Gesundheit heute

Eierstockzysten, funktionelle

Funktionelle Eierstockzysten (Funktionelle Ovarialzysten, kurz Ovarialzysten): Hormonell beeinflusste, flüssigkeits- oder blutgefüllte kleine Hohlräume (Zysten) in den Eierstöcken. Da diese Zystenbildung regelmäßig im Monatszyklus vorkommt, ist prinzipiell jede geschlechtsreife Frau davon betroffen; von Beschwerden berichten aber meist nur junge Frauen in der Pubertät sowie Frauen in den Wechseljahren. In nur wenigen Fällen (etwa 2 %, vor allem bei älteren Frauen) handelt es sich um bösartiges Zystengewebe, also um Eierstockkrebs.

Die häufigsten funktionellen Zysten sind: Follikelzyste (auch Bläschenzyste genannt), Gelbkörperzyste (Corpus-luteum-Zyste), Luteinzyste, Schokoladenzyste (Synonym: Teerzyste) sowie im weiteren Sinne polyzystische Ovarien (PCO).

Symptome und Leitbeschwerden

Follikelzysten:

  • Meistens keine Beschwerden
  • Selten: periodenähnliche Unterbauchschmerzen, die sich bei körperlicher Aktivität verstärken und nach 1–2 Tagen von selbst abklingen.

Gelbkörperzysten:

  • Häufig plötzliche, einseitige Unterbauchschmerzen
  • Evtl. auch Schmierblutungen oder Ausbleiben der Monatsblutung.

Luteinzyste:

  • Zwischenblutungen
  • Heftige Regelschmerzen.

Schokoladenzyste:

  • Menstruationsblut aus bräunlich-zähem Sekret.

Polyzystische Ovarien (PCO):

  • Geringe oder ganz ausbleibende Blutung.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • starke Unterleibsschmerzen oder ungewöhnlich starke Blutungen auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Follikelzyste. Eine Follikelzyste (auch Bläschenzyste genannt) entwickelt sich häufig in Zeiten hormoneller Umstellung wie in der Pubertät oder in den Wechseljahren. Reift während des monatlichen Zyklus ein Ei heran, das dann aber nicht durch den Eisprung (Ovulation) freigegeben wird, bleibt der sogenannte Graaf-Follikel (Eibläschen) bestehen. Durch die Flüssigkeit bildet sich eine Blase (= Zyste), die so lange existiert, bis sich die Follikelzyste nach 1–2 Monaten von selbst wieder zurückbildet oder platzt. Auch produziert der Graaf-Follikel eine Zeitlang Flüssigkeit und manchmal auch Hormone, was einen Teil der typischen Beschwerden erklärt.

Gelbkörperzyste. Eine Gelbkörperzyste (Corpus-luteum-Zyste) entsteht, wenn der Follikel nach erfolgtem Eisprung blutet und sich das Blut in einer Blase sammelt. Gelbkörperzysten können bis 12 cm groß werden, bilden sich in aller Regel aber spontan zurück.

Luteinzyste. Sie entwickelt sich meist im Zusammenhang mit einer Hormontherapie bei Unfruchtbarkeit. Durch diese Therapie soll die Reifung von Eizellen im Eierstock angeregt werden, allerdings bildet sich durch den in Ungleichgewicht geratenen Hormonhaushalt unter Umständen eine Luteinzyste. Auch diese Zysten können sehr groß werden, bis 20 cm wurden gemessen, verschwinden jedoch meist nach Absetzen der Hormontherapie.

Schokoladenzyste. Diese auch Teerzyste genannte Eierstockzyste bildet sich durch Einblutungen aus Endometriose-Herden. Dabei siedeln sich Teile der Gebärmutterschleimhaut ab und wachsen beispielsweise im Bereich der Eierstöcke und Eileiter weiter. Wie die normale Schleimhaut der Gebärmutter bluten auch diese Schleimhautherde monatlich. Da das Blut nicht abfließen kann, ist die Gefahr einer Zystenbildung an den Eileitern sehr groß. Der Name leitet sich von dem dickflüssigen, schokoladenbraunen Zysteninhalt ab.

Polyzystische Ovarien (PCO). Dieses eigene Krankheitsbild entsteht durch ein starkes hormonelles Ungleichgewicht, für das nicht nur die weiblichen, sondern auch die männlichen Geschlechtshormone verantwortlich sind. Diese stören die Reifung der Eibläschen (Follikel), sodass in beiden Eierstöcken eine Vielzahl an Follikel heranwächst. Die betroffenen Frauen leiden außer unter Zyklusstörungen unter einer ausgeprägten Virilisierung (Vermännlichung) wie Gesichtshaarwuchs und tieferwerdender Stimme.

Komplikationen

In seltenen Fällen treten folgende Komplikationen auf:

Stieldrehung. Durch ruckartige Körperbewegungen oder auch spontan kommt es zu einer Drehung der flüssigkeitsgefüllten Zyste, die dadurch die zuführenden Blutgefäße des Eierstockes stranguliert. Zum einem ist dadurch der Blutabfluss gestört, zum anderen besteht die Gefahr, dass auch die Blutversorgung unterbrochen wird. Begleitet wird diese Stieldrehung von heftigen Schmerzen. Dauert der Zustand länger an, wird der Eierstock so nachhaltig geschädigt, dass er komplett entfernt werden muss.

Aufplatzen der Zyste. Dies tritt meist spontan auf, wird aber auch durch die vaginale Untersuchung beim Frauenarzt ausgelöst. In der Regel ist das Aufplatzen ungefährlich, es treten evtl. starke Schmerzen auf. Reißen Blutgefäße auf der Zystenoberfläche auf, drohen Blutungen in das Bauchinnere und ein Kreislaufschock.

Dauerblutung aus der Gebärmutter. Diese sehr seltene Komplikation erfordert eine Ausschabung der Gebärmutter oder eine Hormonbehandlung, um die Blutung zu stoppen.

Entartung. Zunächst gutartige Zysten können bösartig werden und sich zu einem Eierstockkrebs entwickeln.

Diagnosesicherung

Anamnese. Die Erfragung der Vorgeschichte gibt häufig schon einen Hinweis auf die Zystenerkrankung. Fragen nach Schmerzen, dem Menstruationszyklus und der Einnahme von Hormonen (z. B. Pille) sind in diesem Zusammenhang von Interesse.

Palpation. Große Eierstockzysten erkennt der Frauenarzt bereits bei der vaginalen Tastuntersuchung (Palpation). Dabei beurteilt er die Größe, Beschaffenheit, Schmerzempfindlichkeit und Beweglichkeit der Zyste.

Vaginalultraschall. Dieser erlaubt die Einschätzung von Anzahl, Größe und Beschaffenheit der Eierstockzysten. Auch schließt der Arzt durch diese Untersuchung einen bösartigen Tumor und eine Eileiterschwangerschaft aus.

Blutuntersuchung. Zur diagnostischen Sicherheit werden auch noch Untersuchungen des Blutserums durchgeführt, die beispielsweise erhöhte Entzündungswerte oder einen erhöhten Androgenspiegel wie bei polyzystischen Ovarien (PCO) anzeigen.

Behandlung

Die Therapie richtet sich nach dem zugrunde liegenden Zystentyp. Da die meisten Eierstockzysten keine Beschwerden verursachen und sich spontan zurückbilden, ist eine Therapie oft nicht notwendig.

Abwartende Behandlung

Wird im Ultraschall eine Zyste entdeckt, wartet man die nächste Menstruationsblutung ab und macht anschließend eine Kontrolluntersuchung.

Pharmakotherapie

Wenn sich die Zyste nach 3 Monaten noch nicht allein zurückgebildet hat oder schon mehrfach vorgekommen ist, verordnet der Frauenarzt eine mind. 3-monatige Hormonbehandlung mit einem Gestagen, in der Regel in der Form einer gestagenbetonten Pille. Diese lindert die aktuellen Beschwerden und unterdrückt die Bildung weiterer Zysten.

Operative Behandlung

Wenn auch die hormonelle Therapie erfolglos war oder Beschwerden oder Komplikationen (z. B. Stieldrehung) auftreten, ermöglicht eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) die Entfernung der Zyste(n).

Bei neu aufgetretenen Eierstockzysten in der Postmenopause ist eine laparoskopische Entfernung grundsätzlich sinnvoll, da es sich nicht selten um Eierstockkrebs handelt.

Prognose

Da eine funktionelle Eierstockzyste meistens von selbst und ohne Komplikationen wieder verschwindet, ist die Prognose gut. Komplikationen erfordern jedoch rasches ärztliches Eingreifen. Auch sind Rezidive häufig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Körperliche Schonung. Achten Sie bei Beschwerden auf eine körperliche Schonung und lindern Sie leichte Schmerzen mit Wärme (z. B. Wärmflasche, heißes Kirschkern- oder Dinkelsäckchen auflegen) oder Schmerzmitteln vom Typ der nicht steroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS).

Regelmäßiger Arztbesuch. Lassen Sie die Zyste alle 3–6 Monate ärztlich überwachen, bis sie entweder nicht mehr nachweisbar ist oder sie operativ entfernt werden muss.

Komplementärmedizin

Homöopathie. Bei einer Neigung zu Zysten ist eine individuell abgestimmte homöopathische Konstitutionstherapie empfehlenswert, die sich nach der körperlichen, geistigen und seelischen Verfassung der Patientin richtet. Außerdem wird die Gabe von Apis (Gift der Honigbiene) in niedriger Potenz empfohlen.

Auflagen mit Heilerde. 2–3 Esslöffel Heilerde in warmem Wasser angerührt ergibt einen Heilerdebrei, der direkt auf den Unterbauch gestrichen wird. Anschließend wird ein Baumwolltuch darübergelegt. Die Heilerdeauflage sollte eine halbe Stunde einwirken. Empfohlen wird, die Anwendung täglich über 4 Wochen durchzuführen.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Wann zum Frauenarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Was hilft durch die Wechseljahre?

Gelassenheit und positive Einstellung helfen in allen Lebenslagen.

Was hilft durch die Wechseljahre?

Hormone, Soja, Sport oder Yoga

Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.

Prä, Post oder Peri?

Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:

  • Irgendwann zwischen 40 und 45 beginnen die Eierstöcke, weniger Hormone zu produzieren. Zuerst sinkt das Gelbkörperhormon (Progesteron), etwas später das Östrogen. Die Regelblutungen werden meist unregelmäßig und die Fruchtbarkeit nimmt ab, die ersten Wechseljahrsbeschwerden treten auf. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet.
  • Zwischen 49 und 55 Jahren hören die Regelblutungen dann ganz auf: Es kommt zur letzten eierstockgesteuerten Blutung, der sogenannten „Menopause“. Die Monate davor und die ersten 12 Monate nach dieser Blutung ist der Zeitraum der Perimenopause.
  • Danach tritt die Frau in die Postmenopause ein. In dieser Zeit sind die Wechseljahrsbeschwerden oft am stärksten, sie halten je nach Frau bis zu 7 Jahren an. Die Postmenopause dauert etwa 10 bis 15 Jahre, mit 65 Jahren schließt sich dann das Senium an.

Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.

Beschwerden weisen den Weg

Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.

Weitere typische Beschwerden sind:

  • vorübergehendes Herzklopfen, Beklemmungsgefühl
  • Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit
  • Libidoverlust
  • urogenitale Probleme wie Scheidentrockenheit, Blasenschwäche oder vermehrte Harnwegsinfekte
  • vorübergehender vermehrter Haarausfall, vermehrter Haarwuchs im Gesicht (durch relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons Testosteron)
  • langfristig Osteoporose, Rücken- und Gelenkschmerzen.

Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.

Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).

Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.

Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?

Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.

Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.

Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.

Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Hormontherapie — das sollte man wissen

Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).

Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.

Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.

Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.

Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:

  • Zyklische Kombinationstherapie: Tag 0 bis 6 Östrogen, Tag 7 bis 20 Oströgen-Gestagen-Kombination, Tag 21 bis 28 Pause ohne Hormoneinnahme. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage: Tag 0 bis 14 Östrogen, Tag 15 bis 28 Östrogen-Gestagen-Kombination, keine Hormonpause. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Kontinuierliche Kombinationstherapie: dauerhafte Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination ohne Hormonpause. Geeignet für Frauen in der Postmenopause, meist nach einer zyklischen Kombinationstherapie.
  • Östrogen-Monotherapie: Dauerhafte Einnahme von Östrogenen, nur geeignet für Frauen ohne Gebärmutter.

Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.

Was können Pflanzen?

Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.

Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.

Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.

Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?

Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.

Beschwerden untenrum angehen

Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene. Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:

  • Gleitgele oder Befeuchtungsgele. Sie erleichtern den Geschlechtsverkehr und helfen bei Juckreiz und Trockenheit.

  • Lokale Hormontherapie in niedriger bis ultraniedriger Dosierung. Dafür gibt es Cremes, Gele, Vaginaltabletten, Ovula, Pessare und Vaginalringe. Empfohlen werden dafür vor allem Estrio-haltige Präparate (zum Beispiel OeKolp® forte Vaginalzäpfchen, Estriol Wolff® Vaginalcreme oder Ovestin 1 mg Tabletten).
  • Laserbehandlung. Dabei wird die Scheide durch einen Vaginallaser von innen mit Laserimpulsen behandelt. Dies soll die Scheidenwände dicker und elastischer machen sowie die Feuchtigkeit verbessern. 3 Behandlungen werden empfohlen, aussagekräftige Vergleichsstudien und Langzeitergebnisse stehen noch aus.

Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.

Was kann man sonst noch tun?

Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.

Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.

Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.

Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: ShotPrime Studio/Shutterstock.com