Gesundheit heute

Spannungskopfschmerz

Spannungskopfschmerz: Häufigste Kopfschmerzerkrankung überhaupt mit dumpf-drückenden Schmerzen im gesamten Kopf. Über 80 % der Menschen sind wenigstens 1 × im Leben von Spannungskopfschmerzen betroffen. Episodische Spannungskopfschmerzen sind in der Regel mit Schmerzmitteln gut behandelbar. Bei chronischen Kopfschmerzen sind Stressreduktion, Entspannungstechniken, Lebensstilanpassungen und vorbeugende Medikamente wichtiger. Grundsätzlich ist die Prognose gut, vor allem die chronische Form kann aber bei ausbleibender Therapie die Lebensqualität beeinträchtigen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Dumpf-drückender Dauerkopfschmerz, meist im gesamten Kopf oder stirn- oder hinterkopf-betont
  • Keine Zunahme der Schmerzen bei körperlicher Aktivität
  • Alltagsaktivitäten sind "mühsamer" als normal, aber sonst nicht beeinträchtigt
  • Allenfalls leichte Lärm- oder Lichtscheu oder geringe Übelkeit ohne Erbrechen
  • Keine weiteren Beschwerden oder Ausfälle (wie etwa Sehstörungen).

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten zwei Wochen, wenn

  • die Kopfschmerzen häufig wiederkehren oder eine bislang erfolgreiche Selbstbehandlung keine Wirkung mehr zeigt.

In den nächsten Tagen, wenn

  • die Kopfschmerzen trotz Selbstbehandlung auch nach mehreren Tagen nicht weggehen.

Heute noch, wenn

  • heftige Kopfschmerzen erstmalig auftreten, die Kopfschmerzen sehr stark sind oder auf "nichts" (mehr) ansprechen.

Sofort, wenn

  • die Kopfschmerzen von hohem Fieber und einem steifen Nacken, Bewusstseinsstörungen oder Ausfällen, etwa Sprachstörungen, begleitet werden.

Die Erkrankung

Der Spannungskopfschmerz ist der häufigste Kopfschmerz überhaupt. Fast jeder kennt den dumpf-drückenden Schmerz, der eigentlich gar nicht so weh tut, einen bei längerem Bestehen aber trotzdem zermürbt.

Oft treten die Kopfschmerzen zum ersten Mal im jungen Erwachsenenalter auf, manchmal aber auch schon bei Kindern. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Krankheitsentstehung

In Deutschland haben etwa 10 % der Frauen und 6,5 % der Männer innerhalb eines Jahres mindestens 1 × Spannungskopfschmerzen.

Meist sind die Kopfschmerzen dann ein Begleitsymptom, z. B. einer beginnenden Erkältung oder Mittelohrentzündung. Häufige Auslöser sind auch Alkohol, Schlafentzug oder ein leichtes Trauma, weil man sich den Kopf gestoßen hat. Seltener stecken ernste Erkrankungen wie ein Gehirntumor oder eine Hirnhautentzündung hinter den Schmerzen.

Eine Kopfschmerzerkrankung liegt erst vor, wenn die Spannungskopfschmerzen häufiger und ohne erkennbare Ursache auftreten. Meistens handelt es sich dann um die episodische Form der Spannungskopfschmerzen. Die Schmerzen treten dabei häufiger als 10 × im Jahr, aber maximal an 180 Tagen im Jahr auf. Bei 2–3 % der Betroffenen gehen die Kopfschmerzen in eine chronische Form über. Dann zeigen sich die Schmerzen an mindestens 15 Tagen im Monat und bestehen länger als 3 Monate.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache häufiger Spannungskopfschmerzen ist nach wie vor unklar. Aufgrund der familiären Häufung ist eine erbliche Veranlagung wahrscheinlich. Wahrscheinlich spielt eine veränderte Schmerzverarbeitung im Gehirn eine Rolle. Dabei ist die Schmerzschwelle im Vergleich zu anderen Menschen erniedrigt. Auffällig ist auch, dass Spannungskopfschmerzen oft auftreten bei Verspannungen der Nacken- und Kiefermuskulatur, einseitiger körperlicher Belastung (z. B. bei der Arbeit am Computer), Stress oder anderen psychischen Faktoren. Es ist aber nicht klar, ob diese Beschwerden die tatsächlichen Schmerzauslöser sind, oder ob diese zu der veränderten Schmerzwahrnehmung im Gehirn nur hinzukommen und zu den Schmerzen beitragen.

Klinik, Verlauf und Komplikationen

Spannungskopfschmerzen sind charakterisiert als dumpf-drückende, beengende, nicht pulsierende Schmerzen. Für die Betroffenen fühlen sie sich an wie ein "zu enger Hut". Viele beschreiben ihn auch als ein "schraubstockartiges Band um den Kopf herum".

Die Schmerzen treten fast immer beidseitig auf und betreffen meist den gesamten Kopf. Selten sind vorrangig die Stirn oder der Hinterkopf betroffen. Die Schmerzen sind typischerweise nur leicht bis mittelschwer. Sie machen den Alltag zwar mühsamer, beeinträchtigen diesen aber nicht wesentlich. Im Gegensatz zur Migräne werden die Schmerzen bei körperlicher Aktivität wie beim Treppensteigen NICHT stärker. Oft lindert Bewegung die Schmerzen sogar.

Die Kopfschmerzattacken können ½ Stunde, aber auch mehrere Tage bis zu einer Woche anhalten. Die Intensität variiert: Manchmal sind die Kopfschmerzen leicht und schnell wieder verschwunden. Spannungskopfschmerzen können aber auch als tägliche, zermürbende Dauerkopfschmerzen auftreten.

Weitere Symptome bestehen meist nicht. Allenfalls zeigt sich eine leichte Lärm- oder Lichtscheu, bei der chronischen Form eventuell auch eine geringe Übelkeit, jedoch ohne Erbrechen.

Diagnosesicherung

Die Diagnose wird in erster Linie aufgrund des typischen Beschwerdebildes gestellt. Die Ärzt*in stellt zu Beginn meist mehrere Fragen:

  • Wann sind die Schmerzen zum ersten Mal aufgetreten?
  • Wie lange dauern die Schmerzen an?
  • Wie häufig sind die Schmerzen und wie fühlen sie sich genau an?
  • Gibt es weitere Beschwerden?
  • Nehmen Sie Medikamente ein?

Bei schon länger bestehenden Kopfschmerzen kann ein Kopfschmerztagebuch helfen, diese Fragen zu beantworten. An die Befragung schließt sich eine körperliche und neurologische Untersuchung an.

Weitere Untersuchungen sind nur selten nötig und nur wenn die Beschwerden nicht so recht in das Raster des typischen Spannungskopfschmerzes passen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn zusätzliche Beschwerden bestehen oder in einer Untersuchung etwas Ungewöhnliches auffällt. Dann sind vielleicht eine CT oder MRT nötig, um Tumoren oder Blutungen auszuschließen.

Differenzialdiagnosen. Starke Kopfschmerzen können auch auf eine Migräne hindeuten. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist: Anders als beim Spannungskopfschmerz nehmen die Schmerzen bei Bewegung zu. Migränekopfschmerzen sind außerdem eher pulsierend und meist deutlich stärker als Spannungskopfschmerzen. Häufig sind sie von weiteren Beschwerden begleitet, z. B. Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Licht- und Lärmscheu.

Einseitige ununterbrochene Kopfschmerzen können auch durch die eher seltene Hemicrania continua verursacht werden.

Manchmal sind die Kopfschmerzen auch auf eine eindeutige Ursache zurückzuführen, z. B. eine Stirnhöhlenvereiterung, eine Karotisdissektion sowie Blutungen oder Entzündungen im Gehirn. In diesen Fällen finden sich bei der körperlichen Untersuchung dann meistens zusätzliche Befunde.

Behandlung

Oft lässt sich den Kopfschmerzen bereits durch Lebensstiländerungen vorbeugen:

  • Schlafen Sie ausreichend. Die meisten erwachsenen Menschen brauchen zwischen 7 und 9 Stunden Schlaf.
  • Achten Sie auf einen möglichst geregelten Tagesablauf. Ein fester Tagesrhythmus beugt Stress und Schlafstörungen vor, stabilisiert den Stoffwechsel, Blutdruck und Hormonhaushalt.
  • Trinken Sie genug, mindestens 1,5 Liter pro Tag gleichmäßig über den Tag verteilt.
  • Treiben Sie regelmäßig Ausdauersport (jeden 2. oder 3. Tag), also zum Beispiel Joggen, Radfahren oder zügiges Spazierengehen. Ausdauersport baut Stress ab und steigert die Gehirn-Durchblutung.
  • Machen Sie regelmäßig Krafttraining für die Schulter-Nacken-Muskulatur. Das beugt Verspannungen vor.
  • Verzichten Sie auf Alkohol, besonders auf Wein, wenn Sie wissen, dass das bei Ihnen Kopfschmerzen auslöst. Wein enthält neben dem Alkohol bestimmte Inhaltsstoffe wie biogene Amine, die Kopfschmerzen auslösen können.

Bei gelegentlichen Kopfschmerzen können Erwachsene auch ohne Bedenken übliche Analgetika (Schmerzmittel) wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen einnehmen. Bei Kindern und Jugendlichen dürfen diese (mit der Ausnahme von Acetylsalicylsäure) ebenfalls gegeben werden. Acetylsalicylsäure kann bei Kindern und Jugendlichen bei einem gleichzeitigen Virusinfekt das gefährliche Reye-Syndrom mit Gehirn- und Leberschäden auslösen. Bei Schwangeren ist am ehesten Paracetamol anzuraten, falls ein Verzicht auf Medikamente nicht möglich ist.

Zu Kombinationspräparaten, z. B. mit Koffein, sollte nur gegriffen werden, wenn Einzelpräparate nicht ausreichend wirken, denn diese zeigen zwar eine höhere Wirksamkeit, aber auch häufiger Nebenwirkungen.

Bei länger anhaltenden Schmerzen sind immer 2 Seiten zu beachten:

  • Einerseits müssen Kopfschmerzen ausreichend behandelt werden. Denn unbehandelter Kopfschmerz ist mit Lernerfahrungen verbunden, bei denen sich der Schmerz in das Gedächtnis eingräbt. Dieses Schmerzgedächtnis begünstigt die Entwicklung eines chronischen Kopfschmerzes.
  • Andererseits haben auch freiverkäufliche Schmerzmittel bei häufiger Einnahme ernst zu nehmende Nebenwirkungen.

Eine wichtige Grundregel lautet: Nehmen Sie maximal an 10 Tagen (Kombinationspräparate) bzw. 15 Tagen (einfache Schmerzmittel) im Monat Schmerzmittel.

Bei mehrwöchiger oder gar dauernder Einnahme von Analgetika (Schmerzmitteln) droht ein Analgetikakopfschmerz. Dabei wird der Schmerz paradoxerweise durch die Schmerzmittel verursacht. Bei diesen dumpf-drückenden oder pulsierenden Dauerkopfschmerzen hilft nur eines: konsequentes Weglassen aller Schmerzmittel.

Treten Spannungskopfschmerzen häufiger auf, kommen Schmerzmittel daher nicht in Betracht. Hier verspricht eine Kombination aus Lebensstiländerung und vorbeugenden Medikamenten Erfolg.

Lebensstiländerung heißt:

Als vorbeugendes Medikament wird v. a. das Antidepressivum Amitriptylin eingesetzt. Es ist als einziges zur vorbeugenden Behandlung von Spannungskopfschmerzen zugelassen. Manchmal schlägt die Ärzt*in dennoch andere Präparate vor, z. B. Mirtazapin, Imipramin, Topiramat und Fluoxetin.

Diese vorbeugenden Medikamente werden täglich eingenommen, egal ob Kopfschmerzen bestehen oder nicht. Gegebenenfalls müssen mehrere Medikamente ausprobiert werden. Die Wirksamkeit lässt sich oft erst nach mehreren Wochen abschätzen.

Auch die Physiotherapie kann nachweislich Spannungskopfschmerzen vorbeugen und lindern. Wirksame Methoden sind die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), manuelle Therapien, Massagen, Haltungskorrekturen und Stabilisationsübungen für die Halswirbelsäule, Dehnung- und Kräftigungsübungen für die Nackenmuskulatur sowie Triggerpunkt-Behandlungen.

Weitere Behandlungsverfahren bietet die Psychotherapie. Positive Effekte zeigen vor allem Biofeedback, MBSR (Mindfullness-Based Stress Reduktion), verschiedene Entspannungsverfahren wie autogenes Training und die progressive Muskelentspannung sowie die kognitive Verhaltenstherapie zur Stress- und Schmerzbewältigung.

Prognose

Grundsätzlich ist die Prognose bei Spannungskopfschmerzen gut. Werden sie richtig behandelt, verschwinden die Schmerzen häufig nach einiger Zeit wieder. Oft genügt es, erkennbare Auslöser zu beseitigen. Das können zum Beispiel übermäßiger Stress, Schlafmangel oder Muskelverspannungen sein.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Akuthilfe bei einer Kopfschmerzattacke. Manchmal hilft eine heiße Dusche oder ein Vollbad, um verspannte Muskeln zu lockern und zu entspannen. Badezusätze aus Fichtennadeln und Rosmarin fördern die Durchblutung, Baldrian und Hopfen beruhigen, Arnika und Heublume lindern Schmerzen. Auch Ruhe und Schlaf helfen oft und können gut mit Wärme- oder Kälteanwendungen verbunden werden: Bei hinterkopfbetonten Schmerzen und einem verspannten Nacken ist Wärme besser geeignet, ansonsten sind Kälteanwendungen auf der Stirn aussichtsreicher, z. B. mit Pfefferminzöl (siehe Komplementärmedizin).

Schmerzauslöser beseitigen. Langfristig sollte man sich fragen, wodurch die Kopfschmerzen ausgelöst werden, und versuchen, die Ursache zu beseitigen. Ein Grund für Verspannungen können zum Beispiel auch äußerliche Faktoren wie eine durchgelegene Matratze oder ein unpassender Arbeitsstuhl sein. Ist die Brille noch gut eingestellt? Denn "angestrengtes" Sehen kann sich auch durch Kopfschmerzen äußern. Werden die Kopfschmerzen durch Stress ausgelöst, lohnt sich das Erlernen eines Entspannungsverfahrens.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Bei leichten bis mäßigen Spannungskopfschmerzen bietet die Naturapotheke wirksame und gut verträgliche Hilfe in Form ätherischer Öle. Ein bewährtes Mittel ist Pfefferminzöl, von dem wenige Tropfen sanft in Stirn und Schläfen einmassiert werden. Seine schmerzlindernde Wirkung ist wissenschaftlich belegt. Ebenso zeigt Tigerbalsam nachweislich eine schmerzlindernde Wirkung. Zusätzlich trägt der entspannende Effekt durch die Massage zur Besserung der Beschwerden bei. Aber Achtung: Bei Kindern unter 3 Jahren dürfen ätherische Öle nicht im Gesicht angewendet werden, da Reizungen der Atemwege und ein lebensgefährlicher Kehlkopfkrampf ausgelöst werden können. Wichtig ist außerdem, die Augen vor jeglichem Kontakt mit dem Öl zu schützen und sich im Anschluss an das Einreiben gründlich die Hände zu waschen.

Akupunktur und Akupressur. Nach einer großen deutschen Studie können mit Akupunktur sowohl akute Spannungskopfschmerzen effektiv gelindert als auch die Anzahl der Kopfschmerztage bei chronischem Verlauf reduziert werden. Allerdings hat sich eine Akupunktur nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin nur wenig wirksamer gezeigt als eine Scheinakupunktur mit willkürlichen Akupunkturpunkten. Die gleichen Akupunkturpunkte sind auch durch die Akupressur zugänglich, ein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis steht noch aus. Wenn Sie sich selbst behandeln wollen, lassen Sie sich vorher durch einen qualifizierten Therapeuten einweisen.

Weiterführende Informationen

Quellen:

  • AWMF (2024) Diagnose und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp. S1-Leitlinie von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), Reg. Nr. 030/077, Langfassung.
  • Amboss (2025) Spannungskopfschmerzen. Webartikel zur Klinischen Praxis. Abgerufen am 28.10.2025 unter https://next.amboss.com/de/article/3i0Srf?q=Spannungskopfschmerz
  • Pschyrembel (2025) Spannungskopfschmerz. Webartikel zur Klinischen Praxis. Abgerufen am 28.10.2025 unter Pschyrembel Online

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen: Daniela Grimm
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So findet man zu gutem Schlaf

Bei nächtlichem Wachliegen und Grübeln können bestimmte kognitive Techniken helfen, wieder einzuschlafen.

So findet man zu gutem Schlaf

Wenn die Nacht zur Qual wird

Schlafprobleme – wer kennt das nicht? Kommen sie nur sporadisch vor, kann man das ganz gut verkraften. Doch was tun, wenn man wochenlang nicht zügig ein- oder durchschläft oder schon vor dem Morgengrauen erwacht? Neben der Schlafhygiene sind verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Stimuluskontrolle oder der Gedankenstuhl effektiv. Kurzzeitig können auch Medikamente helfen.

Viel zu viele schlafen schlecht

Gelegentlich schlecht zu schlafen ist ganz normal. Ob Stress durch Prüfungen oder private Probleme, wechselnde Lebensumstände oder ungünstige Schlafumgebung – solche Faktoren können dazu führen, dass man schlechter einschläft, nachts häufiger aufwacht und sich morgens wie gerädert fühlt. Vorübergehenden Schlafprobleme sind aber in der Regel harmlos. Und weit verbreitet: In einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts leiden etwa 30% der Erwachsenen mehr als drei Mal pro Woche an Ein- und/oder Durchschlafstörungen.

Von einer krankhaften Schlafstörung (medizinisch Insomnie genannt) spricht man, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: 

  • Ein- und/oder Durchschlafstörungen oder zu frühes morgendliches Erwachen an mindestens drei Nächten pro Woche über mindestens einen Monat (oder drei Monate, je nach Definition). 
  • Die Betroffene schläft zu wenig, obwohl ausreichend Gelegenheit für Schlaf besteht. 
  • Der fehlende Schlaf beruht nicht auf einer begleitenden Erkrankung, der Einnahme von Medikamenten oder dem Konsum von Drogen.

Auch die Insomnie ist in Deutschland nicht selten. Immerhin sollen 6% der Erwachsenen darunter leiden, das sind ungefähr 4,2 Millionen Menschen.

Schlafmangel und Schlafstörungen beeinflussen nicht nur die Lebensqualität. Sie können erhebliche Folgen für die Gesundheit haben. In zahlreichen Studien wurde gezeigt, dass ein Zusammenhang mit Übergewicht, Diabetes, Depressionen, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Schlaganfall besteht. Zudem gibt es Hinweise, dass zu wenig Schlaf mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden ist.

Hinweis: Frauen leiden häufiger unter Schlafstörungen als Männer. Das liegt unter anderem an biologischen Unterschieden. Der Schlaf von Frauen ist störanfälliger, d.h. sie wachen durch äußere Reize leichter auf. Zudem sind sie stärker von hormonellen Schwankungen betroffen.

Auf der Suche nach möglichen Ursachen

Schlafstörungen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener äußerer und innerer Faktoren. Fachleute gehen davon aus, dass es eine genetische Veranlagung gibt. Leiden direkte Verwandte an einer Insomnie, steigt die eigene Erkrankungswahrscheinlichkeit um 40%.

Die angeborene Anfälligkeit verändert neurobiologische Prozesse. So sind z. B. gleichzeitig wach- und schlaffördernde Bereiche im Gehirn aktiv. Verschiedene Faktoren beeinflussen diese Vorgänge zusätzlich. Dazu gehören einerseits stressige Ereignisse, aber auch ein erhöhtes Alter und Begleiterkrankungen.

Die veränderten neurobiologischen Prozesse werden dann durch Grübeln, vermehrte Sorge um den Schlaf und die fehlende Erholung weiter verstärkt. Es kommt zu einem Teufelskreis, in dem sich die Schlafstörung selbstständig macht und im schlimmsten Fall zur krankhaften Insomnie wird.

Wichtige Auslöser für Schlafstörungen sind zudem psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Demenz. Manche Schlafstörungen haben auch eine körperliche Ursache. Sie werden organisch bedingte Schlafstörungen genannt und kommen z. B. beim Restless-Legs-Syndrom und beim Schlaf-Apnoe-Syndrom vor. Zudem stören viele chronische Erkrankungen den Schlaf, so z. B. Krebserkrankungen, chronische Herz- oder Nierenerkrankungen und die Multiple Sklerose.

Hinweis: Ein Risikofaktor für Schlafstörungen ist das Alter. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Schlafkontrollsysteme im Gehirn dann weniger gut funktionieren. Zusätzlich spielen auch die im Alter häufigeren Begleiterkrankungen eine Rolle.

Vom Schlaftagebuch bis zum Schlaflabor

Bei ausgeprägten Schlafstörungen sollten Betroffene immer in die Arztpraxis gehen. Dies ist wichtig, um mögliche Ursachen aufzuspüren, schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen und eine gezielte Behandlung einzuleiten.

Basis der Untersuchung ist die Anamnese, also die Erhebung der Krankengeschichte. Die Ärzt*in fragt nach Art und Ausmaß der Schlafprobleme und ob der Schlafmangel die Tagesaktivität beeinträchtigt. Entscheidend ist dabei das subjektive Befinden der Betroffenen.

Empfehlenswert ist ein Schlaftagebuch, in dem morgens und abends kurze Protokolle zum Schlaf und zum Tag notiert werden. Es sollte über 7 bis 14 Tage hinweg geführt werden. Oft verwendet die Ärzt*in auch Fragebogentests, um den Schweregrad der Schlafstörung zu erfassen. Ein häufig eingesetztes Tool ist die Regensburg Insomnia Scale, die mithilfe von 10 Fragen emotionale und verhaltensbezogene Beschwerden wie Grübeln, Schlafangst und beeinträchtigte Tagesform erfasst.

Technische Untersuchungen sind bei der Diagnose einer Insomnie nur selten erforderlich. Die Messung der Aktivitäts- und Ruhephasen mittels Bewegungsmessern (Aktigraphie) kann Schlafenszeiten über längere Zeiträume erfassen, gilt aber als ungenauer als die Polysomnographie (siehe unten). Inzwischen ist auch bei vielen Smartwatches ein Bewegungsmesser integriert. Ein Nutzen für die Diagnose und die Verlaufsbeobachtung von Schlafstörungen ist für diese Applikationen ebenfalls nicht hinreichend belegt.

Anders sieht das mit der Polysomnographie im Schlaflabor aus. Diese aufwändige Methode ermöglicht es, Insomnien gut darzustellen, aber vor allem auch begleitende oder verursachende Störungen zu identifizieren. Eingesetzt wird das Verfahren, wenn sich eine Insomnie trotz Behandlung nicht bessert oder z. B. der Verdacht auf eine Schlafapnoe oder ein Restless-Legs-Syndrom besteht.

Bei der Diagnostik von Schlafstörungen müssen immer die Erkrankungen ausgeschlossen werden, die eine Insomnie auslösen oder verstärken können. Je nach Verdacht kommen dann Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren, EKG, EEG oder andere Methoden zum Einsatz.

Ganz wichtig ist auch die Frage nach Medikamenten, Alkohol- oder Drogenkonsum. Denn es gibt eine Vielzahl von Substanzen, die den Schlaf stören können. Dazu gehören neben Alkohol, stimulierenden Genussmitteln und illegalen Drogen (Koffein, Amphetamin) u.a. vor allem folgende Arzneimittel:

  • Antidementiva wie Piracetam
  • antriebssteigernde Antidepressiva wie manche SSRI 
  • Blutdruckmedikamente und Diuretika (harntreibende Medikamente) 
  • Asthmamedikamente wie Beta-Sympathomimetika 
  • Hormonpräparate, insbesondere Kortison und Thyroxin

Die Basis für einen guten Schlaf

Viele Regeln für einen guten Schlaf liegen auf der Hand. Die Leitlinien empfehlen, nach dem Mittagessen keine koffeinhaltigen Getränke zu konsumieren und auf Alkohol zu verzichten. Vor dem Zu-Bett-Gehen zu vermeiden sind 

schwere Mahlzeiten 

geistig und körperlich aktivierende Tätigkeiten wie aufregende Filme, schwierige Lektüre oder anstrengender Sport sowie 

helles, aktivierendes Licht.

Hilfreich sind dagegen ein persönliches Einschlafritual und ein ruhiges, kühles und dunkles Schlafzimmer. Ganz wichtig: nachts nicht auf den Wecker oder die Armbanduhr schauen. Der Blick auf die Uhr löst oft Gedanken wie „Noch so wenig Zeit zum Schlafen“ aus und verstärkt dadurch den inneren Druck.

Wenn die genannten Basismaßnahmen den Schlaf nicht verbessern, empfehlen Expert*innen zunächst Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Dazu gehören neben Verfahren zur Entspannung die Stimuluskontrolle, die Schlafrestriktion und kognitive Techniken.

Zu den häufig eingesetzten Entspannungsmethoden gehören die progressive Muskelrelaxation, Phantasiereisen und Achtsamkeitsübungen. Sie alle können dabei helfen, den Schlaf anzustoßen.

Die sogenannten Stimuluskontrolle beruht darauf, dass sich viele Patient*innen im Verlauf ihrer Schlafprobleme selbst klassisch konditioniert haben. Das bedeutet, dass ihr Unterbewusstsein die Schlafumgebung automatisch mit dem Wachsein verknüpft. Ziel der Stimuluskontrolle ist, diese Verknüpfung wieder zu löschen, indem so wenig Zeit wie möglich wach im Bett verbracht wird. Die Instruktionen lauten folgendermaßen: 

  • Nur zu Bett gehen, wenn man müde ist.
  • Das Bett nur zum Schlafen und für Sex benutzen. Nicht darin Lesen, Trinken, Rauchen oder Fernsehen.
  • Ist man nach 15 Minuten nicht eingeschlafen, wieder aufstehen und einer angenehmen Tätigkeit nachgehen. Dann erst wieder ins Bett, wenn man müde ist. Kann man immer noch nicht einschlafen, den Vorgang wiederholen. 
  • Jeden Morgen zur gleichen Zeit aufstehen.
  • Tagsüber nicht hinlegen.

Auch die Bettzeitrestriktion kann den Schlaf verbessern. Die Idee dabei ist, durch den verkürzten Schlaf und die verlängerte Tagesaktivität den Schlafdruck zu erhöhen. Dadurch soll der Anteil des Tiefschlafs steigen und das Ein- und Durchschlafen verbessert werden. Ist dies gelungen, kann die Schlafenszeit wieder ausgedehnt werden. Für die Bettzeitrestriktion wird zunächst mittels Tagebuch über sieben Tage hinweg die durchschnittliche Schlafdauer ermittelt. Diese legt man anschließend für eine Woche als Bettzeit fest (allerdings nie weniger als 4,5 h). Je nachdem, wie sich dadurch die Schlafdauer verändert, wird die Bettzeit entsprechend angepasst.

Mittels Verhaltenstherapie können Betroffene auch kognitive Techniken zur Verbesserung des Schlafs erlernen. Diese zielen insbesondere auf das Grübeln ab. Eine Methode ist der Gedankenstuhl. Dabei setzt man sich einige Zeit vor dem Zubettgehen für 15 bis 20 Minuten auf einen Stuhl, um bewusst und zielorientiert über Probleme und Sorgen nachzudenken. Steht man danach auf, sollten die Gedanken auf dem Stuhl zurückbleiben und nicht mit ins Bett genommen werden. Eine andere Technik ist das Hinterfragen nutzloser Überzeugungen im sokratischen Dialog, also anhand kritischer Fragen. Manche Therapeut*innen empfehlen auch die „paradoxe Intention“. Nach dieser Methode der Psychotherapie soll man das, wovor man Angst hat, übertreiben. Das hilft oft, entspannter zu werden. Die Betroffenen sollen demnach im Bett so lange wie möglich wach bleiben, damit sich der Schlaf leichter einstellt.

Tipp: Apps oder bestimmte Musik können beim Einschlafen helfen. So z. B. das achtstündige, vom Komponisten Max Richter und Neurowissenschaftlern entwickelte Werk „Sleep“. Manche Menschen bevorzugen Apps mit Naturgeräuschen oder Herzschlag, um das Einschlafen zu fördern.

Wann kommen Medikamente ins Spiel? Reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, gibt es gegen die Schlafstörungen auch Medikamente. Sie alle dürfen nur nach ärztlicher Verordnung und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden, da Nebenwirkungen, Abhängigkeit und Rebound-Phänomene drohen. Letzteres bedeutet, dass nach dem Absetzen der Schlafmittel die ursprünglichen Schlafstörungen verstärkt zurückkehren.

Benzodiazepine sind für die Kurzzeittherapie (unter vier Wochen!) geeignet. Als Nebenwirkungen drohen Benommenheit, Sturzgefahr, Gedächtnisstörungen und Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, außerdem können sie den Atemantrieb dämpfen. Die Risiken sind insbesondere bei älteren Menschen erhöht. Weil Benzodiazepine schnell abhängig machen, darf man sie nur kurzzeitig einnehmen.

Z-Substanzen wie Zolpidem oder Zopiclon binden wie Benzodiazepine an den Benzodiazepinrezeptor im Gehirn und wirken daher ähnlich. Sie sind schnell wirksam, dürfen aber ebenfalls nur maximal vier Wochen eingesetzt werden. Bei ihnen kommt es zu ähnlichen Nebenwirkungen wie bei den Benzodiazepinen, zusätzlich sind Geschmacksstörungen und Schlafwandeln möglich. Von einer Langzeittherapie mit Z-Substanzen raten die Leitlinien ebenfalls ab.

Auch sedierende Antidepressiva werden häufig gegen Schlafstörungen verordnet. Ob die gegen Depressionen zugelassenen Medikamente auch bei Insomnie helfen, ist allerdings noch nicht sicher nachgewiesen. Doxepin und Trazodon scheinen zu helfen, haben aber Nebenwirkungen. Typisch sind Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Tagesmüdigkeit und, vor allem bei Älteren, Verwirrtheit. Für die Langzeitbehandlung werden sie nicht empfohlen, es sei denn, die Schlafstörungen stehen im Zusammenhang mit einer behandlungsbedürftigen Depression.

Melatonin ist für die Kurzzeitbehandlung bei Patient*innen über 55 Jahren zugelassen. Die stärksten Effekte zeigen sich auf die Einschlaflatenz, d.h. auf die Dauer bis zum Einschlafen. Mögliche unerwünschte Wirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Aufgrund noch fehlender Daten wird Melatonin von vielen Expert*innen nicht für die Langzeitbehandlung empfohlen. Melatoninhaltige Präparate sollten ausschließlich in der Apotheke und nicht im Internet erworben werden. Nur so ist gewährleistet, dass die Produkte kontrolliert und geprüft sind und kein Gesundheitsrisiko darstellen.

Orexin-Rezeptor-Antagonisten sind neu auf dem Markt, der erste Vertreter wurde 2022 in Deutschland zugelassen. Sie fördern den Schlaf und verringern die subjektiv empfundene Tagesschläfrigkeit. Unklar ist, wie sie auf Ein- und Durchschlafprobleme wirken. Sie sollen langfristig verträglich sein, als Nebenwirkung wird u.a. Kopfschmerzen genannt. Angesichts der noch fehlenden Langzeitdaten sind die Leitlinien zurückhaltend mit ihrer Empfehlung.

Vor allem bei alten Menschen werden zur Behandlung von Schlafstörungen auch Antipsychotika wie Melperon und Pipamperon angewendet. Gute Studien liegen jedoch nicht vor, weshalb davon eher abgeraten wird. Ähnlich sieht es aus mit sedierenden, oft rezeptfrei erhältlichen Antihistaminika (Diphenhydramin, Doxylamin). Aufgrund der geringen Effektivität und der schnellen Toleranzentwicklung sieht die Leitlinie auch für sie keinen generellen Platz in der Insomniebehandlung.

Pflanzliches, Bewegung und Licht

Auch aus dem Bereich der Pflanzenmedizin stammen einige Präparate, die gegen Schlafstörungen helfen sollen. Laut derzeitiger Datenlage ist die Wirkung allerdings nicht klar belegt. Einige Studien zu Baldrian, Hopfen, Passionsblume und Melisse zeigen zwar zum Teil positive Effekte bei leichten bis mittleren Schlafstörungen. Die Qualität der meisten Untersuchungen und damit ihre Aussagekraft ist allerdings gering.

Die aktuelle deutsche Leitlinie zur Behandlung der Insomnie rät deshalb von pflanzlichen Präparaten ab. Etwas anders sieht das die European Medicines Agency EMA: Sie bewertet Baldrian als „bewährt“ und Passionsblume als „traditionell“. Dies anerkennt die jahrzehntelange sichere Anwendung, bedeutet aber ebenfalls nicht, dass eine fundierte wissenschaftliche Wirkung nachgewiesen ist.

Effektiver als die Pflanzenmedizin scheinen laut Expert*innen drei weitere nichtmedizinische Methoden zu sein: 

  • Bewegungstherapie: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Schlafqualität, weil sie den Schlaf-Wach-Rhythmus stärkt, Stress abbaut und die Produktion schlaffördernder Hormone wie Melatonin unterstützt. Intensiv bewegen sollte man sich aber nur bis 4 bis 8 Stunden vor dem Schlafengehen, da sich sonst das Einschlafen verzögern kann.
  • Lichttherapie: Sie hilft bei Schlafstörungen, indem sie die innere Uhr (den zirkadianen Rhythmus) steuert und so das Einschlafen und Aufwachen reguliert. Dabei wird der Körper morgens durch helles künstliches Licht angeregt, die Melatoninproduktion zu kontrollieren. Die Methode wirkt besonders unterstützend bei Jetlag, Schichtarbeit und saisonalen Schlafproblemen.
  • Künstlerische Therapien: Musiktherapie, therapeutisches Malen oder Tanztherapie fördern die Entspannung, vermindern Stress und emotionale Spannungen und können dadurch indirekt das Einschlafen erleichtern. Sie werden deshalb oft ergänzend zu anderen Behandlungen empfohlen.

Hinweis: Methoden gegen Schlafstörungen gibt es unzählige. Viele der angebotenen Optionen sind jedoch nicht effektiv. Abgeraten wird in den aktuellen Leitlinien z. B. davon, Insomnien mit Aromatherapie, Akupunktur, Fußreflexzonenmassage oder Homöopathie zu behandeln.

Quellen: Leitlinie „Insomnie bei Erwachsenen“ - Update 2025, (AWMF-Registernummer 063-003), Version 2.0,

Robert Koch-Institut

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Stockbroker RF