Gesundheit heute

Hirndrucksteigerung

Hirndrucksteigerung: Krankhafter Anstieg des Drucks im Schädelinneren mit nachfolgender Schädigung des Gehirns. Die Hirndrucksteigerung kann plötzlich auftreten (z. B. nach schwerer Kopfverletzung) oder sich allmählich entwickeln (etwa infolge eines Gehirntumors). Dementsprechend variieren auch die Beschwerden, bei akuter Zunahme des Drucks stehen Kopfschmerzen, Übelkeit und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma im Vordergrund. Die chronische Hirndruckerhöhung zeigt sich vor allem durch eine sich allmählich entwickelnde Antriebsstörung. Werden durch den erhöhten Druck lebenswichtige Hirnzentren eingeklemmt, kommt es zu Spastik, lichtstarren Pupillen, Überstreckung des Rumpfes, Schnappatmung und Atemlähmung.

Neben einer evtl. erforderlichen Drucksenkung durch Medikamente oder operative Maßnahmen steht vor allem die Behandlung der Ursache im Vordergrund. Daneben wird die Patent*in intensivmedizinisch überwacht und stabilisiert.

Die Prognose hängt von der Ursache der Hirndrucksteigerung ab. Nach einem unfallbedingten Schädel-Hirn-Trauma ohne weitere Gehirnverletzungen kommt es in vielen Fällen zur Rückbildung der Schwellung und kompletter Ausheilung. Hat sich eine Einklemmung mit Spastik, lichtstarren Pupillen und Atemstörungen entwickelt, sind schwere Dauerfolgen bis hin zum Wachkoma häufig.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bei Entstehung innerhalb von Stunden: Unruhe, rasch zunehmende Bewusstseinstrübung, Bewusstlosigkeit
  • Bei Entstehung innerhalb von Tagen: Kopfschmerzen, Übelkeit, morgendliches Erbrechen (mit nachfolgender kurzzeitiger Besserung der Beschwerden), Verwirrtheit, zunehmende Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit
  • Bei Entstehung innerhalb von Wochen und Monaten: Zunächst Verlangsamung, Antriebsstörungen, Verhaltensänderungen, dann Kopfschmerzen, Übelkeit und die oben aufgeführten Beschwerden.

Wann zur Arztpraxis

Sofort die Notärzt*in rufen bei

  • Bewusstlosigkeit, rasch zunehmender Bewusstseinseintrübung.

Am gleichen Tag, bei

  • Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Druckgefühl im Kopf und starker Übelkeit.

In den nächsten Tagen, wenn

  • immer wieder Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten
  • unerklärliche Persönlichkeitsveränderungen auffallen.

Die Erkrankung

Der Schutz des Gehirns durch die Schädelknochen hat seinen Preis: Jede nennenswerte Volumenzunahme, sei es durch eine Blutung, eine entzündungsbedingte Schwellung oder einen Tumor, führt zu einer Drucksteigerung, da eine Volumenausdehnung (wie z. B. bei einer Beule) nicht möglich ist.

Der normale Druck im Schädel liegt im Bereich von 5–15 mmHg. Er ist definiert als der Druck, der vom Schädelinhalt auf die Hirnhaut ausgeübt wird. Bei ansteigendem Hirndruck wird zunächst das geringe Reservevolumen ausgeschöpft, indem die liquorgefüllten Hohlräume zusammengepresst werden. Dann wird das Gehirn zunehmend komprimiert. Dadurch sinkt die Durchblutung, was die Nervenzellen schädigt. In dieser Phase machen sich die oben genannten allgemeinen Hirndruckzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, vermehrte Schläfrigkeit bis hin zum Koma bemerkbar.

Steigt der Druck weiter an, werden schließlich Gehirnanteile auch in Richtung Schädelbasis gedrückt und dabei lebenswichtige Zentren eingeklemmt und beeinträchtigt. Diese Einklemmung zeigt sich durch krankhafte Bewegungsmuster, vor allem Streckbewegungen der Arme und Beine, Reflexstörungen und schließlich Beeinträchtigung von Temperaturregulation, Herz-Kreislauf-Funktion bis hin zu Schnappatmung und Atemlähmung.

Ursachen

Folgende Störungen oder Erkrankungen können durch Zunahme des Hirnvolumens oder die Vermehrung von Liquor den Hirndruck erhöhen:

  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Hirnödem aufgrund von Vergiftungen oder Entzündungen (Gehirnentzündung, Hirnhautentzündung)
  • Raumfordernde Prozesse wie Gehirntumor, Subduralhämatom
  • Hydrozephalus bei Zunahme des Liquors, z. B. durch Abflussstörungen oder eine Überproduktion
  • Sinusvenenthrombose.

Diagnosesicherung und Behandlung

Die Betroffenen werden sofort auf die Intensivstation eingeliefert und dort parallel zur Diagnostik engmaschig überwacht. Essenziell ist dabei die Unterstützung von Herz und Kreislauf sowie gegebenenfalls die künstliche Beatmung, um das Gehirn mit möglichst viel Sauerstoff zu versorgen. Außerdem überprüfen und optimieren die Ärzt*innen wichtige Blutwerte wie z. B. die Elektrolyte, den Blutzucker und den Blutdruck.

Die Ursache der Drucksteigerung ermitteln die Ärzt*innen mittels CT und Kernspin. Den Hirndruck selbst kann man nur mit invasiven Methoden messen. Dazu führen sie entweder einen Katheter mit Druckaufnehmer in einen der Hirnventrikel ein. Eine andere Methode ist die Druckmessung direkt im Hirngewebe, bei der eine kleine Sonde mit Drucksensor über ein etwa 15 mm tiefes Bohrloch durch den Schädelknochen eingeführt wird. In manchen Fällen bleibt diese Sonde zur kontinuierlichen Überwachung des Hirndrucks bis zur Erholung der Patent*innen liegen.

Daneben versuchen die Ärzt*innen, den erhöhten Hirndruck zu senken. Angestrebt werden dabei Werte unter 20 mmHg. Um dies zu erreichen, sind je nach Ursache der Druckerhöhung folgende Maßnahmen möglich:

  • Therapie der Grunderkrankung, z. B. die Entfernung eines Tumors
  • Liquordrainage über eine Punktionskanüle nach außen
  • Osmotherapie mit der intravenösen Gabe von hypertoner Kochsalzlösung oder Mannitol. Hierbei soll durch den erhöhten osmotischen Druck im Blut die Flüssigkeit aus dem Gehirn "herausgezogen" und schließlich über die Niere ausgeschieden werden. Aufgrund der Nebenwirkungen (Blutdruckabfall, Entwässerung auch der gesunden Hirnsubstanz, Nierenschädigung) wird diese Therapie nur bei Druckspitzen und unter engmaschiger Kontrolle empfohlen
  • Oberkörperhochlagerung um 15–30°
  • Eventuell Kortison (z. B. bei Hirntumor oder bakterieller Hirnhautentzündung, nicht aber bei Schädel-Hirn-Trauma)
  • Selten Kraniektomie, d. h. Entfernung eines Stücks der Schädeldecke, um den Hirndruck zu senken (umstritten, nur wenn andere drucksenkende Maßnahmen nicht wirken).

Prognose

Der weitere Krankheitsverlauf hängt einerseits von der Ursache der Drucksteigerung ab. Andererseits sind die Aussichten der Patient*innen umso schlechter, je länger der Hirndruck bestand und je höher er war. Überlebt die Patient*in eine Einklemmung, sind schwerste Dauerfolgen bis hin zum Wachkoma die Regel.

Von: Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Diagnose Multiple Sklerose

Erste Symptome oft übersehen

Die ersten Krankheitszeichen der Multiplen Sklerose (MS) sind für Patienten oft nicht eindeutig. Eine frühe medikamentöse Behandlung und die zuverlässige Einnahme der Arznei verlangsamen das Fortschreiten der Erkrankung.

Behandlungsbeginn so frühzeitig wie möglich

Die Krankheit Multiple Sklerose entsteht aufgrund von verstreuten Entzündungsherden in Rückenmark und Gehirn. Die Nervenfasern sind nicht mehr in der Lage, Signale, die vom Körper kommen oder zum Körper gesendet werden, richtig zu verarbeiten. Betroffene leiden dann beispielsweise unter Kribbeln und Missempfindungen in den Beinen, sie stolpern vermehrt oder bekommen Schwierigkeiten beim Sehen. In Deutschland sind laut neuesten Zahlen des Bundesversicherungsamtes über 200.000 Menschen an MS erkrankt, jedes Jahr kommen etwa 2.500 Neuerkrankungen hinzu. Meist betrifft die Krankheit junge Erwachsene zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, wobei Frauen doppelt so häufig wie Männer erkranken.

Die ersten Symptome einer MS sind oft unspezifisch. „Da die Krankheit aus scheinbarer Gesundheit heraus beginnt, werden die ersten, wenig charakteristischen Symptome von Patienten oft nicht ernst genommen“, erläutert Kai Girwert, Apotheker in Langenhagen. Die Diagnose MS wird im Durchschnitt erst 3 Jahre nach dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen gestellt.

Meist verläuft MS in Schüben. Medikamente gegen MS verlängern das krankheitsfreie Intervall zwischen den Krankheitsschüben. Für Patienten bedeutet das, Arzneimittel auch dann einzunehmen, wenn sie keine Verschlechterung spüren. „Hier müssen wir oft Überzeugungsarbeit leisten und mit den Patienten über ihre Ängste sprechen“, betont Girwert.

Korrekte Medikamenteneinnahme bei MS sehr wichtig

Girwert hebt die Bedeutung einer individuellen Beratung in der Apotheke hervor: „Nur aufgeklärte Patienten können den Sinn der Therapie einschätzen und nehmen die oft relativ teuren Arzneimittel zuverlässig ein. Durch sachliche Information kann der Apotheker dem Patienten helfen, die Arzneimittel korrekt anzuwenden.“ Zum Beispiel vertragen Patienten Interferone besser, wenn sie vor der Selbstinjektion die Haut kühlen. Die Injektionslösung sollte dabei Raumtemperatur haben. Teilweise kann der Patient die grippeartigen Nebenwirkungen „verschlafen“, wenn die Lösung am Abend gespritzt wird.

Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)

Weitere Informationen zur Erkrankung MS auf den Seiten der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e. V.

Von: Simone Lang