhalskrebs möglich.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Aufgrund des hohen Rückfallrisikos ist es wichtig, dass Sie sich regelmäßig untersuchen lassen, auch wenn die Warzen erfolgreich beseitigt wurden.

Auch Ihr Sexualpartner sollte sich regelmäßig untersuchen lassen.

Prävention

  • Für Mädchen ab dem 9. Lebensjahr wird die HPV-Schutzimpfung zur Vorbeugung empfohlen.
  • Verwenden Sie Kondome, sie bieten allerdings keinen 100%igen Schutz, da Feigwarzen extrem ansteckend sind.
  • Benutzen Sie keine gemeinsamen Handtücher und Waschlappen.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Leitbeschwerden“, „Diagnosesicherung“, „Die Erkrankung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
Zurück
Die Syphilis geht um

Syphilis wird mit Hilfe einer Blutprobe nachgewiesen.

Die Syphilis geht um

Immer mehr Infektionen

Die Syphilis ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Mit 7889 Fällen wurde 2019 ein neuer Höchstwert erreicht, meldet das Robert Koch-Institut (RKI), und die Zahlen steigen seit 2010 kontinuierlich.

Mit Kolumbus in die Alte Welt

Franzosenkrankheit, Hurenkrätze, Morbus gallicus — seit der Rückkehr von Kolumbus und seinen Mannen aus Amerika wütet die Geschlechtskrankheit Syphilis unter mehr als 200 klangvollen Namen in Europa. Inzwischen ist sie weltweit unterwegs, die WHO schätzt die Anzahl der Neuerkrankungen auf etwa 12 Millionen Fälle jährlich. Übertragen wird die Erkrankung durch das Bakterium Treponema pallidum bei genitalem, analem oder oralem Sex. Selten infizieren auch erkrankte Mütter ihr Baby während der Geburt.

531 mehr Fälle

In Deutschland steigen laut RKI die Syphilis-Zahlen seit 2010, im Jahr 2019 wurden mit 7889 Fällen 531 mehr gemeldet als im Vorjahr. Damit beträgt die bundesweite Inzidenz 9,5 Fälle/100 000 Einwohner. Vor allem in Berlin (39,7 Fälle/100 000) und Hamburg (24,5/100 0000) macht sich die Syphilis breit, wobei diese Ballungsräume in puncto Syphilis schon immer auf hohem Niveau lagen. Am seltensten findet man die Syphilis in Brandenburg und Vorpommern (4,1 und 4,3/100 000).

Bemerkenswert sind auch die Zuwachszahlen einiger Städte: In Dresden stieg die Anzahl der gemeldeten Syphilisfälle pro 100 000 Einwohner um 89,9%, in Bochum um 64%, in Leipzig um 44,4%, und in Köln um 35,4%.

Fast reine Männersache

Die Syphilis ist in Deutschland immer noch fast reine Männersache: Frauen sind mit knapp 6% der gemeldeten Fälle weiterhin nur zu einem Bruchteil betroffen. Bei über 70 % der gemeldeten Patient*innen ließ sich das Herkunftsland eruieren: Der Löwenanteil war mit 80,7 % deutscher Herkunft. Italienischer, rumänischer und polnischer Herkunft waren je etwa 1% der Patient*innen, brasilianischer 1,6 und türkischer Herkunft 1,3%.

Mit Abstand der häufigste Infektionsweg der Syphilis ist heutzutage der Sex von Männern mit Männern, knapp 86% der Fälle waren darauf zurückzuführen. Die heterosexuelle Übertragung schlug mit 14% zu Buche, in 3 Fällen wurde der Erreger von einer infizierten Mutter auf ihr Neugeborenes weitergegeben. In den Fällen, in denen das RKI Informationen zum Eintrittsort der Infektion hatten, saßen 70% der Syphilisgeschwüre am Genital, 16% anal und bei 14% der Patient*innen im Mund.

Bei Frauen später erkannt

Je früher die Syphilis erkannt und antibiotisch behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Hier lagen MSM (Männern die mit Männern Sex haben) mit gleichzeitiger HIV-Infektion vorn: Bei ihnen wurden die Syphilis in 72,7% der Fälle innerhalb von zwei Monaten nach Infektion erkannt (bei MSM ohne HIV und heterosexuellen Männern waren dies 67,3% respektive 57,8%).

Bei Frauen liegen die ersten Geschwüre häufig versteckt in der Scheide. Das spiegelt sich auch im Zeitpunkt der Diagnose wider: 2019 erhielten nur 43,3% ihre Diagnose in den ersten zwei Monaten nach Infektion und fast 20% erst nach einem Jahr.

Quelle: RKI Epidemiologisches Bulletin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Jarun Ontokrai/Shutterstock.com